- Radio-Vertrieb Fürth
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Grundig AG Unternehmensform Aktiengesellschaft Gründung 1930 Unternehmenssitz Fürth, Nürnberg Website Die Grundig AG war ein vom Radiohändler Max Grundig gegründetes deutsches Unternehmen für Unterhaltungselektronik mit Sitz in Fürth und später Nürnberg. Es wurde zu einem Symbol des westdeutschen Wirtschaftswunders und galt lange Zeit als sogenanntes Traditionsunternehmen. Im April 2003 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden.
Teile des früheren Geschäftsbetriebes agieren rechtlich unabhängig und selbstständig. Die Bezeichnung Grundig wird dabei sowohl als Firmenname als auch als Produktmarkenbezeichnung verwendet.
Zu den Kernprodukten der Grundig AG gehörten Geräte der Unterhaltungselektronik (z. B. Radios, Fernseher, Tonbandgeräte, Videorecorder, HiFi-Anlagen), Videoüberwachungs- und Einbruchmeldeanlagen (Sicherheitstechnik), Messtechnik, Autoradios, Satelliten-Receiver, usw., später auch Klein-Elektrogeräte (z. B. Rasierer, Haarschneidemaschinen, Haartrockner) und Büroelektronik (z. B. Diktiergeräte).
Geschichte
Die Geschichte des Konzerns begann 1930 in Fürth mit der Gründung des Radio-Vertrieb Fürth, Grundig & Wurzer (RVF). Nach Kriegsende 1945 erkannte Max Grundig den Absatzmarkt für Radios und leitete die Produktion des Gerätebausatzes „Heinzelmann“ ein. 1947 wurde der Grundstein für ein Fabrik- und Verwaltungsgebäude an der Fürther Kurgartenstraße gelegt, das schon nach kurzer Bauzeit als Hauptfertigungsstandort fungierte. Ein sichtbares Zeichen für die Verbindung mit der Stadt Fürth war die Aufnahme des Fürther Wappens mit dem Kleeblatt in das Firmenlogo. 1951 wurden die ersten Fernsehempfänger in einer neuen Fabrikhalle gefertigt - der Standort und das Unternehmen wuchsen rasant. Grundig war zu dieser Zeit Europas größter Rundfunkgerätehersteller. Unternehmen aus Nürnberg, Frankfurt am Main und Karlsruhe wurden aufgekauft, darunter die Adlerwerke und Triumph. Beide Werke fusionierten 1956 zur Triumph-Adler AG und produzierten seither nur noch Büromaschinen, jedoch nicht unter der Bezeichnung Grundig, sondern mit eigenen Namen. 1960 entstand das erste Grundig Werk im Ausland - in Belfast (Nordirland) wurden Tonbandgeräte gefertigt. 1965 folgte eine Fabrik für Autoradios in Braga (Portugal). Auch auf der Fürther Hardhöhe und in Nürnberg-Langwasser entstanden neue Fertigungshallen. 1968 verkaufte die Grundig-Werke GmbH die Triumph-Adler AG an einen US-amerikanischen Konzern und wurde ab 1972 als Grundig AG weitergeführt.
Zu Beginn der 1980er Jahre brach der Umsatz der Grundig AG erstmals ein. Die Gründe dafür waren vielfältig. Zudem kam zu dieser Zeit vermehrt japanische Unterhaltungselektronik auf die europäischen Märkte. 1983 lag die Beteiligung des niederländischen Elektrokonzerns Philips an der Grundig AG bei 24,5 Prozent. Im Dezember 1983 meldete die Geschäftsführung einen Gruppenumsatz von 3,06 Milliarden DM. Der an die Max-Grundig-Stiftung abgeführte Gewinn betrug 44 Millionen DM. Im April 1984 erhöhte der Philips-Konzern seine Beteiligung auf 31,6 Prozent und übernahm die Leitung der Grundig AG. Der bisherige Geschäftsführer und Firmengründer Max Grundig schied aus der Unternehmensführung aus. Im April 1984 billigte das Bundeskartellamt die Fusion zwischen Philips und Grundig unter der Bedingung, dass Grundig seinen Diktiergerätevertrieb verkaufen musste.
