Auskopplung

Auskopplung

Der Begriff Single bezeichnet einen Tonträger, der im Gegensatz zu einem Album nur eines oder wenige Stücke eines Komponisten, eines Interpreten oder einer Musikgruppe enthält. Die Variante zwischen Album und Single heißt EP.

Die Single dient der Musikwirtschaft heute in erster Linie als Marketinginstrument zur Verkaufsförderung von Musikalben. Die erste Single-Auskopplung eines Albumtitels wird dabei im Allgemeinen vor dem Verkaufsstart des eigentlichen Albums veröffentlicht. Ist das Album erfolgreich, folgen meist noch weitere Auskopplungen. Neben der Single-Auskopplung des Albums enthalten die Tonträger in der Regel weiterhin Remixe des Titelstücks oder unveröffentlichtes Songmaterial, das nicht für das Album verwendet wurde. Singles gibt es als Vinylschallplatte oder als Compact Disc, wobei sich auf dem Massenmarkt im Zuge der Markteinführung der CD die Single-CD als alleiniges Single-Medium durchsetzte.

Inhaltsverzeichnis

Vinyl-Singles

7"-Single

Single-Schallplatte

Singles haben in ihrer ursprünglichen Form als Schallplatten abweichend von der Langspielplatte einen Durchmesser von 7" (Zoll, etwa 17,9 cm) und werden im Gegensatz zur Langspielplatte statt mit 33 1/3 mit 45 Umdrehungen pro Minute abgespielt. Das Mittelloch einer herkömmlichen Vinyl-Single ist größer als das einer LP, so dass zum Abspielen ein zusätzliches Adapterstück, der sogenannte Puck, notwendig ist (gilt nicht für in Großbritannien gepresste Singles; diese haben ein kleines Mittelloch wie LPs). Der Ursprung des Formats liegt im Battle of the Speeds genannten Formatkrieg zwischen Columbia Records und RCA Victor 1948/49; erst nach dessen Beilegung wurden Plattenspieler mit beiden Geschwindigkeiten und Mittelloch-Adaptern üblich, womit die Kompatibilitätslücke überbrückbar wurde. Diese Singles wurden später auch in Jukeboxen eingesetzt. Alternativ kann in das große Mittelloch der einzelnen Single ein sogenannter Stern eingeklemmt werden. Dies ermöglicht den Einsatz der Singles auf Plattenspielern mit Wechselfunktion. Heutige Singles, die vor allem noch im (Underground)Metal-, Punk- und Grindcore-Bereich sowie im Funk und Soul gepresst werden, verzichten oftmals auf das größere Mittelloch, oft auch aufgrund der Herstellungsweisen der Presswerke.

Eine Vinyl-Single hat wie andere Schallplatten in der Regel auch zwei bespielte Seiten, die A- und die B-Seite. Auf der A-Seite befindet sich der Haupttitel, auf der Rückseite wie oben beschrieben ein zusätzliches Stück bzw. ein Remix des Haupttitels. In seltenen Fällen war die B-Seite populärer als die A-Seite. Befinden sich auf einer Vinyl-Single zwei Musikstücke auf Vorder- und Rückseite, die beide in deren Titel genannt werden, dann spricht man auch von einer Doppel-A-Seite (Beispiel: Strawberry Fields Forever/Penny Lane von den Beatles).

Sonderformate

Die Gruppe Westworld veröffentlichte 1987 eine Single im 5,5"-Format (etwa 13 cm). Diese sogenannte Mini-Single besaß auf Grund ihrer Größe nur ein kleines Mittelloch und war mit jedem Schallplattenspieler mit 45 Umdrehungen pro Minute anspielbar.

Single-Formate mit erweiterter Spielzeit

10"-Single

Neben der herkömmlichen 7"-Single bestehen mit der 10"-Single und der 12"-Single weitere Vinylsingle-Formate. Aufgrund der begrenzten Spielzeit pro Seite und steigenden Titellängen wurde die 10"-Single (25 cm Durchmesser) mit erweiterter Laufzeit eingeführt. Dieses Format blieb neben der kompakteren, populären 7"-Single jedoch eher eine Spielerei.

