Robert Browne

Robert Browne

Robert Browne (* um 1550; † 7. Oktober 1633) war der Gründer der englischen puritanischen Separatisten oder Brownisten bzw. des englischen Kongregationalismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Robert Browne entstammte einer reichen Kaufmannsfamilie aus Stamford[1], die sich bis in das vierzehnte Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Drei Vorfahren waren dort Ratsherren, zwei Sheriffs von Rutlandshire. Er wurde ca 1550 in Tolethorpe Hall[2] in Rutland, England als drittes von sieben Kindern des Anthony Browne und seiner Frau Dorothy, Tochter von Sir Philip Boteler geboren. Seine Schulausbildung erhielt er wahrscheinlich an der Stamford School. Es bestand eine ferne Verwandtschaft zu William Cecil. Über seine Kindheit ist wenig bekannt. 1570 (?) begann er sein Studium am Corpus Christi College in Cambridge, 1572 erhielt er dort sein B.A. Ein wichtiger Mitstreiter, Studienfreund am Corpus Christi College in Cambridge und Begleiter wurde Robert Harrison (154?- 1585?), später Pastor in Norwich und Middelburg. Beide wurden wahrscheinlich durch die neo-calvinistischen Vorlesungen von Thomas Cartwright (1535-1603), einem puritanischen Theologen und Professor in Cambridge beeinflusst. Nach Verlassen der Universität arbeitete er 1574-1577 als Lehrer in Oundle Southwark in Northamptonshire, bevor er entlassen wurde. In dieser Zeit begann er, sich mit fundamentalen Fragen der Kirche und der „Wahrheit“ zu befassen. Er lebte zeitweilig mit dem puritanischen Reverend Richard Greenham of Dry Drayton zusammen. Die übergroße Autorität und Macht der Bischöfe erschien Browne zunehmend gegen Gottes Willen gerichtet, unakzeptabel und nicht aus den kirchlichen Dokumenten ableitbar. Seine Ansichten äußerte er in öffentlichen, ungenehmigten Predigten. Während einer Krankheit bzw. Rekonvaleszenz besuchte ihn der spätere Bischof Richard Bancroft, der ihm einen Brief des Kronrats mit Instruktionen gegen bestimmte Erlaubnisse öffentlichen Predigens überbrachte. Wahrscheinlich kam er um 1580 nach London.

Im Frühjahr 1581 war es ihm in Norwich zusammen mit Harrison gelungen, genügend Aufruhr gegen die kirchliche Autorität zu erreichen und eine separatistische kirchliche Gemeinde zu organisieren (die 1582 nach Holland ausweichen musste), sodass sich Bischof Freke von Norvich wegen dieser Unruhe sowie auch später wegen Verweigerungen von Browne an William Cecil um Hilfe wandte. Er wurde zu dieser Zeit und auch später in seinem Leben vielfach (32 mal) inhaftiert und wohl durch den Einfluss William Cecils häufiger wieder entlassen. Im August 1582 wurde sein erstes und bekanntestes Buch A Book which sheweth the Life and Manners of all true Christians gedruckt, das drei unterschiedliche Abhandlungen enthielt, in dem er die Theorie der „Congregational Independency“ formulierte. Bald folgte ein weiteres Buch. “ A Treatise of Reformation without Tarying for Anie”, in dem er das unveräußerliche Recht der Kirche formulierte, die notwendigen Reformen ohne Autorisierung ziviler Magistrate durchzuführen.

