- Rowohlt Verlage
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Der Rowohlt Verlag wurde 1908 in Leipzig gegründet. Heute ist Rowohlt eine Unternehmensgruppe von Buchverlagen in Reinbek bei Hamburg und Berlin.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der erste Verlag: 1908–1913
Ernst Rowohlt gründete 1908 seinen Verlag, mit dem er in das Vorderhaus der berühmten Drugulin-Buchdruckerei nach Leipzig zog. Das erste Buch, das er verlegte, war Lieder der Sommernächte seines Bremer Schulfreunds Gustav Edzard, es erwies sich als unverkäuflich. [1] Sein stiller Teilhaber wurde Kurt Wolff, der nach persönlichen Auseinandersetzungen mit Rowohlt den Verlag 1912 übernahm und unter anderem die Rechte von Johannes R. Becher, Max Brod, Georg Heym und Franz Kafka erwarb. Frühe Autoren des Hauses waren Paul Scheerbart, Herbert Eulenberg oder Max Dauthendey.
Der zweite Verlag: 1919–1943
Nach Ende des Ersten Weltkrieges rief Rowohlt das Unternehmen am 1. Februar 1919 in Berlin erneut ins Leben. Lektoren wurden Dr. Paul Mayer und Franz Hessel. Mit Alfons Goldschmidts Moskau 1920, Heinrich Eduard Jacobs Der Tulpenfrevel und Kurt Pinthus’ Menschheitsdämmerung konnte das Haus 1920 erste Erfolge erzielen. Ein Jahr später wurde der erste Bestseller mit Carl Ludwig Schleichs Besonnte Vergangenheit. Lebenserinnerungen 1859-1919 verlegt, der bis 1966 eine Auflage von über 1 Million Exemplaren erreichte.
In den 1920er Jahren erschienen mehrbändige Ausgaben von Honoré de Balzac und Giacomo Casanova. Zum Erfolgsautor jener Jahre wurde Emil Ludwig. Die Wochenschrift Die Literarische Welt (Hrsg. Willy Haas) konnte 1925 erstmals publiziert werden, und Joachim Ringelnatz ließ alle seine Gedichte- und Prosabände bis zu seinem Tod 1934 bei Rowohlt veröffentlichen. Langsam entdeckte der Verleger auch die Amerikaner für sein Haus und begann Bücher von Sinclair Lewis und Ernest Hemingway in sein Programm mit aufzunehmen. Weitere Autoren des Hauses waren Kurt Tucholsky, Robert Musil und Leo Slezak.
1931 geriet das Unternehmen in Schwierigkeiten und musste zu zwei Dritteln von Ullstein übernommen werden. Hans Falladas Kleiner Mann – was nun? verschaffte dem Verlag wieder wirtschaftlichen Aufschwung. Verfilmungen des Romans erfolgten in Deutschland und den USA.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden 50 Prozent der Bücher des Hauses beschlagnahmt, verbrannt und verboten. Die Veröffentlichung des Werks Adalbert Stifter von Bruno Adler - unter dem Pseudonym Urban Roedl - führte zum Berufsverbot für Rowohlt, da ihm vorgeworfen wurde, jüdische Schriftsteller zu tarnen. 1938 verließ der Verleger Deutschland und emigrierte mit seiner Familie nach Brasilien.
Der Verlag wurde auf Veranlassung der Staatsmacht der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart als Tochterfirma angegliedert. 1943 kam es zur endgültigen Schließung des Betriebes.
Dritte Verlagsgründung 1945
Am 9. November erhielt Heinrich Maria Ledig (der älteste Sohn Rowohlts) von den Amerikanern die Lizenz für die Wiedereröffnung des Unternehmens in Stuttgart.
In den ersten Jahren gab das Haus Werke von Erich Kästner, Ringelnatz und Tucholsky heraus. Die Zeitschrift Pinguin und story (enthielt Texte ausländischer Erzähler) wurden gegründet und durch die Zweigstelle in Baden-Baden, deren Leitung Kurt Kusenberg inne hatte, konnten wichtige Kontakte zu französischen Schriftstellern wie Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Albert Camus und Jacques Prévert geknüpft werden. Zu den jungen deutschen Dichtern des Verlages zählten Walter Jens, Arno Schmidt und Dieter Meichsner. Das Drama Draußen vor der Tür von Wolfgang Borchert erlangte 1947 großes Aufsehen und wurde an nahezu allen Studentenbühnen aufgeführt.
