Roulette (Glücksspiel)

Roulette (Glücksspiel)
Die Anordnung der Zahlen im französischen Roulettekessel
Tableau für das französische Roulette

Roulette [ruˈlɛt], fr. Rädchen, ist das am weitesten verbreitete Glücksspiel, das in Spielbanken angeboten wird. Das Roulette bezeichnet das Spiel, die Roulette bezeichnet die Roulettemaschine.

Inhaltsverzeichnis

Das französische Roulette

Der Spieltisch

Der Roulette-Tisch (Einfachtisch)
Das Rouletterad

Französisches Roulette wird klassisch an Doppeltischen gespielt: In der Mitte eines langen mit grünem Tuch (Tapis) bespannten Tisches ist die Roulettemaschine (Cylindre) in einer Vertiefung eingelassen, links und rechts davon befinden sich die Einsatzfelder (Tableau). Jeder Tisch wird von acht Angestellten des Casinos betreut, der Zylinder befindet sich in der Mitte von vier Croupiers, an den beiden Kopfenden sitzt jeweils ein weiterer Croupier und für jede Tischhälfte ist ein eigener Chef de table zuständig.

Heute wird jedoch vorwiegend an Einfachtischen gespielt, die von vier Croupiers betreut werden: Der Roulette-Zylinder befindet sich an einem Tischende und es gibt nur ein Tableau, das sich in der Mitte des Tisches befindet.

Die Roulettemaschine besteht aus einer in einer Schüssel eingelassenen, drehbaren Scheibe mit 36 abwechselnd roten und schwarzen Nummernfächern, sowie einem 37., grün gekennzeichneten Fach für die Null. Die Roulette-Schüssel oder Cuvette wurde früher aus Ebenholz gefertigt, heute werden jedoch auch vielfach Kunststoffe verwendet.

Mithilfe einer – früher aus Elfenbein gefertigten – Kugel wird die Gewinnzahl ermittelt.

Der Spielablauf

Ziel ist es, in jedem einzelnen Spiel (Coup) im vorhinein zu erraten, auf welche Zahl die Kugel fallen wird.

Mit der Aufforderung „Faites vos jeux!“ („Machen Sie Ihr Spiel!“, engl. „Make your bets!“) bittet der Croupier die Spieler um ihre Einsätze. Diese werden mit Jetons geleistet. Entweder legt der Spieler selbst seine Jetons auf das Tableau oder er bittet den Croupier, dies für ihn zu tun und nennt (annonciert) die Zahl oder Zahlengruppe, auf die er setzen möchte.

Die Einsätze müssen zumindest das an jedem Tisch angegebene Minimum betragen und dürfen das je nach Wettart unterschiedliche Maximum nicht überschreiten.

Sind die Einsätze getätigt, setzt der Croupier die Roulette-Scheibe in Bewegung und wirft die Kugel gegen die Drehrichtung in den Zylinder. Nach der Ansage „Rien ne va plus.“ („Nichts geht mehr.“, engl. „No more bets.“) darf nicht mehr gesetzt werden. Sobald die Kugel in einem Nummernfach liegen bleibt, sagt der Croupier die Gewinnzahl, deren Farbe und die weiteren gewinnenden einfachen Chancen (siehe unten) laut an, und zeigt mit seinem Rechen (Rateau) auf die Gewinnzahl.

Zunächst werden die verlierenden Einsätze, die sogenannte Masse, eingezogen; sodann werden alle Chancen, die mit der Gewinnzahl zusammenhängen, ausbezahlt.

Die Wettmöglichkeiten

Einfache Chancen

Die beliebteste Wettart beim Roulette sind die Wetten auf die einfachen Chancen. Die Nummern 1–36 sind auf drei verschiedene Arten in Zahlengruppen zu je 18 Nummern eingeteilt, diese sind:

  • Rouge (Rot, engl. Red) und Noir (Schwarz, engl. Black),
  • Pair (Gerade, engl. Even) und Impair (Ungerade, engl. Odd), sowie
  • Manque (Niedrig, engl. 1–18) und Passe (Hoch, engl. 19–36).

Im glücklichen Fall erhält man einen 1:1-Gewinn ausbezahlt.

