Ratko Mladic

Ratko Mladic
Ratko Mladić 1993 in Sarajevo
Ratko Mladić 1993

Ratko Mladić [ˈmlaːditɕ] (kyrillisch Ратко Младић, * 12. März 1942 in Božinovići, Bosnien und Herzegowina) war im Bosnienkrieg von 1992 bis 1995 der General der Vojska Republike Srpske. Er wird wegen Kriegsverbrechen während des Bosnienkrieges vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien gesucht.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mladić wurde in einem kleinen Dorf nahe der ostbosnischen Stadt Kalinovik geboren, als ganz Bosnien-Herzegowina Teil des von den Nationalsozialisten protegierten kroatischen Ustascha-Staates war, einem Staat, der nach der deutsch-italienischen Invasion und Zerstückelung Jugoslawiens 1941 entstanden war. Sein Vater war Mitglied der Partisanenwiderstandsbewegung. Mladić besuchte nach seinem Schulabschluss bis 1965 die Jugoslawische Militärakademie in Belgrad.

Im Juni 1991 wurde Mladić während der Kämpfe zwischen der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) und den kroatischen Einheiten aus dem Kosovo nach Knin, die Hauptstadt der selbsternannten Republik Serbische Krajina in Kroatien abberufen, wo er den Posten des Kommandeurs des 9. Korps der JNA erhielt. Unter Mladićs Kommando wurden Kämpfe um die Stadt Šibenik mit kroatischen Einheiten ausgetragen, bei der es zur Sprengung der Maslenica-Brücke kam, aufgrund deren strategischer Lage das restliche Dalmatien vorübergehend vom kroatischen Hoheitsgebiet abgeschnitten wurde, was erklärtes Ziel der Krajina-Serben war. Am 4. Oktober 1991 wurde er zum Generalmajor befördert. Am 24. April 1992 wurde er in den Rang eines Generalleutnants erhoben und am 9. Mai 1992 erreichte er den Posten des Stabschef-Vizekommandeurs des Zweiten Militärdistrikthauptquartiers der JNA in Sarajevo. Am 10. Mai 1992 übernahm er das Kommando über das Zweite Militärdistrikthauptquartier der JNA.

Am 12. Mai 1992 stimmten die bosnischen Serben für die Gründung von militärischen Einheiten, der Armee der Serbischen Republik (serb. Vojska Republike Srpske, VRS), die aus bosnischen Serben und Angehörigen der jugoslawischen Volksarmee, die aus Bosnien stammten, gebildet wurde. Gleichzeitig wurde Mladić zum Oberkommandierenden der VRS berufen, eine Position, die er bis Dezember 1996 ausübte. Nach dem Rückzug der JNA-Streitkräfte von Bosnien im Mai 1992 wurde der Zweite Militärdistrikt der JNA Kern des Hauptstabes der VRS. Am 24. Juni 1994 wurde Mladić in den Rang eines Generaloberst befördert.

Mladić war nach dem Massaker von Srebrenica im Juli 1995 auf dem Höhepunkt seiner Macht. Nach der Erstürmung der Stadt durch bosnisch-serbische Soldaten im August 1995 wurden bis zu 8.000 männliche Bosniaken ermordet.

Am 9. November 1996 entließ Biljana Plavšić als Präsidentin der Republika Srpska den vor dem Haager Tribunal angeklagten Armeechef Ratko Mladić. Nachfolger Mladićs als Generalstabschef wurde Generalmajor Pero Čolić. Am 13. November 1996 beschloss die Präsidentin, auch den Mladić nahestehenden Armeesender „Radio Krajina“ zu schließen. Am 15. November 1996 erklärte sich Mladić bereit, seine Entlassung zu akzeptieren, sofern er selbst seinen Nachfolger bestimmen könnte. Den neuen Generalstabschef Generalmajor Čolić erkenne er nicht an, und es entstand ein Machtkampf in der Republika Srpska.

