Ringelbergh

Ringelbergh
Ringelbergs Lucubrationes..., Basel 1541, in denen das Wort kyklopedeia erstmals im Titel aufscheint.

Joachim Sterck van Ringelberg(h), auch Joachim(us) Fortius Ringelberg(ius), auch Ringelbergius Antverpianus (Andouerpianus); (* Antwerpen, c. 1499; † gestorben nach dem 1. Januar 1531 – c. 1536 [?], c. 1556 [?]) war ein flämischer Universalgelehrter – Humanist, Mathematiker und Astrologe. Er setzte als erster in den Titel eines Werkes einen Begriff, der dem späteren Wort Enzyklopädie entspricht:
Lucubrationes vel potius absolutissima kyklopaideia (Basel, 1538).

Ringelberg inskribierte nachweislich am 5 Januar 1519 an der Universität Leuven, doch wird angenommen, dass er bereits 1516 oder 1517 dorthin übersiedelt war. Er studierte dort unter Petrus Curtius, bald danach unterrichtete er vermutlich im inzwischen eingegerichteten Collegium Trilingue.

Spätestens zu Jahresbeginn 1528 verließ er Leuven, um zwei große Reisen zu unternehmen, während deren er unterrichtete, aber auch seine Arbeiten drucken ließ: Zunächst ging über Antwerpen nach Köln, dann Mainz, wieder Köln, Heidelberg, Basel, Freiburg im Breisgau und Straßburg; von dort aus über Mainz und Köln zurück nach Antwerpen, wo er im April 1529 ankam.

Wenige Monate später begann er seine zweite, die Frankreich-Reise: Über Leuven (3. August 1529) ging er nach Paris (September-Dezember 1529, wo er im Calvi-Collegium Andreas Hyperius als Student und Bewunderer fand), dann nach Orléans, Bourges und Lyon, wo sich nach dem 1. Januar 1531 seine Spur verliert.

Seit seinem Aufenthalt in Basel hatte er mehrmals Erasmus von Rotterdam besucht, der ihn geschätzt haben muss und zwei Epigramme für Ringelbergs Institutiones astronomicae verfasste.
Erasmus' Sekretär Nicolaas Kan hingegen verspottete Ringelbergs Arbeiten in einem seiner Epigramme, 1529.

  • „Dieses Festhalten am tradierten Ordnungsschema bei gleichzeitigem Einfügen moderner Disziplinen ist ein weiteres typisches Phänomen der frühneuzeitlichen Enzyklopädik. Ringelberg etwa band in seinen Lucubrationes das Trivium mit einem gleichsam modernistischen Quadrivium aus Astronomie, Arithmetik, Kosmographie und Optik zusammen und fügte Ausführungen zur Divination und den Grundlagen der Naturlehre an.“ (Melanie Wald [1])
  • Zu Wort-Neuschöpfungen aus dem Griechischen (→ kyklopedeia) finden sich [...] spätere, fraglos von Melanchthon abhängige Belege bei Ringelberg, [...]. (Carl Joachim Classen [2])
  • Ringelberg soll auch eine ringförmige Sonnenuhr gebaut haben. [3]

Werke

Von Ringelberg sind rund dreißig Werke bekannt, darunter insbesondere eines über Pädagogik, De Ratione Studii. Die Arbeiten wurden im 16. Jh. vielfach gedruckt – allein von der Rhetorica sind rund 20 Ausgaben aus diesem Jahrhundert bekannt. Außerdem gab es an die zehn Ausgaben „Gesammelter Werke“ (Lucubrationes = nächtliche Arbeiten):

  • Lucubrationes, Antwerpen 1529;
  • Ioachimi Fortij Ringelbergij Andouerpiani Opera, quae proxima pagina enumerantur; Lyon, apud Gryphium, 1531 (Nachdruck Nieuwkoop 1967); 1556.
  • Lucubrationes, Basel, 1538, 1541, 1546 (nur diese drei Ausgaben sind vollständig).

  • Ioachimi Fortij Ringelbergij Andouerpiani Compendium de conscribendis uersibus; Lyon, Seb. Gryphius excud., 1531
  • De formis dicendi; De periodis; De ratione studii; De usu vocum quae non flectuntur; Dialectica; Elegantiae; Elementa graeca; Rhetorica, Schemata (= Liber de figuris ac vitiis orationis); Sententiae; Synonima; Arithmetica; Chaos mathematicum; Optice.

Kosmografie:

  • Ioachimi Ringelbergii Antuerpiani Institutiones astronomicae ternis libris contentae. ... Cum annotationibus, & indice; Venedig, Melchiorre Sessa, 1535 (Erstausgabe?)
  • Cosmographia; De tempore; Sphaera (auch als Einleitung der Institutiones genutzt).

Astrologie:

  • Astrologia, De somniis (= De interpretatione somniorum, De urina non visa, Geomantia, Horoscopus, Physionomia); Chaos, Experimenta; De homine (eine Mischung aus Physiologie und Philosophie).
  • Institutiones astronomicae teruis libri contentae quorum primus spherae ac mundi nature declarat; Basel 1528.
  • Opera Joachim Fortii Ring. Andoverpiani. Astrologia. de figuris Geomantiae. In ‚Ad divinationem‘, Ridicula sed jucunda quaedam vaticinia; Lyon, Sebastien Gryphe, 1531.
  • J.F. Ringelbergii sphaera ... Item eiusdem in tres libros institutionum astronomicarum prefatio; Antwerpen; Basel 1541; Köln 1550.
  • Ad divinationem. In: Opera; Lyon, J. Frelon, 1556; Lyon, A. Vincent 1657.

Einzelnachweise

  1. Wald, Melanie, [...] Untersuchungen zur Musurgia universalis von Athanasius Kircher, Dissertation, 2005)
  2. http://www.phil-hum-ren.uni-muenchen.de/GermLat/Acta/Classen.htm
  3. http://www.adlerplanetarium.org/research/collections/websters/r.shtml

Weblinks


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