Republik des Heiligen Markus

Republik des Heiligen Markus
Die Flagge der Repubblica di San Marco, die die italienische Tricolore mit dem venezianischen Wahrzeichen, dem Markuslöwen verband

Die Repubblica di San Marco oder Republik des Heiligen Markus war ein etwa eineinhalb Jahre bestehendes Staatsgebilde im norditalienischen Venetien mit dem Zentrum der Lagunenstadt Venedig, das im Zuge der fast ganz Mitteleuropa erfassenden revolutionären Ereignisse des Jahres 1848, wie der Februarrevolution in Frankreich und der Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes, entstanden war.

Auch in Oberitalien kam es bereits ab Januar 1848 zu Unabhängigkeitsbewegungen gegen die Hoheit Österreichs, die sich im März vor allem in Mailand und Venedig verstärkten. Ein wesentliches Ziel in den italienischen Regionen und Provinzen war die nationale Einigung der verschiedenen Fürstentümer zu einem gesamtitalienischen Staat (vgl. Risorgimento).

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung der Republik im Zusammenhang mit der 1848er-Revolution in Oberitalien

Der Advokat Daniele Manin und der Schriftsteller Niccolò Tommaseo überreichten der Regierung am 21. Dezember 1847 eine Petition, in der Reformen in der Verfassung verlangt wurden. Sie wurden daraufhin am 18. Januar verhaftet.

Ausrufung der Repubblica di San Marco in der Lagune von Venedig vor dem Dogenpalast am 23. März 1848 (Lithografie von Sanesi, ca. 1850)

Während von Mailand ausgehend die Unabhängigkeit der Lombardei von Österreich und deren Anschluss an das Königreich Sardinien-Piemont erklärt wurde, und in Wien am 13. März die Revolution begann, rief Venedig nach einem am 22. März begonnenen Aufruhr, unter Führung Manins, der am 17. März aus dem Gefängnis gekommen war, am 23. März 1848 eine unabhängige Republik Venedig aus. Der österreichische General Zichy musste die Stadt verlassen. Am 26. März besetzten die Piemontesen Mailand. Deren König Carlo Alberto erhielt nun Unterstützung aus dem Kirchenstaat, dem Königreich beider Sizilien, dem Großherzogtum Toskana, dazu kamen Freiwillige aus ganz Italien. Doch bereits im April zog Papst Pius IX. sich aus der Koalition zurück, ähnlich reagierte Sizilien, so dass Piemont, trotz des Sieges von Goito am 30. Mai und der Vertreibung der Österreicher nach Mantua bald in die Defensive geriet.

Venedig blieb im Krieg zwischen Österreich und Sardinien-Piemont neutral und konnte so ihre Unabhängigkeit fast eineinhalb Jahre lang bewahren. Am 27. Juli 1848 mussten die Piemontesen, denen sich Venedig am 5. Juli offiziell angeschlossen hatte, eine schwere Niederlage bei Custozza hinnehmen, und zogen daraufhin ihre Flotte aus Venedig ab. Guglielmo Pepe, der sich von Neapel kommend mit den Piemontesen auf Befehl des Königreichs beider Sizilien verbünden sollte, kam zu spät, weigerte sich aber mit seinen 2.000 Freiwilligen zurückzukehren und schloss sich Venedig an.

Manin trat allerdings zunächst zugunsten von Jacopo Castelli am 3. Juli zurück, da er gegen ein Bündnis mit Piemont war, wurde jedoch am 11. August angesichts der äußeren Bedrohung zum Diktator ernannt. Bis Ende des Jahres hatten die österreichischen Truppen das gesamte Veneto erobert, Mailand war bereits im August besetzt worden.

Die nochmalige Erhebung der Piemontesen im März 1849 verschaffte der venezianischen Republik noch einmal Luft. Manin wurde am 7. März zum Präsidenten der Republik gewählt. Doch am 23. März unterlagen die Piemontesen bei Novara und der König dankte zugunsten seines Sohnes Vittorio Emanuele II. ab.

