- Robert D. Ballard
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Robert Duane Ballard (* 30. Juni 1942 in Wichita, Kansas) ist ein US-amerikanischer Unterwasserarchäologe, Professor für Ozeanographie sowie Gründer und Direktor des Institute for Archaeological Oceanography an der University of Rhode Island (URI).
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Ballard ist der Sohn von Chet Ballard, der beim Flugzeughersteller North American Aviation als Chef-Ingenieur des Minuteman-Raketenprogramms arbeitete. Seine Begeisterung für die Tiefsee erwarb er sich durch Bücher, Kino- und Fernsehfilme über die Unterwasserwelt wie etwa 20.000 Meilen unter dem Meer und Jacques Cousteau. 1993 ist der Wissenschaftler eine Staffel lang im Abspann der Fernsehserie SeaQuest DSV zu sehen und vermittelt den Zusehern wissen über die Ozeane.
1965 absolvierte Ballard das Bachelor-Studium der Chemie und Geologie an der University of California, Santa Barbara. An der University of Hawaii graduierte er 1966 als Master of Science (M.S.) in Geophysik. 1974 wurde er mit einer Kartographierungsarbeit des Meeresgrunds vom Golf von Maine im Fach Geologische Ozeanographie an der University of Rhode Island promoviert.
Ballard gehörte 1977 dem Expeditionsteam an, das mit dem Forschungsboot Alvin zum ersten Male submarine Hydrothermalquellen, die sogenannten Black Smokers, in der Nähe der Galapagosinseln entdeckt hatte. Diese Quellen haben eine Temperatur von etwa 400 °C und stoßen eine Fontäne von schwarzem, rauchigen Wasser aus. Eine Wasserprobe ergab einen Wert von 2,8 pH, was dem Säuregrad von Weinessig entspricht.
Marine-Archäologie (Wracksuche)
Bekannt wurde Ballard durch die Entdeckung zahlreicher Schiffswracks. So fand er am 1. September 1985 zusammen mit Jean-Louis Michel das Wrack der Titanic, die 1912 gesunken war. Die Suche finanzierte er, indem er zunächst in einer geheimen Mission die Überreste der gesunkenen US-amerikanischen Atom-U-Boote USS Scorpion und USS Thresher mit einem Tauchroboter im Auftrag der US Navy inspizierte.[1]
Ebenso entdeckte er das deutsche Kriegsschiff „Bismarck“ und den US-amerikanischen Flugzeugträger „USS Yorktown“ aus dem Zweiten Weltkrieg. Ende der 1980er Jahre fand Ballard ein phönizisches Schiff aus dem 7. Jahrhundert v. Chr., eines der ältesten, jemals wiederaufgefundenen Wracks. 1995 tauchte er mit dem US-Navy-Tieftauchboot NR-1 nochmals im Mittelmeer nach Wracks auf einer Handelsroute zwischen Karthago und Rom.
Schwarzes Meer
Von 1999 bis Ende 2000 führte Ballard mit einem Team eine Reihe von Expeditionen entlang der türkischen Küste des Schwarzen Meeres durch. Dabei suchten sie nach Resten von Artefakten, um die These zu belegen, dass die frühere, meereinwärts gelegene Küste des Schwarzen Meeres schon von Menschen besiedelt worden war. Im Westen von Sinope entdeckte man zunächst drei alte Schiffwracks in 100 m Tiefe. Wrack A und Wrack C wurden auf die späte römische Kaiserzeit geschätzt (2. - 4. Jahrhundert n. Chr.), während Wrack B wahrscheinlich dem spätantiken byzantinischen Reich (5. - 7. Jahrhundert n. Chr.) zuzuordnen sei. Im Westen von Sinope entdeckte man in 320 m Tiefe ein mitsamt der Ladung sehr gut erhaltenes Wrack, das durch das anoxische Wasser in einem sehr guten Erhaltungszustand ist. Radiokarbon-Messungen erbrachten ein Entstehungsdatum zwischen 410 und 520 n. Chr.
Im November 2000 fand Ballard Spuren einer antiken Besiedlung am Küstenschelf des Schwarzen Meeres.[2] Dies war für ihn ein wichtiges Indiz für die Richtigkeit der Sintflut-These der Marinegeologen William Ryan und Walter Pitman (Columbia University). Nach dem Ende der letzten Eiszeit wäre demnach der Meeresspiegel des Mittelmeeres angestiegen und hätte den natürlichen Damm zum Schwarzen Meer hin vor etwa 7 500 Jahren durchbrochen.[3]
Werke (Auswahl)
- Die Entdeckung der Bismarck (mit Rick Archbold), Ullstein Verlag, Berlin 1990. ISBN 3550064438
- Lost Liners (mit Rick Archbold), 1997, Reprint Heyne 2000. ISBN 3-453-12905-9
- Rückkehr nach Midway (mit Rick Archbold), Ullstein Verlag, Berlin 1999. ISBN 3550083025
- Tiefsee, Ullstein Verlag, Berlin 2000. ISBN 3548247717
- Das Geheimnis der Titanic (mit Rick Archbold), Ullstein Verlag, Berlin 2000. ISBN 3550076533
- Das Rätsel der Dakar (mit Tony Chiu), Ullstein Verlag, Berlin 2000. ISBN 3548237827
- Das Geheimnis der Lusitania (mit Spencer Dunmore), Ullstein Verlag, Berlin 2002. ISBN 3550068883
- George F. Bass (Hrsg.): Die Tiefe. Versunkene Schätze auf dem Meeresgrund. Herbig, München 2006, Gebunden, ISBN 978-3-7766-2483-0
Auszeichnungen (Auszug)
- 1990: American Geological Institute Award
- Explorers Club Medal vom Explorers Club
- 1996: Hubbard Medal von der National Geographic Society
- 2001: Lindbergh Award
- 2003: National Endowment for the Humanities
Weblinks
- Webseite für Robert Ballard, NOAA, mit Videos
- Video: Vortrag von Ballard: „Exploring the ocean's hidden worlds“, TED-Konferenz, Februar 2008, 18 Min.
- Universitätsseite über Robert Ballard, University of Rhode Island
- Ballard-Portal, National Geographic
- „Ballard & the Black Sea“, National Geographic, 1999, „Marine explorer Robert (Bob) Ballard discovers proof of a flood of biblical proportions and finds ancient Roman shipwrecks in the Black Sea.“
- Literatur von und über Robert Ballard (Unterwasserarchäologe) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ „"Titanic"-Suche diente als Tarnung für Geheimmission“, Spiegel online, 29. Mai 2008
- ↑ „Ballard Finds Traces of Ancient Habitation Beneath Black Sea“, National Geographic News, 13. September 2000
- ↑ Walter Pitman und William Ryan: Sintflut. Ein Rätsel wird entschlüsselt. Lübbe, Bergisch Gladbach 1999, 384 S., Gebunden, ISBN 978-3785708781
Personendaten NAME Ballard, Robert KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Unterwasserarchäologe GEBURTSDATUM 30. Juni 1942 GEBURTSORT Wichita, Kansas
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