- Autonomie (Philosophie)
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Die Autonomie ( griech. autonomia: „Selbstständigkeit“), Eigengesetzlichkeit, Selbstgesetzgebung oder Willensfreiheit ist in der idealistischen Philosophie die Fähigkeit, sich als Wesen der Freiheit zu begreifen und aus dieser Freiheit heraus zu handeln. Auch wird Existenz von Autonomie in der Ethik als ein Kriterium herangezogen, nach dem Individuen ethische Rechte zugeordnet werden können.
Inhaltsverzeichnis
Giovanni Pico della Mirandola
Giovanni Pico della Mirandola stellt in seinem Werk „Über die Würde des Menschen“ die Autonomie als besondere, gottgegebene Gabe des Menschen dar, die ihn von den Tieren unterscheidet. Er beschreibt, dass Gott als er sämtliche Geschöpfe auf der Erde erschaffen hatte, als letztes den Menschen schuf, also ein Wesen, das seine Schöpfung beurteilen konnte. Weil er alle besonderen Fähigkeiten bereits verteilt hatte, stellte Gott den Menschen in die Mitte der Welt und ließ ihn als einziges von allen Geschöpfen an allen Fähigkeiten teilhaben, so dass sich der Mensch als personales Wesen seinen Platz in der Welt selbst suchen kann.
Ein Autonomieverständnis, wie es Giovanni Pico della Mirandola entwarf, war grundlegend für die philosophische Strömung des Personalismus, wird aber in der heutigen Diskussion, die manchen Tieren Autonomie zugesteht und davon Rechte ableitet, als nicht mehr zeitgemäß betrachtet.[1]
Immanuel Kant
Klassischer Philosoph der Autonomie ist Immanuel Kant, der Autonomie in der Ethik als die Bestimmung des sittlichen Willens allein durch die Vernunft bestimmt.
„Autonomie des Willens ist die Beschaffenheit des Willens, dadurch derselbe ihm selbst (unabhängig von aller Beschaffenheit der Gegenstände des Wollens) ein Gesetz ist. Das Prinzip der Autonomie ist also: nicht anders zu wählen, also so, daß die Maximen seiner Wahl in demselben Wollen zugleich als allgemeines Gesetz mit begriffen sein“
– Grundlegung zur Metaphysik der Sitten II: Die Autonomie des Willens als oberstes Prinzip der Sittlichkeit.
Die ethische Autonomielehre Kants richtet sich gegen den Eudämonismus (Glückseligkeit als Ziel allen Strebens), vor allem aber gegen die katholische Morallehre seiner Zeit, die zu seiner Zeit den sittlichen Willen fast ausschließlich einer Fremdgesetzlichkeit (d.h. einer Heteronomie) unterwirft. Damals stand dies einer protestantischen Ethik näher, in der der „gute Christ“ allein auf Grund seines Glaubens an Gott sittlich handelt.
„Die Autonomie des Willens ist das alleinige Prinzip aller moralischen Gesetze und der ihnen gemäßen Pflichten... Also drückt das moralische Gesetz nichts anderes aus, als die Autonomie der reinen praktischen Vernunft, d.i. der Freiheit, und diese ist selbst die formale Bedingung aller Maximen, unter der sie allein mit dem obersten praktischen Gesetze zusammenstimmen können“
– Kritik der praktischen Vernunft, I § 8.
Die reale Möglichkeit der Autonomie hängt nach Kant von der Überwindung gegebener Formen der Abhängigkeit und Fremdbestimmung ab, auch wenn diese eine gewisse Sicherheit zu bieten scheinen. In diesem Sinn fordert Immanuel Kant in seiner Schrift Was ist Aufklärung? von einem Jeden den Mut, sich seines Verstandes zu bedienen.
Einzelnachweise
- ↑ Recht auf Autonomie statt Pflicht zur Leidensminimierung – Kritik an Konsequentialismus und Pathozentrismus, BALLUCH 2007
Literatur
- Cornelius Castoriadis: Autonomie oder Barbarei. Ausgewählte Schriften Band 1. Verlag Edition AV, Lich/Hessen 2006. ISBN 3-936049-67-X.
- Giovanni Pico della Mirandola: Über die Würde des Menschen. 4. Aufl. Zürich 1996 ISBN 3-717581244
Weblinks
- Sarah Buss: Personal Autonomy, in: Stanford Encyclopedia of Philosophy (englisch, inklusive Literaturangaben)
- John Christman: Autonomy in Moral and Political Philosophy, in: Stanford Encyclopedia of Philosophy (englisch, inklusive Literaturangaben)
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