Rothenburg/Oberlausitz

Rothenburg/Oberlausitz
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Rothenburg/Oberlausitz
Rothenburg/Oberlausitz
Deutschlandkarte, Position der Stadt Rothenburg/Oberlausitz hervorgehoben
51.33333314.966667160Koordinaten: 51° 20′ N, 14° 58′ O
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Direktionsbezirk: Dresden
Landkreis: Görlitz
Verwaltungs-
gemeinschaft:
Rothenburg/O.L.
Höhe: 160 m ü. NN
Fläche: 72,29 km²
Einwohner: 5576 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 77 Einwohner je km²
Postleitzahl: 02929
Vorwahl: 035891
Kfz-Kennzeichen: GR
Gemeindeschlüssel: 14 6 26 480
Stadtgliederung: 7 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Marktplatz 1
02929 Rothenburg/O.L.
Webpräsenz:
Lage der Stadt Rothenburg/Oberlausitz im Landkreis Görlitz
Karte
Marktplatz in Rothenburg um 1850
Brücke über die Neiße bei Lodenau
Bahnhof
Ehemalige Holzstoff- und Lederpappenfabrik

Rothenburg/O.L. (obersorbisch Rózbork) ist eine Kleinstadt im Landkreis Görlitz im Nordosten des Freistaates Sachsen an der deutsch-polnischen Grenze. Dem Görlitzer Beispiel folgend nennt sie sich „östlichste Kleinstadt Deutschlands“ und „östlichstes Städtchen Deutschlands“.

Seit 1995 hat die Fachhochschule für Polizei des Freistaats Sachsen hier ihren Sitz. Nordwestlich der Stadt liegt der Flugplatz Rothenburg/Görlitz, der in den 1960er Jahren gebaut und von der NVA als Jagdflieger-Ausbildungsplatz genutzt wurde. Ihm soll zukünftig eine bedeutendere Rolle im Frachtverkehr zukommen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Stadt liegt im östlichen Teil des Landkreises im Tal der Lausitzer Neiße südlich der Muskauer Heide. Rothenburg ist von einer stark land- und forstwirtschaftlich geprägten Heidelandschaft umgeben.

Geschichte

Die Stadt wird 1268 erstmals in einer Urkunde des Markgrafen von Brandenburg erwähnt. Die Gründung liegt wahrscheinlich am Ende des 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Die Entwicklung war geprägt von Handwerk und Landwirtschaft in einem wirtschaftlich eher kargen Umland. Über die Stadt gingen insgesamt 13 verheerende Stadtbrände hinweg. Beherrschend für die Stadt und ihre Entwicklung war die ansässige Familie von Martin, der ein Großteil der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen um Rothenburg gehörte.

Die Stadt fiel 1815 gemäß den Beschlüssen des Wiener Kongresses an Preußen. Mit der preußischen Verwaltungsreform wurde sie Kreisstadt des Landkreises Rothenburg (Ob. Laus.), der mit 1350 km² der flächengrößte Kreis Preußens und später Deutschlands war. Ende des 19. Jahrhunderts gründeten sich die noch heute bedeutenden diakonischen Einrichtungen Martinshof (früher Zoar) und das Martin-Ulbrich-Haus (Orthopädische Klinik, früher Schlesisches Krüppelheim).

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde während des Neißeübertritts bei Rothenburg mehrmals ein Brückenkopf der sowjetischen Panzerverbände gebildet. Durch die Gefechte wurden die Stadt und Tormersdorf am anderen Neißeufer sehr stark zerstört. Wegen seiner Randlage an der deutschen Außengrenze in Folge der Potsdamer Beschlüsse verlor Rothenburg noch im Jahr 1945 den Kreissitz an Niesky, der Kreisname änderte sich entsprechend in Kreis Niesky.

In den 1960er Jahren wurde der vorhandene Notlandeplatz der früheren Luftwaffe zu einem Jagdfliegerausbildungsplatz der Luftstreitkräfte der Nationalen Volksarmee ausgebaut. Durch den Zuzug der Soldatenfamilien wuchs die Einwohnerzahl stark an. Das Ausbildungsgeschwader musste 1990, allein schon wegen der Lage innerhalb des 30 km großen Grenzkorridors zu Polen, geschlossen werden.

