Raphael Bonelli

Raphael Bonelli

Raphael M. Bonelli (* 10. September 1968 in Schärding, Österreich) ist ein österreichischer Psychiater und Neurologe, der freiberuflich als ärztlicher Psychotherapeut in Wien tätig ist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bonelli wurde als erstes von fünf Kindern eines Ärzteehepaars geboren. 1974 bis 1978 absolvierte er die Volksschule, 1978 bis 1986 das Gymnasium mit Maturaabschluss in Wien. 1986 bis 1993 folgte das Medizinstudium an der Universität Wien. Er promovierte 1994 mit einer Dissertation über die Compliance in der Phasenprophylaxe der Bipolare affektive Störung bei Kenneth Thau.

Von 1995 bis 2002 schloss sich eine Ausbildung zum Facharzt für Neurologie an. Stationen waren dabei die neurologische Abteilung des Krankenhauses BHB Eggenberg, Graz, die Heerespsychologische Ambulanz im Rahmen des österreichischen Grundwehrdienstes sowie die Universitäts-Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie Graz. An der neurologischen Abteilung des Krankenhauses BHB Eggenberg erlernte Bonelli Elektroenzephalografie, Evozierte Potentiale, Elektroneurografie und spezialisierte sich 1999 schließlich auf die neuropsychiatrische Erkrankung Chorea Huntington. Im selben Jahr gründete er eine entsprechenden Ambulanz sowie die steirische Huntington-Selbsthilfegruppe.

Seit dem Jahr 2001 ist Bonelli Peer Reviewer mehrerer wissenschaftlicher Journale[1], des Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank und des Wellcome Trust.

Von 2003 bis 2006 absolvierte Bonelli an der Universitäts-Klinik für Psychiatrie in Graz eine Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie, bei der er sich für Elektrokrampftherapie und Transkranielle Magnetstimulation spezialisierte. Ab 2004 begann er mit dem Aufbau und der Leitung der Neuropsychiatrischen Ambulanz und wurde Visiting Fellow der Harvard Medical School (Boston, USA) im Brain Imaging Center des McLean Hospital sowie Projektleiter der Arbeitsgruppe „Psychiatrische MRI-Forschung“ der Grazer Univ.-Kliniken für Radiologie und Psychiatrie. Es folgte eine Promotion zum Doktor der medizinischen Wissenschaft (Dr. scient. med.) an der Medizinischen Universität Graz.[2]

Parallel dazu absolvierte er von 1996 bis 2005 eine Psychotherapieausbildung der österreichischen Ärztekammer (Systemische Psychotherapie), die mit einer Lehranalyse bei Walter Pieringer (Individualpsychologie) abgeschlossen wurde.

2005 war seine Habilitation im Fach Psychiatrie mit der Habilitationsschrift „Neuropsychiatrische Therapie der Chorea Huntington“. Im selben Jahr war er Visiting Fellow der University of California, Los Angeles (UCLA), USA im UCLA Alzheimer’s Disease Center (Jeffrey Cummings). 2006 wurde er stationsleitender Oberarzt, Leiter der neuropsychiatrischen Ambulanz und Leiter der Forschungsgruppe biologische Psychiatrie der psychiatrischen Klinik der Medizinischen Universität Graz, an der er bis 31. Dezember 2008 angestellt war. Parallel dazu hat er ab Oktober 2008 seine Wiener Praxis aufgebaut.

Bonelli ist Forscher zum Thema Chorea Huntington[3][4].

Breiter bekannt wurde er als Organisator der Kongressreihe Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie [5][6] (vgl. Abschnitt Kongresse).

Bonelli ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen,[7][8] Bei der katholischen online-Zeitschrift "Vision 2000" und bei kath.net, gilt er als Experte für Grenzfragen zwischen Spiritualität und Psychotherapie [9][10][11].

Er ist Mitglied des Opus Dei, einer Personalprälatur der römisch-katholischen Kirche.[12] [13]

Für Medienecho sorgte seine umstrittene kurzzeitigen Dienstfreistellung im Juni 2008 ohne seine vorherige Anhörung, weil auf seiner Station zwei Assistenzärzte angeblich Blutabnahme ohne Ethikvotum durchgeführt hätten.[14][15] Nach zweieinhalb Wochen wurde die Suspendierung nach Angaben von Bonelli aufgehoben. Danach befand er sich im Urlaub,[14] nahm zum 1. Oktober 2008 die Tätigkeit in privater Praxis auf, und beendete schließlich am 31. Dezember das Dienstverhältnis zu den Universitätskliniken gänzlich.[16][17]

Kongresse

Seit 2006 organisiert und leitet Bonelli den jährlichen Österreichischen Huntington Kongress der Österreichischen Huntington Hilfe (ÖHH).

