- Rübenziehmaschine
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Ein Rübenroder ist eine landwirtschaftliche Maschine zur Ernte von Zuckerrüben. Während die ersten Maschinen von einem Traktor gezogen wurden und nur eine Reihe roden konnten, besitzen moderne selbstfahrende Rübenroder überwiegend 6-reihige Rodevorrichtungen. Die Rüben werden durch Rodeschare aus der Erde gehoben. Durch Reinigungswalzen und Siebbänder werden die Rüben von der anhaftenden Erde getrennt und in den Vorratsbunker der Maschine befördert. Die Rüben werden am Feldrand in Mieten abgelegt oder während des Rodens auf ein Transportfahrzeug überladen. Die Blätter der Rüben werden entfernt. Sie verbleiben zur Düngung auf dem Acker oder dienen als Viehfutter für Rinder und können frisch oder als Silage verfüttert werden.
Inhaltsverzeichnis
Arbeitsschritte
- Blätter der Rübe entfernen (schlegeln)
- Blattstrunken entfernen (köpfen)
- Rübe im Ganzen aus der Erde ziehen (roden)
- Rübe von anhaftender Erde reinigen
- Beförderung der Rüben bis zum Ackerrand und auf die Miete oder
- Überladen auf ein Transportmittel
Ernteverfahren
Absetziges Verfahren
Bei einem absetzigen Verfahren werden die Rüben in zwei Arbeitsgängen geerntet. Erst werden die Blätter abgeschlegelt und bei manchen Systemen auch gleichzeitig die Rüben aus dem Boden gezogen und abgelegt. Vorrangig wird dieser Arbeitsgang durch an Traktoren angehängte Geräte erledigt. Der Antrieb erfolgt über die hintere Zapfwelle des Schleppers, der deshalb rückwärts fährt. Dann rodet die zweite Maschine die Rüben bzw. sammelt die abgelegten Rüben auf um diese zu reinigen. Nach der Reinigung verbleiben die Rüben im Bunker bis dieser voll ist. Über ein Förderband wird das Erntegut entweder auf eine Miete oder ein Hängerzug entleert. Neben gezogenen Systemen gibt es auch Selbstfahrer (eine eigenständige Maschine also ohne Fremdantrieb). Absetzige Systeme gelten als veraltet und sind daher nur noch selten in Gebrauch.
Vollernter
Mit dem Vollernter werden alle zur Ernte notwendigen Arbeitsgänge erledigt. Das heißt, das Köpfen, Roden und Reinigen der Rüben sowie das Entleeren des Bunkers erledigt eine Maschine. Auch bei diesem Ernteverfahren gibt es gezogene und selbstfahrende Maschinen. Die von einem Traktor gezogenen Maschinen sind noch öfter anzutreffen, werden aber zunehmend von Selbstfahrern verdrängt. Systeme, die bis zu 3 Reihen gleichzeitig ernten, sind in Deutschland üblich, allerdings gibt es z.B. in den USA auch 12-Reiher.
Bei modernen selbstfahrenden Vollerntern werden meistens 6 Reihen gleichzeitig geerntet. Neuerdings gibt es auch 9 oder 12 reihige Roder, die aber eher für Standorte mit großen Schlaglängen bzw. -größen gedacht sind. Diese Maschinen haben, wie aktuelle Mähdrescher, eine abnehmbare Rodevorrichtung. In Deutschland kommen diese Systeme wegen ihrer Überbreite und Überlänge, bei hinten angehängtem Rodeaggregat, eher selten zum Einsatz.
Selbstfahrende 6-reihige Rübenvollernter bearbeiten circa 74 Prozent der Anbaufläche in Deutschland. 1-reihige Roder ernten nur noch weniger als 4 Prozent und von 2-reihigen Rodern werden etwa 9 Prozent der Zuckerrübenbestände eingefahren.[1] Der Rest verteilt sich auf andere Systeme.
