Autounfall

Autounfall
Verkehrsunfall in Kopenhagen

Ein Verkehrsunfall (VKU, VU) ist ein zumindest für einen Unfallbeteiligten unvorhergesehenes plötzliches Ereignis, das im ursächlichen Zusammenhang mit dem Straßenverkehr und seinen typischen Gefahren steht und einen Sachschaden und/oder Personenschaden zur Folge hat, der nicht völlig belanglos ist (bis 25,- Euro). Unfälle mit Beteiligung von Schienen-, Luft- oder Wasserfahrzeugen sind ebenfalls Verkehrsunfälle im weiteren Sinn des Wortes.

Inhaltsverzeichnis

Unfälle im Straßenverkehr

Unfälle im Straßenverkehr traten lange vor Einführung von Kraftfahrzeugen (Mary Ward, 1869) auf, insbesondere in Verbindung mit Pferden. Nicht selten war ein Reitunfall Todesursache.

Allgemein

Haftpflichtschäden

Juristische Betrachtung

Hier ereignete sich ein Fußgängerunfall. Achten Sie auf Ihre Sicherheit! (Stuttgart)

Ein Unfallbeteiligter (das ist jeder, dessen Verhalten nach den Umständen des Einzelfalles zur Verursachung des Unfalles beigetragen haben kann), der sich nach einem Verkehrsunfall entfernt, ohne dem Geschädigten die Angaben zu seinem Fahrzeug, seiner Person und der Art seiner Beteiligung anzugeben, macht sich i. d. R. wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort (in Österreich: Fahrerflucht, in der Schweiz: Pflichtwidriges Verhalten) strafbar. Ebenso ist das beabsichtigte Herbeiführen eines Verkehrsunfalls in Deutschland eine Straftat (§ 315 Abs. 3, § 315b Abs. 3 StGB).

Ursachen

Verkehrsunfälle können verschiedene Ursachen haben. Sie können verkehrsbedingt oder nicht verkehrsbedingt sein. Zur Ermittlung der Ursachen können Unfallrekonstruktionsgutachten erstellt werden, die z. B. von den Gerichten zur Ermittlung des Verschuldens oder einer Haftungsquote oder von Autoherstellern zur Verbesserung ihrer Modelle eingeholt werden.

Nicht verkehrsbedingte Ursachen

  • Technische Defekte an Fahrzeugen

Als nicht verkehrsbedingte Schäden gelten Pannen (beispielsweise Motor- oder Reifenpannen).

  • Psychische Komponente

Selbstüberschätzung in Verbindung mit dem Wunsch, schneller zu sein als andere Verkehrsteilnehmer, zählt zusammen mit alkohol- und drogenbedingter Fahruntüchtigkeit zur schadenträchtigsten Unfallursache.

  • Gesundheitliche Beeinträchtigungen

Krankheiten, Fahruntauglichkeit, Herzinfarkt, Sekundenschlaf.

  • Ablenkung

Eine häufige Unfallursache ist die Ablenkung des Fahrzeugführers, z. B. durch Mobiltelefone, Bedienung von technischen Geräten, Rauchen am Steuer, Insekten, allergische Reaktionen. Diese Ablenkungen können Einfluss auf das Verkehrsgeschehen nehmen und damit einen Verkehrsunfall verursachen. Besonders das Telefonieren am Steuer hat immer wieder zu schweren Verkehrsunfällen geführt, weshalb es ohne Freisprecheinrichtung inzwischen in vielen Ländern verboten wurde. Einige Kraftfahrer halten sich dennoch nicht an die Vorschriften und lesen hinter dem Steuer Zeitungen oder erledigen sonstige Geschäfte. Um diese Gefahrenherde zu finden, setzt die Polizei immer neuere Mittel ein.

