- Reichsbund der Kriegsteilnehmer und Kriegsbeschädigten
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Der Sozialverband Deutschland e.V. (SoVD) ist ein sozialpolitischer Interessenverband, der sich für die Stärkung der sozialen Rechte einsetzt.
Der Verband vertritt die Interessen der gesetzlich Rentenversicherten, der gesetzlich Krankenversicherten sowie der pflegebedürftigen und behinderten Menschen gegenüber der Politik. Der Verband setzt sich für soziale Gerechtigkeit und für den Erhalt und den Ausbau der sozialen Sicherungssysteme ein. Der SoVD ist gemeinnützig und parteipolitisch unabhängig.
Seinen über 525.000 Mitgliedern bietet der Verband sozialrechtliche Beratung in Fragen der gesetzlichen Renten-, Kranken-, Pflege-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung sowie in Fragen des Behindertenrechts, der Grundsicherung, des Arbeitslosengeldes II und der Sozialhilfe. Der SoVD vertritt Mitglieder in Klageverfahren vor den Sozialgerichten und führt in grundsätzlichen Fragen Musterklagen vor den Sozialgerichten.
Der Verband wurde 1917 als Kriegsopferverband gegründet. Ausgangspunkt der Gründung war die große Not der Kriegsbeschädigten und Kriegswitwen nach dem ersten Weltkrieg. Dabei wurde der Kampf für einen Rechtsanspruch auf Kriegsopferfürsorge als erster Schritt zu weiteren umfassenden Sozialreformen gesehen. Eine wichtige Rolle spielten auch die Emanzipation der Frau und die Völkerverständigung. Der Verband löste sich 1933 auf, um der Überführung in den nationalsozialistischen Kriegsopferverband zuvorzukommen. 1946 erfolgte in Hamburg die Neugründung als Reichsbund der Kriegs- und Zivilbeschädigten, Sozialrentner und Hinterbliebenen.
Sitz des Verbandes ist seit 2003 Berlin. Für den SoVD sind bundesweit 20.000 ehrenamtliche Kräfte und rund 700 hauptamtliche Mitarbeiter tätig.
Präsident des Sozialverband Deutschland (SoVD) ist seit 2003 Adolf Bauer. Der SoVD ist in rund 3.000 Landes-, Kreis- und Ortsverbände gegliedert.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Verband wurde 1917 unter dem Namen Bund der Kriegsteilnehmer und Kriegsbeschädigten gegründet, um erstmals die Versorgungsansprüche der Kriegsopfer des Ersten Weltkriegs und ihrer Hinterbliebenen durchzusetzen. 1918 erfolgte die Umbenennung in Reichsbund der Kriegsbeschädigten und Kriegsteilnehmer. Mitbegründer und Vorsitzender war bis 1919 der sozialdemokratische Politiker Erich Kuttner. Viele der Gründerväter kamen aus der Arbeiterbewegung und gehörten sozialdemokratischen Parteien und Gewerkschaften an. Der Reichsbund war aber parteipolitisch neutral. 1922 gehörten 830.000 Mitglieder dem Reichsbund an.
Im Jahr der Machtergreifung 1933 durch die Nationalsozialisten beschloss der Reichsbund die Auflösung seiner Organisation, weil ein aktiver Widerstand gegen die Diktatur Hitlers aussichtslos war. Mit diesem Schritt entzog sich der Reichsbund der weitgehenden Gleichschaltung von Politik, Wirtschaft, Kultur, Verwaltung und Verbänden. Diese Entscheidung ermöglichte 1946 einen von der Vergangenheit unbelasteten und glaubwürdigen Neubeginn.
1964 erfolgt die Verlegung der Bundesgeschäftsstelle von Hamburg nach Bonn.
