- Red Star Linie
-
Die Red Star Line (RSL) war eine belgisch/US-amerikanische Reederei mit Hauptsitz in Antwerpen. Das Unternehmen betrieb einen erfolgreichen Liniendienst auf dem Nordatlantik zwischen Europa und Nordamerika mit Philadelphia später dann New York als Zielhäfen. Diese Schifffahrtslinie ist nicht zu verwechseln mit der im Jahr 1818 von Byrnes, Trimble & Co. aus New York gegründeten Red Star Line.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1872 wurde die Reederei als Societé Anonyme de Navigation Belge-Americaine S.A., durch die US-Reederei International Navigation Company (INCo), mit Hauptsitz in Antwerpen gegründet. Die Reederei-Flagge zeigte einen Roten Stern auf weißen Grund woraus sich später auch die Bezeichnung Red Star Line ableitete. Als äußeres Erkennungszeichen waren die Schornsteine der Schiffe schwarz mit einem weißen Band, die Schiffsnamen endeten alle auf "....land".
Zu Beginn war Philadelphia der Endhafen in Nordamerika, ab 1876 verlief die Linie von Antwerpen nach New York und 1904 wurde Dover der Route eingefügt. Die von der Reederei eingesetzten Schiffe waren anfangs noch recht klein, doch je erfolgreicher man wurde um so größer wurden die Liner. Die 1883 in Dienst gestellte Westernland brauchte sich mit ihrer Tonnage von 5736 BRT vor keinem zeitgenössischen Dampfer verstecken. Die 1889 gebaute Friesland hatte schon 7116 BRT und die Schwesterschiffe Vaderland und Zeeland aus dem Jahr 1900 bzw. 1901 kamen schon auf 11905 BRT.
1900 wurde die International Navigation Co., und damit auch die Red Star Line, durch dem US-Bankmagnaten J.P. Morgan aufgekauft. 1904 wurde aus der INCo die International Mercantile Marine Compnay (IMMC) zu der unter anderen auch die White Star Line oder die Atlantic Transport Line gehörten. Die Red Star Line blieb aber weiterhin bestehen. Mit mehr Geldmittel versehen ging der Ausbau der Flotte zügig voran, 1902 kamen Finland und Kroonland (je 12760 BRT) in Fahrt und 1908 die Lapland mit 17540 BRT.
Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, 1913, bestellte die Red Star Line ein echtes Flaggschiff, die mit 27132 BRT vermessene Belgenland und eben dieser Krieg verhinderte 1914 ihre planmäßige Indienststellung. Mit der Eroberung Belgiens durch Deutschland wurde die Belgenland von der Royal Navy als Truppentransporter requeriert. In dieser Zeit hieß sie Belgic und stand unter dem Management der White Star Line. 1915 ging auch noch die Muttergesellschaft IMMC in Konkurs und kam unter die Treuhänderschaft der US-Regierung.
Nach dem Kriegsende wurde die IMMC in die staatliche United States Lines umstrukturiert, für die ausländischen Reedereien war da kein Platz mehr. Die Leyland Line hatte den europäischen Teil der IMMC übernommen und somit auch die Verantwortung für die Teilreedereien, darunter auch die Red Star Line. Die alten Liniendienste wurden wieder aufgenommen und die Belgenland konnte 1923 endlich in den Dienst eingebracht werden.
Bis zur Weltwirtschaftskrise ging noch alles gut, aber dann wurde das Geschäft immer defizitärer. 1935 ging die Leyland Line in Konkurs und die Zukunft der Red Star Line stand auf der Kippe. Der deutsche Reeder und Geschäftsmann Arnold M. Bernstein kaufte die Linie im selben Jahr auf und strukturierte sie als Red Star Linie G.m.b.H, Hamburg um. Arnold M. Bernstein war Jude und bekam im Deutschland der späten 1930er verstärkt Probleme. 1937 wurde er von den Nazis verhaftet und 1938 zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Freunde halfen Bernstein kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, er wurde freigekauft und konnte 1939 in die USA übersiedeln, gegen die Zahlung einer hohen Geldsumme. Die Red Star Line wurde 1939 aufgelöst und ihre Schiffe verkauft oder verschrottet. Alle Verträge und Hafenregelungen wurden von der Holland-Amerika Linjn, Rotterdam übernommen.