  • Rauschzustand

Autofahrer im Rauschzustand lösen besonders häufig Verkehrsunfälle aus, da die Alkoholeinwirkung auf den menschlichen Körper u. a. die Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit herabsetzt und somit die Fähigkeit des Fahrers, sein Fahrzeug zu führen, zeitweise einschränkt. Der Grad der Einschränkung ist unter anderem abhängig von der Menge des konsumierten Alkohols bzw. der Menge und Art der konsumierten anderen beeinträchtigenden Substanzen, dem zeitlichen Abstand zwischen Konsum und dem Beginn der Fahrt, sowie der Toleranz des Fahrers gegenüber der konsumierten Substanz. Viele Staaten haben deshalb Gesetze erlassen, die das Fahren unter Alkoholeinfluss gänzlich oder ab einem festgelegten Mindestpromillewert untersagen.

  • Witterungseinflüsse

Verkehrsunfälle müssen jedoch nicht zwangsläufig ein Verschulden des Fahrers sein. Besonders bei Sturm kann Windwurf oder Steinschlag Fahrzeuge treffen, oder Fahrzeuge selbst können von starken Sturmböen auf die Gegenfahrbahn gedrückt werden. Manchmal sind es einfach unglückliche Umstände, die einen Unfall auslösen. Begünstigt werden solche Unfälle durch Glatteis, Aquaplaning oder andere Witterungseinflüsse, die die Kontrolle des Fahrzeuges erschweren. Im weiteren Sinne sind Wildunfälle auch auf die Witterung zurückzuführen. Normalerweise treten aber sogenannte "witterungsbedingte Verkehrsunfälle" in Kombination mit nicht angepasster Fahrweise auf und wären damit auch bei Ursachen mit psychischer Komponente einzuordnen.

Verkehrsbedingte Ursachen

Verkehrsunfall im Stadtverkehr

Ein Drittel aller Unfälle wird durch falsches Verhalten beim Einbiegen beziehungsweise beim Kreuzen einer Straße verursacht. Überhöhte Geschwindigkeit in Kurven, infolge derer der Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert, ist in etwa 20 % eine Unfallursache.[1] Das Fahrzeug kann dann z. B. mit einem anderen Fahrzeug oder einem Hindernis am Fahrbahnrand, etwa einem Baum oder einer Mauer, kollidieren oder sich unter Umständen auch überschlagen.

Auch die Unachtsamkeit im Straßenverkehr oder ein sehr aggressiver Fahrstil können Unfälle verursachen. So können Verkehrszeichen übersehen oder Gefahren nicht rechtzeitig erkannt werden. Ungenügender Sicherheitsabstand und Fehler beim Auffahren sind für ein Viertel aller Unfälle verantwortlich[1] und können zu einem Auffahrunfall führen.

Die Polizei unterscheidet bei der Unfalluntersuchung zwischen sieben Unfalltypen:

  • Fahrunfall (Fahrer verliert Kontrolle über Fahrzeug)
  • Abbiegeunfall (Unfall zwischen Abbieger und Gegenverkehr)
  • Unfall bei Einbiegen/Kreuzen (Unfall zwischen Wartepflichtigen und Vorfahrtsberechtigten)
  • Überschreitunfall (Unfall zwischen querendem Fußgänger und Fahrzeug)
  • Unfall im ruhenden Verkehr (Unfall zwischen fließenden und ruhenden Verkehr)
  • Unfall im Längsverkehr (Unfall zwischen Fahrzeugen des (Gegen-)Richtungsverkehrs)
  • Sonstige Unfälle

Unfallart

Unfälle werden zusätzlich hinsichtlich der Unfallart eingeordnet. Diese Kategorie bewertet die Art der Kollision eines Fahrzeuges mit einem anderen Fahrzeug, mit Fußgängern oder Hindernissen auf der Fahrbahn. Zudem wird die Bewegungsrichtung beim Abkommen von der Fahrbahn erfasst.

Folgen

Sachschaden an unfallbeschädigtem PKW
Öffnen einer verklemmten Fahrzeugtür durch die Feuerwehr mit dem sog. Spreizer (Übung)
Spreizer und Schere

Die Folgen eines Verkehrsunfalls können sehr vielfältig sein. Sie reichen von leichten Lackschäden bis hin zu Todesopfern. In den meisten Fällen entstehen nur leichte Schäden, die ohne Eingreifen der Behörden geklärt werden können. Bei größeren Unfällen wird jedoch in der Regel die Polizei hinzu gerufen. Treten außerdem Betriebsstoffe aus, so wird die Feuerwehr oder der Straßenbaulastträger alarmiert, damit diese beseitigt werden. Außerdem können auch bei kleineren Unfällen Verletzungen wie Schleudertraumata und ähnliches auftreten.

