- Regenbogenpflanzengewächse
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Regenbogenpflanzen Systematik Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta) Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige (Rosopsida)Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae) Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales) Familie: Regenbogenpflanzengewächse Gattung: Regenbogenpflanzen Wissenschaftlicher Name der Familie Byblidaceae (Engl. et Gilg) Domin Wissenschaftlicher Name der Gattung Byblis Salisb. Die Regenbogenpflanzen (Byblis) sind die einzige Gattung in der Familie der Regenbogenpflanzengewächse (Byblidaceae) und werden zu den Lippenblütlerartigen (Lamiales) gezählt. Die erste Art der Gattung, Byblis liniflora, wurde im Jahre 1808 durch den englischen Botaniker Richard Anthony Salisbury beschrieben, heute sind sieben Arten bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Alle Arten sind aufrecht wachsend, schwach verholzend und nicht oder nur schwach verzweigt.
Blätter
Die Blätter aller Arten sind länglich rund und sind rundum mit feinen Drüsenhaaren besetzt, die ein klebriges Sekret absondern. Kleine Insekten werden davon angelockt; wenn sie diesen berühren, verenden sie darin, da sie durch den klebrigen Schleim am Fortkommen gehindert werden. Sie finden entweder durch Erschöpfung den Tod oder ersticken am zähen Sekret, das in ihre Tracheen einsickert und diese verstopft. Anders als bei den Sonnentau-Arten können Regenbogenpflanzen aber weder ihre Blätter noch ihre Tentakeln bewegen, man spricht daher bei ihnen von „passiven Klebefallen“.
Neben den Drüsenhaaren existiert noch ein zweiter, in die Blattfläche eingebetteter Drüsentyp, der vermutlich für die eigentliche Sekretion der Verdauungsenzyme zuständig ist, diese sitzenden Drüsen sind fünf- bis zehnmal häufiger als die Drüsenhaare.
Blüten
Die Blüten der Pflanzen stehen einzeln am Ende der Blätter. Sie sind fünfzählig, purpurn bis blass-violett, bei Byblis gigantea und Byblis filifolia selten auch weiß. Byblis gigantea und Byblis lamellata geben ihre Pollen erst durch die Schallfrequenz eines anfliegenden Bestäubers frei (Vibrationsbestäubung / buzz pollination). Bis auf die selbstfertile Byblis liniflora sind alle Arten zur Samenbildung auf Fremdbestäubung angewiesen.
Frucht und Samen
Die Samenkapsel ist eiförmig und zweifächrig, durch Austrocknung der Samenkapseln reißen sie allmählich auf, so dass die enthaltenen Samen zu Boden fallen (Barochorie). Die schwarzen Samen sind von rundlicher Form und mit einem wabenartigen Relief, bei Byblis lamellata dagegen mit Lamellen versehen. Die Keimung vieler Arten wird durch Buschbrände nach der Trockenzeit in Gang gesetzt, dabei spielen Bestandteile im Rauch die auslösende Rolle (Pyrophilie).
Verbreitung
Alle Regenbogenpflanzen sind in Australien beheimatet. Byblis gigantea und Byblis lamellata kommen nur in Südwestaustralien im Großraum Perth vor, die Arten des Byblis liniflora-Komplexes nur in Nordaustralien, wobei Byblis liniflora bis in den Südosten Indonesiens und den Süden Papua-Neuguineas ausstrahlt. Sie wachsen in Torfmooren und Marschen und bevorzugen sandige Böden auf stark besonnten oder leicht beschatteten, saisonal nassen Standorten mit Temperaturen zwischen etwa 5 und 40 °C.
Status / Gefährdung
Alle Arten stehen als einheimische Pflanzen in Australien unter allgemeinem Schutz. Sie standen bis 2000 im Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommens; auf Antrag Australiens wurde der Schutz aufgehoben. Derzeit ist der Handel zwar nicht reglementiert, aber wegen der Empfindlichkeit der Pflanzen nur auf Liebhaber beschränkt. Der größte Teil der heute gehandelten Pflanzen stammt aus Nachzuchten, allerdings werden meist nur die einjährigen Byblis filifolia und Byblis liniflora angeboten, gelegentlich auch Byblis lamellata, andere Arten müssen aus Samen, die oft der Natur entnommen werden, gezogen werden.
