- Radziwill
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Radziwiłł [ɾadʒˈiviˌw] (auch Radziwill, Radzivil, litauisch Radvila) ist der Name eines litauischen, polnischen und preußischen Adelsgeschlechts, das ursprünglich zum litauischen Hochadel gehörte. Die weibliche Form des Namens lautet Radziwiłłowa. Die Radvila waren eines der ältesten und ausgezeichnetsten litauischen Fürstengeschlechter mit großen Besitzungen in Polen, Litauen und Preußen. Sie hatten auch viele politische Ämter in Litauen inne.
Auf dem Treffen von Horodło 1413 wurde Litauen als Großfürstentum bestätigt. 47 litauische Adelsfamilien erhielten das Recht, ein Wappen des polnischen Adels anzunehmen, dadurch diesem anzugehören. Das Bojarengeschlecht Radvila (genau genommen Nikolaus Ostikowicz-Radvila) wählte das Wappen Trąbi. 1477 gab sein Sohn Mikołaj II. der Familie endgültig den Namen in seiner polnischen Form Radziwiłł. 1515 erhielt Mikołaj Radziwiłł auf dem Wiener Fürstentag von Kaiser Maximilian I. die Reichsfürstenwürde für die gesamte Familie Radziwiłł. Von den ursprünglichen drei Linien des Familienclans besteht nach bisherigen Erkenntnissen nur noch eine, die Nachkommen von Mikołaj Czarny ("der Schwarze").
Inhaltsverzeichnis
Name
Dabei spielte die volksetymologische Anlehnung an polnisch radzi 'Räte-' sicher eine Rolle. Der Name wird aber etymologisch mit lit. radvila 'Findelkind' in Verbindung gebracht. Ein früher Beleg stammt aus dem Jahre 1432 als Родивилъ. Die Bezeichnung Findelkind bezieht sich auf die Legende der Herkunft und der Verwandtschaft mit dem Hause Witen (siehe Michael Casimir Radziwill: Icones Familize Duculis Radiviliane 1346–1758). Die Vorsilbe Radzi in vielen Namen, wie z.B. in Radzikau, Radzimanowski, um nur einige noch heute lebende Familien zu nennen, lässt eher vermuten, dass der Rang "königlicher Rat", der erst zur Zeit der Personalunion Litauen-Polen in Litauen eingeführt wurde, Bestandteil des Namens wurde.
Persönlichkeiten
- Albert Radziwiłł, Bischof von Luzk und von Wilna
- Mikołaj II. Radziwiłł (~1450–1508), 1482 Wojewode von Smolensk, 1488 Kastellan von Trakai, 1489 Wojewode von Nowogródek, 1491 Wojewode von Vilnius, Kanzler 1492
- Jan Mikołaj (1474–1522)
- Mikołaj Czarny Radziwiłł (1515–1565), genannt der Schwarze, Cousin von Rudy und Barbara, 1550 Kanzler, 1551 Wojewode von Vilnius
- Jerzy Radziwiłł (1556–1600), Kardinal
- Mikołaj Czarny Radziwiłł (1515–1565), genannt der Schwarze, Cousin von Rudy und Barbara, 1550 Kanzler, 1551 Wojewode von Vilnius
- Jerzy Herkules Radziwiłł (1480–1541), Großhetman von Litauen
- Mikołaj Rudy Radziwiłł (1512–1584), genannt der Rote, Großhetman von Litauen
- Barbara Radziwiłł (1520–1551), Schwester von Mikołaj Rudy, Tochter von Jerzy Wiktor Radziwiłł, Ehefrau Sigismunds II., Königin von Polen
- Jan Mikołaj (1474–1522)
- Janusz Radziwiłł (1612–1655), Großhetman von Litauen und Wojewode von Vilnius
- Bogusław Radziwiłł (1620–1669), litauischer Staatsmann
- Michael Kasimir Radziwiłł (1635–1680), Feldhetman von Litauen und Staatsmann
- Dominik Mikołaj Radziwiłł (1643–1697), Großkanzler von Litauen
- Anton Radziwiłł (1775–1833), polnischer und preußischer Politiker und Komponist, verheiratet mit Luise Friederike von Preußen (1770–1836)
- Wilhelm Fürst von Radziwill (1797–1870), preußischer General der Infanterie
- Anton von Radziwiłł (1833–1904), Generaladjutant Kaiser Wilhelms I., ∞ Marie von Radziwiłł, geborene de Castellane (1840–1915)
- Janus Prinz von Radziwill (1843–1923), Sohn von Wilhelm und Vetter von Edmund
- Elisa Radziwill (1803–1834), Tochter von Anton Radziwill, Jugendliebe von Kaiser Wilhelm I.
- Boguslaw Fürst von Radziwill (1809–1873), preuß. Major und Mitglied des Herrenhauses, Vater von Edmund (1842–1905) und Bruder von Wilhelm (1797–1870)
- Edmund Prinz von Radziwill (1842–1905), Vikar, Reichstagsabgeordneter und Benediktinermönch, Sohn von Boguslaw
- Ferdinand Fürst von Radziwill (1834-1926), Reichstagsabgeordneter, Vorsitzender der polnischen Fraktion und 1919 Alterspräsident des Sejm
- Janusz Radziwiłł (1880-1967), polnischer Politiker
- Wilhelm Fürst von Radziwill (1797–1870), preußischer General der Infanterie
- Franz Radziwiłł (1895–1983), Maler und Professor für Malerei
Siehe auch
- Ülker Radziwill (* 1966), deutsche Politikerin (SPD), Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin
Literatur
- Biographisch-Bilbiographisches Kirchenlexikon, Band VII., Verlag Traugott Bautz 1994
- Hellmann, Manfred: Grundzüge der Geschichte Litauens. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2. Auflage, 1976
- Meyer, Enno: Grundzüge der Geschichte Polens. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1977.
- Tadeusz Nowakowski: Die Radziwills. Die Geschichte einer großen europäischen Familie, dtv, München 1975
- Rowell, S.C.: Lithuania Ascending: a pagan empire within east-central Europe. 1295-1345. Cambridge University Press 1994
- Stökl, Günther (Hrsg.): Slavische Geschichtsschreiber, Band X. Josef Bujnoch: Polens Anfänge.
Weblinks
- Familie Radziwiłł (englisch)
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