Regenbogenkinder

Regenbogenkinder

Als Indigo-Kinder bezeichnen Anhänger bestimmter esoterischer Konzepte Kinder, denen sie ganz besondere psychische und spirituelle Eigenschaften und Fähigkeiten zuschreiben. Das Konzept der Indigo-Kinder gelangte in esoterischen Kreisen zu internationaler Bekanntheit und zahlreichen Adaptionen in einschlägigen Veröffentlichungen sowie im World Wide Web. Das esoterische Konzept der Indigo-Kinder wird nicht durch Erkenntnisse der Psychologie, Kinder- und Jugendpsychiatrie oder Pädagogik gestützt und fand im wissenschaftlichen Diskurs kaum Resonanz.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsgeschichte

Der Begriff „Indigo-Kinder“ wurde 1982 erstmals von der Autorin Nancy Ann Tappe in ihrem Buch „Understanding Your Life Through Color,“ erwähnt. Die Autorin, die nach eigenen Angaben in der Lage sei, die menschliche „Aura“ wahrzunehmen, beschreibt darin, sie habe seit den späten 1970er Jahren eine Zunahme von Neugeborenen mit „indigofarbener Aura“ festgestellt. Dabei gehe sie davon aus, dass heute nahezu 100% der unter zehnjährigen Kinder „Indigo-Kinder“ seien.[1] Der Begriff erlangte schließlich durch das 1998 erschienene Buch „The Indigo Children: The New Kids Have Arrived“ des US-Autorenpaares Lee Carroll und Jan Tober einige Bekanntheit in der Esoterik-Szene.[2] Carroll selbst bezeichnet sich als Medium mit Kontakt zu einem engelhaften Wesen namens „Kryon“, dessen Existenz er behauptet. Durch die Kommunikation mit „Kryon“ sei er auf die Indigo-Kinder aufmerksam geworden.

In den letzten Jahren geborene Kinder werden von verschiedenen Autoren auch als „Kristallkinder“ oder „Regenbogenkinder“ bezeichnet.

Ideologie

Obwohl Carroll und Tober angeben, die meisten Wesensmerkmale der Indigo-Kinder seien physisch beobachtbar, ist das Konzept insgesamt esoterischer Natur. Ein Indigokind weise neue und ungewöhnliche psychische Merkmale auf, die ein bislang nicht bekanntes Verhaltensmuster ergäben. Es käme demnach mit einem hohen Selbstwertgefühl und dem Wissen um seine Erhabenheit auf die Welt, akzeptierte keine (künstlichen) Autoritäten und reagierte nicht auf Disziplinierungsversuche, verweigerte ihm unverständlich oder sinnlos erscheinende Handlungen, zeigte Frustrationen gegenüber ritualisierten Systemen, gelte als Querdenker, hätte Schulschwierigkeiten, würde von anderen als dissozial wahrgenommen und hätte einen hohen Intelligenzquotienten. Auch sei es hypersensibel gegenüber chemischen Stoffen, beispielsweise in der Nahrung. Bei Indigokindern würde von Ärzten häufig fälschlicherweise kinder- und jugendpsychiatrische Störungen wie beispielsweise eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) diagnostiziert. Anhänger dieser Idee empfehlen daher Eltern, auch entgegen ärztlichem Rat auf eine schulmedizinische Behandlung dieser Störung zu verzichten. Carroll, Tober und andere einschlägige Autoren vermitteln den Eindruck, die „Ankunft“ der Indigo-Kinder sei Teil eines größeren spirituellen Prozesses, sie wären Vorboten einer neuen, hybriden, möglicherweise sogar außerirdischen Lebensform.[3][4][5][6][7]

Rezeption

Der amerikanische Psychiater Russell Barkley kritisiert, dass das Konzept der Indigo-Kinder durch keine wissenschaftlichen Studien gestützt wird. Viele der beschriebenen Verhaltensweisen seien so allgemein beschrieben, dass sie auf die meisten Menschen zuträfen. Dass viele Menschen darin sich oder ihre Kinder wiedererkennen, schreibt er dem Barnum-Effekt zu. Er kritisiert auch, dass durch eine Zuschreibung „Indigo-Kind“ eine angemessene und hilfreiche medizinische Diagnose und Behandlung vorenthalten werden könnte.[8][9]