Bei einem schweren Verkehrsunfall treten in der Regel immer größere Personenschäden auf. Deshalb rücken bei diesem Stichwort immer Notarzt und Polizei aus. Sind Personen in Fahrzeugen eingeklemmt, wird zudem der Rettungszug der Feuerwehr angefordert. Die Verletzungen können dabei so schwer sein, dass der Verunfallte mit dem Rettungshubschrauber ausgeflogen werden muss oder gar an den Verletzungen stirbt. Wird der Rettungsdienst gerufen, wird automatisch die Polizei mitalarmiert.

Typische Verletzungen bei Verkehrsunfällen sind Knochenbrüche, Wirbelsäulentraumata, Schädel-Hirn-Traumata, Quetschungen und Schnittwunden, daneben kann jedoch auch nahezu jede andere denkbare Verletzung auftreten. Die unmittelbaren Folgeverletzungen eines schweren Verkehrsunfalls sind von einer Tragweite und Grausamkeit, die dem Laien (auch aufgrund einer zurückhaltenden Berichterstattung) selten bewusst sind. Beispielhaft seien hier die möglichen Folgen eines Frontalaufpralls mit 90 km/h erwähnt:

  1. Die Knie brechen oder springen aus den Gelenken
  2. Die Knie werden am Armaturenbrett zerschmettert
  3. Der Kopf wird gegen die Windschutzscheibe geschleudert
  4. Das Becken wird gegen den Lenkradkranz geschleudert und bricht eventuell
  5. Der Lenkradkranz bricht unter der Abstützlast und die Lenkradsäule bohrt sich in den Brustkorb

In einigen seltenen Fällen geraten Fahrzeuge in Folge eines Verkehrsunfalls in Brand. Explosionen, wie sie oft im Fernsehen dargestellt werden, kommen sehr selten vor. Fahrzeugbrände breiten sich sehr schnell aus und produzieren wegen der vielen verbauten Kunststoffteile große Mengen hochgiftiger Gase, was sie für evtl. Insassen besonders lebensgefährlich macht.

Ein Problem für das Grundwasser können austretende Kraftstoffe und Öle bilden. Für das Verschließen der Kanalisationszuleitungen werden oft Sinkkastenschnellverschlüsse eingesetzt, um danach mit Bindemitteln die Stoffe aufzunehmen.

Die Polizei ist bei Verkehrsunfällen vor Ort, um polizeiliche Maßnahmen und Tätigkeiten vorzunehmen, z. B. die Identitätsfeststellung (Personalienaustausch), Verkehrsmaßnahmen und Verständigungen aller Art (z. B. Verkehrsfunk oder Angehörige). Weitere Aufgaben und Tätigkeiten ergeben sich bei der Verfolgung von Verkehrsstraftaten und Verkehrsordnungswidrigkeiten, der Unfallaufnahme und der statistischen Erfassung und Auswertung (örtliche Unfalluntersuchung). Geht eine Meldung über einen Verkehrsunfall bei der Rettungsleitstelle ein, wird in einigen Orten ein Abgleich mit den Polizeieinsätzen getätigt. Wenn noch kein Polizeieinsatz aufgebaut wird, geschieht dies aufgrund der Mitteilung der Rettungsleitstelle. Dies dient dem konsequenten Einschreiten gegen Verkehrsstraftaten und Verkehrsordnungswidrigkeiten.

