Ringmischer

Ringmischer

Ein Ringmodulator, auch als Ringmischer, Produktmodulator oder Balance-Modulator bekannt, ist eine elektronische Vorrichtung, die zu den sogenannten Modulatoren oder Mischern gehört. Zwei eingehende Wechselspannungen uHF und uLO werden miteinander multipliziert und man erhält am Ausgang die Spannung uZF:

u_{ZF} = u_{HF} \cdot u_{LO}
Ringmodulator

Der Name kommt daher, dass Halbleiter- oder Röhrendioden in einem Ring angeordnet sind (siehe Schaltbild).

Diese Modulatorart wird zur Erzeugung amplitudenmodulierter Signale mit unterdrücktem Träger verwendet. Ein Ringmodulator besteht aus vier im Ring geschalteten Dioden. Im Unterschied zur Gleichrichterbrückenschaltung zeigen bei einem Ringmodulator die Durchlassrichtungen der Diode im Ring alle in eine Richtung. Alle vier Dioden müssen dieselben Kenndaten besitzen (Diodenquartett).
Verwendung findet so ein Modulator zum Beispiel in Transceivern bei Funkamateuren. Er ist im Fachhandel als fertiges Bauteil mit 6 Anschlüssen (HF+, HF-, LO+, LO-, ZF+ und ZF-) erhältlich.

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

Ausgangssignal uAM, nach dem Mischen einer niederfrequenten Sinus- mit einer hochfrequenten Rechtecksspannung

Der Lokaloszillator liefert eine (zumeist sinus- oder rechteckförmige) Wechselspannung mit der Amplitude {\hat u}_{LO}. UHF und UZF sind (zumeist) sinusförmige Spannungen mit den Amplituden {\hat u}_{HF} bzw. {\hat u}_{ZF}.

Die Spannung des Lokaloszillators legt fest, welche Dioden leiten. Hierbei gilt im Normalbetrieb, dass {\hat u}_{LO} \gg {\hat u}_{HF} > {\hat u}_{ZF}.

Bei einem Übertrager mit einem Übertragungsverhältnis von 1:1 (d.h. L1=L2a=L2b und L4=L3a=L3b) gilt hierbei:

Bedingung Ergebnis
U_{LO} \ge {2 \cdot U_F} V1 und V2 leiten
{-2 \cdot U_F} < U_{LO} < {2 \cdot U_F} keine Diode leitet
U_{LO} < {-2 \cdot U_F} V3 und V4 leiten

Wobei UF die Durchlassspannung (englisch: forward-voltage) der Dioden ist. Da Schottky-Dioden im Gegensatz zu pn-Dioden eine mit U_F \approx 0{,}3 \, {\rm V} geringere Durchlassspannung besitzen werden immer Schottky-Dioden verwendet.

Ströme bei positiver LO-Spannung ULO

Erstmal denken wir uns die Dioden weg. Der Oszillator für den Träger ist an die Mittelanzapfungen der Sekundärwicklung von THF (L2) und der Primärwicklung von TZF (L3) angeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt ist das Potenzial der Sekundärwicklung von THF positiv und die Primärwicklung von TZF negativ. Schaltet man die vier Dioden hinzu, so fließt der Strom aus der positiven Spannung von THF über V1 und V2 zur aktuell negativen Wicklung von TZF.

Ist die Primärwicklung von THF negativ und die Sekundärwicklung von TZF positiv, so geschieht dasselbe, nur dass die Sache dann über V3 und V4 läuft.

Funktionsschaltbild eines Ringmodulators

Das Resultat ist, dass man kein Ausgangssignal UZF (bzw. keinen Träger am Ausgang des Modulators) hat, welches durch die LO-Spannung verursacht wird, da sich die Ströme über L2a und L2b sowie L3a und L3b aufheben.

Da der Strom iD nur über die leitenden Dioden fließen kann, legen die LO-Ströme auch die Flussrichtung von iD und damit das Vorzeichen von iD am Ausgang fest.

Man unterscheidet bei Mischern grundsätzlich zwischen Aufwärts- und Abwärtsmischern. Beim Aufwärtsmischer wird am Eingang ein ZF-Signal sZF zugeführt und mit dem Lokaloszillatorsignal sZO multipliziert. Beim Abwärtsmischer wird am Eingang ein HF-Signal sHF und mit dem Lokaloszillatorsignal sZO multipliziert.

Ringmodulator als Aufwärtsmischer

Ein Ringmodulator als Aufwärtsmischer

Die rechts dargestellte Schaltung erzeugt an der Sekundärwicklung von TZF ein sogenanntes DSB-Signal UZF (UAM genannt, beide Seitenbänder des modulierten Trägers, jedoch nicht diesen selbst), welches zum Beispiel über eine Senderendstufe einer Antenne zugeführt wird. Ein SSB-Signal (nur ein Seitenband ohne Träger) erhält man, wenn man ein SSB-Filter hinter den Modulator schaltet.

Ringmodulator als Abwärtsmischer

Beim Abwärtsmischer (englisch: downconverter) wird das Eingangssignal UHF mit der Frequenz fHF mit Hilfe der Lokaloszillatorspannung ULO mit der Frequenz fLO auf die Spannung UZF mit der sog. Zwischenfrequenz fZF gewandelt. Hierbei gilt:

f_{ZF} = \left| f_{HF} - f_{LO} \right|

Das Ausgangssignal wird mit Hilfe eines RLC-Bandpasses am Ausgang von Frequenzanteilen befreit, die bei der Umwandlung entstehen.

Sonstiges

Innenschaltung eines symmetrischen Mischers als Ersatz eines Ringmischers

In früheren Jahrzehnten wurden Ringmodulatoren auch gelegentlich dazu verwendet, um eine Gleichspannung in eine ihr proportionale Wechselspannung, die man wegen der fehlenden Nullpunktsdrift von Wechselstromverstärkern besser mit exakt definierten Faktor verstärken kann, umzuwandeln (siehe Chopper-Verstärker). Eine solche Anordnung kam zum Beispiel bei der Steuerung der Fernrakete V2 zum Einsatz.

Ringmodulatoren schwächen das Signal und werden deshalb im Regelfall durch doppelt symmetrische Brückenschaltungen wie den SO42P ersetzt, der auch eine Signalverstärkung bewirkt.

Für die meisten Anwendungszwecke ist die Ringmodulatorschaltung seit langem obsolet, da man mit integrierten Schaltungen schon seit etwa 1960 hervorragende analoge Multiplizierer oder Mischer mit niedriger Verzerrung und guter Unterdrückung der Eingangssignale herstellen kann. Obwohl also meist kein Diodenring und auch keine Transformatoren mehr verwendet werden, wird an der alten Bezeichnung festgehalten. Ringmodulatoren waren wichtige Werkzeuge der Elektronischen Musik. Im Gegensatz zu den anderen Anwendungen liegen dabei Träger und Modulator im selben Frequenzbereich, so dass beim unteren Seitenband negative Frequenzen auftreten können. "Ringmodulatoren" werden später oft in elektronischen Musikinstrumenten, besonders in Synthesizern, eingesetzt. Aufgrund der nichtharmonischen Obertoncharakteristik kann man aus einfachen Signalen durch Ringmodulation beispielsweise glockenähnliche Klänge erzeugen.


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