Mehrfache Chancen

  • Plein, engl. Full number: Man setzt auf eine der 37 Zahlen, die Auszahlungsquote beträgt 35 : 1.
  • Cheval, engl. Split: Man setzt auf zwei auf dem Tableau benachbarte Zahlen, z. B. 0/2 oder 13/14 oder 27/30, die Auszahlungsquote beträgt 17 : 1.
  • Transversale pleine, engl. Street: Man setzt auf die drei Zahlen einer Querreihe des Tableaus, also z. B. 19, 20 und 21, die Auszahlungsquote beträgt 11 : 1. Tätigt man den Einsatz nicht selbst und bittet den Croupier, die Jetons zu platzieren, so nennt man bei einer Wette auf eine Zahlengruppe immer die niedrigste und die höchste Nummer. In diesem Beispiel also „Transversale 19–21“.
  • Les trois premiers, engl. First three: Man wettet auf die ersten drei Nummern, d. h. auf 0, 1 und 2; die Auszahlungsquote beträgt wie bei der Transversale pleine 11 : 1.
  • Carré, engl. Corner: Man setzt auf vier auf dem Tableau angrenzende Nummern, z. B. 23/24/26/27. Die entsprechende Annonce lautet „Carré 23–27“; die Auszahlungsquote beträgt 8 : 1.
  • Les quatre premiers, engl. First four: Man setzt auf die ersten vier Zahlen, d. h. auf 0, 1, 2 und 3. Die Auszahlungsquote beträgt wie beim Carré 8 : 1.
  • Transversale simple, engl. Six line: Man setzt auf die sechs Zahlen zweier aufeinanderfolgender Querreihen des Tableaus, z. B. auf die Zahlen 4, 5, 6, 7, 8 und 9. Die entsprechende Annonce lautet „Transversale 4–9“, die Auszahlungsquote beträgt 5 : 1.
  • Douzaines, engl. Dozens: Die Zahlen 1–36 sind in drei Dutzende eingeteilt, die Gewinnquote beträgt jeweils 2 : 1
    • 12P, Premier, engl. First dozen. Erstes Dutzend, die Zahlen 1–12
    • 12M, Milieu, engl. Second dozen. Mittleres Dutzend, die Zahlen 13–24
    • 12D, Dernier, engl. Third dozen: Letztes Dutzend, die Zahlen 25–36
  • Colonnes, engl. Columns: Eine andere Einteilung in drei Gruppen von jeweils 12 Zahlen bilden die Kolonnen, die Gewinnquote beträgt so wie bei den Dutzenden jeweils 2 : 1.
    • Colonne 34: Die erste Kolonne umfasst die Zahlen 1, 4, 7, 10, ..., 34
    • Colonne 35: Die mittlere Kolonne umfasst die Zahlen 2, 5, 8, 11, ..., 35
    • Colonne 36: Die letzte Kolonne umfasst die Zahlen 3, 6, 9, 12, ..., 36.

Anmerkungen:

  • Gewinnende Einsätze werden natürlich rückerstattet, d. h. hat man 10 € auf ein Carré gesetzt und gewonnen, so erhält man einen 8 : 1-Gewinn, also 80 € und den ursprünglichen Einsatz, insgesamt also 90 €, zurück.
  • Die Gewinnquoten errechnen sich allgemein wie folgt: Man dividiert die Zahl 36 – bei der Berechnung der Gewinnquoten wird so verfahren, als ob es nur 36 statt 37 Nummern gäbe – durch die Anzahl der besetzten Nummern und zieht davon eins ab: Bei einem Carré sind vier Nummern besetzt, die Gewinnquote beträgt daher 36/4 − 1 = 8.
  • Die einfachen Chancen, Dutzende und Kolonnen werden als niedrige Chancen bezeichnet, die übrigen Wettarten als hohe Chancen.

Ansagespiele

Kesselspiele

Bei den Kesselspielen setzt der Spieler auf Nummern, die im Roulette-Zylinder benachbart liegen. Kesselspiele werden gewöhnlich annonciert, man findet aber auch auf vielen Tischen spezielle Einsatzfelder für manche dieser Spielarten.

