Riedemann

Riedemann
Der Tanker „Glückauf“

Wilhelm Anton Riedemann (* 8. Dezember 1832 in Meppen; † 20. Januar 1920 in Lugano) war ein deutscher Kaufmann und Unternehmer.

Riedemann war ein Pionier der Tankschifffahrt und mit Franz Ernst Schütte und Carl Schütte (1839–1917) auf deutscher Seite und der Standard Oil Company des Ölmagnaten John D. Rockefeller auf amerikanischer Seite Mitbegründer der Deutsch-Amerikanischen Petroleum Gesellschaft (DAPG), 1890 mit Sitz in Hamburg (seit 1950 Esso, heute Exxon Mobil). Am 1. Februar 1863 gründete Riedemann in Lehe(Bremen) ein Agentur, Inkasso und Speditionsgeschäft. Ab dem 1.Juli arbeitete er mit den Erben der Firma Albert Nicolaus Schütte & Söhne Sohn zusammen. Nach dem Ausbau des Geestemünder Hafens, beteiligte er sich auch am Ausbau des Hamburger Petroleumhafens.

Da beim Transport von Petroleum in den damals üblichen Holzfässern Leckageverluste bis zu 30 Prozent auftraten, ließ er das Vollschiff Andromeda zum ersten Tanksegler umbauen. 1885 baute er den ersten Petroleumtank in Deutschland. In Newcastle upon Tyne ließ er den ersten Tankdampfer der Welt bauen, die Glückauf, spöttisch auch wegen der Explosionsgefahr als Fliegauf bezeichnet. Sie lief am 13. Juli 1886 zu ihrer ersten Fahrt, von Hamburg aus, in die Vereinigten Staaten aus. Sie war 97 Meter lang und konnte rund 3000 Tonnen Öl laden. Durch den Transport in Tankschiffen verringerte sich der Preis des Petroleums um 50 Prozent. Beim Ausbruch des 1. Weltkriegs verfügte Riedemanns Firma über die größte Tankerflotte der Welt.

Sein gesellschaftlicher und geschäftlicher Aufstieg wurde dadurch gehemmt, dass Riedemann bekennender Katholik war. Zeitlebens mit seiner emsländischen Heimat verbunden, verbrachte er in Meppen und Haselünne, dem Geburtsort seine Ehefrau, viel Zeit, zumal er sich etwa in Haselünne häufig mit dem einflussreichen Bruder sein Ehefrau, dem Direktor des Reichsversicherungsamtes, Anton Bödiker, genannt Tonio, traf. Riedemann gab gerade in Meppen und Haselünne viel Geld für wohltätige Zwecke, doch auch in Geestemünde und Hamburg spendete er für die katholische Kirche und deren Einrichtungen. In Hamburg-Barmbek stiftete er gar die St. Sophien-Kirche, deren Patrozinium nach dem Namen seiner Ehefrau gewählt wurde. Aufgrund seiner großzügigen finanziellen Hilfe wurde Riedemann 1912 Ehrenbürger von Meppen und Haselünne. Da der Katholik sich im protestantischen Hamburg nicht recht einlebte, verzog die Familie, obwohl Riedemann noch 1917 in den erblichen Adelsstand erhoben wurde, kurz vor Kriegsende in das schweizerische Lugano.

In seiner Geburtsstadt Meppen, in der Nähe des Ölhafens in Bremen (Sitz seines Partners Schütte) sowie in Berlin-Charlottenburg-Nord [1] sind Straßen nach ihm benannt.

Literatur

  • Christof Haverkamp: Art. Riedemann, Wilhelm Anton von, in: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.), Emsländische Geschichte Bd. 9, Haselünne 2001, S. 261-264.
  • Ernst Hieke (Hrsg.): Wilhelm Anton Riedemann. Anfang und Aufstieg des deutschen Petroleumhandels in Geestemünde und Hamburg (1860 - 1894), Bd. 26 der Veröffentlichungen der WGF (Wirtschaftsgeschichtliche Forschungsstelle), Hamburg 1963.
  • Jens Marheinecke: Ein Waisenknabe wird zum Petroleumkönig. Der Lebensweg des Wilhelm Anton Riedemann., Hamburg 1996, ISBN 3-932053-08-7
  • Jens Marheinecke, Helmut Schoenfeld: Der Petroleumkönig und sein Mausoleum, Hamburg 1994.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eintrag im "Berliner Straßennamenlexikon"

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