- Rinderpest-Virus
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Rinderpestvirus Systematik Reich: Viren (-)ssRNA-Viren Ordnung: Mononegavirales Familie: Paramyxoviridae Unterfamilie: Paramyxovirinae Gattung: Morbilliviren Art: Rinderpestvirus Wissenschaftlicher Name Die Rinderpest ist eine anzeigepflichtige Virusinfektion und eine der gefährlichsten Tierseuchen bei Rindern und anderen Wiederkäuern oder wiederkäuerähnlichen Tieren wie Flusspferden [1].
Sie ist in Europa dank seuchenhygienischer Maßnahmen letztmalig 1954 in Italien aufgetreten und spielte zuletzt in Afrika eine Rolle. In Deutschland ist sie seit 1881 nicht mehr in Erscheinung getreten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Viruserkrankung wurde vor 3000 Jahren erstmals auf Papyrus beschrieben und stammt ursprünglich aus Asien. Sie wurde während der Völkerwanderungen von den Hunnen und später von den Mongolen eingeschleppt.
Der Krankheit fielen in Europa zwischen 1740 und 1760 etwa 200 Millionen Rinder zum Opfer (zum Vergleich: 1993 gab es in der ganzen EG nur etwa 85 Millionen Rinder). Aufgrund der starken Bedrohung für die Rinderbestände war die Rinderpest ein Hauptgrund für die Errichtung der ersten Veterinärschulen (die erste wurde 1762 in Lyon gegründet).
1887 brachte die italienische Armee die Seuche mit indischen Rindern nach Äthiopien und somit erstmals nach Afrika. Innerhalb von 10 Jahren erreichte die Seuche die Südspitze von Afrika. 80–90 % aller Rinder starben in Schwarzafrika an der Seuche, daneben Unmengen von Antilopen, Giraffen und Büffeln. In der Folge vermehrte sich in dem aufkommenden Buschwerk die Tsetsefliege und infizierte die Bevölkerung mit der Schlafkrankheit. Ein Drittel aller Äthiopier und zwei Drittel der tansaniischen Massai starben an den Folgen der Hungersnöte, in den Nachbarländern starben ebenfalls Millionen von Menschen.[2]
Die letzten großen Ausbrüche in Europa waren 1913 in Bulgarien während des Balkankrieges und 1920 in Belgien. Letzterem fielen aufgrund aufwändiger seuchenhygienischer Maßnahmen aber nur noch 2000 Rinder zum Opfer.
1993 war der Erreger noch in Somalia, Äthiopien, Jemen und Pakistan weit verbreitet. In Indien trat der letzte Fall 1995 auf, in Pakistan 2000, womit Asien als rinderpestfrei galt. 2001 kam es in Afrika (Somalia und Kenia) zum letzten bekannten Auftreten der Seuche.[3]
2010 wird bei fehlendem weiteren Auftreten mit offiziellen Ausrottung der Krankheit zu rechnen sein, was bisher nur mit den Pocken gelungen ist.[4]
Erreger
Das Rinderpestvirus ist ein Erreger aus der Gattung der Morbilliviren, zu der auch das Masern- und das Staupe-Virus zählen.
Der Erreger kann theoretisch bis zu fünf Monaten im Heu, Stroh oder in der Erde überleben, wird aber durch Fäulnisprozesse schneller zersetzt, so dass die Überlebenszeit in Dung oder Stallanlagen nicht länger als 24 Stunden währt.
Klinik
Die Inkubationszeit beträgt 3 bis 15 Tage. Die Krankheit beginnt mit hohem Fieber (bis 42 °C), Anschwellungen der Schleimhäute und starkem Tränenfluss. An dieses Prodromalstadium schließen sich nach einigen Tagen schwere Schleimhautveränderungen mit Erosionen im Maulbereich an. An deren Wundrändern bilden sich durch Fibrinabsonderung sogenannte Pseudomembranen. Durch bakterielle Sekundärinfektionen entsteht eine eitrige Konjunktivitis und Rhinitis. Außerdem treten häufig zentralnervöse Störungen wie Erregung oder Depression auf. Ein bis zwei Tage nach den Schleimhautveränderungen setzt schwerer Durchfall ein. In der Regel stirbt das Tier nach vier bis sieben Tagen.
Überlebt ein Tier die Krankheit, ist es lebenslang immun. So war die Mortalität in Asien niedrig, in Afrika, wo die Rinderpest erstmals zwischen 1889 und 1896 grassierte, hoch, weil sich unter den dort lebenden Rinderrassen wenige genetisch fixierte Abwehrmechanismen herausbilden konnten.
Behandlung
Zur Behandlung können Antibiotika gegen Begleitinfektionen und/oder eine Schutzimpfung Anwendung finden.
Robert Koch unternahm zwei Expeditionen nach Afrika und entwickelte einen ersten Impfstoff gegen die Rinderpest. Ein praktikabler Impfstoff wurde in den 1960er Jahren vom Briten Walter Plowright entwickelt.[5]
Die einmalige Impfung hinterlässt eine sehr lange Immunität (11 Jahre und mehr). Dazu hatte die EU das PARC-Programm aufgelegt (Pan African Rinderpest Campaign). Die Welternährungsorganisation FAO hatte ebenfalls ein Impfprogramm aufgelegt, welches zusammen mit Massenschlachtungen und Verbringungsverboten wirkte. Inzwischen wird weltweit kein Impfstoff mehr hergestellt, da keine Massenimpfungen mehr stattfinden.[6]
Einzelnachweis
- ↑ Endspiel für den Killervirus in Der Spiegel vom 12. Juli 2001, S. 130/131
- ↑ Endspiel für den Killervirus in Der Spiegel vom 12. Juli 2001, S. 130/131
- ↑ Endspiel für den Killervirus in Der Spiegel vom 12. Juli 2001, S. 130/131
- ↑ Endspiel für den Killervirus in Der Spiegel vom 12. Juli 2001, S. 130/131
- ↑ Endspiel für den Killervirus in Der Spiegel vom 12. Juli 2001, S. 130/131
- ↑ Endspiel für den Killervirus in Der Spiegel vom 12. Juli 2001, S. 130/131
Weblinks
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