Baugruppen
Schlegler
Mit dem Schlegler (auch Häcksler genannt) wird das Rübenblatt entfernt. Er besteht aus einer quer zur Fahrtrichtung drehenden Schleglerwelle und dem dazugehörigen Schleglergehäuse. Die Schleglermesser, meist aus gebogenen Flacheisen gefertigt, sind auf der Schleglerwelle in Laufrichtung pendelnd gelagert.
Das abgeschlagene Blatt wird im Schleglergehäuse nach oben geworfen, dort in einem Trog aufgefangen, zur Seite gefördert (z. B. durch eine Blattschnecke) und dort durch eine Blattschleuder vom Rübenbestand weg auf dem Acker verteilt. Diese Bauart wird Blattschlegler genannt.
Bei einer anderen Ausführung wird beim Schlegeln, durch besondere Messer, das Blatt ganz fein geschnitten und mittels Leit- und Prallbleche zwischen den Rübenreihen abgelegt. Dort soll es dann liegen bleiben und den weiteren Rodevorgang nicht beeinflussen. Der Fachbegriff hierfür lautet: Integralschlegler.
Auch die Verkoppelung beider Bauarten findet Anwendung. Dabei ist der Aufbau wie ein normaler Blattschlegler, nur sind zusätzlich Leitbleche, wie beim Integralschlegler, und eine Klappe zum Verschließen des Blattschneckentroges vorhanden. Bei offener Klappe ist es ein Blattschlegler mit Seitenauswurf, bei geschlossener Klappe wird das Blatt zwischen die Reihen geworfen.
Köpfer
Die Rübenköpfe zu entfernen ist Aufgabe des Köpfers. Den Köpfer, auch Nachköpfer genannt, gibt es wieder in mehreren Bauarten. Allen gemeinsam sind die höhenverstellbaren Nachköpfmesser, die schräg zur Fahrtrichtung und federnd angebracht sind. Unterschiedlich sind die Messerformen (z.B. Sichelmesser) sowie die Anstellwinkel. Hinter den Messern sind Leitfedern angeordnet. Sie sorgen dafür, dass die abgeschnittenen Rübenköpfe zwischen die Reihen geleitet werden. Für die Höhenführung sind mal schleifende Kämme, mal Räder im Einsatz. Zusätzlich zur Höhenverstellung gibt es meist eine Vorrichtung zum Einstellen der Schnittstärke. Eine Sonderausführung stellt der Exaktköpfer dar. Seine gezackten, angetriebenen Tasträder sorgen für eine besonders genaue Köpfung.
Rodeschare
Früher waren das Zinkenschar und das Plattenschar gebräuchliche Bauarten von Rodescharen .[2] Heute werden die Zuckerrüben wahlweise durch Polderschare oder Radrodeschare aus dem Boden gehoben.
Polderschare, auch Rüttel- oder Flügelschare genannt, sind paarweise angeordnete flügelförmige Platten. Diese werden gleichzeitig oder phasenversetzt auf und ab bewegt. Das Scharpaar ist, gewissermaßen, in einer schrägen V-Form angeordnet, wobei die Spitze nach hinten-unten zeigt. Die Rübe wird durch die Vorwärtsbewegung nach oben gedrückt. Das Rütteln soll ein schonendes Roden ermöglichen, gleichzeitig wird ein Anhaften von Erde und Blatt verhindert. Angetrieben werden die Rüttelschare über Stößelstangen einer Exzenterwelle. Eine Linearführung sorgt dafür, dass die Rüttelschare in einem begrenzten Bereich der Rübenreihe seitlich folgen können.
Radrodeschare, auch Oppelräder genannt, sind V-förmig paarig angeordnete Räder. Mindestens eins davon ist angetrieben. Bei der Drehbewegung wird die Zuckerrübe eingeklemmt und heraus gezogen. Auch hier wird durch eine geeignete Lagerung dafür gesorgt, dass die Räder seitlich ausweichen können. Anstelle des zweiten Rades wird auch manchmal ein starres Schar verwendet.