Maxi-Single

Mit der Maxi- oder 12"-Single wurde Mitte der 1970er Jahre ein weiteres Single-Format auf den Markt gebracht. Das 12"-Format mit dem Durchmesser einer herkömmlichen Langspielplatte (30 cm), bietet eine nochmals erhöhte Spielzeit. Dabei existieren die beiden Abspielgeschwindigkeiten von 45 und 33 U/min.

Durch die im Vergleich zu herkömmlichen Singles und LPs wesentlich breitere Rille, die ein größeres Klangspektrum aufnehmen kann, wird eine höhere Grundlautstärke sowie ein deutlich besserer Dynamikumfang (ausgeprägtere Bässe und Höhen) erreicht. Diese 12"-Single, die die identische Aufnahme wie auf der 7"-Single enthält, wurde als „Super Sound Single“ angeboten. Die Entwicklung der 12"-Single ist im wesentlichen auf den Bedarf von langen, tanzbaren sogenannten Diskoversionen bekannter Hits für Diskotheken (heute nur noch Remix genannt) zurückzuführen. Außerdem bewirkt die höhere Grundlautstärke ein besseres Signal-Rausch-Verhältnis, so dass bei – in Diskotheken benötigter – höherer Abspiellautstärke die Klangqualität verbessert wurde.

Anfangs wurden 12"-Singles nur als Promotionkopien an DJs vertrieben. Die erste kommerzielle 12"-Single wurde 1976 mit „Ten Percent“ von Double Exposure auf dem New Yorker Discolabel Salsoul Records veröffentlicht.

Heutige Bedeutung von Vinyl-Singles

Herkömmliche Vinyl-Singles im 7"-Format sind auch heute noch zu finden. Besonders bei Hardcore, Reggae- und Dub-Veröffentlichungen erfreuen sie sich ungebrochener Beliebtheit. Auch 10"-Singles begegnet man hin und wieder bei Independent-Veröffentlichungen. Sie haben innerhalb der Sammlerszene und DJ-Kultur einen eher ideellen als materiellen Wert. Die klassische 12"-Maxi-Single wird im Hip-Hop und in der elektronischen Musik bis heute zahlreich verwendet und zählt in diesen Musikrichtungen zur Grundausstattung des DJs. Vinyl-Singles haben trotz ihrer eigentlich technischen Veraltung bis heute überlebt und verzeichnen in den oben genannten Bereichen wieder Wachstumsraten. Grund dafür ist unter anderem der Vinylbedarf von DJs.

CD-Single

3"-Single (Mini-CD)

Die Einführung der CD hat auch auf dem Single-Markt zu Veränderungen geführt. Als Nachfolgerin der Vinyl-Singles wurden Ende der 1980er Jahre die CD-Single und die CD-Maxi-Single eingeführt, anfangs in kleinen Auflagen und je nach Plattenfirma im 3"- (sogenannte Mini-CD) oder 5"-Format. Die allererste CD-Single in Deutschland war die Single „Keine Sterne in Athen (3-4-5 x in 1 Monat)“ von Stephan Remmler, die 1986 veröffentlicht wurde.

Das ursprünglich auch für Musik-Singles vorgesehene Mini-CD-Format (3"-Format), das weniger als ein Drittel des Speicherplatzes einer herkömmlichen CD aufweist, setzte sich nicht durch. Wesentliche Argumente dafür: Das Einsparpotenzial in den Kalkulationen der Plattenfirmen war aufgrund der vergleichbaren Produktionskosten verschwindend gering. Zumal bietet die Mini-CD im Gegensatz zur normalen CD noch weniger Präsentationsfläche für das für den Verkauf wichtige Cover. Auch für Presswerke war die Produktion von 3"-Singles nicht interessant, da 5"-Single und CD-Album technisch völlig identisch sind. Die Massenproduktion eines zweiten CD-Formates hätte sich negativ auf die Flexibilität der Fertigung (insbesondere durch die nötig werdenden Umrüstungen) und damit auf die Wirtschaftlichkeit einer Produktionsstrecke ausgewirkt. Ein weiterer Punkt war, dass anfangs nicht alle erhältlichen CD-Spieler das kleinere Format unterstützten und wie bei 7"-Vinyl-Singles Adapter nötig wurden. Auch heute noch können CD-Spieler, die nicht über eine Schublade, sondern über einen Einzugmechanismus verfügen (so z. B. praktisch alle Autoradios) die kleinen CDs nicht ohne Adapter abspielen.