1988 geriet der Verband in finanzielle Probleme u.a. auch wegen gefälschter Mitgliederzahlen. Von den 769.000 Mitgliedern laut dem Bundesanzeiger sollen tatsächlich nur rund die Hälfte vorhanden gewesen sein. Hohe Mitgliederzahlen wirkten sich beispielsweise auch bei der Besetzung von ehrenamtlichen Richtern beim Bundessozialgericht und beim Rundfunkrat des WDR aus, die jeweils von einem Mitglied des Reichsbund besetzt waren. Der langjährige Vorsitzende Hermann Meyer trat aus gesundheitlichen Gründen zurück, sein Nachfolger wurde Hermann Salomonson. Die Vorstandswahlen wurden kurzzeitig gerichtlich blockiert, da die Gemeinnützigkeit überprüft werden musste. Der Reichsbund hatte satzungswidrig Mittel für den Bau des verbandseigenen Hotels Mondial in West-Berlin zur Verfügung gestellt, das im Dezember 1982 eröffnet wurde. Deren Finanzierung vom Land Berlin und der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin mit 15,3 Millionen DM unterstützt und Regreß-Ansprüche stellte, da sie über die Liquidität des Verbandes getäuscht wurden.[1]
Zum Verband gehörte auch die Tochtergesellschaft Gemeinnützige Reichsbund Wohnungsbau- und Siedlungsgesellschaft mbH (Wohnbau), die 1987 einen Gewinn von 8 Millionen DM erwirtschaftete.
Der Verbandsname im Wandel der Zeit
Die Geschichte des Sozialverband Deutschland ist eine "Zeitreise" durch fünf Epochen: das ausgehende Kaiserreich, die Weimarer Republik, die Nazizeit, die alte Bundesrepublik Deutschland und das wiedervereinigte Deutschland unserer Tage. Die Veränderungen, aber auch die von der politischen Lage ausgehenden Zwänge, spiegeln sich in den Änderungen des Verbandsnamens:
1917 wurde der Verband als "Bund der Kriegsteilnehmer und Kriegsbeschädigten" in Berlin gegründet
1919 Umbenennung in "Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegerhinterbliebenen"
1933 Auflösung des "Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegerhinterbliebenen"
1946 Neugründung als "Reichsbund der Körperbeschädigten, Sozialrentner und Hinterbliebenen" (da die Besatzungsmächte eine Organisation ehemaliger Soldaten in größerem Maße ablehnten, wurde ein neuer Name für den Verband gewählt)
1949 nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland wird der Verband in "Reichsbund der Kriegs- und Zivilbeschädigten, Sozialrentner und Hinterbliebenen" umbenannt und im ganzen Bundesgebiet tätig
1987 der vertretene Personenkreis wird im Namen vervollständigt, so dass sich der Verband "Reichsbund der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten, Sozialrentner und Hinterbliebenen" nennt
1995 Umbenennung in "Sozialverband Reichsbund"
Einrichtungen
Der Verband betreibt die meravis Wohnungsbau- und Immobilien GmbH, die zuvor Reichsbund-Wohnungsbau-GmbH hieß. Der Name steht für „mensch • raum • vision“. Die Wohnungsbaugesellschaft erfüllt mit der Schaffung von behinderten- und altengerechtem Wohnraum und dem Bau von Wohnungen für kinderreiche Familien sowie Sozialeinrichtungen auch einen sozialen Auftrag. Die meravis Wohnungsbau- und Immobilien GmbH hat ihren Sitz in der Krausenstraße 46 in Hannover. Im April 2009 übernahm meravis die Beteiligung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) an der DAWAG (Deutsche Angestellten-Wohnungsbaugesellschaft) mit einem Immobilienbestand von etwa 6.000 Einheiten.
Der SoVD betreibt Erholungszentren und Hotels, die behindertengerecht ausgestattet sind.
Darüber hinaus unterhält der SoVD zwei Berufsbildungswerke für behinderte Menschen in Bremen und Stendal und trägt auf diese Weise dazu bei, dass junge Menschen mit Behinderung eine qualifizierte berufliche Erstausbildung erhalten. Der SoVD ist zudem Träger einer Werkstatt für behinderte Menschen in Witten.
Der SoVD ist Träger von Patientenberatungsstellen im Rahmen der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD). Die Patientenberatung ist ein Modellprojekt und steht allen Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung.
Quellen
- ↑ Der Spiegel vom 9. Januar 1989
Weblinks
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