- Reanalyse
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Als Reanalyse wird in der Sprachwissenschaft die (meist metonymische) Umdeutung einer sprachlichen Einheit bezeichnet. Gerade syntaktische (grammatische) Reanalysen laufen oft in mehreren Schritten ab: Zuerst wird die Bedeutung auf eine grammatische Komponente ausgeweitet, worauf diese die alte Bedeutung mit der Zeit ersetzt. Die alte Bedeutung der Konstruktion kann aber auch erhalten bleiben.
Reanalyse in der Grammatikalisierung
In der Grammatikalisierung werden syntaktisch freie Verbindungen als Konstruktionen zum Ausdruck grammatikalischer Verhältnisse reanalysiert. Beispielsweise wurde das Demonstrativpronomen das im Satz Ich sage das: du kommst als nebensatzeinleitende Konjunktion reanalysiert und somit als Bestandteil des zweiten Satzes angesehen: Ich sage, dass du kommst. Ein weiteres Beispiel ist die Futurkonstruktion mit dem Verb für gehen, die es sowohl im Französischen als auch im Englischen gibt: je vais travailler (ich "gehe" arbeiten) erhielt die futurische Konnotation von "ich werde arbeiten", ebenso im Englischen "I'm going to work".
Reanalyse in der Lexikalisierung
Auch bei der Entstehung und Veränderung lexikalischer Einheiten (Lexikalisierung) spielt die Reanalyse eine große Rolle:
- Zwei getrennte Einheiten werden neu segmentiert, zum Beispiel wurde im Englischen an ewt zu a newt.
- Zwei getrennte Einheiten werden als ein einziges Wort umgedeutet (adel-aar > Adler).
- Selten verwendete Formen werden aus häufig verwendeten erschlossen, zum Beispiel die Singulare die Bakterie und die Bazille aus den Pluralen die Bakterien und die Bazillen (originale Singulare: das Bakterium, der Bazillus).
- Bei einer Volksetymologie wird ein Wort fälschlicherweise neu analysiert, da eine Herleitung "sinnvoll" zu sein scheint (hamaka > Hängematte).
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