Runsen

Runsen

Runse ist ein geographischer Begriff für eine Erosionsschlucht mit kerbenförmigem Querschnitt oder durch abfließenden Niederschlag entstandene Furche; eine lineare Kleinform der Abtragung, die in Folge anthropogener Eingriffe in die Landschaft (hauptsächlich Entwaldung und Überweidung) bei starkem Unwetter entstehen kann.

Kleinere Strukturen heißen Spülrinnen, von Runsen spricht man, wenn sie eine Größe haben, die eine normale Landwirtschaft in diesem Gebiet nicht mehr ermöglicht.

Runsen sind zahlreich in den deutschen Mittelgebirgen und werden bis zu 15 Meter tief und mehrere 100 Meter lang. Aus anderen Teilen der Erde sind ähnliche Formen mit bis zu 50 Metern Tiefe bekannt, zum Beispiel auf dem Chinesischen Lössplateau.

Zu einer Runse gehört in der Regel ein Schwemmfächer oder Schwemmkegel, auf dem das abgetragene Boden- und Schuttmaterial abgelagert wird. Als Hauptentstehungszeit nehmen Geographen das 11. und 12. Jahrhundert und das 17. und 18. Jahrhundert an, als die Entwaldung durch erhebliche land- und forstwirtschaftliche Nutzung in vielen Regionen Europas weit fortgeschritten war. Eine besondere Rolle nimmt dabei das Katastrophenjahr 1342 mit dem Magdalenenhochwasser ein. Alleine im Sommer dieses Jahren sollen nach einem schweren Unwetter (Vb-Wetterlage) mehrere 100 Runsen in den deutschen Mittelgebirgen entstanden sein (Bork et al. 1998).

Ferner wird unter dem Begriff Runse die rinnenförmige Hohlform eines Murabgangs im Hochgebirge verstanden. Die englische und internationale Bezeichnung lautet Gully.

Literatur

  • Stolz, C. 2005: Historisches Grabenreißen im Wassereinzugsgebiet der Aar zwischen Wiesbaden und Limburg. Diss. Univ. Mainz Geographie.
  • Bork et al. 1998: Landschaftsentwicklung in Mitteleuropa.
  • Bauer, A. 1993. Diss. Univ. Frankfurt am Main, Geographie.

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