Rillenstein

Rillenstein
Leitstreifen aus Noppenpplatten
Rillenplattenstreifen an einer Bushaltestelle

Als Blindenleitsystem bezeichnet man die bauliche Ausstattung von Straßen, Plätzen, Haltestellen des ÖPNV, Bahnhöfen sowie öffentlichen Einrichtungen mit Leitstreifen aus optisch und taktil kontrastierenden Bodenindikatoren wie beispielsweise Rillenplatten und Noppenplatten bzw -pflaster. Ziel der Ausstattung ist die Barrierefreiheit im öffentlichen (Straßen-)Raum.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

In der Regel bestehen Blindenleitsysteme aus Leitstreifen und Aufmerksamkeitsfeldern. Leitstreifen bieten Führung zu wichtigen Zielen, etwa Aus- und Eingängen, Treppen, Aufzügen, oder über große Flächen, z. B. Plätze, die wenig Orientierung bieten, oder helfen Hindernisse zu umgehen. Aufmerksamkeitsfelder können sehr unterschiedliche Funktionen haben:

  • Abzweigefelder weisen auf Verzweigungen oder Richtungswechsel hin.
  • Richtungsfelder zeigen Richtungen, z. B. bei Fahrbahnquerungen an.
  • Auffindestreifen weisen auf den Beginn eines Blindenleitsystems oder auf seitlich gelegene Ziele hin, z. B. Haltestellen oder Aufzüge.
  • Einstiegsfelder markieren den Einstieg, z. B. an Bushaltestellen.
  • Warnfelder warnen vor Hindernissen.
  • Auffangstreifen begrenzen begehbare Flächen, z. B. auf Bahnsteigen.

Blinde können die Leitstreifen und Aufmerksamkeitsfelder mittels eines Blindenstocks ertasten und sich so orientieren. Ebenfalls zu Blindenleitsystemen gehört die Ausstattung von Treppengeländern oder Aufzügen mit Beschriftungen in Brailleschrift oder Pyramidenschrift und die kontrastreiche Kennzeichnung von Stufen oder Bahnsteigkanten. Ziel der Anlage von Blindenleitsystemen ist es, Blinden und Sehbehinderten durchgängige Wegeketten zu bieten und ihnen die Nutzung der entsprechenden Einrichtungen zu ermöglichen. Als Bodenindikatoren werden i. d. R. Rillen- bzw. Rippenplatten und Noppenplatten eingesetzt, vereinzelt auch andere Oberflächen, z. B. Rauten. Sie bestehen zumeist aus Beton, manchmal aus Naturstein mit gefräster Oberfläche, vereinzelt auch Kautschuk, Metall oder Kunststoff (dann zumeist in Innenräumen, z. B. Bahnhöfen.)


Bodenindikatoren mit Rillen und Rippen

Rillenplatten werden schon seit langem in Deutschland eingesetzt und sind deshalb die am meisten verwandten Bodenindikatoren. Diese Platten sind in der DIN 32984 beschrieben. Die dort definierten schmalen Rillen lassen sich mit den heute üblichen Stockspitzen aber kaum vom Umgebungsbelag unterscheiden. Deshalb werden zunehmend Platten mit breiteren Rillen eingebaut. Statt Querschnitten mit Sinuswellenstruktur erhalten die Platten zunehmend trapezförmige Rippen. Über das Umgebungsniveau hinausragende Rippen sind zudem besser ertastbar als vertiefte Rillen. Rillen/Rippen werden naturgemäß v. a. bei Leitstreifen und Richtungsfeldern eingesetzt. Sie sind durch Schuhsohlen hindurch nur bei sehr breiten Rippenabständen fühlbar. Mit dem Langstock hingegen bieten sie eine gute Führung über längere Strecken (z. B. zwischen einem Bahnhof und einem Busterminal).

Bodenindikatoren mit Noppen

Noppenplatten (oder –pflaster) werden bei verschiedenen Aufmerksamkeitsfeldern eingesetzt. Noppen lassen sich nicht nur mit dem Langstock, sondern zumeist auch mit den Füßen ertasten und sind deshalb zur Warnung besonders geeignet. Die Noppen bestehen i. d. R. aus Kugelkalotten oder Kegelstümpfen.


Normen und Standards

Bodenindikatoren sind für Deutschland in der DIN 32984 geregelt. Diese Norm ist aber inhaltlich überholt. Die dort definierten Rillenbreiten entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik. Die immer häufiger eingesetzten Noppenplatten sind in der DIN 32984 gar nicht erwähnt. Zudem wurde der Einsatz von Bodenindikatoren zunehmend ausgeweitet. Deshalb entwickeln immer mehr Kommunen oder auch Bundesländer eigene Konzepte, was dazu führt, dass ihre Anwendung sich von Ort zu Ort unterscheidet. Eine neue Norm ist inzwischen in Vorbereitung.

  • DIN 32984 - Bodenindikatoren im öffentlichen Verkehrsraum
  • Merkblatt 14/05 Leitliniensystem Schweiz der Schweizerischen Fachstelle für behindertengerechtes Bauen
  • ÖNORM V 2102-1 – Technische Hilfen für sehbehinderte und blinde Menschen. Taktile Bodeninformationen


Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rillenstein von Stedesdorf — Der Rillenstein von Stedesdorf steht auf der Kirchwurt, an der Nordseite des freistehenden Glockenturms der Dorfkirche von Stedesdorf in der Samtgemeinde Esens im Landkreis Wittmund in Niedersachsen. Es handelt sich um einen kleinen runden, sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Rillenstein —    (German.) Microsolution grooves and pitting on rock surface [10] …   Lexicon of Cave and Karst Terminology

  • Wetzrille — Eine Wetzrille, auch Wetzmarke, Schleifrille oder Teufelskralle, ist eine durch menschliche Aktivität entstandene Einkerbung in Stein. Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 1.1 Steinzeit 1.2 Eisenzeit 1.3 Ägyptis …   Deutsch Wikipedia

  • Opferstein — Naturdenkmal Alte Taufe im Deister Opferstein 2, „Schalenst …   Deutsch Wikipedia

  • Stedesdorf — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Bodendenkmäler in Neunkirchen-Seelscheid — Die folgende Liste enthält die offiziellen Bodendenkmäler auf dem Gebiet der Gemeinde Neunkirchen Seelscheid im Rhein Sieg Kreis, Nordrhein Westfalen[1] (Stand: September 2011) Denkmalliste Nr. Kurzbeschreibung Bezeichnung/Lage Gemarkung Bild …   Deutsch Wikipedia

  • Mesolithischer Fundplatz Rottenburg-Siebenlinden — Der mesolithische Fundplatz Rottenburg Siebenlinden ist ein archäologischer Fundplatz im Ortsteil Siebenlinden von Rottenburg am Neckar (Baden Württemberg). Bei den seit 1990 im Vorfeld von Baumaßnahmen freigelegten Befunden handelt es sich um… …   Deutsch Wikipedia

  • rillstone — ˈ ̷ ̷ˌ ̷ ̷ noun Etymology: rill (I) + stone; intended as translation of German rillenstein, from rille furrow + stein stone : ventifact …   Useful english dictionary

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”