Roetha

Roetha
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Rötha
Rötha
Deutschlandkarte, Position der Stadt Rötha hervorgehoben
51.19722222222212.417222222222128Koordinaten: 51° 12′ N, 12° 25′ O
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Direktionsbezirk: Leipzig
Landkreis: Leipzig
Verwaltungs-
gemeinschaft:
Rötha
Höhe: 128 m ü. NN
Fläche: 17,88 km²
Einwohner: 4035 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 226 Einwohner je km²
Postleitzahl: 04571
Vorwahl: 034206
Kfz-Kennzeichen: L
Gemeindeschlüssel: 14 7 29 370
Adresse der Stadtverwaltung: Rathausstraße 4
04571 Rötha
Webpräsenz:
Bürgermeister: Ditmar Haym (parteilos)

Die Kleinstadt Rötha liegt ca. 15 Kilometer südlich der Messestadt Leipzig im Landkreis Leipzig. Sie ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Rötha

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Rötha liegt etwa 15 km südlich von Leipzig im gerade entstehenden Leipziger Neuseenland. Im Westen des Stadtgebietes fließt die Pleiße, die zudem einen Stausee in Rötha speist. Das Stadtgebiet in der Leipziger Tieflandsbucht umfasst eine Fläche von 17,88 km². Der fruchtbare Boden begründet den umfangreich betriebenen Ackerbau im Umfeld von Rötha. Der jährliche Niederschlag liegt meistens im Bereich von 550 bis 650 Millimetern und damit unter dem Bundesdurchschnitt.

Geschichte

Rötha wurde erstmals im Jahr 1127 urkundlich erwähnt. Da jedoch keine Gründungsurkunde vorliegt, ist die genaue Zeit, in der sich die Stadt gebildet hat, unklar. So war zum Beispiel die Erwähnung vom 31. März 1292, als Rötha zum ersten Mal als Stadt genannt wurde, der Anlass für die 700-Jahrfeier 1992. 1217 wurde der Markgraf Dietrich der Bedrängte samt seiner Länder, darunter auch Rötha, wegen territorialer Streitigkeiten von der Kirche mit dem Bann belegt. Kirchliches Leben war damit vorerst unmöglich. In den darauf folgenden Jahrhunderten wurde die Bevölkerung durch die Pest, den Einfall der Hussiten und durchziehende Schwaben (nach der Schlacht bei Lucka) dezimiert.

Rötha um 1840
Rötha heute - Der Markt

Besitzer der Stadt Rötha im 16. Jahrhundert war Ritter von Pflugk, der jedoch verschuldet war und Rötha verkaufen musste. Zunächst ist die Stadt selbst als Käufer aufgetreten und hat im Jahr 1584 die Verwaltung übernommen. Jedoch konnte die Stadt den Kaufpreis nicht aufbringen, sodass 1592 schließlich Carol von Friesen, der Schlosshauptmann zu Altenburg, einsprang und Rötha für 28400 Gulden erwarb.

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde ein Großteil der Bevölkerung durch den Dreißigjährigen Krieg und die wiederkehrende Pest ausgelöscht, anschließend forderte auch der Siebenjährige Krieg seine Opfer. Als 1813 die Völkerschlacht bei Leipzig tobte, waren im Schloss zu Rötha der russische Kaiser Alexander I. und der österreichische Kaiser Franz I. einquartiert.

Im Jahr 1839 wurden die Dörfer Theka und Podschütz eingemeindet.

In den 1870er Jahren begann Heinrich Freiherr von Friesen, Rötha zur Gartenstadt umzugestalten – ein Beiname, den sie noch heute trägt. Neben dem traditionellen Weinbau, der mindestens seit dem 15. Jahrhundert in Stadt und Umgebung betrieben wird, etablierte er den Obstanbau in Rötha. Da qualifiziertes Personal für dieses Vorhaben fehlte, gründete er 1875 eine Gärtner-Lehranstalt. Die Ernte wurde Jahr für Jahr umfangreicher und war 1883 schließlich so groß, dass sie die Kapazität des Leipziger Marktes überstieg. In diesem Jahr hat man angefangen, mit dem Überschuss Apfelwein herzustellen und zu diesem Zweck die heutige Großkelterei gegründet.

Vor dem Ersten Weltkrieg begann der technische Fortschritt, sich in der Stadt bemerkbar zu machen. 1913 bekam sie ein Wassernetz – der Wasserturm steht noch heute und ist eines der Wahrzeichen Röthas – und ein Jahr später wurde sie an das Elektrizitätsnetz angeschlossen. Außerdem gingen die Gasanstalt und das öffentliche Fernsprechnetz in Betrieb. In Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg wurden in den benachbarten Städten Böhlen und Espenhain Werke errichtet, für deren Arbeiter auch in Rötha neue Wohnungen entstanden. In den Jahren 1944 und 1945 fielen Teile der Stadt mehreren Bomben zum Opfer. Am 14. April 1945 haben die Bürger Röthas weiße Flaggen gehisst, zwei Tage später zogen die US-amerikanischen Truppen ein. Im Juli hat schließlich die Rote Armee die Besatzung übernommen.

