Roman Abramovic

Roman Abramovic
Roman Abramowitsch

Roman Arkadjewitsch Abramowitsch (russisch Роман Аркадьевич Абрамович, wiss. Transliteration Roman Arkad’evič Abramovič; * 24. Oktober 1966 in Saratow) gehört zu den russischen Oligarchen und war von 2000 bis Juli 2008 Gouverneur der Region Tschukotka. Abramowitsch, Sohn jüdischer Eltern aus Saratow an der Wolga und früh eine Waise, hatte 2008 nach Angaben des Wirtschaftsmagazins Forbes ein geschätztes Vermögen von 23,5 Milliarden US-Dollar[1] und ist damit der zweitreichste Mensch Russlands und auf Platz 15 der reichsten Personen überhaupt (Liste der reichsten Menschen der Welt). Die russische Finanzzeitschrift Finans sah ihn mit 23 Milliarden Dollar geschätztem Vermögen ebenfalls auf Platz 2 in Russland.[2] In Folge der Finanzkrise ab 2007 verlor er einen Großteil seines Vermögens. Sein Vermögen verringerte sich von 23,5 Milliarden Dollar auf 3,3 Milliarden Dollar.[3]

Inhaltsverzeichnis

Leben und Karriere

Abramowitsch ist 18 Monate alt, als seine Mutter Irina an den Folgen einer illegalen Abtreibung stirbt. Als er vier Jahre alt ist, erschlägt ein Baukran seinen Vater. Bis zu seinem achten Lebensjahr wächst Roman bei einem Onkel väterlicherseits, Leib Abramowitsch, Ölingenieur in Uchta, 1300 km von Moskau entfernt in der Ölprovinz Komi nahe dem Polarkreis auf, dann bei einem zweiten Onkel, Abraham, in Moskau. Am Moskauer Gubkin-Öl-und-Gas-Institut studiert er Ingenieurwissenschaft.

Als sich nach der Perestroika Russlands Wirtschaft öffnet, gründet Abramowitsch als 21-jähriger Student das Unternehmen „Ujut“ (deutsch: „Gemütlichkeit“). Ujut stellt profane Dinge wie Gummienten und Fußbälle her. Der Einstieg in das Ölgeschäft beginnt, als er 1993 bis 1996 das Moskauer Büro des Schweizer Rohölhändlers Runicom leitet. Sein Startkapital sollen 5000 Tonnen Heizöl gewesen sein, die er sich mit Hilfe gefälschter Dokumente angeeignet haben soll. Über Runicom wickelte er größere Öldeals mit Raffinerien ab, vor allem mit der größten russischen Raffinerie im sibirischen Omsk. Diese ist heute das Kernstück des Sibneft-Konzerns, den Abramowitsch mittlerweile an den russischen Energiekonzern Gazprom verkauft hat.

Der entscheidende Tag für den Aufstieg zu einem der reichsten Männer Russlands war für Abramowitsch 1992 eine Begegnung mit Boris Beresowski, dem damals mächtigsten Tycoon in Russland.

Abramowitsch baute in den neunziger Jahren – zunächst als Partner des Oligarchen Beresowski — ein weitverzweigtes Firmenimperium auf. Zum Besitz der von ihm kontrollierten Holding Millhouse Capital gehörten 80 % von Russlands fünftgrößtem Ölkonzern Sibneft, 50 % des Aluminiumkonzerns RUSAL und 26 % der Fluggesellschaft Aeroflot. Dazu gehörten auch 37,5 % am Autoproduzenten Ruspromawto.