  • Spiel mit Nachbarn (Voisins): Ein Spieler kann auf eine Zahl mit ein, zwei oder drei Nachbarn setzen, z. B. bedeutet die Ansage „7 mit den zwei Nachbarn “ (kurz: "7-2-2"), dass der Spieler auf die Zahlen 18, 29, 7, 28 und 12 wettet, diese fünf Nummern liegen im Kessel nebeneinander (vgl. Bild).
  • Zéro-Spiel: Beim Zéro-Spiel setzt man mit vier Jetons auf die sieben im Kessel nebeneinander liegenden Nummern 12, 35, 3, 26, 0, 32 und 15, die die Null einschließen. Die Jetons werden dabei wie folgt gesetzt: drei Chevaux 0/3, 12/15 und 32/35, sowie ein Plein auf 26.
  • Große Serie, Serie 0/2/3: Die große Serie umfasst die siebzehn Zahlen 22, 18, 29, 7, 28, 12, 35, 3, 26, 0, 32, 15, 19, 4, 21, 2 und 25, die mit neun Jetons wie folgt besetzt werden: jeweils zwei Stücke auf die drei Nummern 0/2/3 und das Carré 25/29 und je ein Stück auf die Chevaux 4/7, 12/15, 18/21, 19/22 und 32/35.
  • Kleine Serie, Serie 5/8: Die kleine Serie umfasst zwölf im Kessel nebeneinander liegende Zahlen, nämlich 27, 13, 36, 11, 30, 8, 23, 10, 5, 24, 16 und 33, die mit sechs Jetons à cheval pointiert werden, und zwar je ein Stück auf 5/8, 10/11, 13/16, 23/24, 27/30 und 33/36.
  • Les orphelins (dt. die Waisenkinder): Die Orphelins umfassen diejenigen acht Nummern, die zu keiner der beiden Serien zählen, das sind 1, 20, 14, 31, 9, 17, 34 und 6. Diese Nummern werden entweder mit acht Jetons voll (Orphelins à plein) oder mit nur fünf Jetons besetzt, im letzteren Fall wird ein Stück en plein auf die 1 und je eines à cheval auf 6/9, 14/17, 17/20 und 31/34 (die 17 ist in zwei Cheval-Sätzen enthalten) gesetzt.

Finalen

Abgesehen von diesen Kesselspielen werden auch gerne die Finalen gesetzt, das sind Folgen von Nummern mit gleicher Endziffer: Für die Finale 3 benötigt man vier Jetons und setzt damit auf die Zahlen 3, 13, 23 und 33.

Man kann auch Cheval-Finalen spielen lassen, für die Finale 2/5 etwa benötigt man vier Jetons, die auf 2/5, 12/15, 22/25 und 32/35 gesetzt werden, usf.

Das Zéro

Fällt die Kugel auf Zéro, d. h. auf die Null,

  • so gewinnen die Einsätze auf die Null bzw. diejenigen, welche die Null in einer Kombination enthalten, d. h. 0/1, 0/2, 0/3, 0/1/2, 0/2/3 und 0/1/2/3,
  • alle anderen mehrfachen Chancen, also Transversalen, Dutzende und Kolonnen verlieren, und
  • die Einsätze auf die einfachen Chancen werden gesperrt, man sagt, sie gehen ins Prison.

Beispiel: Ein Spieler setzt auf Impair, die Kugel fällt auf die Null, der Einsatz wird nun gesperrt. Fällt die Kugel im nächsten Coup auf Impair, so wird der Einsatz wieder frei, der Spieler gewinnt allerdings nichts. Fällt die Kugel dagegen auf Pair, so ist der Einsatz verloren. Sollte wiederum die Null herauskommen, so wird der Einsatz zweifach gesperrt (Double prison): Die Kugel muss nun zweimal in Folge auf Impair treffen. Ein dreifaches Sperren gibt es nicht: Sollte drei Mal in Folge die Null getroffen werden, so verlieren alle doppelt gesperrten Einsätze auf den einfachen Chancen.

Ein Spieler kann anstelle des Sperrens mit den Worten „Partagez la masse, s'il vous plaît“ die Hälfte seines Einsatzes zurückfordern, die andere Hälfte wird eingezogen. Voraussetzung für das Halbieren des Einsatzes ist allerdings, dass sich dieser hinsichtlich des Minimums auch tatsächlich halbieren lässt, dass also die Hälfte ein geradzahliges Vielfaches des Minimums beträgt.