Einen außergewöhnlichen Erfolg erlangte 1949 C. W. Cerams (d. i. Kurt W. Marek) Buch Götter, Gräber und Gelehrte. Es wurde weltweit ein Bestseller. Am 23. Februar 1950 gab der Rowohlt-Verlag bekannt, innerhalb von fünf Wochen rund 12.000 Exemplare zum Preis von 12,00 DM verkauft zu haben. Das Buch wurde zudem in 33 Sprachen übersetzt und bis heute ca. 5 Millionen mal weltweit verkauft. Die Einbandgestaltung übernahm Werner Rebhuhn, der fortan für viele weitere Bücher des Verlags den Einband gestaltete. Ein Jahr nach der Gründung des Unternehmens erhielt Ernst Rowohlt von den Engländern die Lizenz für einen Hamburger Verlag. 1950 siedelte die Redaktion aus Stuttgart schließlich vollständig nach Hamburg über.
1954 war der Rowohlt Verlag eines der Gründungsmitglieder der Serie „Die Bücher der 19“.
1955 erschien der erste Band der Taschenbuchreihe rowohlts deutsche enzyklopädie (rde) , die das Wissen des 20. Jahrhunderts in Form von Stichwörtern abbilden wollte und von Ernesto Grassi herausgegeben wurde, und im März 1958 wurde die Biographien-Reihe rowohlts monographien unter der Leitung von Kurt Kusenberg ins Leben gerufen. 2008 sind 640 Titel erschienen.
Am 1. Dezember 1960 starb Ernst Rowohlt. Im gleichen Jahr wurde der Firmensitz nach Reinbek bei Hamburg verlegt. H. M. Ledig-Rowohlt übernahm die Mehrheit der Verlagsanteile und leitete das Haus bis 1982.
Die rororo-Bände
Seit 1950 machte der preiswerte Rotationsdruck für Taschenbücher Rowohlt bekannt. Die Anregung hierzu erhielt Ledig-Rowohlt aus Amerika. Die ersten Publikationen erschienen in Hamburg von 1946 bis 1949 allerdings im großformatigen Zeitungsdruck, zu den ersten Titeln gehörte Kurt Tucholskys Schloß Gripsholm. Die Bezeichnung „RO-RO-RO“ (Rowohlt Rotations-Romane), entstanden für die Zeitungsdrucke, wurde für die kleinformatigen neuen Taschenbücher als „rororo“ variiert. „rororo“ war bald stehender Begriff für Taschenbücher. Die 451 Bände, die bis 1961 herauskamen, sind die sogenannten Leinenrücken.
rowohlts monographien
rowohlts monographien ist eine 1958 von dem Rowohlt-Lektor Kurt Kusenberg gegründete Monographie-Reihe zu bedeutenden Persönlichkeiten aus allen Bereichen und Epochen – er selbst gab rund 150 Titel in der Reihe heraus. Bisher sind 640 Titel erschienen in einer Gesamtauflage von mehr als 20 Millionen Stück (Stand 2008). Seit 1999 werden die Titel im Vierfarbdruck angeboten.
Das heutige Unternehmen
Seit 1982 gehören die Rowohlt Verlage zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Im August 1984 erwarb die Holtzbrinck-Gruppe die restlichen 33 Prozent an dem Verlag von der New York Times Inc.
Am 22. Dezember 1984 protestierte das Lektorat in einem offenen Brief gegen den designierten Verlagsleiter Michael Naumann, Journalist der Spiegel-Redaktion, da sie erwartet hatten, nach dem Weggang des Verlagsleiters Matthias Wegner den Nachfolger aus den eigenen Reihen, nämlich den Herausgeber der aktuell-Reihe, Freimut Duve, wählen zu dürfen. Naumann trat jedoch sein Amt an und blieb bis zum Jahr 1995 Verlagsleiter. Seine Nachfolge trat Nikolaus Hansen an, am 1. November 1999 kamen Peter Wilfert und Rüdiger Salat als ressortfreie Geschäftsführer hinzu. Verlegerischer Geschäftsführer seit dem 1. Februar 2002 ist Alexander Fest.
