RKB Solidarität

RKB Solidarität
Logo des RKB „Solidarität“ Deutschland 1896 e.V.

Der Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität“ Deutschland 1896 e.V. ist ein deutscher Sportverband. Seine Mitgliedsvereine betreiben vor allem Hallenradsport (Kunstradfahren, Radball, Radpolo), Motorsport und Rollsport, auch Radwandern, BMX und Breitensport.

Postkarte des Arbeiter-Radfahrer-Bundes Solidarität aus dem Jahre 1906 (Privatbesitz N-Luffy; 52223 Stolberg)

Der RKB wurde 1896 als „Arbeiter-Radfahrerbund Solidarität“ in Chemnitz gegründet, 1907 verlegte der Verein seinen Hauptsitz nach Offenbach am Main. In der Weimarer Republik war der ARB mit mehreren hunderttausend Mitgliedern der größte Radsportverband der Welt. Der Name Solidarität sollte bereits ausdrücken, dass sich dieser Bund als Teil der Arbeiterbewegung verstand und versteht. Neben den sportlichen Aktivitäten des Bundes sollten stets auch das „Miteinander und Füreinander einstehen“ Basis des Vereinslebens sein.

Die Industrialisierung gegen Ende der Kaiserzeit und die zeitgleich stattfindende Organisation der Arbeiterschaft in Arbeitervereinen führte vor dem Ersten Weltkrieg zu einem ersten Höhepunkt in den Mitgliederzahlen. Die durch den Krieg bedingten Einbrüche im Mitgliederbestand und das faktische Ende des Vereinsleben wurden schnell überwunden. In der Weimarer Republik entfaltete sich die „Solidarität“ zu ihrer größten Blüte.

1912 gründetet der Arbeiter-Radfahrerbund Solidarität in Offenbach die genossenschaftlich organisierte Fahrradfabrik Frischauf.

Nach dem Verbot durch die Nationalsozialisten und dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verband im April 1949 (wenn auch nur für Westdeutschland) wiedergegründet.

Zum RKB gehört seit 1954 die Solidaritätsjugend Deutschlands im RKB (kurz: Solijugend oder Soli) als eigenständige Jugendorganisation. Heute hat die Solijugend rund 30.000 Mitglieder.

1963 wurden das Wort „Arbeiter“ aus dem Namen gestrichen. Bis Anfang der 1960er-Jahre gelang es dem Bund wieder, einen erheblichen Mitgliederbestand aufzubauen. Dann führten organisatorische und rechtliche Streitigkeiten mit dem DSB (Deutscher Sportbund) und dem BDR (Bund Deutscher Radfahrer) zu einem deutlichen Mitgliederschwund. Der DSB sperrte sich gegen eine Aufnahme des RKB Solidarität. Auch die Beziehungen zum Fachverband BDR gestalteten sich zunehmend schwierig. Zwar gab es seit 1958 eine Arbeitsgemeinschaft, die den Mitgliedern beider Verbände die Teilnahme an gemeinsamen Wettkämpfen ermöglichen sollte, jedoch blieben die Mitglieder der "Solidarität" von der Teilnahme in einigen Disziplinen, vor allem im wichtigen Straßenrennsport, ausgeschlossen.

Den Rechtsstreit mit dem DSB gewann die „Solidarität“ zwar durch eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes, die den DSB zwang, den RKB „Solidarität“ als gleichberechtigten Mitgliedsverband aufzunehmen, faktisch war sie aber der Verlierer: Ihre Bedeutung ging seither immer weiter zurück.

Hintergrund dieser Probleme: Der Ost-West-Konflikt warf seine Schatten auch auf den Sport. Der RKB „Solidarität“ galt wegen seiner Geschichte und zahlreicher Kontakte zu Sportorganisationen im Ostblock als „ideologisch verdächtig“ und sollte, so die Absicht, die ganz offensichtlich hinter dem organisatorischen Geplänkel steckte, ausgegrenzt und, wenn möglich, beseitigt werden.

1990 erfolgte die Vereinigung des RKBS (DDR) mit den RKBS (BRD) zum Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität“ Deutschland 1896 e.V.

Der RKB ist Mitglied in der „Confédération Sportive Internationale du Travail“ (CSIT), dem internationalen Verband des Arbeitersports, im Deutschen Sportbund als „Verband mit besonderer Aufgabenstellung“, und im DMV, dem Deutschen Motorsportverband.

Der Sitz des Verbands ist Offenbach am Main. Hier befindet sich auch die Bundesgeschäftsstelle und die Jugendbildungsstätte des Verbandes, der aktuell (2006) ca. 40.000 Mitglieder hat.

Geschichte

  • 1896: als „Arbeiter- und Radfahrerbund Solidarität“ gegründet, betreibt aber noch vor dem Ersten Weltkrieg auch Motorsport (zunächst mit Motorrädern), was der Auslöser für die spätere Umbenennung war.
  • 1912: 150.000 Mitglieder
  • 1923: 200.000 Mitglieder
  • 1932: Größter Radsportverband der Welt; 400.000 Mitglieder
  • 1933: Zwangsauflösung und Beschlagnahmung des Vermögens (u.a. eine Fahrradfabrik)
  • ab 1945: Neugründung einzelner Ortsvereine
  • 1948: Neugründung des Bundes
  • 1952: Wieder 50.000 Mitglieder
  • 1954: Gründung der Solidaritätsjugend Deutschlands, der eigenständigen Jugendorganisation des RKB
  • 1955: Aufnahme in den DSB und BDR beantragt
  • 1958: Arbeitsgemeinschaft mit dem BDR zur Durchführung gemeinsamer Wettkämpfe
  • 1961: Erstmals gemeinsame Meisterschaft mit dem BDR im Hallenradsport
  • 1962: Arbeitsgemeinschaft wird durch den BDR gekündigt
  • 1964: Umbenennung in Rad- und- Kraftfahrerbund „Solidarität“ Deutschland 1896
  • 1977: Nach Beschluss des Bundesgerichtshofs wird der RKB in den DSB aufgenommen
  • 1990: Vereinigung des RKBS (DDR) mit den RKBS (BRD)
  • 1996: 100-Jahrfeier des RKB Solidarität
  • 2004: 50-Jahrfeier der Solidaritätsjugend Deutschlands im RKB.

Weblinks


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