- Markus (Evangelist)
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Johannes Markus oder Markus ist eine Gestalt des Neuen Testaments, nach altchristlicher Tradition auch der erste Bischof von Alexandria und damit Begründer der koptischen Kirche und der Verfasser des Markusevangeliums. Sein Symbol ist der Löwe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Belege über sein Leben sind das Neue Testament, insbesondere die Apostelgeschichte, und die Kirchenväter Papias, Eusebius von Caesarea, Hieronymus und Epiphanius. Die Identität des Verfassers des Markusevangeliums mit den Namensträgern im Neuen Testament ist umstritten. Die kirchliche Tradition schreibt das anonym verfasste Evangelium dem in der Apostelgeschichte genannten Johannes Markus zu. Johannes Markus war ein Judenchrist in Jerusalem (Apg 12,12 EU) und der Vetter des Barnabas (Kol 4,10 EU). Das Haus seiner Mutter wird später zum Mittelpunkt der Jerusalemer Urgemeinde.
Johannes Markus wurde von Barnabas und Paulus auf die erste Missionsreise mitgenommen (Apg 13,4 EU), hielt aber nicht durch und kehrte in Perge in Pamphylien um. Zur zweiten Missionsreise wollte Barnabas Markus wieder mitnehmen, aber Paulus weigerte sich und wählte Silas zum Gefährten, während Barnabas mit Markus nach Zypern fuhr (Apg 15,36–40 EU).
Später besteht wieder ein gutes Verhältnis zwischen Paulus und Markus, der während der ersten Gefangenschaft bei Paulus in Rom ist (Kol 4,10 EU, Phlm 24 EU) und um dessen Kommen Paulus bei seiner zweiten römischen Haft den Timotheus ausdrücklich bittet (2 Tim 4,11 EU).
Eine Identifizierung des Johannes Markus mit dem im 1. Petrusbrief genannten Markus ist ebenfalls unsicher. Die kirchliche Tradition zieht diese Verbindung und legt somit Rom als Abfassungsort des Markusevangeliums fest. Demnach befindet er sich in Rom bei Petrus (1 Petr 5,13 EU), der ihn seinen „Sohn“ nennt. Im Evangelium finden sich aber keine Anzeichen, dass der Verfasser Augenzeuge der irdischen Tage Jesu war, was gegen eine Mitwirkung des Petrus am Evangelium spricht.
Die Vermutung, dass Markus mit dem unbekannten jungen Augenzeugen der Gefangennahme Jesu (Mk 14,51f EU) – jenem nur bei Markus erwähnten jungen Mann, den ein römischer Soldat am Gewand festhielt, worauf er es abstreifte und nackt floh – sich selbst gemeint hat, ist möglich und wird von der kirchlichen Tradition gestützt. Papias berichtet um 130, dass Johannes Markus der Übersetzer des Petrus war und die Lehren von Petrus genau niedergeschrieben hat, jedoch nicht in der gleichen Reihenfolge, wie er sie gehört hat.
Eusebius, Hieronymus und Epiphanius berichten, dass Markus der Gründer der Gemeinde in Alexandria war – die Zeit seiner Ankunft wird als die Vierziger oder Fünfzigerjahre angegeben. Die koptische Kirche sieht ihn als ihren ersten Papst. Quellen aus dem vierten Jahrhundert (Hieronymus, Eusebius von Caesarea, Markusakten) berichten vom Märtyrertod des Markus in Alexandria.
Werke
- Nach altchristlicher Tradition: das Evangelium nach Markus.
- Nach alexandrinisch-ägyptischer Tradition: die Liturgie des Heiligen Markus (auch als Cyrillus-Liturgie).
Heiligenverehrung
Im Vorwort einiger Vulgataausgaben wird er bezeichnet als „Markus der Evangelist, der in Israel ein priesterliches Amt ausübte, ein Levite von Herkunft“. Vermutlich geht das darauf zurück, dass er ein Vetter des Leviten Barnabas (Apg 4,36 EU) war. Die Stadt Aquileja hat eine in der Legenda Aurea erwähnte, aber von keinerlei altkirchlichen Quellen bestätigte Überlieferung, dass Markus dort gepredigt und ein zweites, lateinisches Evangelium abgefasst habe. In Alexandria ist jahrhundertelang der Mantel des heiligen Markus aufbewahrt worden, mit dem jeder Bischof bei seinem Amtsantritt bekleidet wurde. Bereits aus dem vierten Jahrhundert wird von Wallfahrten zum Grab des Heiligen Markus berichtet.
Nach koptischer Tradition stellte Markus die Heilige Liturgie zusammen, eine der ältesten Liturgien der Kirche, von der die anderen drei orthodoxen Liturgien abstammen. Sie wurde auswendig gelernt und mündlich weitergegeben, bis sie 330 von Athanasius aufgezeichnet und dem ersten Bischof von Äthiopien übergeben wurde. Die Liturgie wurde von Cyril von Alexandria stark erweitert und ist seither als Liturgie des Heiligen Cyrill bekannt. Ein Papyrus-Fragment aus dem vierten oder fünften Jahrhundert befindet sich in Strassburg. Mittelalterliche Kopien sind im Besitz des Vatikans, eine Fassung existiert auch in äthiopischer Sprache.