Eine weitere, wenn auch weniger bekannte Option für den Spieler bei Erscheinen der Zéro besteht darin, einen gesperrten Einsatz auf eine andere einfache Chance verlegen zu lassen (z. B. von Impair auf Pair), wobei natürlich dieser Einsatz auf der gewählten Chance dann ebenfalls gesperrt ist.

Durch das Zéro sichert sich das Casino einen Bankvorteil von 1/37 · 1/2 = 1,35 % auf allen Wetten auf einfache Chancen. Da die Gewinnquoten für die Wetten auf den mehrfachen Chancen so berechnet sind, als ob das Zéro nicht vorhanden wäre, d. h. als ob es nur 36 Zahlen gäbe, beträgt der Bankvorteil auf den mehrfachen Chancen 1/37 = 2,70 %. Die Ausschüttungsquote beträgt somit 98,65 % bzw. 97,30 %.

Gewinnt ein Spieler einen Satz auf eine volle Nummer, so ist es üblich, dass er ein Stück mit den Worten „Pour les employés“ dem Tronc (fr. Opferstock), zukommen lässt. Somit verringert sich die Gewinnquote für Einsätze auf Plein von 35 : 1 auf 34 : 1 und der mittlere Verlust des Spielers verdoppelt sich bei dieser Wettart auf 2/37 = 5,40 %.

Das Maximum

Infolge des Zéro bzw. genauer: der Berechnung der Gewinnquoten ergibt sich für den Spieler in jedem einzelnen Spiel ein negativer Erwartungswert, dennoch wäre es einem Spieler mit unbeschränktem Kapital möglich, durch fortgesetztes Verdoppeln (vgl. Martingalespiel) systematisch zu gewinnen. Um diese Möglichkeit auszuschließen, gibt es das Maximum.

Der Höchsteinsatz für einfache Chancen beträgt im Allgemeinen das 1200fache des Minimums; die Höchsteinsätze für die mehrfachen Chancen sind so gestaffelt, dass die Spielbank im Gewinnfall nie mehr als das Maximum auszahlen muss.

Für einen Tisch mit Minimum 10,- € gelten daher folgende Maxima:

Wettart Gewinnquote Höchsteinsatz Höchstgewinn
Einfache Chancen 1 : 1 12.000 € 12.000 €
Dutzende, Kolonnen 2 : 1 6.000 € 12.000 €
Transversale simple 5 : 1 2.400 € 12.000 €
Carré 8 : 1 1.500 € 12.000 €
Transversale pleine 11 : 1 1.100 € 12.100 €
Cheval 17 : 1 700 € 11.900 €
Plein 35 : 1 350 € 12.250 €

Das amerikanische Roulette

Die Abwicklung des Spieles vollzieht sich beim American Roulette in rascherem Tempo. Die Tische sind daher etwas kleiner, sodass jeder Spieler selbst setzen kann und keine Annoncen nötig sind. Die Ansagen der Croupiers erfolgen in englischer statt französischer Sprache, die Bezeichnungen am Tableau (hier: Lay out) sind englisch, auch ist die Anordnung der Einsatzfelder eine andere. Der Croupier zeigt die Gewinnzahl nicht mit dem Rateau an, sondern markiert sie mit einer kleinen Metallfigur namens Dolly.

Beim American Roulette, so wie es in den europäischen Spielbanken angeboten wird, gilt für die einfachen Chancen folgende Zéro-Regel: Fällt die Kugel auf die Null, so wird die Hälfte der Einsätze eingezogen.

Eine Besonderheit des American Roulette ist die Möglichkeit mit persönlichen Chips zu spielen. Diese Spielmarken besitzen keine Wertangabe und werden nur am Tisch in sieben verschiedenen Farben ausgegeben. Jeder Spieler bestimmt beim Kauf den Wert, der für jeden sichtbar angezeigt wird. Diese Chips können nur an dem betreffenden Tisch gespielt werden und müssen bei Beendigung des Spiels an diesem Tisch zurückgewechselt werden.

Das Spiel in den USA

American Roulette, so wie es in den europäischen Casinos gespielt wird, unterscheidet sich vom Spiel in den USA vor allem dadurch, dass in Europa der französische Roulettekessel mit den 37 Zahlen 0, 1–36 verwendet wird. Die Zahlen im amerikanischen Kessel sind nicht nur anders angeordnet, der in den USA gebräuchliche Zylinder enthält zusätzlich als 38. Zahl die Doppel-Null (Double zero), sodass der Bankvorteil in den USA mit 2/38 = 5,26 % ganz wesentlich größer ist als in Europa. Die Regel, dass die Sätze auf den einfachen Chancen bei einer Null nur zur Hälfte verlieren, gilt nicht: In den USA werden die Einsätze zur Gänze eingezogen.