Die Schare können über eine Höhenverstellung unterschiedlich tief in die Erde eingreifen und werden mit einer Tiefenführung parallel zum Boden geführt. (siehe Abschn. 3.8.2 und 4.)
Reinigung
Durch die Reinigung wird die Zuckerrübe schonend von Erdresten befreit. Die Rüben durchlaufen oft mehrere Etappen der Reinigung. Die Rodeschare übergeben an die erste Etappe. Diese besteht aus Aufnahmewalzen, auch Rodewalzen genannt. Aber es können auch Aufnahmesterne bzw. Siebsterne sein. Wichtigste Aufgabe der ersten Etappe sind das Aussieben von groben Schmutz und das Zusammenführen der Rüben zu einem Strom. Bei den meisten Systemen wird dieser Rübenstrom zwischen den Vorderrädern hindurch geleitet. Beim 9 oder 12-reihigen Vollernter wird das zu limitierenden Faktor weil der Durchlass und damit die Schlagkraft begrenzt ist. Die nun folgende Etappe der Hauptreinigung ist in ihrer Ausführung abhängig von der Größe des Rübenroders. Folgende Systeme werden einzeln oder kombiniert verwendet:
- Siebsterne
- Noppenwalzen
- Zwickwalzen
- Siebbandgurte (auch Siebkette genannt)
Mit einem Elevatorgurt, der letzten Etappe, werden die Zuckerrüben kontinuierlich nach oben gefördert und in den Bunker geworfen.
Bunker
Der Vorratsbunker nimmt die geernteten Zuckerrüben auf. Eine große Schneckenwelle sorgt dabei für eine gleichmäßige Verteilung im Bunker. Der Boden ist mit einer Fördereinrichtung zur Entleerung des Bunkers bestückt. Dabei handelt es sich um paarige Kettenstränge, die mehrfach durch Stahlprofile verbunden sind. Werden die Ketten über den Boden gezogen, setzen sich die Rüben in Bewegung.
Abladen
Das Abladen der Rüben erfolgt bei älteren Systemen einfach durch Abkippen. Um ein Überladen auf Anhänger zu ermöglichen, werden aber Siebbandgurte an einem ausklappenden Rahmen verwendet. Durch die im Abschnitt Bunker erwähnte Fördereinrichtung wird dieses Entladeband mit Rüben beliefert. Das Entladeband kann in der Höhe variiert werden, um die Zuckerrüben auch auf eine Miete abzulegen.
Fahrwerk
Die absetzigen Roder und die gezogenen Vollernter sind einfache einachsige Maschinen. Alle Baugruppen werden vom ziehenden Traktor über Zapfwelle oder Hydraulik angetrieben. Selbstfahrende Rübenroder sind immer mit mehr als einer Achse ausgeführt. Es werden große, breite Räder, oft in ungerader Zahl verwendet. Das unpaarige Rad läuft zwischen den Spuren der übrigen Räder. Zweck dieser Konstruktion ist die Verringerung des Bodendruckes und das Überrollen des, von den Rüben entfernten, losen Schmutzes. Für die größeren Arbeitsbreiten der 9- und 12-reihigen Maschinen werden auch teleskopierbare Achsen, zum vergrößern der überrollten Fläche, gebaut.[1] Statt eines unpaarigen Rades haben andere die Möglichkeit den Rahmen zu knicken. Mit dem Knick-Rahmen und Allradlenkung kann der Rübenroder schräg, im so genannten Hundegang (siehe auch:) oder Schongang über den Acker rollen.
Die Achsen sind ohne Federung mit dem Rahmen verbunden. Mindestens eine Achse ist dabei um die Fahrzeuglängsachse pendelnd gelagert, um ein verschränken der Achsen zu ermöglichen. Bei mehr als zwei Achsen müssen diese auch einen Höhenausgleich zulassen. Angetrieben werden die Roder dieselhydraulisch. Dabei treibt ein Dieselmotor mehrere Hydraulikpumpen an. Hydraulikmotoren übertragen die Kraft manchmal direkt, aber vorrangig über Getriebe an die Antriebsräder. Die Lenkung wird ebenfalls hydraulisch betätigt.
