Auskolkung

Auskolkung

Das Wort Kolk, regional auch Kulk, bezeichnet kleine Vertiefungen (so genannte Auskolkungen) am Grund strömender Gewässer, sowie kleine Seen. Der Begriff wird überwiegend im ursprünglich niederdeutschen Sprachraum verwendet und überschneidet sich in der Bedeutung mit Gumpe, das eher im oberdeutschen Sprachraum verbreitet ist und sich vorwiegend auf Sturzbäche und Wasserfälle bezieht.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen und Typen

An der Sohle strömender Gewässer

Schema einer Auskolkung in der Gewässersohle

Ein Kolk (auch Strudelloch oder Strudeltopf genannt) ist eine Erosionserscheinung in einem Flussbett in Form einer Vertiefung in der Fließgewässersohle oder der Uferwand. Kolke entstehen meist in Festgestein durch die Fluvialdynamik des Wasserlaufs. Mitgeführter Sand und Gesteinsbruchstücke schleifen die Gewässersohle ab, wodurch der Fluss das Gestein erodiert. Durch Strudel und Wasserwalzen bilden sich trichter- oder kesselförmige Vertiefungen. Die auskolkende Tätigkeit des fließenden Wassers heißt Evorsion, die Initialform eines Kolks Strudelnische.

Kolke bilden sich auch im Brandungsbereich an Kliffküsten sowie durch Schmelzwässer von Gletschern (siehe Gletschermühle und Gletschertopf). [1][2]

In Mooren

Als Kolk wird auch eine inmitten eines Regenmoores oder Kesselmoores liegende Wasseransammlung bezeichnet, die auch Moorauge genannt wird. Hochmoorkolke sind meistens durch die versauernde Wirkung des Torfmooses sekundär entstanden. Ihre Ufervegetation unterscheidet sich von anderen Strukturen des Moores und ist auf einer mehr oder weniger mächtigen Torfschicht entstanden. [3][1] Hiervon zu unterscheiden sind die kleineren Schlenken.

Hinter Deichen

Kolk durch einen historischen Deichbruch des Norderalten-Deich bei Minsen

Kolke entstehen durch Ausspülungen nach einem Deichbruch; an der Küste bei Sturmfluten (dort wegen des Meerwasseranteils auch Brack genannt), an Flüssen durch Hochwasserereignisse. Die dabei entstandenen Kolke können große Tiefen aufweisen.

An Unterwasserbauwerken

Kolke bilden sich ebenfalls bei Unterwassergründungen von Offshorebauwerken, sofern sie am Meeresboden verankert sind und eine Strömung auftritt. Vor allem in flachen Gewässern in Küstennähe, wie bei Windkraftanlagen, tritt Kolkbildung auf. Dies wird im Rahmen der Bauplanung und bei der Baudurchführung entsprechend berücksichtigt. Bei Brückenbauwerken über Flüsse sowie über Meeresengstellen können sich Kolke bilden und das Fundament schwächen.

Geographische Einzelobjekte

Deichkolke

Kolk der Weihnachtsflut 1717 in Horumersiel mit Erklärungstafel rechts

Der Larrelter Kolk bei Emden entstand bei der Weihnachtsflut 1717, die den Deich auf großer Länge durchbrach. Die neu gebildete Wasserfläche hatte die Ausmaße von etwa 500 x 100 m und war 25 m tief. Trotz der Wiederherstellung des gebrochenen Deichs kam es 1721 erneut zu einem Deichbruch, der weitere Kolke von 15 bis 18 m Tiefe hinterließ. 1825 entstand bei der Februarflut nahe Emden ein Kolk von 31 m Tiefe, dessen Boden bis zu 5 km weiter ins Landesinnere geschwemmt wurde.

Gleichnamige Orte und Straßen

Blick in den Kolk: links die Stützmauer zum Petrikirchhof

Der Kolk ist in der historischen Altstadt von Lübeck eine kleine Querstraße zwischen den Rippenstraßen Holstenstraße und der Großen Petersgrube. Sie verläuft unmittelbar westlich des Lübecker Sanders, der an dieser Stelle am weitesten zur Trave vorragt und eine scharfe Kante von ca. sieben Metern Höhe zum Niederungsgebiet der Trave ausbildet, die durch eine backsteingotische Stützwand auf einem Fundament aus Granitquadersteinen abgefangen wird. Oben steht die Petrikirche umgeben von ihrem Kirchhof. Unter der Stützmauer befindet sich im Kolk das Theaterfigurenmuseum Lübeck.

Der nördliche Teil der Spandauer Altstadt in Berlin trägt die Bezeichnung Kolk. Auch eine dortige Straße trägt den Namen "Kolk".

In der östlichen Heidmark bei Walsrode liegt die Wüstung des Dorfes Kolk, das bis 1935 geräumt wurde.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Hartmut Leser: Diercke-Wörterbuch Allgemeine Geographie.
  2. Hans Murawski, Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. 10. Auflage, Enke Ferdinand, Stuttgart 1998, ISBN 3-432-84100-0.
  3. M. Succow, L. Jeschke: Moore in der Landschaft: Entstehung, Haushalt, Lebewelt, Verbreitung, Nutzung und Erhaltung der Moore. 1. Auflage. Thun, Frankfurt/Main 1990, ISBN 3-87144-954-7.

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