Ruprecht von der Pfalz, Herzog von Cumberland

Ruprecht von der Pfalz, Herzog von Cumberland

Prinz Ruprecht von der Pfalz (* 17. Dezember 1619 in Prag; † 29. November 1682 in Spring Garden, London), „der Kavalier“, engl. Rupert the Cavalier, Herzog von Cumberland, Earl of Holderness, war Generalissimus aller königlichen Armeen und leitete als Lord High Admiral die königliche Flotte.

Inhaltsverzeichnis

Frühe Jahre

Ruprecht von der Pfalz, Herzog von Cumberland

Ruprecht war der dritte Sohn Friedrichs V., des Kurfürsten von der Pfalz und Königs von Böhmen (der "Winterkönig"), und der Elisabeth Stuart, der Tochter König Jakobs (James) I. von Großbritannien und Irland, der als Jakob VI. auch König von Schottland war. Ruprecht wurde wenige Wochen nach der Krönung Friedrichs V. zum König von Böhmen in Prag geboren und von seinem Vater freudig als Thronerbe begrüßt. Nach dessen frühem Tod 1632 wuchs er bei seiner Mutter im niederländischen Exil auf. Er studierte in Leyden und trat danach in die Leibgarde seines Großonkels Friedrich Heinrich von Oranien ein. Er nahm am spanischen Feldzug von 1635 teil und begleitete im selben Jahr seinen Bruder Karl Ludwig zu ihrem Onkel Karl I. nach England. Dort wurden beide sehr herzlich aufgenommen. Die Universität Oxford promovierte Ruprecht zum Magister artium, der Erzbischof Laud wollte ihm ein englisches Bistum geben und der Earl of Arundel ihm sogar eine Expedition nach Madagaskar unterstellen. 1637 aus England zurückgekehrt nahm Ruprecht an der Belagerung von Breda teil und begab sich nach dessen Einnahme zu seinem Bruder Karl Ludwig, der ein eigenes Korps angeworben hatte und Ruprecht den Befehl über ein Kavallerieregiment übergab.

Der Kavalleriegeneral

Ruprecht von der Pfalz, 1643

Ruprecht von der Pfalz war ein brillanter Kavallerieoffizier. Im Dreißigjährigen Krieg focht er auf wechselnden Seiten und verbrachte drei Jahre in österreichischer Gefangenschaft. Im englischen Bürgerkrieg kämpfte er für seinen Onkel Karl I.. Er nahm 1643 Bristol und im Jahr darauf Lancashire, musste aber bei Marston Moor eine Niederlage hinnehmen. 1645 nahm er Leicester und wurde im folgenden Monat bei Naseby schwer zurückgeschlagen. Als die militärische Lage in Bristol aussichtslos wurde, übergab er im September 1645 die Stadt an Lord Fairfax, woraufhin er von seinem wütenden Onkel seines Kommandos enthoben wurde.

Die Schmach der Entlassung traf den ehrgeizigen General sehr. Er schlug sich zu seinem Onkel durch und verlangte vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden, um seine Ehre wiederherzustellen. Er wurde zwar freigesprochen, hatte aber die Gunst des Königs verloren und sollte in den folgenden militärischen Unternehmungen keine nennenswerte Rolle mehr spielen. Nach dem Fall Oxfords in Juni 1646 und der Niederlage der königlichen Truppen wurde er gemeinsam mit seinem Bruder Moritz vom Parlament aus England verbannt.

In der Verbannung

Zwei Jahre später kämpfte Ruprecht auf französischer Seite gegen das Cromwellsche England. Von seinem Stützpunkt in Kinsale (Irland) aus versorgte er die royalistische Garnison auf den Scilly-Inseln mit Nachschub und machte Jagd auf englische Schiffe im Kanal. Da er von Admiral Robert Blake bis ins Mittelmeer verfolgt wurde, zog er sich bis zu den Westindischen Inseln zurück, wo er als Pirat weitere Kaperfahrten gegen englische Schiffe unternahm.

Nach dem Endes des Dreißigjährigen Krieges ging er 1652 nach Deutschland zurück. Er ließ sich in Mainz nieder und widmete sich einige Jahre seinen naturwissenschaftlichen Forschungen und der Kunst.

Rückkehr nach England

Nach der Restauration des Stuart-Königtums 1660 trat Ruprecht erneut in englische Dienste. Er wurde Privatsekretär König Karls II. und kümmerte sich besonders um Marineangelegenheiten. Er hatte verschiedene Marinekommandos inne, kämpfte u.a. auch gegen die Holländer, wurde 1672 zum Admiral ernannt und war von 1673 bis 1679 als Nachfolger des Königs Lord High Admiral. Ruprecht war auch der erste Gouverneur der 1670 gegründeten Hudson’s Bay Company, die so erfolgreich wurde, dass sie bald ein Monopol auf den gesamten Pelzhandel in Kanada haben sollte. Ihr Territorium, das fast das gesamte heutige Kanada umfasste, trug ihm zu Ehren den Namen Ruperts Land.

Ruprecht starb 1682 unverheiratet, hinterließ aber zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn. Er wurde in der Westminster Abbey in London beigesetzt.

Interesse an Forschung und Kunst

Ruprecht von der Pfalz, Herzog von Cumberland

Rupert, der Kavalier war nicht nur ein begabter Militärführer, er machte sich auch als Naturforscher, Künstler und Erfinder einen Namen. Seit 1670 und auch schon in den Jahren in Mainz widmete er sich intensiv seinen Forschungen und Experimenten. Er machte das Mezzotinto in England bekannt, entwickelte verschiedene Arten von Schießpulver und eine besondere Messinglegierung für den Kanonenguß, die als "Prinzmetall" (prince's metal) bekannt wurde. Er war eines der Gründungsmitglieder der Royal Society. Prinz Ruprecht wurde während seines Aufenthalts in den Niederlanden, wo er nach der Vertreibung seiner Familie aus Böhmen aufwuchs, mehrfach von Anthonis van Dyck, einem der größten flämischen Maler des Barock, porträtiert. Die Gemälde hängen heute im Kunsthistorischen Museum in Wien und in der Nationalgalerie in London.

Literatur

  • Eva Scott: Rupert, prince Palatine. – Westminster: Archibald Constable & Co, 1899.
  • George Malcolm Thomson: Warrior Prince. - London, Secker & Warburg, 1976. - ISBN 0-436-52047-8
  • Frank Kitson: Prince Rupert: Portrait of a Soldier. – London, Constable, 1994. – ISBN 0-09-475500-0
  • Frank Kitson: Prince Rupert: Admiral and General-at-Sea. – London, Constable, 1998. – ISBN 0-09-475800-X

Weblinks


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