Ab Beginn der 1990er Jahre führte die Musikindustrie auf dem damals als besonders finanzstark geltenden deutschen Markt die 5"-CD-Maxi im Slimcase (preislich entsprechend der 12"-Vinyl-Maxi) ein, die bis heute das Standardformat auf dem deutschen Single-Markt darstellt. Sie enthält im Gegensatz zur normalen Single (mit allgemein zwei Titeln) häufig drei oder vier Titel. Im europäischen Ausland hingegen setzte sich von Anfang an die ebenfalls 5" große CD-Single (preislich entsprechend der 7"-Vinylsingle) im Pappcover durch.

Die Entscheidung für das Maxi-Single-Format in Deutschland hatte Auswirkungen auf das Konsumverhalten: Wie schon zu Vinylzeiten waren Maxis insbesondere im Disco-Bereich interessant, so dass diese Musikrichtung in Deutschland überdurchschnittlich hohe Verkaufszahlen verbuchen konnte, während der Umsatz im Rock/Pop-Bereich stark zurückging. Die Rock/Pop-Konsumenten hatten nur wenig Interesse an meist unattraktiven oder gar qualitativ minderwertigen Remixen und B-Seiten. Das von der Musikindustrie gesetzte, kaum begründbare hohe Preisgefüge (mit damals bis zu zwölf DM etwa das Doppelte einer früheren Vinyl-Single) führte dazu, dass viele Kunden auf den Kauf von Maxi-Singles verzichteten und stattdessen gleich zum Album griffen. Seit Anfang der 1990er werden in den Single-Charts auch Airplay-Einsätze berücksichtigt, so dass weiterhin Rock- und Popmusik in den Charts vertreten ist. Diese Kompensierung des eigentlichen Käuferverhaltens wird insbesondere deswegen vorgenommen, weil die Single-Charts nach wie vor eine wesentlich höhere Bedeutung für die Musikvermarktung als die Album-Charts besitzen. Jedoch ist zu beobachten, dass Singles auf dem deutschen Markt schon lange nicht mehr ihre eigentliche Funktion erfüllen. Single-Erfolge und Albumverkäufe klaffen oft weit auseinander. Musiker, deren Alben sich sehr gut verkaufen, finden sich immer seltener auf vorderen Plätzen in den Single-Charts wieder.

Erst Anfang der 2000er Jahre reagierte die Musikindustrie auf den vermehrten Kundenwunsch, wieder CD-Singles zu günstigeren Preisen anzubieten. Gründe hierfür sind insbesondere der durch das MP3-Format ausgelöste erhöhte Preisdruck und die damit verbundenen stetig zurückgehenden CD-Verkäufe, die deutliche höhere Gewinnspannen versprechen. Die auf dem deutschen Markt als limitierte „2-Track-CD“ im Slimcase erscheinenden Tonträger sind von der Titelauswahl meist mit den im Ausland erhältlichen CD-Singles identisch. Die limitierte Stückzahl hat jedoch zur Folge, dass von einigen Titeln der aus Radio oder Fernsehen bekannte Single Mix nur kurze Zeit erhältlich ist (Beispiele hierfür waren unter anderem Produktionen von Pet Shop Boys („Miracles“, „Flamboyant“) oder Depeche Mode (Enjoy the Silence ’04“, „Precious“).

Dieser Schritt konnte den Einbruch des CD-Single-Marktes jedoch kaum verhindern. In einer Zeit, in der der Musikkonsument jeden Titel eines Albums einzeln als Audiodatei im Internet erwerben kann, besitzt die Single als Tonträger im Massenmarkt, abgesehen von der Bedeutung für Sammler, keine nennenswerte Attraktivität mehr. Heute reichen meist 5.000 wöchentliche Verkäufe in Deutschland, um obere Ränge der Top 10 der Single-Charts zu erreichen. Für die Top 100 reichen nach Angaben von Manfred Gillig-Degrave, Chefredakteur des Branchenmagazins Musikwoche „dreistellige Zahlen“. [1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Spiegel Online: Einfalltor für Chart-Manipulationen?

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