Die Theologen Andreas Fincke und Matthias Pöhlmann sehen in dem Konzept der Indigo-Kinder ein „Inbegriff einer fortschrittsoptimistisch gestimmten Heils- und Zukunftshoffnung“. Da von den Vertretern des Konzepts die Diagnose einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei verhaltensauffälligen Kindern abgelehnt wird, sehen auch sie darin die Gefahr, dass den von einer ADHS betroffenen Kindern medizinische Hilfe vorenthalten werden könnte.[10]

Während sich für Anhänger der Idee von den Indigo-Kindern ein umfangreiches Angebot an Literatur (vorwiegend Ratgeberliteratur für Eltern), Websites und Produkten wie Reisen, Beratungen und Seminare etabliert hat, werden Kritik und Warnungen zu deren Konzept etwa von Autoren aus dem Umfeld von Sektenberatungen[11] oder der Skeptikerbewegung[12] geäußert. Von diesen Seiten wird die Vermarktung des Konzeptes „Indigo-Kinder“ angegriffen, da oftmals Wirkstoffe, Literatur und Seminare dazu angeboten würden, die keiner wissenschaftlichen Überprüfung ihrer Wirksamkeit standhalten könnten.[11][13]

Adaptation in der Populärkultur

  • Der Film Indigo thematisiert die Beziehung zwischen einem Mann und seiner als „Indigo-Kind“ bezeichneten Nichte[14]
  • Im Computerspiel Fahrenheit (US-Titel: Indigo Prophecy) wirkt ein „Indigo-Kind“ namens Jade als mutmaßlicher Prophet mit
  • Das Album V is for Vagina der Band Puscifer enthält einen Song namens Indigo Children

Literatur

  • Lee Carroll, Jan Tober: Die Indigo Kinder. Eltern aufgepasst ... Die Kinder von morgen sind da!, Koha 1999, ISBN 3929512610

Einzelnachweise

  1. „Indigo glow: Aura theory interprets behavior of exceptional children“ von Savannah Thomas Arrigo, Artikel in Today's Local News, San Marcos, Kalifornien vom 2. Juli 2006
  2. in Deutschland: Carroll/Tober: „Die Indigo Kinder. Eltern aufgepasst ... Die Kinder von morgen sind da“ 1999 erschienen, siehe Literatur
  3. Indigo Children: Subtle Therapies for Sensitive Children. ([1] ; Stand: 21. Januar 2008). 
  4. Indigo, Crystal and Rainbow Children. ([2] ; Stand: 21. Januar 2008). 
  5. Artikel über Indigo-Kinder auf Indigoenergy.ca. ([3] ; Stand: 21. Januar 2008). 
  6. Craig R. Lang: The Indigo Hypothesis – Are Indigo Children a Goal of the Visitor Agenda?. ([4] ; Stand: 21. Januar 2008). 
  7. Conny Okelberry: The Indigo Children website. ([5] ; Stand: 21. Januar 2008). 
  8. John Leland; The New York Times (Hrsg.): Are They Here to Save the World?. 1. Dezember 2006 ([6] ; Stand: 21. Januar 2008). 
  9. Jesse Hyde; Dallas Observer (Hrsg.): Little Boy Blue. 9. März 2006 ([7] ; Stand: 21. Januar 2008). 
  10. Eintrag Indigo-Kinder. In: Andreas Fincke, Matthias Pöhlmann: Kompass Sekten und religiöse Weltanschauungen. Ein Lexikon. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004. S. 105.
  11. a b Artikel der Sekten-Info Essen e.V.
  12. http://www.agpf.de/Indigo-Kinder.htm
  13. http://www.agpf.de/Indigo-Kinder.htm#Kommerz
  14. „Indigo“ in der Internet Movie Database [8]

Weblinks


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