Motor
In Rübenrodern kommen vorwiegend Dieselmotoren zu Einsatz. Dabei werden Aggregate unverändert oder leicht modifiziert aus dem Regal von Nutzfahrzeugherstellern übernommen. Die Motoren sind dem Leistungsbedarf der unterschiedlichen Maschinen angepasst. So haben sechsreihige Selbstfahrer Motoren mit Leistungen zwischen ca. 380 bis 600 PS. Der Druck der Politik nach sparsamen und sauberen Antrieben veranlasst immer mehr Hersteller elektronisch geregelte Motoren einzusetzen. Durch diese CAN-Bus-Steuerung kann die Motordrehzahl und die bereitgestellte Leistung der tatsächlichen Antriebsleistung angepasst werden. So wird kostensparend immer mit der niedrigsten möglichen Drehzahl gerodet. Diese Art der Motorregelung wird auch als Automotive-Steuerung bezeichnet. Ein weiterer Vorteil des elektronischen Motormanagments ist die Möglichkeit Fehlerdiagnosen „on Board“ durchführen zu können.
Ein Trend der sich immer deutlicher abzeichnet, ist die Verwendung von Bio-Kraftstoffen wie Bio-Diesel oder Rapsöl. Während der Betrieb mit Bio-Diesel von den meisten Herstellern freigegeben und unproblematisch ist, gibt es bei der Verwendung von reinem Rapsöl einige Schwierigkeiten. So muss der Motor für den Betrieb mit Rapsöl mit einer Kraftstoffheizung, anderen Filtern und eventuell mit einem Zusatztank ausgerüstet werden. Zusätzlich verkürzen sich die Ölwechselinterwalle, um einen zu großen Eintrag des Rapsöls in das Motoröl zu verhindern. Bei Nichteinhaltung drohen Motorschäden.
Hilfs- und Unterstützungssysteme
Automatische Reihenführung
Während bei älteren Systemen noch von Hand den Rübenreihen gefolgt wurde, übernehmen das bei modernen Rübenrodern elektronische Systeme. Es werden die Rüben (über Rodeschare) sowie die Blätter (über Blatttaster) abgetastet. Die Bewegungen werden durch Potentiometer in elektrische Signale umgewandelt. Die Elektronik steuert damit die hydraulische Lenkung.
Tiefenführung
Um sauber Roden zu können müssen die Schare immer eine bestimmte Höhe zum Boden haben. Dafür sorgt die Tiefenführung. Über Schleifkufen oder Tasträder wird das Profil des Bodens abgetastet. Heben bzw. Senken des Rodeaggregates wird hydraulisch oder elektronisch gesteuert. Die beiden Seiten sind unabhängig voneinander geregelt. Bei besonders breiten Rodeaggregaten (z. B. bei 9-reihigen) wird es schwieriger den durchgehenden Kontakt zu Boden zu behalten (Fahrspuren, Bodenwellen in Fahrtrichtung). Um das zu verhindern werden die Aggregate geteilt.
Hangausgleich
Um bei Querneigung die Spur zu halten werden an gezogenen Rübenrodern so genannte Hangscheiben verwendet. Dabei handelt es sich um eine drehbare Stahlscheibe die hinter dem Roder hydraulisch in den Boden gedrückt wird. So wird, wie bei einem Boot mit Kielschwert, ein Abtreiben verhindert. Auch das gegensteuern mit der Lenkung ist eine Methode ein Abdriften am Hang zu vermeiden. Letztere Methode wird bei Selbstfahrern durch das Lenken der Hinterachse(n) und bei gezogenen Rodern durch das Schwenken eines Rades erreicht. Dem Fahrer obliegt es je nach Bodenverhältnissen und Hangneigung gegen den Hang zu steuern.
