Romanische Völker

Romanische Völker

Romanen (latein. romanus, Pl. romani, ursprüngliche Bedeutung Römer) bezeichnete im frühen Mittelalter die Einwohner des ehemaligen Römischen Reiches, die Vulgärlatein beziehungsweise die Vorstufen der romanischen Sprachen sprachen, zur Unterscheidung von den im Zuge der Völkerwanderung in das Gebiet des westlichen römischen Reiches eingedrungenen, zumeist gentil organisierten Sprechern anderer Sprachen.

Infolge der getrennten politischen Entwicklung der einzelnen romanischsprachigen Regionen und der Herausbildung unterschiedlicher Schrift- und Standardvarietäten kam diese Bezeichnung jedoch schon im Verlauf des Mittelalters außer Gebrauch und wurde durch geographisch oder politisch determinierte Selbstbezeichnungen ersetzt. Lediglich bei den Bündner- oder Rätoromanen, Rumänen, Aromunen und Istrorumänen haben sich Selbstbezeichnungen erhalten, die auf romanus (lat. "Römer") zurückgehen.[1]

Bis heute bezeichnen sich außerdem viele Griechen noch aus der Tradition als Staatsvolk des Oströmischen Reiches als Romií (griechisch Ρωμιοί, „Römer“), obwohl sie keine romanische Sprache sprechen. Die Selbstbezeichnung des Volks der Roma stammt nicht aus dem Lateinischen, sondern vom Romani-Wort rom für „Ehemann“. Das Volk der Roma gilt nicht als romanisch, da ihre Sprache (die Romani-Sprache) nicht zum romanischen, sondern indoarischen Zweig der indogermanischen Sprachen gehört.

Siehe auch

Literatur

  • Bodo Müller: Bezeichnungen für die Sprachen, Sprecher und Länder der Romania, in: Lexikon der romanistischen Linguistik (LRL). Hrsg. von Günter Holtus et al. - Bd. 2, 1 . Latein und Romanisch: Historisch-vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen. - Tübingen: Niemeyer, 1996. - S. 134-151. - ISBN 3-484-50232-0 .
  • Carlo Tagliavini: Einführung in die romanische Philologie. Aus dem Ital. übertr. von Reinhard Meisterfeld und Uwe Petersen. - 2., verb. Aufl. - Tübingen [u.a.] : Francke, 1998. - ISBN 3-8252-8137-X .

Einzelnachweise

  1. Tagliavini: Einführung in die romanische Philologie. 2. Aufl., 1998, S. 119-124.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Romanische Sprachen — Romanische Sprachen, ist der in neuerer Zeit zunächst in Deutschland aufgekommene, aber auch von den anderen Völkern aufgenommene gemeinschaftliche Name für diejenige Gruppe der neueren Europäischen Sprachen, welche sich als Töchtersprachen des… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Romanische Sprachen — Romanische Sprachen, alle die Sprachen, die sich in ben der Herrschaft Roms unterworfenen Ländern im S. und W. Europas im Munde des Volkes aus dem gesprochenen Latein herausgebildet haben (s. die »Völker und Sprachenkarte von Europa«, Bd. 6, S.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Volker Reinhardt (Historiker) — Volker Reinhardt (* 21. Juni 1954 in Rendsburg) ist ein deutscher Historiker. Volker Reinhardt studierte Geschichte und Romanische Philologie an den Universitäten Kiel, Freiburg im Breisgau und Rom. 1975 absolvierte er in Freiburg im Breisgau das …   Deutsch Wikipedia

  • Germanische Völker — Germanische Völker. Mit diesem in Deutschland längst üblichen, von Schmeller empfohlenen u. auch von der neuern norwegischen historischen Schule (Keyser, Munch, Unger) angenommenen Namen, wird eine der sechs (od. acht).Hauptgruppen des großen… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Slawische Völker — Staaten mit mehrheitlich slawisch sprechender Bevölkerung (hellgrün Westslawen, mittelgrün Ostslawen und dunkelgrün Südslawen) Als Slawen wird eine Gruppe von Völkern bezeichnet, die eine slawische Sprache sprechen und die vor allem Ostmittel und …   Deutsch Wikipedia

  • Keltische Völker — Als Kelten (lateinisch celtae, galli, griechisch keltoi, galatai die Tapferen, die Edlen) bezeichnete man seit der Antike Volksgruppen der Eisenzeit in Europa, die archäologisch durch die materielle Kultur zu bestimmen sind und deren… …   Deutsch Wikipedia

  • Sarden — Die Sarden bilden die einheimische Bevölkerung der Insel Sardinien im westlichen Mittelmeer, die politisch zu Italien gehört. Die Bewohner werden als Sarden bezeichnet und nicht wie oft angenommen als Sardinier, gleich welcher ethnischen Gruppe… …   Deutsch Wikipedia

  • Auswanderung — Auswanderung, das vorübergehende oder dauernde Verlassen des Heimatstaates in der Absicht, sich in einem andern Lande niederzulassen. Im juristischen Sinn ist A. erst dann gegeben, wenn der Auswandernde seine bisherige Staatsangehörigkeit… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Paul Näcke — Paul Adolf Näcke (* 23. Januar 1851 in Sankt Petersburg, Russland; † 18. August 1913) war ein deutscher Psychiater und Kriminologe. Näcke ist durch seine zahlreichen wissenschaftlichen Schriften zur Homosexualität bekannt. Er führte den Begriff… …   Deutsch Wikipedia

  • Armân — Walachen Siedlungsgebiete Rumänien, Moldawien, Ukraine, Bulgarien, Ungarn, Griechenland, Serbien, Mazedonien, Albanien und Kroatien Sprache Rumänisch im weiteren Sinn: Dak …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”