Die westaustralischen Arten Byblis gigantea und Byblis lamellata sind durch den Siedlungsdruck des Großraums Perth, insbesondere die Trockenlegung von Feuchtgebieten zur Gewinnung landwirtschaftlichen Nutzlands gefährdet. Byblis gigantea steht auf der Roten Liste der Internation Union for Conservation of Nature und gilt als kritisch bedroht.
Karnivor oder präkarnivor
Der Status der Gattung als karnivor ist wiederholt in Frage gestellt worden. An den Naturstandorten wurden auf allen Arten auch lebende Wanzen der Gattung Setocoris beobachtet, die sich von den Fängen der Pflanze ernährten.[1] Daher wurde vermutet, dass, ähnlich wie bei den Wanzenpflanzen, die Nährstoffe ihrer Exkremente von den Pflanzen entweder über das Blattwerk oder den Boden aufgenommen werden. Auch eine „indirekte“ Verdauung mittels chitinaseproduzierender Pilze wurde diskutiert. Erst 2005 gelang durch Tests an Byblis filifolia der Nachweis der Verdauung der Beute durch Enzyme, die aus den sitzenden Drüsen der Pflanze ausgeschieden wurden [2], kurz darauf erfolgte auch ein Nachweis für Byblis liniflora [3].
Systematik
Molekulargenetische Untersuchungen haben die Regenbogenpflanzen als Teil der Lippenblütlerartigen (Lamiales) bestätigt; ihre Schwestergruppe innerhalb der Ordnung ist unsicher, in Betracht kommen die Martyniaceae, Lentibulariaceae sowie die Gesneriaceae.
Zeitweise wurden den Regenbogenpflanzengewächsen auch die Wanzenpflanzen (Roridula) zugeordnet, diese wurden jedoch mittlerweile in eine eigene Familie, die Wanzenpflanzengewächse (Roridulaceae), gestellt.
Traditionell wurde die Gattung in nur zwei Arten unterteilt, nämlich Byblis gigantea und Byblis liniflora. Vor allem durch die Arbeit der australischen Botaniker Allen Lowrie und John Godfrey Conran wurden seit den 1980er Jahren weitere Arten beschrieben. Derzeit sind sieben Arten bekannt, sie lassen sich in zwei Komplexe teilen, den Byblis liniflora-Komplex und den Byblis gigantea-Komplex.
Arten
- Byblis aquatica
- Byblis filifolia
- Byblis gigantea
- Byblis lamellata
- Byblis liniflora
- Byblis rorida
- Byblis guehoi [4]
Byblis liniflora-Komplex
Die fünf Arten dieses Komplexes, Byblis liniflora, Byblis rorida, Byblis filifolia, Byblis aquatica und Byblis guehoi[4] sind einjährige krautige Pflanzen, die eine Wuchshöhe von 15 bis 60 (100) Zentimetern und eine maximale Blattlänge zwischen 4 und 15 Zentimetern erreichen. Die Arten gelangen innerhalb nur weniger Monate vom Sämling zur Blüte und überdauern die Trockenzeit als Samen. Die ursprüngliche haploide Chromosomenzahl des Byblis liniflora-Komplexes ist x=8, so liegt die diploide Zahl bei 2n=16; für die tetraploiden Arten Byblis liniflora und Byblis guehoi ist sie entsprechend 2n=32 [5], [4].