Der Philips-Konzern gab 1998 aufgrund unbefriedigender Entwicklung des Unternehmens Grundig an ein bayerisches Konsortium unter Führung von Anton Kathrein (persönlich haftender Gesellschafter der Kathrein Werke KG) ab. Ende Juni 2000 wurde der Firmensitz von Fürth in das benachbarte Nürnberg verlegt. Das Unternehmen erwirtschaftete 2001 einen Umsatz in Höhe von 1,281 Milliarden Euro, machte dabei jedoch 150 Millionen Euro Verlust. Die Banken verlängerten daher im Herbst 2002 die Kreditlinien nicht mehr, und der Grundig-Konzern musste Mitte April 2003 Insolvenz anmelden.
Ende der 1980er Jahre hatte die Grundig AG noch über 28.000 Beschäftigte. Im Jahr 2003 waren im Unternehmen nur noch rund 3.500 Mitarbeiter angestellt. Die hohen Pensionsbelastungen stellten bei den Verhandlungen um einen potentiellen Investor ein entscheidendes Problem dar.
Anteilseigner an der Grundig AG waren die BEB (Bayerische Elektronik-Beteiligungs GmbH & Co. KG), bestehend aus Kathrein, Bayerische Landesbank Girozentrale, Bayerischer Sparkassen- und Giroverband, HypoVereinsbank AG und der Bayerischen Landesbank für Aufbaufinanzierung.
Im Januar 2004 wurde der Bereich Home Intermedia System (HIS) der Grundig AG vom türkischen Elektronikhersteller Beko Elektronik und dem britischen Unternehmen Alba Radio zu einem Kaufpreis von rund 80 Millionen Euro übernommen und heißt in Folge Grundig Intermedia.
Der Bereich Bürogeräte wird von der jetzt selbständigen Grundig Business Systems weitergeführt.
Der ehemalige Geschäftsbereich Grundig Car InterMedia System wurde am 17. November 2003 von der Delphi Corporation übernommen. Neben den Bereichen Autoradio zählen auch OnBoard-Units für Mauterfassungssysteme zum Produktspektrum (Toll Collect).
Zum 1. Mai 2004 wurde die Grundig SAT Systems (GSS) GmbH als Management-Buy-out gegründet. Sie übernimmt die Tätigkeiten des ehemaligen Grundig-Bereichs „Kopfstationen und Satelliten-Systeme“.
Die Produktion der Grundig Intermedia erfolgt seitdem in Istanbul über den Eigentümer Beko Elektronik und zum Teil auch in Asien über Fremdfirmen. Im Oktober 2006 und Januar 2007 werden zwei eigene Fertigungslinien für LCD-Fernseher der Marke Grundig bei Beko Elektronik in Istanbul in Betrieb genommen.
Zum 18. Dezember 2007 übernahm die türkische Koç Holding Tochter Beko Elektronik auch die 50% der Anteile von Alba Radio an der Grundig Multimedia B.V., der Mutterfirma der in Nürnberg ansässigen Grundig Intermedia. In Folge benennt sich Beko Elektronik im April 2008 um in Grundig Elektronik. Die Grundig Intermedia in Nürnberg bleibt eine Tochter dieses Unternehmens.
Nach dem Versuch mit Produkten, die „designed and developed in Germany“ sind, wieder eine führende Marke in Deutschland und Europa zu werden, wird zum Jahresende 2008 die Entwicklung in Nürnberg geschlossen und bei Grundig Elektronik in Istanbul werden weitere 450 Beschäftigte entlassen. Der in Nürnberg verbliebene Rest der Grundig Intermedia GmbH wird sich auf den Vertrieb der von der Grundig Elektronik AS entwickelten und gefertigten Geräte des mittleren und niedrigen Preissegments im deutschsprachigen Raum konzentrieren.
Literatur
- Alexander Mayer: Grundig und das Wirtschaftswunder. Reihe Arbeitwelten, Erfurt 2008, ISBN 978-3-86680-305-3
Weblinks
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