- Raumangst
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Klassifikation nach ICD-10 F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien F40.2 Klaustrophobie ICD-10 online (WHO-Version 2006) Klaustrophobie (lat. claustrum „Käfig“, gr. φόβος phóbos „Furcht“, „Phobie“) oder auch Raumangst, ist eine spezifische (isolierte) Phobie und somit eine Unterform der Angststörungen. Sie äußert sich als Angst vor geschlossenen oder engen Räumen, die in der Konsequenz gemieden werden. In Extremfällen kann dabei schon eine geschlossene Tür zur Panikattacke führen.
Sinnvoll ist, die Klaustrophobie in zwei verwandte Ängste zu unterteilen: die Angst vor dem Ersticken und die Angst vor Einengung. In entsprechenden Situationen kommt es bei Betroffenen zu Hyperventilation und Schweißausbrüchen.
Umgangssprachlich wird Klaustrophobie meist fälschlicherweise als Platzangst bezeichnet. Damit wird ausgedrückt, dass man in der gegebenen Situation zu wenig Platz hat. Als Fachbegriff wird mit Platzangst allerdings die Agoraphobie als "Angst vor öffentlichen Plätzen" bezeichnet, die als häufige und relativ gut definierte Gruppe von Phobien in der ICD-10 mit F40.0 unter den phobischen Störungen gesondert erwähnt wird.
Inhaltsverzeichnis
Vorkommen
Klaustrophobe Ängste sind im Alltag weit verbreitet. Sie treten in Aufzügen, Bussen und Bahnen, aber auch in Kaufhäusern, Kinos und generell bei Menschenansammlungen auf. Auch ist das Symptom in Büros bekannt, welche mehrere Arbeitsplätze anbietet. Praktische Bedeutung erlangt die Klaustrophobie v.a. bei MRT-Untersuchungen, da der Patient dabei bis zu 30 Minuten in einer Röhre liegen und sich ruhig verhalten muss, damit eine ausreichende Bildqualität gewährleistet wird. Mit "offenen MRT-Systemen" wird dieser Tatsache inzwischen an einzelnen Untersuchungszentren entgegengewirkt.
In einer Studie von Murphy und Brunberg benötigten während einer willkürlich gewählten siebenwöchigen Untersuchungsperiode von 939 Patienten, die 18 Jahre oder älter waren, 134 Personen (14,3 %) aufgrund ausgesprochener Angstreaktionen irgendeine Form der medikamentösen Sedierung (bis hin zur Allgemeinanästhesie), damit die MRT-Untersuchung durchgeführt werden konnte.
Psychodynamischer Hintergrund
Der psychodynamische Hintergrund klaustrophober Ängste liegt oft in der Hemmung expansiver und defensiver Verhaltensmuster bei den Betroffenen. So grenzen sie sich in zwischenmenschlichen Beziehungen zu wenig ab und die resultierende Angst vor Vereinnahmung, Beengtwerden und Ersticken wird auf symbolische Situationen verschoben.
Therapie
Bei klaustrophoben Ängsten, die sich bis zur Panikattacke steigern, ist ein Therapieversuch mit Antidepressiva gerechtfertigt. Zu nennen sind SSRI oder Trizyklika. Erfolgversprechender sind allerdings verhaltens- und psychotherapeutische Ansätze. Dabei spielen Konfrontation sowie die Aufdeckung interpersoneller Verhaltensmuster eine große Rolle. In jüngster Zeit wird auch mit Virtual-Reality-Techniken experimentiert. Dabei handelt es sich um eine Expositionstherapie, bei der computer-basierte Programme zum Einsatz kommen.
Literatur
- J. Margraf, Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Springer Verlag, ISBN 3-540-66439-4.
- Botella C, Baños RM, Perpiña C, Villa H, Alcaniz M, Rey A: Virtual reality treatment of Claustrophobia: a case report. Behaviour Research and Therapy 1998; 36: 239–46.
Siehe auch
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