Anklage vor dem ICTY

Am 24. Juli 1995 wurde Mladić vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) als Kriegsverbrecher wegen Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und zahlreichen Kriegsverbrechen angeklagt. Am 16. November 1995 wurden die Anklagepunkte des Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen auf den Angriff gegen die UN-Schutzzone Srebrenica (Massaker von Srebrenica) im Juli 1995 ausgedehnt, wobei vermutlich bis zu 8.000 Muslime getötet wurden. Mladić soll ebenfalls für die Geiselnahme von UN-Soldaten (UNPROFOR) verantwortlich sein. [1][2]

Als Flüchtling vor dem ICTY wird Mladić verdächtigt, sich in Serbien, in der Republik Srpska oder in Russland zu verstecken. Bis zum Frühjahr 2002 soll Mladić unbehelligt bei seinem Sohn in Belgrad gelebt haben. Nach Einschätzung der Chefanklägerin des Haager Tribunals für Kriegsverbrechen, Carla Del Ponte, sei Mladić in Reichweite der Behörden Serbiens, was Belgrad inzwischen für den Zeitraum bis Juni 2002 eingesteht, danach nicht mehr. Der Vorsitzende des Nationalen Rats für Zusammenarbeit mit dem Tribunal, Rasim Ljajić, sagt: „Man weiß inzwischen, dass 130 Personen in verschiedenen Phasen Mladić beim Verstecken geholfen haben. Leider befindet sich die Mehrheit von ihnen in der bosnischen Serbenrepublik.“ Seit Januar 2006 sind fünf Militärangehörige als mutmaßliche Helfer in Haft genommen worden.

Einem Medienbericht zufolge wurde Mladić als Zuschauer eines Fußballspiels zwischen der Volksrepublik China und Jugoslawien im März 2000 in Belgrad gesehen. Er soll das Stadion durch den VIP-Eingang betreten und in einer privaten Loge umringt von acht bewaffneten Leibwächtern gesessen haben. Manche Quellen besagen, Mladić halte sich im südserbischen Niš auf und werde von der serbischen Armee gedeckt. Der stellvertretende Regierungschef Miroljub Labus behauptet, er sei in einem Vorort von Moskau gesehen worden und dass er sich gewöhnlich in Thessaloniki und Athen aufhalte. Im November 2004 räumten britische Verteidigungsoffizielle ein, dass Militäraktionen nicht sehr wahrscheinlich zur erfolgreichen Ergreifung von Mladić und anderen Verdächtigen führen würden. Politischer Druck auf die Balkanregierungen sei wahrscheinlich erfolgreicher. Dafür spricht, dass der serbische Verteidigungsminister Zoran Stanković seinen Rücktritt angekündigt hat, falls Mladić nicht bald gefasst werde. Die US-amerikanische Regierung hat auf seine Ergreifung ein Kopfgeld von fünf Millionen US-Dollar ausgelobt.

Er wird in Teilen der serbischen Bevölkerung immer noch als Kriegsheld verehrt.

Meldungen über Verhaftung

Zahlreiche Pressemitteilungen meldeten am 21. Februar 2006, dass Mladić in Belgrad verhaftet worden sei und EUFOR-Einheiten in der nordostbosnischen Stadt Tuzla zur Überstellung an das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag übergeben worden sei oder dass darüber zumindest verhandelt werde. Dies wurde von allen Seiten dementiert, aber die Chefanklägerin in Den Haag, Carla del Ponte, vermutete weiterhin, dass die serbischen Behörden seinen aktuellen Aufenthaltsort kannten und mahnte seine baldige Verhaftung an. Die Festnahmen von Mladić und Radovan Karadžić gelten als Grundvoraussetzungen für ein Assoziierungsabkommen der EU mit Serbien. Bis zum heutigen Tage gibt es jedoch keine weiteren Informationen über eine Festnahme von Mladić.

Er kann seit dem 7. April 2006 nicht mehr frei über sein Vermögen verfügen. Das Parlament von Serbien-Montenegro hatte dazu ein Gesetz zum Einfrieren der Bankkonten und anderer Besitztümer aller flüchtigen angeklagten Kriegsverbrecher verabschiedet. Das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hatte die Zusage des serbischen Regierungschefs Vojislav Koštunica, dass Mladić bis Ende April ausgeliefert werde, was aber nicht eingehalten wurde.

Im Dezember 2007 wurde durch den serbischen Sonderstaatsanwalt für Kriegsverbrechen, Vladimir Vukčević, erstmals offiziell eingeräumt, dass sich Mladić aller Wahrscheinlichkeit nach in Serbien aufhält. [3] Ende des Monats bestätigte er, dass sich Mladić in Serbien befinde. Die serbische Regierung dementierte diese Äußerungen; die Behörden seien Mladić nicht auf der Spur.[4]

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. Nataša Krsman: U BiH stradalo 97.207 ljudi
  2. http://www.politika.co.yu/detaljno.php?nid=32497&lang=2
  3. Belgrad gibt zu: Mladic in Serbien, Die Presse, 6. Dezember 2007
  4. Verwirrspiel um Mladics Versteck, www.tagesschau.sf.tv, 26. Dezember 2007

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