Ruffer

Ruffer

Sir Marc Armand Ruffer (* 1859 in Lyon; † Frühjahr 1917 auf einer Seefahrt nach Griechenland) war ein englischer Bakteriologe und ist der Begründer der Paläopathologie. Daneben wurde er für seinen erfolgreichen Kampf gegen Cholera und andere Infektionskrankheiten zum Ritter geschlagen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ruffer wurde als Sohn einer Lyoner Bankiersdynastie 1859 in Lyon geboren. Seine Mutter war eine Deutsche, sein Vater war der angesehene Baron Jaques de Ruffer. Sie ließen ihren Sohn in Deutschland, Frankreich und England ausbilden. In Oxford graduierte dieser in Kunst und in London schloss er ein Medizinstudium ab. Danach arbeitete er eine kurze Zeit mit Louis Pasteur am gleichnamigen Institut zusammen.

Ab 1891 war er der erste Direktor des British Institute for Preventive Medicine, dem heutigen Lister Institute; er war somit Joseph Listers direkter Vorgänger. Bei seinen Untersuchungen zur damals lebensbedrohlichen Diphtherie infizierte sich Ruffer mit dem Erreger. Durch die dadurch ausgelösten Nervenlähmungen musste er diesen Posten aufgeben.

Er fuhr daraufhin mit dem Ziel der Genesung in das warme nordafrikanische Klima nach Kairo. Kurz nach seiner Ankunft dort erhielt er den Lehrstuhl für Bakteriologie an der Kairo Medical School und wurde ein weltweit geschätzter Bakteriologe und Hygieniker. In Kairo untersuchte er als einer der ersten Mediziner systematisch Mumienreste und Skelette und fand dabei unter anderem Symptome arteriosklerotischer, Lungen- und Tuberkulose-Erkrankungen. Dies erreichte er, in dem er ein effizientes und schonendes Verfahren zur Rehydrierung von Zellgewebe, welches Mumien entnommen wurde, entwickelte, das noch in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts Bestand hatte. Unter anderem entdeckte der, dass die Bilharziose bereits vor 3000 Jahren in Ägypten verbreitet war und begründete damit die Paläoparasitologie.

Er übernahm den Vorsitz des ägyptischen Rates für „Hygiene, See und Quarantäne“, womit ihm die Ausrottung der Cholera in Ägypten gelang, was zusammen mit seinen anderen Verdiensten der Grund für den Ritterschlag durch die britische Krone war. Weiterhin arbeitete er in der indischen Seuchen-Kommission mit und wurde mit Ausbruch des ersten Weltkrieges die führende Person des ägyptischen Roten Kreuzes.

Ein weiterer großer Erfolg Ruffers war der direkte Nachweis von Tuberkulose-Spuren im Weichteilgewebe von ägyptischen Mumien der 21. Dynastie. Die Vermutung, dass die altägyptische Bevölkerung unter Tuberkulose litt, konnte bis dahin nur durch indirekte Nachweise bestätigt werden und das Ergebnis wurde unter Fachkollegen angezweifelt.

Er untersuchte insgesamt tausende Mumien und veröffentlichte die Ergebnisse ab 1917. Unter anderem untersuchte er 253 Skeletten von Alamannen aus dem 6. bis 8. Jahrhundert aus dem Südwesten von Deutschland und fasste die Ergebnisse in seinem 1918 erschienen Artikel „Arthritis deformans and spondylitis in ancient Egypt“ zusammen.

Marc Armand Ruffer starb vermutlich an den Spätfolgen der Diptherieerkrankung im Frühjahr 1917 auf dem Seeweg nach Saloniki, wo er den Gesundheitsdienst der griechischen Regierung neu organisieren sollte. Vier Jahre nach seinem Tod wurden seine gesammelten wissenschaftlichen Artikel unter dem Titel „Studies in the Palaeopathalogy of Egypt“ veröffentlicht. Diese gelten nach wie vor als das Standardwerk der Paläopathologie.

Werke (Auszug)

  • Arthritis deformans and spondylitis in ancient Egypt. 1918.
  • Studies in the Palaeopathalogy of Egypt. 1921.

Literatur

  • Lexikon der Naturwissenschaftler. Directmedia, Berlin 2005, ISBN 3-89853-485-5.

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