Im Oktober 2007 leitete Bonelli den vielbeachteten Kongress Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie in Graz[18], an dem über 1200 Teilnehmer, darunter Vertreter von verschiedenen Konfessionen, Religionsgemeinschaften und Weltanschauungen, beteiligt waren und der auch für Kontroversen sorgte (vgl. Abschnitt Kritik). Der Kongress umfasste 100 Beiträge[19], darunter 11 Plenarvorträge, 12 Symposien, 40 Workshops, 3 Podiumsdiskussionen, 16 wissenschaftliche Kurzvorträge und 18 Posters von 140 Vortragenden (u.a. Maria Brunner-Hantsch, Martin Grabe, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Reinhard Haller, René Hefti, Paul van Heyster, Hartmann Hinterhuber, Larry Hogan, Helene Hornich, Tomislav Ivancic, Egon Kapellari, Franz Lackner, Friedhelm Lamprecht, Karl Heinz Ladenhauf, Andreas Laun, Manfred Lütz, Hermann Miklas, Michael Musalek, Bernhard Pelzl, Rotraud Perner, Nossrat Peseschkian, Samuel Pfeifer, Walter Pieringer, Richard Picker, Michael Prüller, Walter Schaupp, Peter Scheer, Clemens Sedmak, Hans-Bernhard Wuermeling, Hans-Georg Zapotoczky).[20]

Eine weitere RPP-Tagung fand im Oktober 2008 in Graz (Schuld und Gefühl) statt, in Vorbereitung für Mai 2009 ist die Tagung Liturgie & Psyche in Heiligenkreuz.

Bonelli soll auf dem 6. Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge der evangelikalen Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e. V. im Mai 2009 eine Keynote halten.

Kontroversen

Bonelli wurde vom österreichischen Magazin profil dafür kritisiert, dass er eine E-Mail-Anfrage nach Therapie einer ichdystonen Störung des Identitätsempfindens mit dem Verweis auf die evangelikale Institution wüstenstrom, die er nicht näher kannte, beantwortete.[21]

Öffentliche Kontroversen[21][22] gab es um zwei Workshops am Rande des Kongresses Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie in Graz im Jahr 2007, obwohl die Veranstalter eine Stellungnahme hierzu abgegeben hatten.[23][24][25] Einerseits wurde der Workshop 4.6 mit dem Titel „Therapeutisches Arbeiten bei Ichdystoner Sexualorientierung“ von Markus Hoffmann, Leiter von Wüstenstrom, kritisiert.[26] Aufgrund der Proteste sagte Markus Hoffmann im Einvernehmen mit den Veranstaltern seinen Workshop ab.[27][28] Der andere Angriffspunkt war eine Diskussion über die Praxis des Exorzismus, die in zwei kontroversen Workshops angelegt war. Ein Psychiater[29], der gegen die Praxis des Exorzismus auftrat, wurde einem Theologen[30], der diese Position verteidigte, gegenübergestellt. Die wiederholten Stellungnahmen der Veranstalter[31][32] vermochten die Kritik an dem kontroversiellen Charakter der Veranstaltung nicht zu vermindern.[33][34]

Einzelnachweise

  1. MUG Lebenslauf Bonelli
  2. Dissertation Bonelli
  3. ORF Science
  4. Österreichische Huntingtonhilfe
  5. [1]
  6. [2]
  7. Pubmed
  8. Link-Text
  9. Vision 2000
  10. Wer glaubt, hat es leichter
  11. kath.net 29. Mai 2004
  12. Die Presse: Spirituelle Geisterfahrer
  13. Opus Dei Nachrichten: Psychiatrie und Religiosität
  14. a b Kath.net
  15. Pressespiegel:Salzburger Landeskliniken / Profil: So viel Blut
  16. Interview auf kath.net
  17. Die Tagespost, 26. August 2008
  18. Zenit, 16. Oktober 2007
  19. Interdisziplinärer Kongress RPP 2007
  20. Zusammenfassung im RPP-Folder 2008, Seite 11
  21. a b Die Presse 19. September 2007: „Religion und Psychiatrie: Homotherapie und Hagiotherapie?“
  22. Die Presse 19. September 2007: „Religion ist ein Tabubruch wie einst Sexualität“
  23. Klarstellung der Organisatoren, Veranstalter und Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats
  24. Kontroversen rund um den RPP 2007
  25. Stellungnahme des Veranstalters zum Konzept des Kongresses
  26. Workshop 4.6
  27. Absage Hoffmann
  28. Spiegel-Online
  29. Hartmann Hinterhuber
  30. Larry Hogan
  31. RPP 2007 Stellungnahme zur Kritik am Workshop 3.1 und 4.1
  32. Klarstellung der Organisatoren, Veranstalter und Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats
  33. Die Presse: „Religion und Psychiatrie: Homotherapie und Hagiotherapie?“
  34. Die Presse: „Religion ist ein Tabubruch wie einst Sexualität“

Weblinks


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