Rostrautenstempel

Rostrautenstempel

Ein Poststempel oder kurz Stempel ist ein farbiger Abschlag des gleichnamigen Gerätes auf eine Postsendung, der üblicherweise Ort, Datum und Uhrzeit des Posteingangs dokumentiert und eventuell vorhandene Briefmarken dadurch entwertet.

Poststempel werden üblicherweise für einen längeren Zeitraum verwendet, wobei jeweils das Datum und ggf. die Uhrzeit aktualisiert werden. Poststempel, die nur für einen bestimmten Anlass verwendet werden, nennt man Sonderstempel. Poststempel, deren Datum mit dem Ausgabetag der entwerteten Briefmarke übereinstimmt, nennt man Ersttagsstempel. Weitere mit dem Poststempel aufgebrachte Stempel sind Nebenstempel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der früheste bekannte Stempel stammt aus dem Jahre 1449 aus Venedig in Italien. Die Inschrift dieses einfachen Prägestempels mit dem Wappen des Mailänder Grafen Francesco Sforza lautete „Mediolarum Cursores“ (in etwa „Mailänder Kurier“) und könnte bereits ein postalischer Hinweis sein.

Die Entwicklung des Stempelwesens ist nur sehr schwer zu verfolgen, da bis zur Renaissance fast keine Umschläge erhalten sind. Erst ab Mitte des 17. Jahrhunderts ist eine größere Anzahl Poststempel erhalten. Üblicherweise sollten sie die Schreibarbeit erleichtern, die in der Dokumentation des Postortes und des Eingangs- und Ausgangsdatums bestand. Anfangs gab es üblicherweise nur einzeilige Poststempel mit Ortsangabe. Der erste bekannte Stempel mit zusätzlicher Datumsangabe stammt aus dem Jahr 1661. Spätere Stempel zeigen sogar eine Zeitangabe.

Sehr früh entstanden außerdem die sogenannten „Bezahlt“-Stempel, die ein vorausbezahltes Porto bestätigten. Der erste Poststempel dieser Art stammt aus dem Jahre 1681 und wurde in London verwendet. Er trug die Inschrift „Paid One Penny“. Auch vom k.k. Postmeister Johann Georg Khumer aus Friesach gibt es einen modernen Poststempel aus dem Jahr 1787.

Nach der Einführung der ersten Briefmarke im 19. Jahrhundert änderte sich auch der Verwendungszweck der Poststempel. Die Stempelung diente nicht mehr nur als Nachweis der Beförderung des Briefes, sondern wurde auf die Briefmarke abgeschlagen, entwertete diese und verhinderte ihre abermalige Verwendung.

Sonderstempel aus Anlass des 25. Lüttringhauser Weihnachtsmarktes 2001

In vielen Ländern, z.B. in Großbritannien wurden und werden Briefmarken mit dem Portrait des jeweiligen Herrschers herausgegeben. Der Postbeamte durfte natürlich nicht dieses Bild durch seinen Poststempel verunstalten. Die Entwertung musste sorgfältig erfolgen. In Spanien wurde 1850 deswegen ein Poststempel in Form eines vierblättrigen Kleeblattes gestaltet, der den Kopf von Königin Isabella auf der Briefmarke lediglich umrahmte.

Mit Poststempeln wird der Weg eines Briefes dokumentiert. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es durchaus üblich, Briefe sowohl bei der Auflieferung als auch bei der Ankunft am Zielpostamt zu stempeln. Außerdem wurden besondere Beförderungsarten der Postsendung nachgewiesen: z.B. per Luftpost oder Bahnpost. Bestimmte postalische Nebenstempel wie der R-Stempel (Rekommantionstempel) zeigen an, ob ein Brief eingeschrieben versendet wurde. Ferner wurde auch eventuell einzunehmende Nachgebühr auf Grund einer fehlenden oder ungenügenden Frankatur mittels eigener Stempel angezeigt.

Die Werbefähigkeit des Poststempels wurde immer mehr erkannt, und so entstanden die Sonderstempel, die nur eine begrenzte Zeit auf Grund eines besonderen Ereignisses verwendet werden. Der erste deutsche Sonderstempel wurde 1863 in Leipzig abgeschlagen.

Die Feldpost des Militärs verwendet oftmals stumme Stempel. Dies sind Poststempel ohne Orts- und Datumsangabe.

