- Rahmenhandlung
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Die Rahmenerzählung (Rahmenhandlung) war in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts sehr beliebt. Eine gute Übersicht über Rahmenerzählungen, die Sekundärliteratur darüber und ihre Theorie gibt das Buch von Andreas Jäggi „Die Rahmenerzählung im 19. Jahrhundert. Untersuchungen zur Technik und Funktion einer Sonderform der fingierten Wirklichkeitsaussage.“ Bern 1994. Darin findet sich eine genaue Definition der Rahmenerzählung, die sie von verwandten Formen, wie der Manuskriptfiktion, abgrenzt.
„Die Rahmenerzählung ist eine Sonderform des mehrschichtigen Erzählens. In ihrer einfachen Form zeigt sie sich als ein epischer Text mit einer charakteristischen, die Struktur der Erzählung dominierenden Zweischichtigkeit. Diese ist derart, dass die erste Textebene (der Rahmen) die zweite (die Binnenerzählung) umgibt oder ihr auch nur vorangestellt ist und eine mündliche Erzählsituation konstituiert, in der ein oder mehrere nicht mit dem Rahmenerzähler identische Erzähler einem oder mehreren Zuhörern ein oder mehrere vergangene Geschehen frei erzählen.“
Um auch der Rahmenerzählung mit mehrfachem Rahmen (auch Schachtelrahmenerzählung) gerecht zu werden, muss die Definition wie folgt erweitert werden:
Definition der Schachtelrahmenerzählung
„Die Zweischichtigkeit der einfachen Rahmenerzählung wird bei Rahmenerzählungen mit doppeltem Rahmen, auch Schachtelrahmenerzählungen genannt, zu einer Dreischichtigkeit ausgebaut, in der die zweite Textebene eine weitere mündliche Erzählsituation konstituiert und damit zum Rahmen einer Binnenerzählung zweiten Grades wird. Theoretisch ist der Ausbau der Mehrschichtigkeit nicht begrenzt, wodurch Binnenerzählungen x. Grades möglich werden.“
Zu den bekanntesten Rahmenerzählungen gehören Goethes „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (1795), Clemens Brentano: „Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl“ (1817), Franz Grillparzer: „Das Kloster bei Sendomir“ (1828) und „Der arme Spielmann“ (1847), Jeremias Gotthelf: „Die schwarze Spinne“ (1842), Ferdinand von Saar: „Innocens“ (1865), Gottfried Keller: „Züricher Novellen“ (1876-77), Conrad Ferdinand Meyer: „Der Heilige“ (1879) und „Die Hochzeit des Mönchs“ (1883/84), Theodor Storm: „Der Schimmelreiter“ (1888), E.T.A. Hoffmann „Das Fräulein von Scuderi“, Adalbert Stifter: „Kalkstein“ sowie Wilhelm Hauffs Märchenalmanach. Ein klassisches Beispiel aus dem Orient ist die Sammlung 1001 Nacht, mit Scheherazade als Hauptperson der Rahmenerzählung. Jan Potockis Roman „Die Handschrift von Saragossa“ (entstanden 1797-1815) ist eine bis zu sechs Erzählebenen gestufte Schachtelrahmenerzählung.
Siehe auch
- Epische Integration
- Schachtelgeschichte
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