Gefahren

Brand eines Pkw

Bei Verkehrsunfällen muss immer mit einer Vielzahl von Gefahren gerechnet werden. Diese bestehen zunächst im Straßenverkehr, welcher Einsatzkräfte gefährden kann. Zudem kommt es häufig zu Folgeunfällen, da Schaulustige sich mehr auf den Unfall als den Verkehr konzentrieren. Eine gut sichtbare Verkehrssicherung in Form von Warnmaterial oder eines Blockfahrzeuges sollte zum Standard gehören. Auslaufende Betriebsstoffe führen zu glatten Fahrbahnen und Ölspuren. Schlägt der Tank leck, so dass Kraftstoff austritt, so kann sich dieser im Extremfall, z. B. durch den im Stromkreis des Fahrzeuges entstehende Funken oder Überhitzungen bei Kurzschlüssen, auch entzünden (aber nicht, wie vielfach angenommen, explodieren). Aus diesem Grund werden seit einiger Zeit Auftrennrelais im Bereich der Hauptverteilung eingesetzt, welche ähnlich wie Airbags bei Unfällen den Wagen automatisch stromfrei schalten. Scharfe Kanten und Glassplitter können zu erheblichen Schnittverletzungen führen. Nicht ausgelöste Airbags können – vor allem im Rahmen der Bergungsarbeiten der Feuerwehr – noch nachträglich ausgelöst werden und zu einer unberechenbaren Gefahr werden, aus diesem Grund setzen Bergungskräfte häufig einen Airbagschutz, der auch Oktopus genannt wird, ein.

Eine besondere Gefahr besteht beim Transport von Gefahrgütern, deren Fahrzeuge immer häufiger auf den Straßen unterwegs sind und die bei einem Unfall ihre Ladung verlieren können.

Unfallstatistik Deutschland

Rettungsdienst im Einsatz

Im gesamten Jahr 2005 ereigneten sich in Deutschland 2.250.000 Unfälle (-1.5 %), darunter 1.700.000 Unfälle mit Sachschäden und 336.619 Unfälle mit Personenschäden, bei denen 433.443 Personen verletzt wurden (-1,5 %) und 5361 (-8,2 %) Verkehrsteilnehmer getötet wurden. 2006 gab es 5091 Todesopfer im Straßenverkehr (-5 %), 2007 sank die Zahl der Verkehrstoten erstmals unter 5000, auf 4949 (-2,8 %), zudem gab es 431.419 Verletzte.

Die volkswirtschaftlichen Kosten von Verkehrsunfällen beliefen sich für das Jahr 2005 auf etwa 32,2 Milliarden Euro, dagegen waren es 2006 nur noch 30,9 Milliarden Euro, eine Tendenz, die sich nach den bislang vorliegenden Daten auch in den kommenden Jahren fortsetzen könnte. Weiterhin positiv ist die Tatsache, dass 2006 die Personenschäden mit 15,2 Milliarden Euro erstmals unter den Sachschäden (15,7 Milliarden Euro) lagen. Nach Ansicht der Automobilindustrie sei dieser positive Trend zu einem guten Teil auf die Weiterentwicklung von Sicherheitstechnologien wie z. B. das ESP (elektronisches Stabilitätsprogramm) zurückzuführen. Der volkswirtschaftliche Schaden eines Unfalltoten beträgt nach EU-Berechnungen etwa eine Million Euro. [2]

Einige Institutionen führen Unfallforschung durch. Dabei werden Verkehrsunfälle untersucht, um typische Ursachen und deren spezifische Folgen zu ermitteln.

Unfallstatistik Österreich

Laut Statistik Austria ereigneten sich im Jahr 2006 mit rund 40.000 Straßenverkehrsunfällen mit Personenschaden um 2,5 % weniger Unfälle als im Jahr 2005. Die Zahl der verletzten Personen verringerte sich um 2,4 % auf rund 52.000. 730 Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer verunglückten im Jahr 2006 auf Österreichs Straßen tödlich, das sind um 38 weniger als im Jahr 2005. Damit wurde das niedrigste Ergebnis seit Beginn der bundesweit einheitlich geführten Verkehrsunfallstatistik im Jahr 1961 erzielt.

Bei 2579 Straßenverkehrsunfällen war nachweislich Alkohol eine Mitursache. Dabei wurden 3565 Personen verletzt. Die Zahl der Alkoholunfälle und jene der dabei verletzten Personen sanken demnach gegenüber 2005 stärker als die jeweiligen Gesamtzahlen. Mit 56 Todesopfern bei Alkoholunfällen – eines weniger als 2005 – erhöhte sich der Anteil an der Gesamtzahl der Verkehrstoten auf 7,7 %.