Offenbar unter dem Eindruck des Verfahrens gegen den einstigen Ölbaron Michail Chodorkowski verkaufte der Unternehmer nach und nach seine Anteile an russischen Unternehmen: Abramowitschs Aeroflot-Aktien gingen im März 2003 an den Staat. Die RUSAL-Anteile verkaufte Millhouse in zwei Schritten 2003 und 2004 an die Gruppe „Basowy Element“ von Oleg Deripaska. Ende 2005 übernahm der halbstaatliche Gaskonzern Gazprom eine Mehrheit an Abramowitschs Ölunternehmen Sibneft und benannte es später in Gazprom Neft um. Jedoch blieb Abramowitsch auch danach durchaus in Russland als Unternehmer aktiv. So wurde im Dezember 2007 bekannt, dass Millhouse mit 40 Prozent beim russischen Goldproduzenten Highland Gold Mining Ltd einsteigt.

Lange Zeit galt Abramowitsch als der wichtigste Oligarch im System von Präsident Wladimir Putin. Er gilt als einer der entscheidenden Wegbereiter für den Machtwechsel von Ex-Präsident Boris Jelzin zu Putin im Jahr 2000. Die britischen Autoren Dominic Midgley und Chris Hutchins behaupten in ihrer Biographie „Der Milliardär aus dem Nichts“ sogar, Abramowitsch habe sämtliche Mitglieder der ersten Regierung unter Putin einer persönlichen Prüfung unterzogen, bevor diese für ein Amt in Frage kamen.

Im Dezember 2000 wurde Abramowitsch zum Gouverneur der Region Tschukotka gewählt und im Oktober 2005 im Amt bestätigt, der Gouverneursposten ist zudem mit strafrechtlicher Immunität verbunden. Am 3. Juli 2008 akzeptierte der russische Präsident Dmitri Medwedew sein mehrfach geäußertes Rücktrittsgesuch und entließ ihn als Gouverneur. Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter Roman Kopin.[4]

Er ist der Bauherr des Hotels Mardan Palace in Kundu, Türkei. Die Eröffnung ist für Juni 2008 geplant.

Anfang 2008 bestellte Infrastruktura, die Bau-Firma Abramowitschs, die derzeit weltgrößte Tunnelvortriebsmaschine bei der Herrenknecht AG, um damit eine Nische auf dem russischen Infrastrukturmarkt zu erschließen. Das Gerät soll vor allem beim Bau von Objekten für die Olympischen Winterspiele 2014 im russischen Schwarzmeer-Badeort Sotschi eingesetzt werden. Infrastruktura erwartet nach eigenen Angaben Tunnelbauaufträge von einigen Milliarden Dollar pro Jahr.

Fußballclubs, Yachten und Gemälde

Die Pelorus zur Wartung in der Werft Blohm & Voss, Hamburg
Abramowitschs B767

Am 1. Juli 2003 kaufte Abramowitsch für 210 Millionen Euro den englischen Fußballclub FC Chelsea. Seitdem hat er geschätzte 764 Mio Euro in den Club investiert, hauptsächlich für Ablösesummen und Gehälter.[5] Er ist häufig an der Stamford Bridge zu sehen, besucht aber auch Auswärtsspiele des FC Chelsea, zum Beispiel in der Champions League. Zudem verfügt er durch seinen Minderheitsanteil an Sibneft über geringe Anteile am russischen Club ZSKA Moskau. Außerdem konnte er den niederländischen Erfolgscoach Guus Hiddink überreden, Russland ab 2006 zu trainieren.[6]

Abramowitsch ist unter anderem Eigentümer von drei Yachten: Der Bau der Mega-Yacht Pelorus auf der in Bremen-Vegesack/Lemwerder beheimateten Werft Lürssen[7], die ehedem von dem saudischen Staatsmann Al Sheik Modhassan in Auftrag gegeben wurde, kostete 254 Millionen Euro. 2004 folgte ein 12 Millionen Euro teurer Umbau mit anschließender Neulackierung (markant: Rumpf sandfarben, Aufbau reinweiß) auf der Hamburger Werft Blohm + Voss. Mit ihren 115 Metern Länge liegt sie unter den größten Yachten der Welt auf Platz 13 (Stand 1. August 2007), direkt gefolgt von Abramowitschs 108,3 Meter langen Yacht Le Grand Bleu, die er jedoch im Juni 2006 an seinen Freund Jewgeni Schwidler verkauft hat.[8] Außerdem besitzt er noch die 85,95 Meter lange l'Ecstasea, gebaut 2001 bei Feadship-Royal van Lent. Sie liegt derzeit auf Platz 29 im Superyacht-Ranking (gemessen nach Länge) und erreicht mit einer umgebauten Gasturbine des Flugzeuges Boeing 737 eine Spitzengeschwindigkeit von 36 Knoten. Nach dem Verkauf der „Le Grand Bleu“ hat Abramowitsch eine neue Mega-Yacht erworben: Die Eclipse (Projekt M147) wurde von Hermidas Atabeyki[9] entworfen und wird bei Blohm & Voss gebaut. Das Schiff soll nach seiner Fertigstellung 2008 mit 155 m Länge eine der größten Yachten der Welt werden. [10]

