- Rhampsinit
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Rhampsinit ist ein mythischer ägyptischer König, dem der antike Historiker und Schriftsteller Herodot einige Geschichten zuweist. Eine handelt von einem Meisterdieb, [1] eine andere von der Hadesfahrt des Königs [2]. Vermutlich ist die Gestalt Rhampsinits an den historischen Pharao Ramses III. angelehnt.
Die Meisterdieb-Geschichte handelt vom Kräftemessen zwischen dem großen König und einem kleinen Dieb, das der Letztere durch seine Schlauheit für sich gewinnt.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt der Geschichte vom Meisterdieb
Als sich König Rhampsinit ein Schatzhaus bauen lässt, kommt sein Architekt auf eine Idee: Heimlich baut er einen Stein der Außenmauer nur locker ein, um ihn später nach Belieben herauslösen zu können und sich so am großen Schatz des Königs zu bereichern. Diese Möglichkeit nutzt er dann zwar selbst nicht mehr aus. Auf dem Sterbebett aber berichtet er seinen beiden Söhnen von dem lockeren Stein. Diese zögern keine Sekunde und bereichern sich fortan regelmäßig.
Eines Tages bemerkt Rhampsinit, dass sein Gold immer weniger wird, und befiehlt, Fallen aufzustellen. Bei ihrem nächsten Raubzug tappt einer der Brüder tatsächlich in eine Schlinge und kann nicht mehr befreit werden. Während er noch hängt, bittet er seinen Bruder, ihm den Kopf abzuschneiden, damit er nicht erkannt und somit seine Familie vor Schmach gerettet werde. Der Bruder führt die Bitte aus und kehrt mit dem Kopf nach Hause zurück - der restliche Körper bleibt im Palast. Den Kopf zeigt er seiner Mutter, die ihn bestürzt auffordert, die restlichen Überbleibsel seines Bruders zu besorgen.
Das jedoch gestaltet sich schwierig. Denn der König hat den kopflosen Leichnam an den Stadtmauern aufhängen und ständig bewachen lassen. Jeden, der ihn betrauert, sollen die Wachen festnehmen. Doch der Protagonist wendet eine weitere List an. Er geht an den Wächtern mit einem Esel vorbei, der mit Weinschläuchen beladen ist, welche "zufällig" im selben Moment auszulaufen beginnen. Die Wächter nutzen dies und besaufen sich bis zur Bewusstlosigkeit. Der Mann aber schnappt sich den Leichnam und kehrt damit nach Hause zurück.
Rhampsinit versucht daraufhin ein Letztes und Äußerstes: Er schickt seine einzige Tochter in die Prostitution. Bevor es bei ihr zur Sache geht, muss ihr jeder Freier erst erzählen, welche die bislang dreisteste Tat seines Lebens gewesen sei. - Der Protagonist erfährt hiervon, wittert aber die Absicht des Königs und präpariert sich für den Besuch im Liebeszelt. Dort erzählt er der Königstochter all seine Schandtaten. Diese hält ihn sogleich am Arm fest und will die Wachen rufen - er aber hat ihr nur den abgetrennten Arm seines toten Bruders hingehalten und kann fliehen.
Der König sieht nun ein, dass er das Kräftemessen verloren hat. Öffentlich verspricht er dem unbekannten Täter Straffreiheit und sogar die Ehe mit seiner Tochter, wenn er sich stelle. Der Dieb meldet sich hierauf, und Rhampsinit hält sich tatsächlich an sein Versprechen. So wird ein Dieb - weil vom König als "schlauester aller Menschen" belobigt - zum ägyptischen Thronfolger. [A 1]
Anmerkungen
- ↑ Der gesamte Abschnitt nach dem Herodot-Originaltext im Anhang des Heineschen Gedichtbandes "Romanzero"; "Düsseldorfer Heine-Ausgabe" (DHA), Hrsg. von Manfred Windfuhr, Band 3/II
Einzelnachweise
Weblinks
- Die Geschichten auf Deutsch und Griechisch
- Das Gedicht Rhampsenit von Heinrich Heine, das sich auf den Text Herodots bezieht.
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