Riedo

Riedo

Dominik Riedo (* 28. Februar 1974 in Luzern) ist ein Schweizer Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dominik Riedo wuchs in Littau bei Luzern auf. Er unterrichtete als ausgebildeter Primarlehrer ab 1995 zwei Jahre auf Realstufe in Muotathal. Danach studierte er Germanistik, Philosophie und Geschichte in Zürich, Berlin und Luzern; 2003 schloss er die Universität mit dem Lizentiat ab. Von 2004-2006 arbeitete Riedo als Lehrbeauftragter an der Universität Zürich. Daneben war er 2004-2006 und jeweils für nicht ganz ein Semester in den Jahren 2006 und 2007 als Mittelschullehrer am Kollegium in Stans und am Gymnasium Immensee sowie dem Berufsbildungszentrum Emmen tätig. Nach einigen Wohnjahren in Reussbühl lebt er heute in Romoos.

Kulturminister der Schweiz

Mittels einer Internet-Wahl in zwei Wahlgängen, die von Anfang Juni bis Mitte September 2007 dauerten, wurde Dominik Riedo aus 25 Kandidatinnen und Kandidaten zum «Kulturminister der Schweiz» gewählt («Amtseinsetzung» war am 15. September 2007). Die NZZ bezeichnete eine Debatte der Kandidaten bei einem öffentlichen Hearing in der Roten Fabrik als das «Ende der Subversivität»[1]. Die Basler Zeitung hingegen gesteht dem jetzigen Kulturminister Verve zu: «der wirblige Riedo, der sich auch mal in Turbulenzen redet»[2]. Er selbst antwortet auf die Frage, ob der Titel Kulturminister provokativ gemeint sei, durchaus bejahend: «Natürlich ist es leicht subversiv, einen Titel zu verwenden, den es etwa in Frankreich tatsächlich gibt. Das Spiel mit der Provokation hilft uns aber: Das Kulturministerium wird durch den Titel ernster genommen, wir erreichen Aufmerksamkeit in den Medien und können die Anliegen der Kultur und der Kulturschaffenden besser vertreten.»[3] Als «Kulturminister» sieht sich Dominik Riedo als Vertreter einer eher elitären Kultur: «Man kann sich nicht als Jodler ausbilden lassen, aber trotzdem ein gutes Niveau haben und somit hohe Kultur machen».[4] Auf die Frage, was für eine Kunst die Schweiz brauche, antwortet er: «Eine, die weiß, was sie will. Eine, die vermehrt aufrüttelt statt nur 'Event' sein zu wollen. Jede Kunst, die niemandem Leid zufügt, hat ihre Berechtigung. Sie soll aber nicht nur unterhalten, sie muss zumindest auch einen Stachel im (Denk-)Fleisch hinterlassen.»[5] Die Wirkung als Kulturminister ist in einigen spezifischen Bereichen recht groß, beispielsweise wurde Riedo auf BBC Radio 3 unter anderem über sein «Amt» befragt.[6] Als nichtamtlicher Kulturminister hat er seinen Wohnort Romoos zur «Kulturhauptstadt der Schweiz» erklärt. Als echter Erfolg muss die Gründung einer neuen Clearing-Stelle und der daran angeschlossenen Künstlerpensionskassen bewertet werden, was den Schweizer Kulturschaffenden (vor allem den Schriftstellern und visuellen Künstlern) erstmals die Möglichkeit gibt, sich in einer so genannten «Zweiten Säule» (Altersvorsorge) zu versichern. Zuvor war das zu 100 Prozent selbstständig arbeitenden Künstlern nicht möglich. Weiter hat Riedo im Rahmen seiner Cipollata-Performances als Kunstprojekt seine eigene Hochzeit vorgetäuscht.[7] Etwas kritischer zu seiner Person äusserte sich die WOZ im November 2008.[8]