Er besitzt als Privatmann/Nichtstaatsoberhaupt weltweit den größten VIP-Jet, die vierstrahlige Airbus A340-313X mit der Kennung M-ABUS, lediglich der Sultan von Brunei besitzt eine größere Boeing 747. Und er besitzt zwei U-Boote, die 16,9 und 3,9 Millionen Euro gekostet haben, bei 1,3 Millionen pro Jahr Unterhalt.

Seit 2004 besitzt er das Château de la Croë in Antibes das er aufwendig renovieren lässt.[11]

2008 kaufte er die Gemälde von Francis Bacon „Triptych“ (1976), für 57,2 Millionen Euro und „Benefits Supervisor Sleeping“ von Lucian Freud für 22,36 Millionen Euro. Abramowitschs Freundin, Daria Schukowa, wird im September 2008 in Moskau eine Kunstgalerie eröffnen.[12]

Seit September 2008 ist Abramowitsch Besitzer eines Airbus A340-300. Das vierstrahlige Flugzeug befindet sich allerdings noch in der Testphase und wurde noch nicht übergeben. Es ist die letzte Maschine dieser Variante, die von Airbus produziert wird. [13]

Familie

Abramowitsch war von 1987 bis zur Scheidung 1989 mit Ehefrau Olga verheiratet, die ein Kind mit in die Ehe brachte. Im Jahre 1991 heiratete er Irina, eine Aeroflot-Stewardess, mit der er fünf Kinder hat. Die Zeitung News of the World berichtete am 15. Oktober 2006, dass Fotoreporter aufgedeckt hätten, dass Abramowitsch eine kurze Beziehung mit einer 23-Jährigen habe. Seit März 2007 ist er von seiner Frau Irina geschieden. Seine Freundin heißt Daria Schukowa[14].

Literatur

  • Dominic Midgley: Der Milliardär aus dem Nichts – Roman Abramowitsch. Biografie. Murmann-Verlag, 2005. ISBN 3-938017-30-9

Einzelnachweise

  1. Forbes.com – The World's Richest People (englisch)
  2. The fullest List of Russian Billionaires (englisch) In: Finans vom 13. Februar 2005
  3. Finanzkrise trifft Abramowitsch “, Daily Mail, 10. Oktober 2008. Zugriff am 26. Oktober 2008. 
  4. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,563730,00.html
  5. Abramowitsch investiert 764 Millionen Euro in Chelsea
  6. Abramowitsch versucht Russland flott zu machen
  7. Pelorus auf superyacht.de
  8. Yacht Top200 auf superyacht.de
  9. Atabekyi.com (englisch)
  10. http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,462551,00.html
  11. Spiegel 12.08.2008
  12. Roman Abramovich brings home the $86.3m Bacon and the $33.6m Freud
  13. http://www.airliners.net/photo/Bourkhan/Airbus-A340-313X/1402398/L/&tbl=photo_info&photo_nr=2&sok=WHERE__(reg_%3D_%27F-WWJM%27)_&sort=_order_by_photo_id_DESC_&prev_id=1402501&next_id=1401241
  14. Why has Abramovich's 'friend' fled to Russia?

Weblinks


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