Beim amerikanischen Roulette mit Zéro und Doppelzéro gibt es allerdings keinen Tronc – dadurch entspricht der erwartete Verlust des Spielers bei den Sätzen auf eine volle Nummer annähernd den Verhältnissen beim klassischen Roulette (5,26 % im Vergleich zu 5,40 % beim klassischen Roulette), bei allen anderen Wettmöglichkeiten ist natürlich die europäische Spielweise vorteilhafter.

Geschichte

Das Rad der Fortuna in einer mittelalterlichen Handschrift
Roulette-Spiel um 1800
Portrait von François Blanc
Spielbank von Monte Carlo

Die Erfindung des Roulette wird oft dem französischen Mathematiker Blaise Pascal zugeschrieben – dies beruht aber auf einem Missverständnis: Pascal war zwar einer der Pioniere der Wahrscheinlichkeitsrechnung und verfasste im Jahr 1658 seine Histoire de la roulette und Suite de l'histoire de la roulette, doch handeln diese Schriften nicht vom Roulette-Spiel, sondern von der in Frankreich auch „Roulette“ genannten Zykloide.

Als Ursprungsland wird häufig das Italien des 17. Jahrhunderts genannt, immerhin bezeichnet Meyers Konversationslexikon das Große Roulette mit den 38 Zahlen 00, 0, 1–36 noch um 1900 als Italienisches Roulette – im Gegensatz zum Kleinen oder Deutschen Roulette, das so wie das Boule-Spiel nur 18 Fächer kennt. Die Wurzeln des Roulette sind wohl so wie diejenigen des Glücksrades im mittelalterlichen Rad der Fortuna zu suchen.

Das Roulette kam im Laufe des 18. Jahrhunderts nach Frankreich, wo es Ludwig XV. vergeblich zu verbieten versuchte. Napoléon Bonaparte erlaubte 1806 das Glücksspiel nur mehr in den Spielhäusern des Pariser Palais Royal, wo bis zur Schließung durch Louis Philippe Ende 1837 neben Pharo und Rouge et noir bzw. Trente et quarante auch Roulette gespielt wurde.

Die Zeit nach 1837 war die große Zeit der Spielbanken von Baden-Baden, Bad Homburg und Wiesbaden, wo Fjodor Michailowitsch Dostojewski das Roulette kennenlernte und diesem Spiel verfiel – aus diesem Erlebnis entstand der Roman Der Spieler.

Um das Spiel in Bad Homburg attraktiver zu gestalten und dem Casino einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen Spielbanken zu verschaffen, verzichtete François Blanc im Jahre 1841 auf das Double zéro und verringerte damit den Vorteil der Spielbank gegenüber den Pointeuren, worauf sehr bald die anderen Casinobetreiber dem Beispiel Blancs folgten – in den USA ist jedoch noch heute die Doppel-Null gebräuchlich.

Nach der Reichsgründung mussten mit Jahresende 1872 alle deutschen Spielbanken schließen – sie wurden erst 1933 unter den Nationalsozialisten wiedereröffnet.

Das Glücksspielverbot in Frankreich und Deutschland kam vor allem dem Fürstentum Monaco zugute. François Blanc nützte diese Gelegenheit und führte die Spielbank von Monte Carlo zu ihrer Blütezeit.

Heute wird Roulette in Spielbanken in aller Welt nach nahezu identischen Regeln gespielt, die Unterschiede – gibt es ein Double Zéro oder nicht? was passiert, wenn die Kugel auf Zéro fällt? – sind für den Spieler allerdings sehr wesentlich.

Spielsysteme

Noch älter als das Roulette ist die Suche nach einem unfehlbaren Gewinnsystem bei Glücksspielen. Die beiden ältesten Spielsysteme, nämlich das Martingale- und das Parolispiel wurden bereits beim Pharo erprobt – mit demselben Misserfolg wie beim Roulette.

