Rhinotillexomanie

Rhinotillexomanie
Mann, der in der Nase bohrt.

Unter Nasenbohren, Nasebohren, In-der-Nase-Bohren, Popeln versteht man das Einführen eines Fingers in die Nase, meist um angetrocknetes Nasensekret (umgangssprachlich: „Popel“) oder Fremdkörper zu entfernen.

Inhaltsverzeichnis

Verletzungsrisiko

Nasebohren birgt in seltenen Fällen Risiken: Verletzungen (Exkoriationen) können zu Nasenbluten führen, wobei die Blutung meist aus dem Locus Kiesselbachi, einem Netz von Blutgefäßen am vorderen Ende der Nasenscheidewand, stammt. Infektionen sind möglich, da auf jeder einzelnen Fingerkuppe eine Vielzahl von Krankheitserregern nachgewiesen werden kann. Deshalb wird in aller Regel zur Benutzung eines Taschentuchs geraten. Allerdings haben die meisten Menschen auf der Nasenschleimhaut deutlich mehr Erreger als auf den Fingern und angetrocknetes Nasensekret ist häufig so fest angekrustet, dass ein bloßes Ausblasen der Nase noch nicht zum Ziel führt. Man kann aber auch das Taschentuch über den Finger legen und so die Nase von innen reinigen. Außerdem kann es zu einer Weitung der Nasenflügel kommen.

Zwanghaftes Nasebohren

Klassifikation nach ICD-10
F98.8 Sonstige näher bezeichnete Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Das Bohren in der Nase ist vor allem bei Jugendlichen,[1] aber auch Erwachsenen sehr weit verbreitet. In einer Studie gaben 91% der befragten Erwachsenen an „in der Nase zu bohren“ und 75% waren der Meinung, dass nahezu jeder dies täte.[2] In den wenigsten Fällen ist dieses Verhalten pathologisch. Allerdings wird zwanghaftes Nasebohren (Rhinotillexomanie) als ein Verhalten mit Krankheitswert nach der ICD-10 (der Internationalen Klassifikation der Krankheiten und verwandten Gesundheitsprobleme der WHO) mit F98.8 unter „Sonstige näher bezeichnete Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend“ eingeordnet.

Exzessives zwanghaftes Nasenbohren kann über einen langen Zeitraum zur Ausräumung des Siebbeins (Ethmoidektomie) und zur Perforation der Nasenscheidewand führen.[3]

Soziale Ächtung und Tabuisierung

Nasebohren in der Öffentlichkeit wird in der westlichen und in weiten Teilen der fernöstlichen Kultur als „unhygienisch“ angesehen. Das Ausblasen der Nase in ein Taschentuch gilt oft in westlichen Ländern im Unterschied zum Nasebohren als nicht oder bedeutend weniger unhygienisch.

Bei der Mukophagie (von griechisch mukos: Schleim, phagein: essen) wird das entfernte Sekret gegessen. Dies unterliegt, obwohl ebenfalls verbreitet, einem noch stärkeren Tabu. Hier sei allerdings erwähnt, dass ein Großteil des Nasensekrets und der darin aufgefangenen Schmutzpartikel ohnehin über den Nasen-Rachen-Gang in den Rachen gelangt und dabei anschließend unwillkürlich heruntergeschluckt wird.

Einzelnachweise

  1. C. Andrade und B. S. Srihari: A preliminary survey of rhinotillexomania in an adolescent sample. In: J Clin Psychiatry 62, 2001, S. 426–431. PMID 11465519
  2. J. W. Jefferson und T. D. Thompson: Rhinotillexomania: psychiatric disorder or habit? In: J Clin Psychiatry 56, 1995, S. 56–59. PMID 7852253
  3. R. D. Caruso u. a.: R. D. Caruso u. a.: Self-induced ethmoidectomy from rhinotillexomania. In: Am J Neuroradiol 18, 1997, S. 1949–1950. PMID 9403460

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