Rettungshöhe

Rettungshöhe
Eine Leiter (schematisch).

Eine Leiter (von althochdeutsch leitara „lehnen“, „die Angelehnte“) ist ein Gerät mit Sprossen zum Hinauf- und Hinabsteigen, die links und rechts in zwei Holme eingepasst sind. Im Gegensatz zum allgemeinen Sprachgebrauch werden im Bergbau Leitern als Fahrten bezeichnet.

Es gibt Leitern aus Holz, Stahl, Aluminium sowie Kunststoff. Leitertypen sind Anstelleitern, die z. B. an eine Wand angelehnt werden, und Bockleitern, die frei stehen können. Eine grundsätzlich andere Bauform sind die nicht auf dem Boden stehenden, sondern hängenden Strickleitern und Einhängeleitern.

Inhaltsverzeichnis

Leiterlänge und Arbeitshöhe

Da fast alle Leitern (mit Ausnahme der Haken- bzw. Strickleiter) in einem bestimmten Winkel aufgestellt werden müssen (Vermeidung des Umkippens), ist die Arbeitshöhe geringer als die reine Leiterlänge.

Gemäß BGI 521 (Informationsschrift der Berufsgenossenschaften) beträgt z. B. für Anlegeleitern die maximale Arbeitshöhe 7,00 m.

Tragbare Leitern

„Tragbare Leitern“ sind im allgemeinen Leitern, die von einem oder mehreren Menschen getragen werden können. Dadurch können diese Leitern flexibel und schnell an verschiedenen Orten eingesetzt werden.

Tragbare Leitern bei der Feuerwehr und anderen Hilfsorganisationen

Hauptartikel: Feuerwehrleiter

Die Vorteile tragbarer Leitern macht sich vor allem die Feuerwehr zunutze. Beispielsweise bei einer schnellen Rettung von Menschen aus einem brennenden Haus.

Diese Leitern sind auf Feuerwehrfahrzeugen untergebracht und werden von der Mannschaft an den Einsatzort getragen. Sie dienen als Rettungs- oder Angriffsweg (werden also bestiegen), oder werden als Hilfsgerät eingesetzt. Der Einsatz tragbarer Leitern ist in der FwDV 10 festgeschrieben. Es dürfen nur Leitern nach Norm (siehe oben) verwendet werden.

Bei der Feuerwehr wird die Arbeitshöhe bzw. die Einsatzhöhe als Rettungshöhe bezeichnet.

Zur Menschenrettung darf die vorgeschriebene Belastungsgrenze überschritten werden.

Steckleiter

Menschenrettung mit der Steckleiter

Die Steckleiter ist die bei der Feuerwehr am meisten verwendete Leiter, da sie am dynamischsten eingesetzt werden kann. Je nach Zweck und benötigter Höhe können mehrere Leiterteile ineinander gesteckt werden.

Die Steckleiter ist eine Anstellleiter, d. h. sie benötigt ein feststehendes Objekt, an das sie in einem 65–75° Winkel angelehnt werden kann (z. B. Hauswand, Baum). Es ist auch möglich, sie als Leiterbock zu verwenden, sie darf dann aber nicht bestiegen werden, sondern nur noch z. B. als Schlauchbrücke verwendet werden. Weiterhin kann ein Leiterteil auch als Behelfstrage oder zur Rettung von im Eis eingebrochenen Personen verwendet werden.

Auf den Feuerwehrfahrzeugen sind zwei oder vier Steckleiterteile untergebracht.

Folgende Längen ergeben sich bei Steckleitern nach Norm (siehe unten):

Leiterlänge Arbeitshöhe
1 Leiterteil 2,70 m ca. 2,10 m
2 Leiterteile 4,60 m ca. 3,70 m
3 Leiterteile 6,50 m ca. 5,00 m
4 Leiterteile 8,40 m ca. 7,20 m

So kann mit 4 Leiterteilen das 2. OG erreicht werden.