Byblis gigantea-Komplex
Der Byblis gigantea-Komplex enthält zwei Arten: Byblis lamellata und Byblis gigantea. Es sind mehrjährige Halbsträucher, die Wuchshöhen bis zu 45 bzw. 70 Zentimeter erreichen. Diese Pflanzen überdauern Trockenzeiten durch ein unterirdisches Rhizom, aus dem sie anschließend wieder austreiben. Ihre Blätter werden bis zu 20 Zentimeter lang. Grundzahl des Byblis gigantea-Komplexes ist x=9, die diploide Chromosomenanzahl beider Arten liegt entsprechend bei 2n=18 [5].
Paläobotanik
Im Jahre 2004 wurde in Südaustralien ein einzelner fossiler Same aus dem mittleren Eozän gefunden; ein Abgleich mit heutigen Byblis-Arten belegte die enge Verwandtschaft der Pflanze mit dem Byblis liniflora-Komplex. Die „Pflanze“ wurde, da nur als Same bekannt, als Parataxon, also als provisorische Art, in die Regenbogenpflanzengewächse eingeordnet. [6]
Etymologie
Der wissenschaftliche Name verweist auf eine Gestalt der griechischen Mythologie, von der Ovid in seinen Metamorphosen berichtet (IX, v. 454-664): Byblis, Enkelin des Apollon, unglücklich in ihren Zwillingsbruder Caunus verliebt, löst sich, von ihm zurückgewiesen, in unendlich viele, im Sonnenschein schimmernde Tränen auf und verwandelte sich schließlich in eine Quelle. Die feinen, von den Blättern der Pflanzen sezernierten Tröpfchen erinnern an die Tränen.
Auch die deutsche Bezeichnung geht auf die glänzenden Sekrete zurück, in denen das Licht je nach Farbe unterschiedlich stark gebrochen wird und so den namensgebenden Regenbogen-Effekt hervorruft.
Nachweise
- Allen Lowrie: Carnivorous Plants of Australia - Vol. 3, Nedlands, Western Australia, 1998
- Allen Lowrie, John G. Conran: A Taxonomic Revision Of The Genus Byblis (Byblidaceae) In Northern Australia, Nuytsia 12(1):59-74, 1998
- Allen Lowrie, John G. Conran, Jessica Moyle-Croft: A Revision Of Byblis (Byblidaceae) In South-Western Australia, Nuytsia 15(1):11-19, 2002
- John G. Conran: The embryology and relationships of the Byblidaceae. in: Australian Syst. Bot. Melbourne 9.1996, 243-254. ISSN 1030-1887
- John G. Conran, R. Carolin: Byblidaceae. in: Flowering plants, dicotyledons : Lamiales (except Acanthaceae including Avicenniaceae). In: J.W. Kadereit (Hrsg.):The Families and Genera of Vascular Plants, Bd 7, Berlin/London 2004, S. 45-49, ISBN 3540405933
Einzelnachweise
Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil den unter Nachweise angegebenen Quellen, darüber hinaus werden folgende Quellen zitiert:
- ↑ Holger Hennern, BG Essen, pers. kommuniziert an Denis Barthel (Benutzer:Denisoliver).
- ↑ Irmgard und Siegfried Hartmeyer: Byblis filifolia als echte Karnivore rehabilitiert, Das Taublatt (GFP), 53, 4-5, 2005
- ↑ B. J. Plachno, A. Jankun: Phosphatase Activity in Glandular Structures of Carnivorous Plant Traps., Internationaler Botanischer Kongress 2005 in Wien, P1716, The Jagiellonian Univ., Inst. of Botany, Dept. of Plant Cytology and Embryology, Krakow,Poland
- ↑ a b c Allen Lowrie, John G. Conran: Byblis guehoi (Byblidaceae), a new species from the Kimberley, Western Australia. In: Telopea, 2008, 12:1, Ss. 23-29
- ↑ a b John G. Conran, Andreas Houben, Allen Lowrie: Chromosome numbers in Byblidaceae, Aust. J. Bot., 2002, 50, 583-586
- ↑ John G. Conran, David C. Christophel: A Fossil Byblidaceae Seed from Eocene South Australia, International Journal of Plant Sciences, 2004, vol. 165, p. 691–694
Weblinks
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