Reibschale

Reibschale
Zerreiben von Pflanzenmaterial mittels mörserähnlichem Werkzeug

Mörser – nicht zu verwechseln mit Reibschalen – sind starkwandige becherartige Gefäße aus Porzellan, Achat, Korund, Marmor, Granit, Serpentin, Bronze, Eisen oder ähnlichen Materialien. Die Innenseite des Gefäßes ist im Gegensatz zu denen von Reibschalen immer glatt.

Sie dienen seit der vorgeschichtlichen Zeit in Verbindung mit einem Stößel zum Zerkleinern von Pflanzenteilen und pulveriger Substanzen (Farben, Pigment). Die ältesten Mörser stammen aus dem Wadi Kubbaniya in Ägypten.

In der Pharmazie werden Mörser und Stößel genutzt, um zum Beispiel Arzneidrogen mit ätherischen Ölen anzustoßen. Dabei werden die pflanzlichen Speicherorgane für das ätherische Öl zerstört und dieses freigesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Moderne Reibschalen

Reibschalen dagegen sind meist aus Porzellan und besitzen an der Innenfläche eine raue Oberfläche. Der hier verwendete Pistill ist ebenfalls an der Arbeitsfläche angeraut. Reibschale und Pistill müssen für einen effektiven Gebrauch so abgestimmt sein, dass der Wölbungsradius der Innenfläche der Reibschale immer größer ist als der Wölbungsradius der Arbeitsfläche des Pistills. Nur so lässt sich das Entstehen von "Toträumen" während der Arbeit vermeiden. Eine Reibschale dient zum Zerkleinern (Zerreiben) pulverförmiger fester Substanzen, die eine ausreichende Sprödigkeit aufweisen. Die Zerkleinerung wird durch kreisende mit leichtem Druck ausgeführte Bewegungen des Pistills erreicht. Wesentliches Zerkleinerungsprinzip ist dabei die Reibung zwischen den beiden angerauhten Flächen. Bei sorgfältiger Arbeitsweise und geeigneten Pulvern lassen sich Teilchengrößen bis 50 µm erreichen.

Fantaschalen

In der Apotheke werden vor allem glatte, dünnwandige Schalen aus Melamin, sogenannte Fantaschalen oder Patenen, zur Herstellung von Salben, Cremes, Gelen oder anderen halbfesten Zubereitungen verwendet. Hier sind die Flächen der Fantaschale und des Pistills wiederum glatt. Rauhe Oberflächen würden die Qualität der Arzneimittel zum einen erheblich beeinflussen und zum anderen würden die teilweise fetthaltigen Zubereitungen die Poren verstopfen und das Gerät unbrauchbar machen. Zudem wäre dann eine Kreuzkontamination durch Rückstände möglich, die im Sinne der Arzneimittelsicherheit nicht vertretbar ist.

Eine Differenzierung dieser drei Geräte ist recht schwer, da die englische Übersetzung für alle drei Geräte "mortar" lautet. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch in einschlägigen Fachbüchern eine Differenzierung nicht eindeutig und häufig sogar falsch ist.

Bronze-Mörser wurden früher von den Glockengießern hergestellt, da sie aus dem gleichen Material wie Glocken bestehen. Sie konnten also nicht nur die gleiche Gussmasse (eine Legierung aus Kupfer und Zinn), sondern manchmal sogar die gleichen Formen oder Ornamente verwenden. So kommt es, dass viele alte Mörser am Rand religiöse Motive zeigen.

In Asien verwendet man Mörser auch, um Gemüse zu zerstampfen. Das thailändische Gericht Som Tam wird in einem Mörser aus Ton zubereitet.



Mörsermühlen

Mörsermühle

Im Labor werden statt Reibschalen oft sogenannte Mörsermühlen verwendet. Die Bezeichnung Mörser ist nach dem obig Dargelegtem nicht korrekt, hat sich aber doch weit verbreitet. Eigentlich müsste die Bezeichnung Reibmühle lauten. Bei Mörsermühlen wird die angeraute Schale in Rotation versetzt, das Pistill dreht sich durch diese Bewegung asymmetrisch mit und das Material wird verrieben und durchmischt. Mörsermühlen gibt es in verschiedenen Ausführungen, je nach Volumen und Material des Mörsers.

Siehe auch: Scheiben-Schwingmühle; wird im Rahmen der Qualitätskontrolle von Feststoffen eingesetzt.

Geschichte

Die erste mechanische Mörsermühle wurde 1923 von F. Kurt Retsch (Retsch GmbH) erfunden und patentiert. Daher ist auch heute noch der Begriff Retschmühle gängig.

Literatur

  • Edmund Launert: Der Mörser. Geschichte und Erscheinungsbild eines Apothekengerätes. Materialien, Formen, Typen. Callwey, Muenchen 1990, 216 S., ISBN 3-7667-0985-2
  • B. Dubbe: Die Mörsersammlung Ernst Genz. 1000 Mörser aus 10 Jahrhunderten. Berg am Starnberger See 1994, 382 S.
  • Dirk A. Koning: Bronzemörser'.' Frankfurt am Main 1975 (= Monographien zur pharmazeutischen Kulturgeschichte, 4)

Weblinks


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