Die Differenz zwischen der Leiterlänge mehrerer Teile und der Summe der Länge der Einzelteile ergibt sich aus der Überschneidung der Teile beim Zusammenstecken. Dabei gilt: 2,70 m + 1,90 m = 4,60 m; 4,60 m + 1,90 m = 6,50 m; 6,50 m + 1,90 m = 8,40 m

Mehr als vier Steckleiterteile dürfen nicht zusammengesteckt werden. Zur Menschenrettung ist in Notfällen auch schon eine fünfteilige Steckleiter eingesetzt worden; dieses liegt jedoch ausschließlich in der Verantwortung des Einsatzleiters (§1 UVV).

Es werden so genannte A-Teile und B-Teile unterschieden: Die A-Teile haben auch am Leiterfuß Sprossen, so dass sie nicht auf ein Leiterteil gesteckt werden können. Ein A-Teil ist also immer das unterste Leiterteil. Bei B-Teilen fehlen die untersten drei Sprossen, dadurch kann ein weiteres Teil angesteckt werden. Eine Zeit lang war es üblich, statt eines A-Teils ein B-Teil zu verwenden, in das ein kurzes Stück mit drei Sprossen eingesteckt wurde. Nach einigen Unfällen ist man davon wieder abgekommen. Außerdem gibt es noch ein Verbindungsteil, um zwei Leiterteile zu einer so genannten Bockleiter zu verbinden, dann darf die Leiter aber nicht mehr bestiegen werden (siehe oben).

Den Halt beim Zusammenstecken erhält die Leiter durch Verbindungen aus Stahlblech, die innen bzw. außen an den Holmen befestigt sind, die die Enden des jeweils anderen Leiterendes fest aufnehmen. Zusätzlich werden die zusammengesteckten Teile mittels eines Federbolzens verriegelt.

Steckleitern gibt es aus Leichtmetall oder Holz. Die Holme der hölzernen Steckleiter bestehen aus Fichten-, Kiefern- oder Lärchenholz, die Sprossen, die in den Holmen verleimt sind, werden aus Esche gefertigt. Zusätzliche Stabilität erhält die Steckleiter durch zusätzliche Sprossenanker.

Im Einsatz wird die Steckleiter im Regelfall von drei oder vier Feuerwehrleuten vorgenommen.

Schiebleiter

Die dreiteilige Schiebleiter ist eine Anstellleiter aus drei beweglich verbundenen Leiterteilen, die mit einem Zugseil auseinander gezogen werden kann. Nach Norm (siehe unten) hat sie zusammengeschoben eine Transportlänge von 5,60 m, komplett ausgezogen eine Einsatzlänge von 14 m, was eine Rettungshöhe von 12 m (3. OG) ermöglicht.

Unter-, Mittel- und Oberleiter haben jeweils 17 Sprossen. Eine Schiebleiter aus Holz wiegt 100 kg, die Ausführung aus Aluminium ist mit 75 kg deutlich leichter.

Klappleiter

Klappleiter im ein- und ausgeklappten Zustand

Die Klappleiter (auch Doppelleiter) ist eine Anstellleiter der Feuerwehr. Nach Norm (siehe unten) hat sie zusammengeklappt eine Länge von 3,26 m, auseinandergeklappt eine Länge von 3 m und ist somit die einzige genormte Leiter, deren Transportlänge größer als die Einsatzlänge ist. Zusammengeklappt hat die Klappleiter die Form eines Vierkantholzes mit abgerundeten Ecken. Sie benötigt so nur wenig Platz und kann leicht in einem Fahrzeug verstaut werden. Die Klappleiter ist gut geeignet zum Überwinden kleiner Höhenunterschiede und für den Einsatz in engen Räumen oder Schächten. Die Klappleiter hat 9 Sprossen und wiegt etwa 10 Kilogramm. Die Holme bestehen in der Regel aus Fichten- Kiefern- oder Lärchenholz, die Sprossen sind aus Eschenholz und zusätzlich mit Stahlblech beschlagen. Die Holzteile der Klappleiter sind mit Leinöl geölt und mit einer Schicht aus Klarlack überzogen. Die Klappleiter wird von einer Einsatzkraft alleine vorgenommen. Die Klappleiter sollte nie zu anderen Zwecken verwendet werden.

