Rocky-Experiment

Rocky-Experiment

Als Bobo Doll Study (auch Rocky-Experiment) bezeichnet man Experimente des Psychologen Albert Bandura. Sie gehören zu seinen wichtigsten Studien des Beobachtungslernens oder Modell-Lernen. Ein besonders bekanntes Experiment[1] wird im Folgenden beschrieben. Es existieren jedoch noch weitere Studien zum selben Themenkomplex [2] [3].


Inhaltsverzeichnis

Ablauf der Studie von Bandura (1963)

Vier- bis fünfjährigen Kindern wurde ein Film vorgeführt, der eine erwachsene Person namens „Rocky“ in einem Raum mit mehreren Gegenständen zeigte, wobei die Person sich gegenüber einer großen Plastikpuppe namens „Bobo“ aggressiv verhält: Die Puppe wurde geschlagen, getreten, zu Boden geworfen und beschimpft, teilweise auch mit Wortneuschöpfungen.

Der Film endete in drei verschiedenen Varianten. Den Kindern wurde jeweils eine Fassung davon gezeigt, wodurch drei Gruppen von Versuchsteilnehmern gebildet wurden.

  1. Am Ende tritt eine zweite Person hinzu, die die Erste für ihr Verhalten lobt und sie mit Süßigkeiten belohnt.
  2. Am Ende kommt ebenfalls die andere Person hinzu, tadelte jedoch die erste und bestrafte sie mit Schlägen und Drohungen.
  3. Das Geschehen bleibt unkommentiert, keine weitere Person tritt auf.

Direkt im Anschluss wurden die Kinder - einzeln - in einen Raum mit den gleichen Gegenständen geführt. Die Kinder spielten mit den verschiedenen Gegenständen, ahmten aber auch das aggressive Verhalten des Erwachsenen gegenüber der Puppe nach (auch mit den Wortneuschöpfungen). Die Bereitschaft zur Aggressivität war bei den unterschiedlichen Gruppen verschieden ausgeprägt, wobei die Jungen aggressiver waren als die Mädchen. Die Kinder, die zuvor die Bestrafung der Person gesehen hatten, waren deutlich weniger aggressiv. Die Gruppe mit dem neutralen Ende zeigte ein ähnlich aggressives Verhalten wie die Gruppe, welcher das Lob gezeigt wurde.

Anschließend wurde den Kindern eine Belohnung in Aussicht gestellt für jede gesehene Handlung, an die sie sich erinnern können und nachahmen. Das verstärkte bei allen drei Gruppen die Nachahmungsrate, wobei die Gruppe, die Rockys Bestrafung verfolgen konnte, die anderen beiden Gruppen noch übertraf.

Fazit

Albert Bandura schloss daraus, dass die Kinder das Vorbild-Verhalten gleichermaßen erlernt, aber je nach Folgen unterschiedlich reproduziert haben. Es besteht also ein Unterschied zwischen Erwerb (Akquisition oder Kompetenz) und Ausführung (Performanz) des beobachteten Verhaltens.

Siehe auch

Quelle

  1. Bandura, A. (1965). Influence of models reinforcement contingencies on the acquisition of imitative response. Journal of Personality and Social Psychology, 1, 589-595.
  2. Bandura, A., Ross, D., & Ross, S. A. (1961): Transmission of aggressions through imitation of aggressive models. Journal of Abnormal and Social Psychology, 63, 575-582.
  3. Bandura, A., Ross, D., & Ross, S. A. (1963): Imitation of film-mediated aggressive models. Journal of Abnormal and Social Psychology, 66, 3-11.

Literatur

  • Schermer, F. (1998). Lernen und Gedächtnis. Stuttgart: Kohlhammer.
  • Tausch R., Tausch A.-M. (1970): Erziehungspsychologie. 5. Aufl. Göttingen: Hogrefe.

Weblinks

YouTube Video mit Kommentar von Albert Bandura


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