Ein Teil der 1907 gebauten und in den sechziger Jahren stillgelegten Kleinbahn Horka–Rothenburg–Priebus wird Ende 2008 für eine Wiederinbetriebnahme ertüchtigt.

Entwicklung des Gemeindegebiets

Ortsgliederung

Rothenburg besteht aus der im Mittelalter gegründeten Stadt Rothenburg und dem darin aufgegangenem Dorf Noes. In mehreren Kommunal- und Verwaltungsreformen sind sieben weitere Dörfer eingemeindet worden. Außerdem gehören die verstreut liegenden Siedlungen Dunkelhäuser, Kahle Meile, Spreehammer und Ungunst zur Stadt.

Eingemeindungen

Als Ortsteile wurden folgende umliegende Dörfer eingemeindet:

Bevölkerungsentwicklung

Rothenburgs Einwohnerzahl (nur Stadt Rothenburg und Noes) stieg zwischen 1970 und 1990 wegen des ansässigen NVA-Aubildungsgeschwaders von 3.500 auf 5.500 Einwohner. Nach 1990 schrumpfte die Bevölkerung. Durch Eingemeindungen beträgt die Einwohnerzahl etwa 5.600.

Ortspartnerschaften

Rothenburg führt seit 1991 mit der niedersächsischen Kleinstadt Dransfeld eine Partnerschaft. Elf Jahre später wurde mit der polnischen Kleinstadt Pieńsk (Penzig) eine weitere Partnerschaft geschlossen. Das Besondere hierbei ist, dass die beiden Neißestädte nur etwa 15 km auseinander liegen.

Rothenburg/O.L. ist in einem Freundschaftsbund mit anderen Rot(h)enburgs: Rothenburg ob der Tauber (Bayern), Rotenburg a.d. Fulda (Hessen), Rotenburg (Wümme) (Niedersachsen), Rothenburg (Saale) (Sachsen-Anhalt), Rothenburg LU (Schweiz), Czerwieńsk (Rothenburg an der Oder, Polen). Auf kirchlicher Ebene bestanden zu Rothenburg ob der Tauber bereits zu DDR-Zeiten einige Beziehungen.

Kultur

Bildungseinrichtungen

  • Grundschule Rothenburg
  • Mittelschule „Moritz Zimmermann“
  • Hochschule der Sächsischen Polizei (FH)

Gedenkstätten

  • Ein Denkort auf dem Areal des Martinshofes erinnert seit 1988 an die Einrichtung eines Ghettos für 700 Juden aus vielen Städten Schlesiens auf dem Gelände des Martinshofes im benachbarten Tormersdorf, die in kriegswichtigen Firmen Zwangsarbeit verrichten mussten und ab 1942 in die KZ Theresienstadt bzw. KZ Auschwitz und KZ Majdanek zur Tötung ausgeliefert wurden.
  • An der Straßenkreuzung vor der Einfahrt zum Martinshof steht seit 1945 ein Denkmal zur Erinnerung an den kommunistischen Kreistagsabgeordneten Herbert Balzer, der im KZ-Außenlager Gleina ermordet wurde.

Freizeit- und Sportanlagen

  • Radwandern entlang und Bootsfahren auf der Neiße
  • Etwa 10 km südlich befindet sich die Kulturinsel Einsiedel.

Regelmäßige Veranstaltungen

Das Rothenburger Sommerfest, jeweils am ersten Augustwochenende des Jahres, ist die Attraktion der Region.

Persönlichkeiten

Quellen und weiterführende Literatur

Literatur

  • Ludwig August Theodor Holscher: Kurze Topographie und Geschichte der Kreis-Stadt Rothenburg in der Preuß. Ober-Lausitz. Gocksch & Hentschel, Rothenburg O./L. 1844 (Buchtext und Digitalisat bei Wikisource). 

Fußnoten

  1. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung

Weblinks


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