Hakenleiter

Hakenleiter im Einsatz (historisch)

Die Hakenleiter entsprach früher den Normen der Feuerwehr, was heute jedoch nicht mehr so ist. (siehe unten) Sie ist 4,40 m lang und hat an der Oberseite einen Haken, mit dem sie in eine höhergelegene Öffnung eingehängt werden kann. Sie darf nicht als Anstellleiter verwendet werden, da sie nur für Zug-, jedoch nicht für Druckbelastungen ausgelegt ist. Da sie wie oben beschrieben z. B. an jeden Balkon oder in jedes Fenster gehängt werden kann, ist ihre Arbeitshöhe als einzige Leiter praktisch unbegrenzt. Sie wird jedoch nur selten eingesetzt, etwa wenn andere Leitertypen nicht geeignet sind. Hakenleitern mit Stahlhaken (68 cm) sind 11 kg schwer, Leitern mit Leichtmetallhaken (70 cm) wiegen etwa 9 kg. Der Haken hat 11 Zähne, damit die Leiter nach dem Einhängen nicht abrutschen kann. Die Spitze des Hakens ist nach unten umgebogen. Zwei Abweiser an der unteren Seite der Leiter sorgen dafür, das ein ausreichender Abstand zur Wand bzw. Mauer erhalten bleibt. Die Holme der Hakenleiter bestehen aus Kiefern-, Lärchen-, Fichten- oder Eschenholz, die Sprossen, die mit zusätzlichen Sprossenankern verstärkt und in die Holme eingekeilt und verleimt sind, sind aus Eschenholz. An der Innenseite der Holme sorgt ein verzinkter Stahldraht dafür, dass die Leiter selbst im Falle eines Holmschadens benutzbar bleibt. Inzwischen sind aber Hakenleitern aus Aluminium mit einem titanverstärkten Stahlhaken üblich.
Die Hakenleiter wird im Regelfall von zwei Personen vorgenommen, jedoch stets nur von einer Person bestiegen (beide Truppleute steigen nach einander von Geschoss zu Geschoss).

Multifunktionsleiter

Die so genannte Multifunktionsleiter ist keine Rettungsleiter wie die oben beschriebenen Leitern. Sie wird als Mehrzweckleiter in der neuesten Norm für Rüstwagen und Löschfahrzeuge aufgeführt.

Normen

Hakenleiter bei einer Übung

Es gibt folgenden Normen für tragbare Leitern:

Leiter Normen (EN, DIN, ÖNORM)
Steckleiter EN 1147, DIN 14711, ÖNORM F4047
Schiebleiter (3-teilig) EN 1147, DIN 14715, ÖNORM F4047
Schiebleiter (2-teilig) DIN 14714 (Norm zurückgezogen)
Klappleiter EN 1147, DIN 14713, ÖNORM F4047
Hakenleiter Nicht mehr genormt; frühere Normen: EN 1147, DIN 14710, ÖNORM F4047
Multifunktionsleiter EN 1147

Mit in Kraft treten der Vereinbarungen der Mitgliedsstaaten der Welthandelsorganisation (WTO) gegen die Einschränkung des freien Wettbewerbs und Handels durch technische Normen - insbesondere “Agreement on Technical Barriers to Trade” (TBT) - sind die Normen für die Sicherheit tragbarer Leitern und tragbare Treppen obsolet geworden und dürfen nicht mehr als gesetzliche Regeln verwendet werden, solange nicht wissenschaftlich stringent nachgewiesen ist, dass technische Normen, Konstruktionsbeschreibungen oder Bedienungsanleitungen für tragbaren Leitern und tragbare Treppen bei Nichteinhaltung der Gesundheit schaden oder zu einer Beeinträchtigung der nationalen Sicherheit führen. Da diese Nachweise fehlen, ist auch die Zertifizierung von tragbaren Leitern und Treppen nach den vorliegenden Normen innerhalb der WTO-Staaten für eine gesetzliche Regelung der Sicherheit im Umgang mit Leitern obsolet geworden.

Sonstige Leitertypen

Anlegeleiter

Die Anlegeleiter ist nach der Stehleiter die verbreitetste Leiter im gewerblichen und privaten Bereich. Sie besteht aus zwei Holmen und dazwischen befindlichen Sprossem. Sie ist in den verschiedensten Längen und Materialausführungen erhältlich. Neben der einteiligen Anlegeleiter gibt es auch mehrteilige Anlegeleitern bei denen man die Leiterteile gegeneinander verschieben kann um größere Höhen zu erreichen. Diese Leitern gibt es auch als Kombiausführung (3 Leiterteile) die man entweder als 3 fach verschiebare Anlegeleiter oder als Stehleiter mit 2 Steigteilen verwenden kann.