Mathematische Systeme

Die klassischen oder mathematischen Systeme lassen sich in folgende Gruppen einteilen

  • Systeme, die stets mit Einsätzen in gleichbleibender Höhe, sogenannter Masse égale, operieren: Diese Systeme schreiben jeweils eine Marche vor, die angibt, welche Chance gespielt werden soll. Betrachtet man unendliche Folgen von Münzwürfen, Folgen von Rouge-Noir bzw. die Folge der getroffenen Nummern beim Roulette (die sogenannten Permanenzen), so findet man darin gewisse Gesetzmäßigkeiten (vgl. Roulette-Gesetze, Gesetz der kleinen Zahlen). Diese lassen sich aber nicht für Gewinnstrategien nützen, da die einzelnen Coups voneinander unabhängig sind, und so sind all diese Systeme wertlos.
  • Systeme, die mit variablen Einsätzen operieren, sogenannte Progressionen:

Diese Liste ließe sich natürlich beliebig fortsetzen, da im Laufe der Jahrhunderte unzählige – allesamt unbrauchbare – Spielsysteme entwickelt wurden. Wie man allgemein mit Hilfe der Martingal-Theorie beweisen kann, ist es unmöglich eine Spielstrategie anzugeben, die für den Spieler einen positiven Erwartungswert liefert. Damit sind auch alle Progressions-Systeme wertlos.

Gibt es bessere und schlechtere Systeme?

In Bezug auf den Erwartungswert, d. h. den mittleren Gewinn der Spielbank pro riskiertem Euro, unterscheiden sich die Systeme nur insofern, als

  • bei Systemen für die einfachen Chancen der Erwartungswert für die Spielbank 1,35 % beträgt und
  • bei Systemen für mehrfachen Chancen für die Spielbank 2,7 %

aufgrund der unterschiedlichen Behandlung einfacher und mehrfacher Chancen beim Auftreten des Zéro.

Vergleicht man die Systeme, die die Einsätze im Verlustfall erhöhen (also die verschiedenen Martingalen) mit dem Masse égale-Spiel, so erhöht zwar der Spieler die Wahrscheinlichkeit, eine gewisse vorgegebene Spielstrecke (z. B. 1000 Coups) mit einem positiven Saldo abzuschließen, gleichzeitig steigt aber auch das Risiko eines Totalverlustes des zur Verfügung stehenden Spielkapitals.

Bei den verschiedenen Formen des Parolispiels ist es hingegen umgekehrt. Insofern unterscheiden sich die verschiedenen Systeme sehr wohl, auf lange Sicht ist jedoch nur der Erwartungswert von Bedeutung, und der ist – abgesehen von den obigen Besonderheiten – bei allen Systemen gleich.

Physikalische Systeme

Während die klassischen Systeme die Natur des Zufallsmechanismus außer Acht lassen – die Systeme für die einfachen Chancen lassen sich ja ebenso gut beim Trente et quarante spielen – so versuchen die folgenden Spielweisen die physikalischen Unvollkommenheiten des Zufallsmechanismus gewinnbringend auszunützen.

Kesselfehler und Favoritensuche

Kein realer Roulette-Kessel ist im mathematischen Sinne ideal, infolge dieser technisch bedingten Unregelmäßigkeiten sind die 37 Nummern tatsächlich nicht alle gleichwahrscheinlich, d. h. einige Zahlen werden mit etwas höherer Wahrscheinlichkeit getroffen als andere. Es gilt nun, diese Favoriten herauszusuchen und dann auf diese zu setzen. Allerdings übertreffen die rein zufallsbedingten Abweichungen, die auch beim Spiel mit einem idealen Kessel auftreten würden, die möglichen technisch bedingten Abweichungen bei weitem, sodass die Nummern mit höherer Wahrscheinlichkeit im Laufe eines Abends keineswegs häufiger getroffen zu werden brauchen. Die Roulettezylinder werden aber jeden Abend unter den Tischen ausgetauscht, um die Suche nach Kesselfehlern zu erschweren.

Für einen Spieler wäre eine Abweichung außerdem erst dann gewinnverheißend, wenn eine bestimmte, dem Spieler bekannte Zahl mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1/36 anstelle der korrekten Wahrscheinlichkeit von 1/37 auftritt – so grobe Fabrikationsfehler können aber ausgeschlossen werden.

