- Rotes Leimkraut
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Rote Lichtnelke Systematik Ordnung: Caryophyllales Familie: Nelkengewächse (Caryophyllaceae) Unterfamilie: Caryophylloideae Tribus: Sileneae Gattung: Leimkräuter (Silene) Art: Rote Lichtnelke Wissenschaftlicher Name Silene dioica (L.) Clairville Die Rote Lichtnelke (Silene dioica) auch Rotes Leimkraut, Rote Nachtnelke, Taglichtnelke, Herrgottsblut oder Kuckucksblume genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Der Artenname dioica bedeutet „zweihäusig“ und weist darauf hin, dass jede Pflanze nur Blüten eines Geschlechts trägt. Die bis in den Winter hinein blühende Gartenpflanze wurde in der Volksmedizin als Mittel gegen Schlangenbisse angewendet. [1]
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Die zweihäusig getrenntgeschlechtige (diözische) Rote Lichtnelke ist eine zweijährige oder wenige Jahre ausdauernde krautige Pflanze. Sie ist dicht drüsig behaart und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 90 Zentimeter. Ihre ganzrandigen, ungeteilten und eiförmigen bis lanzettlichen Laubblätter laufen gegen Ende spitz zu. Die Anordnung der Blätter ist stets gegenständig.
Auffällig ist die dichasiale Anordnung der Blüten. Die fünfzähligen, duftlosen, roten Blüten weisen einen Durchmesser von 18 bis 25 Millimeter auf und sind nur am Tag geöffnet. Der stark behaarte Kelch ist 10 bis 15 Millimeter lang, bei männlichen Blüten 10 und bei weiblichen Blüten 20. Die fünf Kronblätter sind tief zweispaltig mit einer Länge von 15 bis 25 Millimeter. Am Schlund befindet sich eine Nebenkrone. Die weibliche Blüte enthält fünf Griffel. Die Blütezeit dauert von April bis Oktober.
Die im Herbst bis in den frühen Winter gebildete, kugelige Kapselfrucht besitzt zehn nach außen gekrümmte Zähne an denen entlang sie sich zackig öffnet. Die mohnartigen, dunkelbraunen bis schwarzen Samen werden durch Hin- und Herwiegen im Wind aus der Kapsel herausgeschüttelt.
Die Rote Lichtnelke enthält, wie viele andere Arten aus der Familie der Nelkengewächse Triterpensaponine.
Verbreitung und Ökologie
Die Art ist eurasisch verbreitet, mit Schwerpunkt in den mittleren und nördlichen Bereichen. In den meisten Europäischen Gebieten ist sie anzutreffen, in Südosteuropa (Südbalkan) fehlt sie allerdings ganz. Außerhalb Eurasiens werden Funde in Algerien und Marokko dokumentiert. Als Gartenpflanze ist die Art inzwischen global verbreitet.
Bevorzugte Standorte der Roten Lichtnelke sind kalkreiche feuchte Wiesen, feuchte Waldschläge, Waldsäume, Hochstaudenfluren, Gebüsche sowie Bruch- und Auenwälder. In den Alpen steigt die Rote Lichtnelke bis in eine Höhe von 2.400 Meter.
Entsprechend der ökologischen Zeigerwerte nach Ellenberg wird die Art als Halbschattenpflanze für mäßig warmes Seeklima angegeben. Die Art bevorzugt gleichmäßig feuchte bis nasse, niemals stark saure und stickstoffreiche Böden.
Sie wächst in Gruppen, jedoch nur selten bestandsbildend. Ihre Befruchtung erfolgt ausschließlich über Insektenbestäubung. Dabei wird die Art überwiegend von Tagfaltern bestäubt. Auch manche Schwebfliegenarten gelangen an den Nektar. Hummeln beißen von außen ein Loch in die Kelchwand. Im Unterschied zu den Schmetterlingen besitzen Hummeln nur einen kurzen Rüssel und gingen sonst leer aus. Die weitere Verbreitung der Art wird durch Selbst- und Windausbreitung bewirkt.
Die Chromosomenzahl beträgt n = 12[2]
Systematik
Die Rote Lichtnelke hat eine ganze Reihe von Synonymen. Der vollständige Taxonname ist Silene dioica (L.) Clairv. Dazu existieren die folgenden Synonyme (jeweils mit den Referenzen).
- Lychnis dioica L. - Sp. Pl.: 437 (1753)* - Typus: Herb. Linn. No. 602.6, "6 dioica / Cucubalus dioicus" (lecto- Talavera & Muñoz Garmendia 1989)
- Lychnis dioica var. rubra Weigel - Fl. Pom. Rug.: 85 (1769)
- Lychnis sylvestris Schkuhr - (1791)
- Lychnis diurna Sibth. - Fl. Oxon.: 145 (1794)
- Melandrium sylvestre (Schkuhr) Röhl. - Deutschl. Fl., ed. 2,, 2: 274 (1812)
- Melandrium diurnum (Sibth.) Fr. - Bot. Not.: 170 (1842)
- Melandrium dioicum (L.) Coss. & Germ. - Syn. Anal. Fl. Paris: 28 (1845)
- Melandrium rubrum Garcke - Fl. N. Mitt.-Deutschland, ed. 4: 55 (1858), nom. illeg.
Verwendung
In der Volksmedizin wurden die zu Brei zerstoßenen Samen zur Behandlung von Schlangen-Bissen eingesetzt.
Die Wurzeln der Roten Lichtnelke wurden früher wie Seife benutzt, heute wird sie als blühende Zierpflanze im Garten angebaut.
Kultivierung
Die Samen können im frühen Frühling direkt ins Freiland ausgesät werden. Am besten ist ein feuchter, halbschattiger bis sonniger Standort. Sie sollte nicht gedüngt werden und verträgt keine Staunässe. Die Pflanze vermehrt sich durch eigene Aussaat leicht selbst.
Quellen und weiterführende Informationen
Der Artikel beruht hauptsächlich auf folgenden Unterlagen:
- Kremer: Wildblumen, München 2001, ISBN 3-576-11456-4
- Dankwart Seidel: Blumen. München 2001, ISBN 3-405-15766-8
Einzelnachweise
- ↑ Oskar Sebald: Wegweiser durch die Natur Wildpflanzen Mitteleuropas, ADAC Verlag, München 1989, ISBN 3-87003-352-5, Seite 70
- ↑ Tischler, G.: Die Chromosomenzahlen der Gefäßpflanzen Mitteleuropas. S-Gravenhage, Junk. 1950.
Weblinks
- Informationen zu Rote Lichtnelke bei FloraWeb.de
- Steckbrief beim Naturhistorischen Museum Wien
- Steckbrief bei Heilkräuterinfo
- Arealkarte bei "Den virtuella floran" (schwedisch)
- Literatur zu Silene dioica in den Kew Bibliographic Databases (englisch)
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