1952 musste der Ortsteil Geschwitz abgebaut werden, um Raum für den verstärkt durchgeführten Kohletagebau zu schaffen. Im Dezember 1969 wurde das Schloss Rötha unter Protesten abgerissen.

1971 entstand der „VEB Elektrotechnische Werkstätte Rötha“ der 1980 dem Leipziger Werk „VEB Elektroakustik Leipzig“ angegliedert wurde.

Politik

Gemeinderat

Der Bürgermeister der Stadt Rötha ist seit dem Jahr 2001 Ditmar Haym, der im Jahr 2008 mit einer absoluten Mehrheit von 50,9 Prozent im ersten Wahlgang im Amt bestätigt wurde. Vorher war er bereits Bürgermeister der Gemeinde Mölbis und später Ortsvorsteher für Mölbis in der Gemeindeverwaltung Espenhain. Der Stadtrat setzt sich seit der Kommunalwahl von 2004 wie folgt zusammen:

  • CDU – 8 Sitze
  • SPD – 5 Sitze
  • PDS – 3 Sitze

Die PDS trat mit nur zwei Kandidaten zur Wahl an, sodass trotz der drei Mandate ein Platz im Stadtrat frei bleibt.

Am 7. Juni 2009 finden die nächsten Kommunalwahlen statt. Die Liste der Bewerber umfasst:

Wappen

Das Wappen der Stadt Rötha zeigt vor blauem Hintergrund einen Ritter auf einem Pferd, der gerade einen Lindwurm bezwingt. Das seit 1885 verwendete Wappen stellt den Heiligen St. Georg dar, der einer Sage zufolge durch die Tötung eines Lindwurms den Bau der Marienkirche ermöglicht hat. Das Motiv ist einer Schnitzerei entnommen, die in der St. Georgenkirche am Altar zu finden ist.

Städtepartnerschaften

Rötha unterhält eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Murrhardt in Baden-Württemberg.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

St. Georgenkirche

Die Silbermannorgel in der Georgenkirche

Die romanische St. Georgenkirche wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet, jedoch nicht vollendet. Ursprünglich war ein zweiter Turm geplant, der bis heute aber nicht gebaut wurde. 1510 wurde der Chorraum abgerissen und durch einen neuen, wesentlich größeren ersetzt. Auch die ursprünglich 1614 angeschaffte Orgel wurde inzwischen ersetzt: im Jahr 1721 hat der Organist der Sophienkirche in Dresden die neue, noch immer funktionierende Silbermann-Orgel eingeweiht.

Marienkirche

Die spätgotische Marienkirche, deren Bau 1508 vom Kloster St. Georg in Leipzig initiiert wurde, sollte ursprünglich eine große Wallfahrtskirche werden. Anlass war eine Marienerscheinung, die ein Schäfer an einem röthaer Birnbaum erfahren haben soll. Nach der Fertigstellung des Chorraumes 1520 an der Stelle, an der das vermeintliche Wunder stattgefunden hatte, musste der Bau jedoch abgebrochen werden. Die Machtverluste der katholischen Kirche durch die beginnende Reformation und insbesondere ihr Erfolg in Leipzig machten ein katholisches Bauprojekt der angestrebten Größe unmöglich. Deswegen wurde der Bau durch das Einziehen einer Wand beendet und das Gebäude nutzbar gemacht.

Die ursprüngliche Orgel der Kirche sollte im 18. Jahrhundert von Gottfried Silbermann restauriert werden. Auf Grund ihres schlechten Zustandes war dies jedoch nicht möglich, sodass eine neue Orgel in Auftrag gegeben wurde. Die zweite Röthaer Silbermann-Orgel wurde im Jahr 1722 eingeweiht. In den 1950er und 1960er Jahren wurde das Instrument nach Leipzig und Berlin ausgelagert, nach einer Renovierung der Marienkirche konnte es jedoch wieder an seinem ursprünglichen Platz aufgestellt werden, wo es inzwischen jährlich gewartet wird.

Der eine Turm der Kirche stürzte bei einem Sturm 1932 ein. Heute wird die Marienkirche unter anderem für Trauerfeiern, zu Ostern und am Johannistag genutzt. Regelmäßige Gottesdienste finden in ihr nicht statt.