Schiffe
Jahr Name Tonnage Werft Status/Schicsal 1872 Vaderland (I) 2839 BRT Palmers Bros. & Co. Ltd., Yarrow 1899 verkauft 1873 Nederland 2839 BRT Palmers Bros. & Co. Ltd., Yarrow 1906 außer Dienst 1874 Switzerland 2839 BRT Palmers Bros. & Co. Ltd., Yarrow 1905 verkauft 1877 (1873) Rusland 2595 BRT k.A. 1873: ex Kenilworth, American Line / 1877 an RSL / 1877 gesunken 1878 Zeeland (I) 2866 BRT J. & G. Thomson Ltd., Glasgow 1889 verkauft 1879 Rhynland 3692 BRT Barrow Shipbuilding Co. Ltd., Barrows 1906 außer Dienst 1879 Belgenland (I) 3692 BRT Barrow Shipbuilding Co. Ltd., Barrows 1905 verkauft 1880 (1867) Waesland 2960 BRT J. & G. Thomson Ltd., Glasgow 1867: ex Russia, Cunard Line / 1880 an RSL / 1902 bei Anglesey gesunken 1882 (1870) Pennland (I) 3428 BRT J. & G. Thomson Ltd., Glasgow 1870: ex Algeria, Cunard Line / 1882 an RSL / 1903 außer Dienst 1883 Westernland 5736 BRT Laird Bros. & Co. Ltd., Birkenhead 1912 außer Dienst 1884 Noordland 5212 BRT Laird Bros. & Co. Ltd., Birkenhead 1900 außer Dienst 1889 Friesland 7116 BRT J. & G. Thomson Ltd., Glasgow 1911 verkauft 1900 Vaderland (II) 11905 BRT J. Brown & Co. Ltd., Clydebank 1917 torpediert und gesunken 1901 Zeeland (II) 11905 BRT J. Brown & Co. Ltd., Clydebank 1927 verkauft 1902 Finland 12760 BRT W. Cramp & Sons Ltd., New York 1928 außer Dienst und Abbruch 1902 Kroonland 12760 BRT W. Cramp & Sons Ltd., New York 1932 aufgelegt / 1934 Abbruch 1903 Samland 7913 BRT Harland & Wolff Ltd., Belfast 1931 außer Dienst und Abbruch 1906 (1938) Gravenstein 3522 BRT Burmeister & Wain, Kopenhagen 1939 verkauft; 1945 in Gotenhafen als Hafensperre versenkt 1907 (1938) Königstein 9626 BRT Hunter & Wigham Richardson, Newcastle 1939 verkauft; 1942 von U 135 versenkt 1908 Lapland 17540 BRT Harland & Wolff Ltd., Belfast 1934 außer Dienst und Abbruch 1908 (1893) Gothland 7766 BRT Harland & Wolff Ltd., Belfast 1893: ex Gothic, White Star Line / 1908 RSL / 1925 außer Dienst und Abbruch 1920 Pennland (II) 16322 BRT Harland & Wolff Ltd., Belfast 1938 verkauft 1920 Westernland (II) 16322 BRT Harland & Wolff Ltd., Belfast 1938 verkauft 1921 (1905) Poland 6849 BRT Harland & Wolff Ltd., Belfast 1905: ex Manitou, ATL / 1921 RSL / 1925 außer Dienst und Abbruch 1923 Belgenland (II) 27132 BRT Harland & Wolff Ltd., Belfast 1934 verkauft Literatur
Arnold Bernstein: Von Breslau über Hamburg nach New York: Ein jüdischer Reeder, Convent Verlag, Hamburg-Bremerhaven 2001. ISBN 3-934613-18-7
Weblinks
Wikimedia Foundation.