Poststempel in unterschiedlichen Ländern

Deutschland

Verschiedene Poststempel aus Blankenburg von 1993 und 1994

Poststempel findet man in Deutschland heutzutage fast ausschließlich in schwarzer Farbe als kreisrunde Einkreis- und Zweikreisstempel. Oben im Kreis befindet sich die Ortsangabe, in der Mitte das Datum und teilweise auch die Uhrzeit, sowie unten die Postleitzahl. Mit der Einführung der Briefzentren verschwand in deren Stempeln allerdings die Postleitzahl, da diese ja den Ort der Aufgabe des Briefes nicht korrekt wiedergegeben hätte, an diese Stelle ist mittlerweile ein Posthorn getreten; das Briefzentrum selber ist aus der Kreisinschrift (Briefzentrum NN) ersichtlich, welche die Ortsangabe ersetzt.

Zur Zeit der Einführung der Briefmarken um 1840 wurden jedoch über 200 Stempelformen in verschiedensten Stempelfarben verwendet, die Philatelisten ein weites Betätigungsfeld öffnen. Poststempel enthielten nicht jederzeit und überall Ortsangabe oder Datum. Einen Poststempel ohne Inschrift nennt man „stummen Stempel“, einen Stempel mit nur einer zentrierten Nummer Nummernstempel, einen Stempel mit Ortsangabe „Ortsstempel“, einen Stempel mit Datumsangabe „Tagesstempel“. Die Stempel werden außerdem auch nach ihrer Form benannt: Rechteckstempel, Bogenstempel, Mühlradstempel, Rundstempel, Ein- und Zweikreisstempel usw.

Österreich

Poststempel in Österreich werden OT-Stempel genannt, wobei OT die Abkürzung für Orts- und Tagesstempel ist. Für die händische Stempelung wird ein Radgangstempels verwendet. Österreichische Briefmarken und Poststempel werden, vor allem bei Erstausgaben, wie auch die Österreichische Post AG betont, als Sammlerobjekte in der ganzen Welt geschätzt.

Als weitere Besonderheit sind regionale Postfilialen wie 4411 Christkindl oder 2671 Küb und die von ihnen abgegebenen Sonderstempel.

Die Poststempel werden in Aufgabe (Postfilialen, Sonderpostfilialen und Philatelie.Shops) und Abgabe (Zustellbasen) unterteilt.

Es werden jedoch ganzjährig Sonderstempel verwendet. Pro Monat kann man etwa davon ausgehen, dass etwa 10 bis 15 verschiedene Sonderpoststempel zu den verschiedensten Anlässen in Verwendung sind.
Weitere Besonderheiten sind Flugpostabfertigungen, Ballonpost, Raketenpost und natürlich auch Bahnbeförderungen.

Schweiz


Poststempel als Sammelobjekte

Sondermarke „100. Geburtstag Egon Eiermann“ mit aufgedrucktem „Tagesstempel“ vom 8. Dezember 2004 des Philatelie-Service Weiden

Durch die rasche Ausbreitung der Philatelie wuchs auch das Interesse an den Poststempeln auf den Belegen. Es entstanden eigene Spezialkataloge für dieses spezielle Gebiet der Philatelie. Vor allem Poststempel aus der Anfangszeit der Briefmarke und aus vorphilatelistischer Zeit finden große Beachtung. Beliebt sind auch so genannte Heimatsammlungen, die anhand regionaler Poststempel die Postgeschichte der jeweiligen Region dokumentieren, oder aber Poststempel, die eine bestimmte Beförderungsart belegen, so z. B. bestimmte Strecken oder Epochen der Bahnpost, oder Exoten wie Zeppelinpost oder DO-X-Post. Auch Sonderstempel zu bestimmten Themen oder aus bestimmten Orten werden gesammelt.

Auf Briefen mit Marken, die am ersten Gültigkeitstag gestempelt wurden, macht der Ersttagsstempel den Brief zum Ersttagsbrief.

Fälschungen

Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Fälschungen von Poststempeln unterscheiden:

  • Falschstempel: Dies sind gefälschte Stempel auf echten Briefmarken. Bei manchen Ausgaben kommt es nämlich vor, dass gestempelte Briefmarken um ein Vielfaches wertvoller sind als ungestempelte. Dies ist eine willkommene Einladung für Fälscher.
  • Verfälschte Stempel: Echte, jedoch rückdatierte Poststempel werden auf die echten Briefmarken abgeschlagen. Diese Art der Fälschung ist meist schwieriger zu erkennen als Falschstempel.

Selten findet man auch Ganzfälschungen. Dies bedeutet, dass sowohl der Poststempel als auch die Briefmarke gefälscht sind. Da oftmals schwer erkennbare Fälschungen auf dem Markt anzutreffen sind, ist eine Prüfung wertvoller Briefmarken durch einen Briefmarkensachverständigen unerlässlich.

Weblinks


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