Röthaer Landschaft

Stausee Rötha, im Hintergrund das Kraftwerk Lippendorf

Am südlichen Stadtrand von Rötha befindet sich der Stausee, der etwa 275.000 m³ der Pleiße sammelt. Erbaut wurde der Stausee in den Jahren 1939 bis 1942 mit etwa der doppelten Größe der heutigen Wasserfläche durch den Weiße-Elster-Verband. Mit dem Fortschreiten des Tagebaues Witznitz wurde 1966 der südliche Teil des Stausees trocken gelegt und überbaggert. Seit dieser Zeit bildet ein ehemaliger Werkbahndamm einer Kohlebahn den südlichen Abschluss des Stausees. Mit einem Hochwasserrückhalteraum von 110.000 m³ ist die Bedeutung für den Hochwasserschutz im Pleißegebiet relativ gering. Seit seinem Bau war er der lebensnotwendige Brauchwasserlieferant für braunkohleverarbeitende Großunternehmen und Kraftwerke zwischen Espenhain und Böhlen.

Der Schlosspark liegt am westlichen Stadtrand, an der Verbindungsstraße zwischen Rötha und Böhlen. Der Hauptweg mündet direkt an dieser Straße ein, führt dann etwa 500 Meter fast geradeaus bis zum Standort des ehemaligen Schlosses und geht dann in den Auenwald über. Linker Hand gleich zu Beginn des Hauptweges finden Sie den Schlossteich, der im Sommer zum Verweilen einlädt und im Winter gern zum Eislaufen genutzt wird. Hier gibt es eine Vielzahl an Vegetation und Bäume, welche mehr als 100 Jahre alt sind, wie Stieleichen, Rosskastanien, Erlen, Buchen und Linden. Jährlich im Frühjahr zieht sich ein Teppich aus blühendem und stark nach Knoblauch riechendem Bärlauch durch den Schlosspark bis zum Auenwald am Stausee.

Heimatmuseum

Zum ersten Mal gab es 1934 ein Heimatmuseum in Rötha, dieses musste jedoch 1960 geschlossen werden. Inzwischen hat wieder ein solches Museum eröffnet: es ist in einem ehemaligen Gefängnis untergebracht und wird vom Stadt- und Heimatverein Rötha e. V. betrieben. Es zeigt zahlreiche Exponate zur Röthaer Stadtgeschichte. Darunter befinden sich ein Modell des Röthaer Schlosses sowie Dokumente aus der Zeit der Völkerschlacht. Im Keller des Museums befindet sich außerdem eine kleine Galerie, in der wechselnde Ausstellungen zu betrachten sind.

Regelmäßige Veranstaltungen

Zu den regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen gehören das Stadt- und Vereinsfest im Mai sowie das Feuerwehrfest. Außerdem findet jedes Jahr am Sonntag vor Rosenmontag ein Karnevalsumzug statt.

Söhne und Töchter der Stadt

Sport

Der Röthaer SV ist der Sportverein Röthas und betreibt eine ganze Reihe von Sportarten. Besonders erfolgreich ist die Sektion Radball, in der die Jugendmannschaft des Röthaer SV im Jahr 2004 sogar Deutscher Meister wurde.

Gedenkstätten

Seit 1984 liegen auf dem Ortsfriedhof 18 polnische Zwangsarbeiter begraben, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer der Zwangsarbeit in der Rüstung wurden. Zunächst waren sie in einer Aschenhalde verscharrt worden.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Rötha ist über die B 95 an das Schnellverkehrsnetz angeschlossen. Hauptstraße im Ort ist die August-Bebel-Straße, die im Osten an die B 95 Anschluss hat und am Marktplatz im Westen in die Böhlener Straße übergeht. Die Auffahrt auf die A 38 als neue Südumgehung Leipzigs liegt nur 4 km entfernt zwischen Gaschwitz und Großdeuben. Die noch in der Planung befindliche A 72 vom Kreuz A 38 bis Chemnitz wird ab etwa 2008 an Rötha vorbeiführen. Eine Auf- bzw. Abfahrt wird zwischen Rötha und Espenhain liegen.

Seit 1913 besaß Rötha einen Bahnhof an der Bahnstrecke Böhlen–Espenhain, auf der der Personenverkehr aber seit 1993 eingestellt ist.

Bildung

Die Mittelschule Rötha wurde Ende des Schuljahres 2005 geschlossen. Die Grundschule zog mit Beginn des neuen Schuljahres 2005/2006 vom Gebäude des ehemaligen Amtsgerichts in das Haus der ehemaligen Mittelschule um. Auch der Schulhort ist dort untergebracht. Der Kindergarten befindet sich unweit davon in der Thekastraße.

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung

Weblinks


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