828/29 wurden die Markusreliquien von venezianischen Seefahrern in Alexandria geraubt und nach Venedig überführt, was in den Berichten von einigen Wundern begleitet wird. In Venedig baute man ihm zu Ehren die Vorläuferkirche des Markusdoms, die 976 komplett niederbrannte. Die Gebeine des Markus wurden dann 1094 bei Beendigung des Baus des Markusdoms „wiedergefunden“. Der geflügelte Markuslöwe wurde zum Staatswappen der Republik Venedig, Ausdruck ihres Selbstbewusstseins gegenüber dem Rom des Petrus und dem Frankenreich mit dem Mantel des hl. Martin und Byzanz des Andreas.
Zur Rechtfertigung diente eine Legende, wonach Markus auf seinen Missionsfahrten auch die (noch unbewohnte) Lagune von Venedig durchquert habe und dort von einem Engel die Weissagung erhalten habe, hier würden einst seine Gebeine ruhen. Der Gruß des Engels „PAX TIBI MARCE EVANGELISTA MEUS“ (deutsch: „Friede dir, Markus, mein Evangelist“) ist den meisten venezianischen Darstellungen des Markuslöwen beigegeben. Der heutige steinerne Sarkophag unter dem Hauptaltar von San Marco trägt auf lateinisch die Inschriften Leib des heiligen Evangelisten Markus (Vorderseite) und Es grüßt euch mein Sohn Markus (1 Petr 5,13 EU; Rückseite).
Ein Teil der venezianischen Reliquien wurde 1968 anlässlich der 1900-Jahr-Feier der Gründung der koptischen Kirche an den Patriarchen von Alexandria als Geste guten Willens zurückgegeben und wird seitdem in der päpstlichen Markuskathedrale in Kairo verwahrt.
Gedenktag
- Katholisch: 25. April (traditionelles Fest im Allgemeinen Römischen Kalender), in Venedig auch 31. Januar (Überführung der Gebeine)
- Evangelisch: 25. April
- Anglikanisch: 25. April
- Orthodox: 4. Januar oder 25. April
Bauernregel
Eine dem katholischen Namenstag am 25. April entsprechende Bauernregel lautet „Ist's jetzt um den Markus warm, friert man drauf bis in den Darm.“
Patronate
Der Heilige ist Schutzpatron der Stadt Venedig, der Bodenseeinsel Reichenau, der ägyptischen Christenheit sowie der Berufe Bauarbeiter, Maurer, Glaser, Korbmacher, Notar und Schreiber. Er wird bei Unwetter, jähem Tod, Blitz, Hagel, Krätze, Qualen angerufen. Zudem soll er zu gutem Wetter und guter Ernte verhelfen.
Reliquien des Markus befinden sich außer in Kairo und Venedig auch auf der Insel Reichenau, in Rom, Paris, Cambrai, Tournai und Köln.
Ikonografie
Markus wird gemeinsam mit einem geflügelten Löwen, dem Markuslöwen dargestellt. Der Markuslöwe ist schon im 4. Jahrhundert nachweisbar und leitet sich wie die anderen Evangelistensymbole aus Offb 4,7 EU ab. Die Attribute der Markusfigur sind stark von der Zeit der Darstellung abhängig, jedoch wird er häufig als Mann mittleren Alters gezeigt, mit langem Bart, dunklen Haaren und einem kraftvollem Gesicht. Eindeutig als Schreiber eines der Evangelien kennzeichnen ihn fast immer ein Buch (geschlossen oder offen), dazu eventuell eine Feder oder weitere Schreibutensilien. Markus wird wie alle Evangelisten in antikisierender Tracht (Tunika, Toga) dargestellt, die gelegentlich in der Hüfte gegürtet ist. Die überwiegende Mehrzahl der Abbildungen des Evangelisten findet sich in der Buchmalerei in der Tradition des Autoren- oder Evangelistenporträts (Lorscher Evangeliar). In der monumentalen Kunst tritt er meist in Verbindung mit den übrigen drei Evangelisten auf. Die bedeutendsten Markuszyklen finden sich in San Marco in Venedig, wo in monumentalen Mosaiken neben der Heiligenvita verstärkt auch die „translatio“ der Markusreliquie Darstellung findet.
Literatur
- Reinhard Lebe: Als Markus nach Venedig kam. Stuttgart 1987.
- Torsten Reiprich: Befand sich die mk Gemeinde in Ägypten? In: Biblische Notizen 119/120. 2003, 147–163.
- Shenouda III.: Der Betrachter Gottes, Markus der Evangelist, Heiliger und Märtyrer. 1962.
- Walter Simonis: Markus, der Evangelist und Jünger, den Jesus liebte. Frankfurt 2004, ISBN 3-631-52463-3.
- Christof Dahm: Markus (griech. Márkos). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 5, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-043-3, Sp. 850–854.
Weblinks
Commons: Markus (Evangelist) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Markus (Evangelist) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag in Stadlers Vollständiges Heiligen-Lexikon.
- Ausführliche Biografie in der koptischen Tradition (englisch)
Vorgänger Amt Nachfolger — Bischof von Alexandria
43–63Anianus Kategorien:- Markus (Evangelist)
- Person im Neuen Testament
- Heiliger (1. Jahrhundert)
- Bischof (1. Jahrhundert)
- Märtyrer
- Geboren im 1. Jahrhundert v. Chr. oder 1. Jahrhundert
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