Im Jahr 2006 verunglückten rund 16.000 Personen im Alter von 15 bis 24 Jahren im Straßenverkehr. Das sind, verglichen mit 2005, um 2 % weniger. Die Zahl der Getöteten (164) sank um 13 %. Verkehrsunfälle sind die häufigste Todesursache für junge Menschen: 15- bis 24-Jährige stellen 31 % aller Verletzten bzw. 22 % aller im Straßenverkehr Getöteten, aber nur 12 % der Bevölkerung.

Die Zahl der verletzten Kinder unter 15 Jahren war seit 1961 noch nie so niedrig. 23 Kinder wurden im Straßenverkehr getötet. Nahezu die Hälfte der verunglückten Kinder war Mitfahrer in einem Pkw (rd. 1500, 42 %). Die Quote gesicherter Kinder steigt kontinuierlich: 2006 war jedes 12. in einem Pkw verunglückte Kind zum Zeitpunkt des Unfalles ungesichert - im Jahr davor noch jedes 10. Kind.

Unfallschwerpunkt

Unfallschwerpunkte (genauer Unfallhäufungspunkte) sind Knotenpunkte oder Streckenabschnitte, auf denen die Anzahl der Unfälle mit gleichen Eigenschaften (Unfallart, Unfallursache, etc.) einen bestimmten Wert überschreitet.

Unfalltypen-Steckkarte

Redundanz Die Artikel Örtliche Unfalluntersuchung und Verkehrsunfall#Unfallsteckkarte überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne diesen Baustein erst nach vollständiger Abarbeitung der Redundanz. Zebrafink 23:29, 25. Dez. 2007 (CET)
Die Unfallstreckenkarte zeigt farblich, wo auf einer gegebenen Strecke Unfälle einer bestimmten Art vorgekommen sind.

Um die Häufigkeit und die Schwere von Verkehrsunfällen zu vermindern, versuchen die Verkehrsbehörden, zusammen mit der Polizei wirksame Maßnahmen zu treffen. Die Aufgabe der Polizei ist es in diesem Fall, die Unfalldaten aufzunehmen und auszuwerten. Zu diesen Unfalldaten zählen Unfallart, Unfallort und Unfallschwere. Aus den Daten lassen sich Unfalltypen-Steckkarten und Unfallstatistiken entwickeln, die die Unfallbelastung eines Gebietes im Bezug zu einem Betrachtungszeitraum darstellen. In Deutschland werden Unfälle in Einjahreskarten (zusammenhängender 12 Monatszeitraum, alle Unfälle) und Dreijahreskarten (zusammenhängender 36 Monatszeitraum, nur Unfälle mit Personenschaden) erfasst. In Münster zum Beispiel entwickelt die Polizei die Unfalltypen-Steckkarte[3]. Sind die Daten über einen längeren Zeitraum ausgewertet worden, kann zusammen mit der Straßenbaubehörde über Veränderungen der baulichen Gestaltung von Straßen und Knotenpunkten gesprochen werden. Durch die Unfallsteckkarte lassen sich Unfallschwerpunkte ausfindig machen. Typische Unfallschwerpunkte sind unübersichtliche Kreuzungen, Bahnübergänge oder Alleen. Jeder Unfall wird durch einen farbigen Punkt auf der Unfallstreckenkarte markiert. Je nach Unfalltyp und Unfallschwere werden unterschiedliche Farben und Kreisgrößen verwendet.

Es werden, abhängig vom Unfalltyp, folgende Farben gewählt:

  • grün: Fahrunfall
  • gelb: Abbiegeunfall
  • rot: Einbiegen/Kreuzen-Unfall
  • weiß: Überschreitunfall
  • hellblau: Unfall im ruhenden Verkehr
  • orange: Unfall im Längsverkehr
  • Schwarz: sonstiger Unfall

Die Größe der Kreise gibt die Unfallkategorie an. In der Einjahreskarte sind große Kreise (8mm) Unfälle mit Schwerverletzten, mittelgroße Kreise für Unfälle mit Leichtverletzten (6mm), kleine Kreise für Unfälle mit Sachschaden (4mm). Kleine Kreise mit einem weißen Ring kennzeichnen (4mm/6mm) Unfälle mit schwerwiegendem Sachschaden, ein blaues Fähnchen für Unfälle unter Alkoholeinwirkung, schwarze Vierecke (10mm) unter dem Kreis stehen für Unfälle mit Getöteten.

