Rappeln

Rappeln

Rappeln war eine seit dem Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert hinein vor allem im Westen Deutschlands sehr gebräuchliche Art der Volksjustiz, bei der eine Person, die sich in den Augen der übrigen Bürger sittlicher Verfehlungen schuldig gemacht, gegen das Rechtsempfinden des Volkes verstoßen hatte oder einen unmoralischen Lebenswandel führte, „akustisch gelyncht“ wurde.

Die Zielperson dieses „Volksgerichts“ bekam nach Einbruch der Abenddämmerung bis tief in die Nacht Besuch von Menschen aus ihrem Umfeld, die ihr im Schutz der Dunkelheit aufs Dach stiegen, auf Dachpfannen und an Dachrinnen klopften, auf die hölzernen Schlagläden einschlugen und an den Schiefern „rappelten“.

Gleichzeitig veranstalteten die empörten Bürger eine „Katzenmusik[1] mit ausgedienten metallenen Haushaltsgeräten - wie Töpfen, Kannen, Bratpfannen - verstimmten Blasinstrumenten und ausgedienten Kesseln. Diese „disharmonische Sinfonie“ war eine mit viel Radau verbundene und von Johlen, Schreien und Pfeifen begleitete öffentliche Anprangerung.[2]

Diese Gewohnheit wurde im Laufe der Jahre dann allmählich aufgegeben, weil sich zum einen die Moralbegriffe wandelten und zum anderen die begleitende „Katzenmusik“ als ruhestörender Lärm ausgelegt und daher polizeilich verfolgt[3] wurde.

Quellen

  1. Tü Pitters Klockentöne. J. F. Ziegler'sche Buchdruckerei, Remscheid 1919.
  2. Gustav Hermann Halbach: Bergischer Sprachschatz, 1951.
  3. Remscheider General-Anzeiger, 15. Juli 1895.

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  • Rappeln — Rappeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben. 1) Eigentlich, klappern oder rasseln, von harten lockern Körpern, wenn sie mit einem dem Worte rappeln gemäßen Schalle heftig beweget werden; in welchem Verstande es doch im Oberdeutschen am… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • rappeln — Vsw std. stil. (17. Jh.) Stammwort. Mit Intensivgemination zu ndd. rapen klopfen , mhd. entspricht raffeln (Raffel1). Die Bedeutung nicht recht bei Verstand sein (es rappelt bei jemandem) ist möglicherweise ausgelöst von md. reben, frz. rêver… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • rappeln — V. (Oberstufe) ugs.: ein klapperndes oder rasselndes Geräusch verursachen Beispiel: Der Wecker rappelte schon um 05:00 Uhr, sodass ich noch genug Zeit hatte, meinen Koffer zu packen …   Extremes Deutsch

  • rappeln — rumpeln; klirren; scheppern; rattern; klappern; schlackern * * * rạp|peln 〈V. intr.; hat〉 1. 〈schwäb.〉 klappern 2. 〈unpersönl.; umg.; in Wendungen wie〉 bei dir rappelt s wohl? du bist wohl verrückt?; bei ihm rappelt s er ist verrückt …   Universal-Lexikon

  • rappeln — klappern, klimpern, klirren, rasseln; (ugs.): scheppern; (bayr., österr.): pimpern; (landsch.): kläppern, knappen, raffeln. * * * rappeln:1.⇨klappern(1)–2.⇨geisteskrank(2)–3.⇨verrückt(5) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • rappeln — rappelnintr 1.beiihmrappeltes(ihmrappeltes)=eristnichtganzbeiVerstand.⇨Rappel.1700ff. 2.sichverrücktgebärden.Österr1800ff. 3.dannrappeltes=dannistdieGeduldzuEnde;dannwirdrücksichtslosvorgegangen.»Rappeln«nanntemanfrüherdasLärmenvoreinemHaus,dessen… …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • Rappeln — 1. Wann et einem ze rappeln ânfängk, dann fängk et boven em Häuv ân. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 142. *2. Es rappelt bei ihm im Oberstübchen. Frz.: Il a des chambres à louer dans sa tête. – Il a la visière troublée. – Il a l esprit en écharpe. – …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • rappeln — rạp·peln; rappelte, hat gerappelt; [Vi] etwas rappelt gespr ≈ etwas klappert <der Wecker> …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • rappeln — rappele …   Kölsch Dialekt Lexikon

  • rappeln — rạp|peln (umgangssprachlich für klappern; österreichisch für verrückt sein); ich rapp[e]le …   Die deutsche Rechtschreibung

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