Hangstütze
Durch ihren hohen Aufbau bedingt ist der Schwerpunkt von Vollrübenrodern (besonders vollbeladene Selbstfahrer) ungünstig hoch. Um dennoch ein Roden am Hang zu ermöglichen werden die pendelt gelagerten Achsen mit Hydraulikzylindern abgestützt.
Überwachung
Zur Überwachung der Rodevorgänge werden, beim modernen Rübenvollernter, elektronische und optische Systeme eingesetzt. Von Drehzahlsensoren und Drucksensoren aufgezeichneten Daten werden über ein Datenterminal dem Fahrer angezeigt. Auf dem Terminal wird zusätzlich die Stellung der einzelnen Baugruppen und des Fahrwerks (z. B. bei Allradlenkung) angezeigt. Ein Computer überwacht alles und verhindert eine Fehlbedienung. Videomonitore zeigen den Verlauf der Reinigung. Aufgrund dieser Daten kann der Fahrer die Maschine korrekt einstellen.
Einstellung der Rübenroder
Ernteverluste entstehen durch falsches Köpfen, Abbrechen von Rübenteilen oder durch die von dem Rodeaggregat nicht erfassten Rüben. Daher ist ein Rübenroder je nach Rübenbestand und entsprechend der Bodenverhältnisse einzustellen.
- Der Schlegler sollte die Rübenblätter 1-3 cm über dem Rübenkörper abtrennen. Idealerweise wird die Zuckerrübe dann direkt unter dem Blattansatz geköpft. Schon 1 cm mehr bedeutet einen Erntemassenverlust von 7 bis 9 %. [2]
- Die Rodeschare dürfen nur so tief wie nötig geführt werden. Ein tiefes Roden fördert unnötig viel Erde in den Roder und muss wieder abgereinigt werden. Wird dagegen zu flach gerodet verbleiben die Rübenspitzen im Boden oder die Rodeschare schneiden die Rüben. Bei losem Boden kippen die Rüben auch um und werden nicht mehr erfasst.
- Die Rodegeschwindigkeit ist je nach Durchsatz bzw. Reinigungsfähigkeit des Roders und der Qualität der gerodeten Rüben anzupassen.
- In der Reinigung werden Rübenbeschädigungen und Wurzelbrüche durch geringe Drehzahlen der Siebaggregate vermieden. Die Drehzahlen sind so gering zu wählen, dass ein einwandfreier Weitertransport gerade noch möglich ist. Um mehr anhaftende Erde zu beseitigen sind jedoch höhere Drehzahlen anzustreben. So ist auch diese Einstellung abhängig von den Rüben sowie der Bodenbeschaffenheit. Der beste Kompromiss wird durch ausprobieren erreicht.
Vorgehensweise beim Roden
Nachstehend wird die Vorgehensweise beim Roden eines Rübenfeldes dargelegt. Dabei ist es wichtig ob es sich um einen gezogenen Roder oder einen geschobenen Roder (Rodeaggregat vor der ersten Achse) handelt, beziehungsweise ob das verwendete System beidseitig oder nur einseitig die Rüben aufnimmt. Das Rübenfeld wird vom Vorgewende umschlossen. Dieses ist schon beim Drillen auf den verwendeten Roder abgemessen worden und umfasst im Normalfall zwischen 24 und 48 Rübenreihen.
Beim Anroden wird nicht die am Ackerrand liegende Bahn zuerst gerodet sondern die zweite oder dritte Fahrgasse zuerst, um auch am Rand alle Rüben mit einseitig rodenden Systemen aufsammeln zu können. Bei beidseitig rodenden oder geschobenen Systemen ist dieses Vorgehen teilweise unnötig. Beim Anroden sind geschobene und beidseitige Systeme klar im Vorteil da nicht über den Rübenbestand gefahren werden muss und daher auch keine diesbezüglichen Verluste entstehen. Im Vorgewende wird anfangs eine Fläche freigerodet um dort die geernteten Rüben abzuladen. Notfalls werden, bei Platzmangel oder zu kleinem Bunkervolumen, die ersten Rüben gleich auf einen Anhänger geladen.