Unter dem Dach von Rowohlt versammeln sich der Rowohlt Verlag, Kindler Verlag, Rowohlt Berlin Verlag, Wunderlich Verlag, der Rowohlt Taschenbuch Verlag unter anderen mit den Reihen rororo, rororo rotfuchs, rowohlts monographien, der Rowohlt Theater Verlag und die Agentur für Medienrechte.
Das Programm des Rowohlt Verlages unterteilt sich in die Bereiche Belletristik und Sachbuch. Besonders in der Sparte Sachbuch haben sich im Laufe der Zeit etliche Reihen herausgebildet.
Zu den internationalen Schriftstellern des Hauses zählen u. a. Paul Auster, Simone de Beauvoir, Albert Camus, Jeffrey Eugenides, Jon Fosse, Jonathan Franzen, Stephen Hawking, Ernest Hemingway, Siri Hustvedt, Denis Johnson, Cormac McCarthy, Toni Morrison, Harold Pinter, Thomas Pynchon, Philip Roth, José Saramago, John Updike. Deutschsprachige Autoren des 20. Jahrhunderts sowie der Gegenwart sind u. a. Wolfgang Borchert, C. W. Ceram, Hans Fallada, Joachim Fest, Georg Klein, Elfriede Jelinek, Erika Mann, Klaus Mann, Daniel Kehlmann, Kurt Tucholsky, Martin Walser.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Gieselbusch, Moldenhauer, Naumann, Töteberg: 100 Jahre Rowohlt, Rowohlt Verlag, Reinbek 2008, S. 18
Literatur
- Mara Hintermeier und Fritz J. Raddatz (Hrsg.): Rowohlt Almanach 1908–1962. Mit einem Vorwort von Kurt Pinthus und der vollständigen Bibliographie von 1908–1961. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1962.
- Walther Kiaulehn: Mein Freund der Verleger. Ernst Rowohlt und seine Zeit. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1967.
- Heinrich Maria Ledig-Rowohlt und Hans Georg Heepe (Hrsg.): Rowohlt Almanach 2. 1963–1983. Zum 75-jährigen Jubiläum des Verlages. Mit einem Vorwort von Otto F. Walter und einer vollständigen Bibliographie aller Veröffentlichungen von 1963–1983. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1983, ISBN 3-498-05698-0.
- Paul Mayer (Hg.): Ernst Rowohlt in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Zum 80. Geburtstag Ernst Rowohlts am 23. Juni 1967. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1967 (Sonderdruck). 2. Auflage als "Rowohlts Monographien" (hrsg. von Kurt Kusenberg) erschienen 1968.
- Paul Mayer: Lebendige Schatten. Aus den Erinnerungen eines Rowohlt-Lektors. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1969.
- Horst Varrelmann (Hrsg.): Rowohlt Almanach 3. 1983–1992. Mit einem Vorwort von Michael Naumann und der vollständigen Bibliographie aller Veröffentlichungen von 1983 (2. Hj.) – 1992. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1993, ISBN 3-498-05735-9.
- Hermann Gieselbusch, Dirk Moldenhauer, Uwe Naumann, Michael Töteberg (Hrsg.): 100 Jahre Rowohlt. Eine illustrierte Chronik. Rowohlt Verlag, Reinbek 2008, ISBN 978-3-498-02513-7
- Michael Töteberg, Sabine Buck (Hrsg.): Hans Fallada: Ewig auf der Rutschbahn - Briefwechsel mit dem Rowohlt Verlag. Rowohlt Verlag, Reinbek 2008, ISBN 978-3-498-02121-4
Weblinks
- Rowohlt Verlag
- Rowohlt bei Holtzbrinck
- „So abenteuerlich ging es bei Rowohlt zu“, Die Welt, 10. März 2008
- „Enthusiasmus und Purzelbäume“, Neue Zürcher Zeitung, 14. März 2008
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