Dachdeckerleiter

Dachdeckerleitern

Eine Dachdeckerleiter ist flach und etwas flexibel, damit sie gut auf ein Dach gelegt werden kann, und sie hat nach vorne gebogene Sprossen, damit der Fuß trotz des flachen Aufliegens der Leiter noch Platz zum Auftreten hat.

Einholmleiter

Einholmleitern haben nur einen Holm, von dem die Sprossen in beide Richtungen abgehen. Dadurch, dass nur ein Holm vorhanden ist, kann diese Art von Leiter auch in schwierigem Gelände problemlos verwendet werden, etwa bei der Obsternte. siehe Steigbaum

Räuberleiter

Die Räuberleiter ist keine Leiter im klassischem Sinne. Sie ist eine Leiter, die aus mindestens einem Menschen besteht; dabei wird eine Art Stütze gebildet, indem die Hände verschränkt werden und sich so eine Trittfläche bildet. Diese kann nun von einem anderen Menschen als erste Sprosse benutzt werden. Die zweite Sprosse ist gewöhnlich die Schulter.

Sprossenwand

Sprossenwand

Die in Turnhallen an der Wand befestigte Übungsleiter zur Körperschulung nennt man Sprossenleiter oder Sprossenwand.

Strick- oder Jakobsleiter

Hauptartikel: Strickleiter

Stehleiter

Hölzerne Stehleiter

Eine Stehleiter ist eine Leiter aus zwei über Gelenke miteinander verbundenen Teilen. Um ein unbeabsichtigtes Einklappen zu verhindern, sind beide Teile mit einer Kette oder einem Bügel verbunden.

Trittleiter

Eine Trittleiter ist eine niedrige Stehleiter mit maximal 5–7 Sprossen. Sie besteht aus 2 Teilen, welche zur Sicherheit im 40°- bis 60°-Winkel stehen müssen. Die Trittleiter hat oben in der Mitte eine Erhöhung. Sie soll ein Herunterfallen der arbeitenden Person verhindern, wenn sie ganz oben steht, um z. B. eine Zimmerdecke zu bearbeiten. Die Zusammenfaltbarkeit und die kompakte Bauweise ermöglichen es, die Trittleiter platzsparend aufzuräumen.

Benutzung und Wartung

Als Belastungsgrenze gilt eine Person pro Leiterteil.

Anlegeleitern dürfen nur bei festem Untergrund an feste Punkte (z. B. Hauswände) angestellt werden. Der Anstellwinkel soll ca. 65°–75° betragen, und die Leiter mindestens 3 Sprossen über eine mögliche Einstiegsöffnung hinausragen.

Leitern aus Holz dürfen nur mit Klarlack lackiert sein, damit Risse oder andere Beschädigungen erkennbar bleiben.

Drehleitern

Drehleiter mit Rettungskorb

Drehleitern sind Hubrettungsfahrzeuge der Feuerwehr. Sie können je nach Typ bis zu 50 m, und höher sein. Eine vereinfachte und veraltete Form der Drehleiter ist die Anhängeleiter. Spaßeshalber wird eine DLK 23/12 auch als 5 teilige Schiebleiter bezeichnet.

Steigetechniken

Beim Besteigen einer Leiter werden zwei Techniken unterschieden, der Passgang und der Kreuzgang.

Himmelsleiter

In der Religion gibt es die Vision einer Himmelsleiter als Verbindung zwischen Himmel und Erde. In der Bibel: Jakob sieht die Himmelsleiter. Im Koran: Sure 70 „Die Himmelsleiter“ (Al-Maáridsch).

Sprichwörter

  • Nie unter einer angelehnten Leiter durchgehen!
  • Das Leben ist wie eine Hühnerleiter, man kommt vor lauter Dreck nicht weiter.

Weblinks

BGI 521 - Leitern sicher benutzen


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