Einseitig erntende Roder roden nun ein oder mehrmals mittig durch das Feld und Außen am Feldrand zurück um auch dort das Vorgewende freizulegen. Nun wird abwechselnd um die so entstandenen Beete herum gefahren. So wird ein weiteres überfahren von Rüben vermieden. Je nach Größe des Feldes bzw. der Form werden auch mehrere Beete herausgearbeitet. Beidseitig arbeitende Rübenroder können dagegen nach dem freimachen des Vorgewendes beliebig die Reihen auf und ab roden. Bei langen Feldern ist ebenfalls das Teilen in Beete üblich. So vermeidet man, durch das separate Anlegen von Mieten, lange Leerfahrten zwischen Rübenbestand und Ackerrand. In diesem Zusammenhang werden auch Rüben auf Abfuhrfahrzeuge (z. B. Traktoren mit Anhänger) überladen. Sie ersparen den Rübenrodern den Weg zur Miete. Die Miete selbst wird je nach späteren Ladeverfahren (z. B. Rübenreinigungslader ) beim Abbunkern geformt.
Geschichte
In den Anfängen des Zuckerrübenanbaus wurde noch viel mit Hand gearbeitet. So wurden die Rüben mit verschiedenen Rübengabeln aus dem Boden gehoben, danach per Hand geköpft und auf Haufen geworfen. Dort wurden sie von Pferdekarren abtransportiert.
Im Zuge der voranschreitenden Industrialisierung im letzten Jahrhundert wurde es möglich auch landwirtschaftliche Arbeiten durch den Einsatz von Technik zu erleichtern. Bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden so mehrere Maschinen gebaut die entweder das Köpfen übernahmen oder dem Roden dienten. Diese wurden zunächst von Pferden oder Ochsen gezogen.
Otto Wilke, ein Landwirt aus Harber in Niedersachsen, hatte die Idee eine Maschine zum Ernten der Zuckerrüben zu bauen. Dabei sollten die Rübenblätter exakt abgetrennt, die Zuckerrüben gerodet und beides getrennt auf dem Acker abgelegt werden. In Zusammenarbeit mit Elektromeister Heinrich Meisoll und Schlossermeister Friedrich Bote baute Otto Wilke 1927 die ersten Prototypen eines Vollrübenroder. Ein mit Zinken bestücktes Rad (Igeltaster) sorgte, bei diesen Konstruktionen, für das ertasten der Rübenkopfhöhe und für ein exaktes Abtrennen des Blattes. Eine, 1928 patentierte, Rübenhebevorrichtung zog die Rüben aus dem Boden um sie anschließend in einer Reihe auf Schwad zu legen. Für den Antrieb der Siebketten und Fördereinrichtungen wurde die Drehbewegung der gezackten Räder verwendet.
Die Serienfertigung übernahm die Firma Krupp und stellte 1936 die erste weiterentwickelte Maschine zum Verkauf. Ende 1936 übernahm Lanz in Mannheim die Fortsetzung der Produktion. Durch die Erfindung der Zapfwelle wurde, durch den Wegfall des störanfälligen Antriebs über das Rad, die Arbeit des Vollrübenroders entscheidend verbessert.
Nach dem 2. Weltkrieg übernahmen das Patent die Alliierten und verkauften es an die Firma Wilhelm Stoll in Broistedt bei Lengede.[3] Diese entwickelte den Rübenroder ständig weiter. So wurde der Bunker für die Rüben größer, ein Schlegler übernahm das Abtrennen des Blattes während der Nachköpfer nur noch für die Köpfe der Rüben zuständig war. Die Reinigung der Rüben wurde verfeinert und die Reihenzahl auf drei erhöht.