Schriftsteller

Seit 1993 hält Dominik Riedo öffentliche Lesungen, seit 1994 arbeitet er für verschiedene Zeitungen wie den Littauer Kurier, Die Region, den Anzeiger Luzern, die Luzerner Woche, die Neue Luzerner Zeitung, Die Wochenzeitung u.a. Seit Ende 2003 ist er freischaffender Schriftsteller. Erstmals einem größeren Kreis bekannt geworden ist er durch eine Grosslesung in Luzern zum Bloomsday 2004.[9] Ebenfalls 2004 ist von ihm der Aphorismen-Band «Ein Glück zur Stund» erschienen, vom dem es in der Luzerner Woche heißt, der Autor habe offenbar «durch langsame Erschaffung eigener Kleinstformen zum Sprechen zurückgefunden»[10]. 2006 folgten die Sammlung von Kurztexten mit dem Titel «Die subtile Angst vor dem abrupten Ende des laufenden Jahres» und die fingierte Herausgabe eines Tagebuchs Arthur Schopenhauers, das in der Tradition vieler solcher fiktiver Herausgaben steht. 2008 folgten ein komplex wissenschaftliches Buch zu mittelalterlichen höfischen Romanen («Der Status der Fragen im deutschen hochhöfischen Roman»[11]) und eine Sammlung von Zeitungstexten unter dem Titel «Nichts, ausser gewöhnlich». Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit (und momentan der als «Kulturminister») zeichnet Riedo verantwortlich für die Filmhistorie im «stattkino» Luzern und sitzt im Rat der Carl Spitteler-Stiftung[12] sowie im Vorstand des Theaterclubs Luzern. Zudem war er 2008 Organisator der «Bookparade» Luzern.

Dominik Riedo ist Mitglied bei den Autorinnen und Autoren der Schweiz, im Innerschweizer Schriftstellerinnen- und Schriftstellerverein (im Vorstand) und bei ProLitteris.

Werke

  • Ein Glück zur Stund. Blatten: Yuwippi 2004. ISBN 3-905686-31-7 (Russische Übersetzung: 2006)
  • Die subtile Angst vor dem abrupten Endes des laufenden Jahres. Gesammelte kurze Texte. St. Gallen: Libellus 2006. ISBN 9783952320402
  • Schopenhauers Tagebuch. Birmensdorf: Culturebeet 2006. ISBN 9783952320303
  • Der Status der Fragen im deutschen hochhöfischen Roman. Bern: Peter Lang 2008. ISBN 9783039114818 ISSN 09327916
  • Nichts, ausser gewöhnlich. Emmenbrücke: Die Region 2008. ISBN 9783906365473
  • Hochland. Luzern: Syndikat für ein besseres Leben 2009. ISBN 9783033019423

Quellen

  1. Ende der Subversivität. In: NZZ, 13. Juli 2007
  2. Zwei Kandidaten fürs «Kulturministerium» stellten sich vor. In: Basler Zeitung, 25. August 2007
  3. Stärker als Künstlerkanton profilieren. In: Neue Zuger Zeitung, 14. April 2008
  4. Die Kultur hat eine ganz konkrete Aufgabe In: Luzerner Woche, 30. Oktober 2007
  5. Kurz nachgefragt: Dominik Riedo, Kulturminister der Schweiz. In: Brigitte Schweiz, 23. April 2008
  6. BBC Radio 3, The Verb, 11. Januar 2008
  7. Just married. In: NZZ am Sonntag, 7. Oktober 2007
  8. Im Dienste der Kultur. In: Die Wochenzeitung, 13. November 2008
  9. DRS 1, Regionaljournal Zentralschweiz, Regi-Tip vom 16. Juni 2004
  10. Luzerner Woche, 30. März 2005
  11. Kulturminister als Sprachforscher. In: Entlebucher Anzeiger, 10. Juli 2008
  12. www.carl-spitteler.ch

Weblinks


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