Nach Verfolgung in England ging er in das holländische Middelburg (Zeeland) ins Exil. Während der „Bücherverfasser“ Browne großenteils frei in Holland agieren konnte, wurden zur gleichen Zeit Anhänger in England verurteilt und gehängt, weil sie Brownes aufrührerische Schriften verkauften wie z.B. 1583 John Copping und Elias Thacker, Mitglieder der Browneschen Kongregation in Norwich. In Holland kam es verstärkt zu Auseinandersetzungen unter den Separatisten. Er wurde aus seiner Gemeinde ausgeschlossen und kehrte mit seiner Familie 1584 über Schottland, wo er keinen Anhang für sein staatskirchenfeindliches Wirken fand zur Englischen Kirche zurück, während die Gemeinde unter Harrisons Leitung in Holland zurückblieb. Henry Barrowe und John Greenwood setzten trotz heftiger Verfolgung das Werk Brownes bis zu ihrer Hinrichtung fort. Auf Veranlassung des Bischofs von London wurde er vom Erzbischof von Canterbury auch in dieser Zeit häufiger lange gefangen gehalten. William Cecil Lord Burgley verdankte er wahrscheinlich seine Entlassung ins Elternhaus. Im Frühjahr 1586 trat er in Norwich auf und wurde wegen fortgesetzter Angriffe auf das Staatskirchentum exkommuniziert. Da sich Browne schließlich unterwarf und mit der Kirche in England versöhnte, wurde er wieder in die früher von ihm so heftig befehdete Staatskirche aufgenommen und erhielt im Herbst 1586 eine Lehrerstelle an der Lateinschule in Southwark und im Herbst 1591 die Pfarrei Achurch. Browne starb während einer Haft in Northampton, wahrscheinlich als Geisteskranker. Er soll seit der Gefängniszeit des Jahres 1585 geistig verändert gewesen sein.

Bedeutung

Er gründete in England (Norwich) ab 1581 die erste Separatistenbewegung in Form einer religiösen Sekte, der „Brownisten“ (später „Barrowisten“), die später nach Holland ausweichen musste. Sie entwickelten eigene kirchlichen Prinzipien, die religiöse Überzeugungen und ihre Ausübung von äußerlichen Zwängen befreien wollten und jede kirchliche Organisation einschließlich Priester- oder Pastorenstand, Sakramente auch jede stehende Religionsübung und jedes Gebetsformular verwarf. Alle wahrhaft Gläubigen sollten sich deshalb zu Einzelgemeinden („Kongregationalismus“) zusammenschließen, die die wahre Kirche Christi darstellten. Die Einzelgemeinden sollten unabhängig vom Staat und den übrigen Gemeinden gleichgeordnet sein, selbständig ihre Diener erwählen und ordinieren und über die Aufnahme und den Ausschluss ihrer Mitglieder beschließen. Die Brownisten setzten sich für die „Wahl“ von Kirchenämtern ein und tendierten zu „demokratischen“ Prinzipien im kirchlichen „Politik-Verständnis“, ohne im Sinne Calvins auf Kirchenzucht und Kontrolle zu verzichten.

Shakespeare und die Brownisten

Die Anhänger Robert Brownes, die „Brownisten“, werden ca. 1601 in Shakespeare's Komödie Was ihr wollt (Twelfth Night, mit der Absicht geschrieben, vor der Königin aufgeführt zu werden), erwähnt, als Sir Andrew ausspricht „I would as lief be a Brownist as a politician“.

Schriften

  • A Trve and Short Declaration. 1581
  • A Treatise of Reformation without Tarrying for any and of the Wickedness of those Preachers which will not reform till the Magistrate command or compel them. 1582
  • A Book which sheweth the Life and Manners of all true Christians. 1582
  • An answere to master Cartwright his letter for ioyning with the English Church. 1583
  • A true and short declaration, both of the gathering and ioyning together of certaine persons: and also of the lamentable breach and division which fell amongst them. 1583
  • A Reproof of Certain Schismatical Persons. 15??
  • A New Year's Guift. 1589

Literatur

  • Dwight C. Smith: Robert Browne. Independent. In: Church History. Band 6, 1937, S. 304–305
  • Diane Parkin-Speer: Robert Browne: Rhetorical Iconoclast. In: Sixteenth Century Journal. Band 18, Nr. 4, 1987, S. 519–529
  • Henning Graf Reventlow: Bibelautorität und Geist der Moderne: Die Bedeutung des Bibelverständnisses (=Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte, Band 30). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1997, ISBN 3-525-55135-5
  • Robert Browne. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).

Weblinks

Literaturangaben und Notizen

  1. en:Stamford, Lincolnshire
  2. en:Tolethorpe Hall

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