Stoll war lange Zeit Marktführer in Deutschland. Bei der Entwicklung der 6reihigen Rübenvollernter hat die Firma jedoch die Entwicklung verschlafen und ist vom Markt verdrängt worden. Die Firma TIM stellte 1961 ihren ersten “lift-up sugar beet harvester” zum Verkauf und konnte sich mit ihren zweireihigen und dreireihigen Rodeaggregaten länger am Markt behaupten. Aber sie wurde durch die wachsende Konkurrenz der Sechsreiher Rodeaggregate in eine Aussenseiterrolle gedrängt.[4] Vorreiter bei der Entwicklung von 6-reihigen Rodern waren die Firmen Holmer und ROPA. Hermann Paintner, ein junger Landwirt aus Bayern, hatte bereits 1972 einen selbstfahrende Zuckerrübenvollernter aus alten vorhandenen Komponenten und Teilen gebaut. Den Auftrag für eine Kleinserie bekam,1973, die Firma von Alfons Holmer aus Eggmühl. Die Roder wurden unter dem Namen Holmer, System Paintner bekannt. Im Jahr 1986 gründete H. Paintner seine eigene Firma in Sittelsdorf mit dem Namen Ropa.[5] Ab 1988 nahmen die Roder langsam den heutigen Grundzüge an. Rahmen mit großen Rädern für geringen Bodendruck, ein voluminöser Bunker, Allradlenkung und die effektive Reinigung der Rüben sorgten für den Durchbruch am Markt. Heute sind diese auch Köpfrodebunker genannten Maschinen Standard und aus der Zuckerrübenindustrie nicht mehr wegzudenken.
Zeittafel
- 1927 baut Otto Wilke den ersten Vollrübenroder
- 1936 erst Firma Krupp, später dann Lanz in Mannheim erste Serienfertigung eines Vollrübenroders
- ab 1945 übernimmt Stoll die Rübenroderproduktion nach dem Kauf der Patentrechte
- 1961 Tim Thyregod A/S aus Dänemark erweitern ihr Angebot um einen Rübenvollernter
- 1972 Paintner baut einen 6-reihigen selbstfahrenden Vollernter
- ab 1974 erste Serienfertigung eines selbstfahrenden 6-reihigen Köpfrodebunkers. Typ: Holmer, System Paintner
- 1974 Frans en Richard Vervaet baut in Biervliet (Frankreich) einen Vollernter mit Bunker
- 1986 H. Paintner gründet die ROPA Fahrzeug und Maschinenbau GmbH
- 1992 dreiachsiger Roder von Ropa
- 1995 dreiachsiger Roder von Ropa mit Knickrahmen
- 1996 Holmer Terra Dos mit Knickrahmen
- 1996 Elektronik hält Einzug in die Rübenrodertechnik
- 1998 Euro Tiger von Ropa
- 2004 Firma Grimme baut einen Vollernter mit Raupenketten
- 2006 Ropa baut 9-reihiges Rodeaggregat mit Schnell-Kupplung
Hersteller
Deutschland
- FRANZ KLEINE Vertriebs & Engineering GmbH
- Grimme Landmaschinenfabrik GmbH & Co. KG
- Holmer Maschinenbau GmbH
- ROPA Fahrzeug- und Maschinenbau GmbH
Ausland
- Agrimac Holding (Niederlande) - Marken: Agrifac, Riecam und WKM
- Gilles S.A. (Belgien)
- Ets Franquet SA (Frankreich)
- Frans Vervaet B.V. (Niederlande)
- Kongskilde Industries A/S (Dänemark - Marken: Thyregod und TIM
- MATROT Equipements (Frankreich)
Siehe auch
Quellenangaben
- ↑ a b DLG-Pressemitteilung Nr. 34, 14. September 2005
- ↑ a b >Agrarwirtschaft< Fachstufe Landwirt ,7. Auflage, BLV Verlagsgesellschaft mbH - ISBN 3-405-16403-6
- ↑ www.peine-city-map.de [1]
- ↑ Focus Denmark[2]
- ↑ Ropa Geschichte[3]
Weblinks
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