Die Festung Marghera 1848 (Grundriss und Umgebungskarte)
Schlachtszene aus dem Kampf um die Festung Marghera im Mai 1849 (Lithografie von 1851)

Nach dem Sieg der Österreicher über Sardinien-Piemont und dem Friedensvertrag von Mailand vom 6. August 1849 wurde die Stadtrepublik Venedig als letzte Bastion der norditalienischen Revolutionäre und Republikaner am 23. August 1849 von österreichischem Militär mit Gewalt niedergeschlagen.

Am 4. Mai 1849 griffen die Österreicher unter General Julius von Haynau die Festung Marghera an, die von 2.500 Mann unter dem Befehl des Kolonels Girolamo Ulloa aus Neapel verteidigt wurde. Er musste am 26. das Fort räumen. Die Revolutionstruppen traten den Österreichern an der Ponte della Libertà, die das Festland mit dem historischen Kern Venedigs verband, entgegen. Eine Kapitulationsaufforderung von General Radetzky wurde zurückgewiesen.

Denkmal zur Erinnerung an Daniele Manin, den führenden Protagonisten der venezianischen Revolution (Bronzestatue aus dem Jahr 1875 in der Mitte des Campo Manin in Venedig)

Am 22. August 1849 musste die von der Cholera zusätzlich betroffene Stadt kapitulieren, am 27. August marschierten die Truppen ein. Manin und 39 seiner Unterstützer gingen ins Exil.

Nachfolgende Entwicklung bis zum Anschluss Venedigs an Italien

Danach blieb Venedig bis 1866 unter österreichischer Herrschaft und ging nach dessen Niederlage gegen Preußen im Deutschen Krieg an das im Jahr 1861 neu gegründete Königreich Italien.

Ihren Status als Freihafen erhielt die Stadt erst am 20. Juli 1851 zurück, der Belagerungszustand wurde sogar erst am 1. Mai 1854 aufgehoben. Noch 1859 lehnte Wien den Verkauf des Veneto an Italien ab, da ihm das Veneto im Frieden von Villafranca zugestanden worden war. Erst nach der Schlacht bei Königgrätz im Jahr 1866 trat Österreich das Veneto am 4. Juli 1866 an Kaiser Napoleon III. ab. Nachdem die Österreicher am 8. Oktober die Stadt geräumt, und zwei Wochen später alle Venezianer bis auf 69 Stimmberechtigte für den Anschluss an Italien gestimmt hatten, überließ er es Italien.

Siehe auch

Literatur

  • Heinrich Kretschmayr: Geschichte von Venedig; Band III von 3 Bänden, Gotha 1920, Neudruck Aalen 1964.
  • Paul Ginsborg: Daniele Manin and the Venetian Revolution of 1848/49, Cambridge 1979
  • Adolfo Bernardello, Venezia 1848: arte e rivoluzione, in: Società e storia 96 (2002) 279 – 288
  • Vincenzo Marchesi, Storia documentata della rivoluzione e della difesa di Venezia negli anni 1848-49, tratta da fonti italiane ed austriche Venice, Venedig: Istituto Veneto di Arti Grafiche 1913
  • Alessandro Pascolato, Manin e Venezia nel 1848-49, Mailand: Alfieri & Lacroix 1916
  • Giorgio Candeloro: Storia dell´Italia moderna, Bd. III: La Rivoluzione nazionale, 1846-1949, 2. Auflage, Mailand 1991.
  • Simonetta Soldani: Annäherung an Europa im Namen der Nation. Die italienische Revolution 1846-1849, in: Dieter Dowe, Heinz-Gerhardt Haupt, Dieter Langewiesche, et. al. (Hrsg.): Europa 1848. Revolution und Reform, Bonn 1998, S. 125-166

Weblinks


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