Die Dreijahreskarte verzeichnet nur Unfälle mit Personenschäden. Unterschieden wird in Unfälle mit Toten (Viereck), Unfälle mit Schwerverletzten (8mm Kreis) und Unfälle mit Leichtverletzten (4mm Kreis).

Unfalldiagramm

Eine genauere Betrachtung eines Unfallortes erlaubt das Unfalldiagramm (Kollisionsdiagramm). Dabei handelt es sich um einen Lageplan, der einen Knotenpunkt oder einen Streckenabschnitt detailliert zeigt. Des Weiteren werden dort die Unfälle über einen gewissen Zeitraum abgebildet und durch entsprechende Symbole dargestellt.

Unfallkosten

Verkehrsunfälle können nach ihren Unfallkosten bewertet werden. Das bedeutet, dass die Personen- und Sachschäden hinsichtlich ihrer finanziellen Folgen ausgewertet werden. Dabei werden Unfallkostenraten erstellt, die sich entweder auf einen bestimmten Streckenabschnitt oder eine bestimmte Stelle im Straßennetz beziehen. Die Unfallkostenrate versteht sich als Summe der Unfallkosten innerhalb des betrachteten Abschnitts. Daraus lässt sich des Weiteren eine Unfallkostenbelastung und eine Unfallkostendichte ermitteln.

Zweck der Betrachtung der Unfallkosten ist die Ermittlung des Sicherheitspotentials. Dabei handelt es sich um die Differenz von tatsächlich festgestelltem Unfallgeschehen und durchschnittlichem, für vergleichbare Streckenabschnitte zu erwartendes Unfallgeschehen.

Unfälle im Schienenverkehr

Das Auto wurde von der Kleinbahn an einem ungeschützten Bahnübergang erfasst, 1931

Im Jahr 2004 ereigneten sich nach Angaben des statistischen Bundesamtes[4] 564 Eisenbahnunfälle beim Fahrverkehr einschließlich Unfällen mit Rangierverkehr. Dabei wurden 167 Personen getötet bzw. starben innerhalb von 30 Tagen nach dem Unfall, 758 Personen wurden verletzt. Abweichend davon schreibt Hartmut Mehdorn[5], dass sich jährlich allein etwa 1.000 Schienensuizide ereignen.

Siehe auch

Unfälle in der Luftfahrt

Allgemein

Literatur

  • Elmar Kramer: Unfallratgeber. Was tun bei einem Verkehrsunfall?. 10. Auflage. Deutscher Anwaltverlag, Bonn 2004, ISBN 3-8240-0662-6
  • Clemens Niedenthal: Unfall. Porträt eines automobilen Moments. Jonas Verlag, Marburg 2007, ISBN 978-3-89445-383-1 (aus kulturgeschichtlicher Perspektive)
  • Arnold Odermatt: Karambolage. Steidl Verlag, Göttingen 2003, ISBN 3-88243-866-5 (Bildband des Schweizer Polizeifotografen mit Aufnahmen aus den 1950er bis 1970er Jahren)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b ADAC Motorwelt. Heft 5. Mai 2006
  2. Zitiert nach "Eine Frage des Überlebens", Süddeutsche Zeitung, 16. Januar 2007, S. V2/2
  3. Lukas Speckmann: Schwarz ist der Tod – Risikogebiete für Radler. In: WN Online. Stand 6. Februar 2008
  4. Statistisches Bundesamt, Zahlenkompass 2006, ISBN 978-3-8246-0782-2, Abschnitt Verkehr, Tabelle auf Seite 80
  5. Hartmut Mehdorn: Diplomat wollte ich nie werden. Hoffmann und Campe, Berlin 2007, ISBN 978-3-455-50047-9, S. 90

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