Kesselgucken

Aus den exakten Geschwindigkeiten der Kugel und des Drehkreuzes, sowie den exakten Anfangspositionen derselben lässt sich theoretisch genau berechnen, in welches Fach die Kugel fallen wird, bzw. der Sektor des Roulettezylinders erraten, in den die Kugel wahrscheinlich fallen wird. So wie kein Fußball- oder Tennis-Spieler die Bahn des Balles tatsächlich im mathematischen Sinne berechnet, aber ein sehr gutes Gefühl für den Weg des Balles entwickelt, so gibt es auch Roulette-Spieler, die ähnliche Fähigkeiten entwickeln und nützen wollen. Je später ein Spieler setzt, desto eher kann er den Sektor erraten und dann rasch vor dem Rien ne va plus auf diese Zahlen setzen.

Das Erraten des Kesselsektors wird freilich dadurch erschwert, dass die Kugel, sobald sie sich der Mitte nähert, durch rautenförmige Hindernisse (Obstacles) in ihrem Lauf gestört wird. Darüber hinaus steht der Spielbank eine sehr simple Gegenmaßnahme zur Verfügung: Scheint sich ein Spieler auf diese Weise einen Vorteil zu verschaffen, so werden künftige Coups entsprechend früh abgesagt, d. h. das Rien ne va plus folgt unmittelbar nach dem Werfen der Kugel, und spätere Einsätze werden nicht akzeptiert.

Wurfweitenspiel

Der Wurfweitenspieler unterstellt, dass jeder Croupier seine individuelle und gleichförmige Wurftechnik besitzt, sodass – abhängig von der Dreh- bzw. Wurfrichtung – zwischen dem Abwurfort der Kugel relativ zum Drehkreuz und dem Fach, in dem die Kugel zu liegen kommt, stets ungefähr dieselbe Anzahl von Feldern liegt. Der Spieler setzt daher nach dem Wurf der Kugel rasch auf die derart bestimmte Zahl und deren Nachbarn.

Im Unterschied zu den mathematischen Systemen lässt sich selbstverständlich für die physikalischen Systeme kein Beweis für deren Untauglichkeit erbringen, der Wert dieser Systeme wird aber wohl allgemein eher überschätzt.

Roulette-Varianten

Weiters:

Weblink

Literatur

Geschichte
  • Oskar Becker, Jos. E. Hofmann: Geschichte der Mathematik. Bonn 1951
  • Rudolf Neuhäuser: Nachwort zu Der Spieler von F. M. Dostojewski, dtv, München 1981
  • Hans Ernst Schmitt: Ein Roulette-Profi erzählt. RoProf-Verlag, München 1990
  • Alexander B. Szanto: Roulette, Trente-et-Quarante, Baccara, Black Jack. Perlen Reihe, Band 645, Wien 1977
  • Ralph Tegtmeier: Casino. Die Welt der Spielbanken – Spielbanken der Welt. DuMont, Köln 1989
Mathematische Systeme
  • Alexander B. Szanto: Roulette, Trente-et-Quarante, Baccara, Black Jack. Perlen Reihe, Band 645, Wien, 1977
  • M. Jung: Roulette richtig gespielt – Systemspiele, die Vermögen brachten. Falken-Verlag, Niedernhausen/Ts 1987 (sehr verbreitet, allerdings keine Empfehlung, sondern nur ein Beispiel aus der Fülle von wertlosen Systembüchern)
Physikalische Systeme
  • Pierre Basieux: Faszination Roulette. Printul, 1999, ISBN 3925575286 (Phänomene und Fallstudien)
  • Pierre Basieux: Die Zähmung der Schwankungen. Printul, 2003, ISBN 3925575316 (Wurfweitenspiele, Physikalische Vorhersagemethoden, Statistische Effekte)
  • Pierre Basieux: Roulette im Zoom. Printul, 2003, ISBN 3925575200 (Anatomie des Kugellaufs)
  • Pierre Basieux: Die Welt als Roulette. Rowohlt, 1995, ISBN 3499197073
  • Thomas A. Bass: The Newtonian Casino. Penguin, London, 1990 (zuerst veröffentlicht als „The Eudaemonic Pie“, Houghton Mifflin, 1985)
  • Claus Koken: Roulette. Oldenbourg, 2. Auflage 1987
  • Edward O. Thorp: The Physical Prediction of Roulette, Woodland Hills, 1982

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