Trecker

Trecker
Moderner Traktor vom Typ Deutz-Fahr Agrotron 130
Ein Traktor der Marke Ford, Modell 5000 mit 68 PS Bj.1968-72
Bei der Austernzucht in der Bretagne eingesetzter Fiat 566

Ein Traktor (Mehrzahl Traktoren, von lateinisch trahere, „ziehen“) ist eine Zugmaschine, die in erster Linie in der Landwirtschaft benutzt wird. In Norddeutschland werden statt Traktor die Begriffe Schlepper, Ackerschlepper und Trecker verwendet. Letzterer stammt aus der plattdeutschen Sprache und ist von trecken („ziehen“) abgeleitet. Im süddeutschen Raum werden auch die Begriffe Schlepper und Bulldog verwendet. In Österreich und Deutschland lautet der amtliche Begriff für Traktor Zugmaschine.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Trecker 1949 (Mangelwirtschaft)
Halbkettenfahrzeug als Traktor, 1951

Die ersten Traktoren wurden durch Dampfmaschinen angetrieben (Lokomobile). Später setzte sich in Europa der Dieselmotor als Antriebsquelle durch, während in Amerika noch einige Zeit auch Benzinmotoren zum Einsatz kamen. Bis in die 1970er Jahre hatten Traktoren eher geringe Motorleistungen, dafür jedoch hohe Drehmomente und stark untersetzte Getriebe. Moderne Traktoren weisen vielfach über 100 kW Leistung auf und können manchmal bis zu 80 km/h Geschwindigkeit erreichen.

Besonders hohe Leistungen weisen Sporttraktoren auf, die für das Tractor-Pulling eingesetzt werden, eine Motorsportart, die im 20. Jahrhundert in USA aufkam und sich Anfang der 80er Jahre auch über Europa ausbreitete. Beim Tractor Pulling geht es darum, einen Bremswagen, der seinen Zugwiderstand streckenabhängig erhöht, auf einer 100 m Piste möglichst weit zu ziehen. In der Freien Klasse liegen die Leistungen der Traktoren manchmal bei bis zu 10.000 PS.

Eine sehr bekannte Konstruktion stellt der Lanz Bulldog von 1921 dar, der auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch als Vorbild für viele Nachbauten weltweit diente und heute Liebhaberpreise erzielt. Er gehört bei jedem Treffen historischer Traktoren einfach dazu; in verschiedenen Gegenden Deutschlands entwickelte sich der Name Bulldog umgangssprachlich gar zum Synonym für den Begriff Traktor. Das Lanz-Werk in Mannheim wurde 1956 von John Deere übernommen und ist heute die größte Traktorfabrik Europas. Wegweisend in der Treckerentwicklung waren auch die Erfindungen der hinteren Dreipunktaufhängung mit Hydraulik (Dreipunkthydraulik) durch Harry Ferguson und der Zapfwelle, die sich ab ca. 1960 allgemein durchsetzten und aus der landwirtschaftlichen Zugmaschine einen sehr vielseitig nutzbaren Geräteschlepper machte.

Außerhalb der Landwirtschaft werden Traktoren auch als Zugmaschinen beim Zirkus und im Straßenbau eingesetzt. Auch in der kommunalen Grünpflege und Straßenreinigung hat die Verwendung spezieller meist kleinerer Traktoren immer mehr zugenommen.

Konstruktion und Verwendung

Traktoren in der DDR, Juli 1955
Dieselbetriebene Lokomobile aus Ungarn

Traktoren werden zum Ziehen / Antreiben von Anhängern und Feldgeräten benutzt.

Verbindungsstellen zu Landmaschinen und Anhängern

Verbindung von Traktor und Gerät

Energieübertragungsverfahren

  • Zapfwelle hinten (optional vorn): Die vom Motor erzeugte Bewegungsenergie (Rotation) wird über Kurbelwelle und Zapfwellengetriebe auf die angehängten/angebauten Geräte übertragen
  • Stromanschluß für geringverbrauchende Motoren und Stellglieder sowie für Fahrbeleuchtung der Feldgeräte und Anhänger
  • Hydraulikanschlüsse hinten (optional vorn), zum Antrieb und Ansteuerung von Motoren und Ventilen an Feldgeräten und Anhängern: Die Hydraulikpumpe des Traktors erzeugt einen Ölstrom, der die vom Traktormotor erzeugte Bewegungsenergie über Leitungen an fahrzeugeigene oder an den Feldgeräten angebaute Kraftwandler (einfach und doppelt wirkende Hubzylinder bzw. Hydraulikmotoren) überträgt
  • Druckluftanschluß für Bremsen der Anhänger (optional)

Ausstattung und Verwendung

Traktor Porsche 1959 01.ogg
Porsche Traktor von 1959

Um die für die Feldarbeit notwendige Geländegängigkeit zu erreichen, besitzen Traktoren oft Allradantrieb und mindestens zwei, heute oft auch vier sehr große Räder mit grobstolligen Profil. Die Fahrzeuglenkung erfolgt mit (elektro-)hydraulischer Unterstützung. Heutige Traktoren gibt es für viele Verwendungszwecke in allen Formen, wie ganz kleine, die vor allem im Gebirge in der Forstwirtschaft oder Almwirtschaft eingesetzt werden können, sehr schmale für den Weinbau oder große für den Ackerbau im Flachland. Um eine optimale Geschwindigkeit für die jeweilige Arbeit zu erreichen verfügen moderne Traktoren oftmals über ein vielstufiges Lastschaltgetriebe oder ein stufenloses Getriebe. Als häufig genutzte Zusatzausrüstung an Traktoren ist ein Frontlader, manchmal auch ein Hecklader angebracht. Größere Traktoren verfügen heute meistens über eine Kabine mit Klimaanlage und haben gegenüber anderen Fahrzeugen technische Besonderheiten wie Einzelradbremse und Differentialsperren.

Sonderformen stellen der Unimog, der Geräteträger und der so genannte Muli dar, die meist mit einem etwas längeren Radstand als andere Traktoren konstruiert sind. Der Geräteträger verfügt vorn vor oder über dem Unterflurmotor über einen weiteren Anbauplatz für zusätzliche Arbeitsmaschinen (alternativ eine Ladepritsche), während der Unimog und der Muli hinter der Fahrerkabine noch eine Transportfläche aufweisen und sehr geländegängig sind. Der Muli wird vor allem in Westösterreich, der Schweiz und Südtirol eingesetzt. Auch die sog. Trac-Schlepper (MB-Trac, Deutz INTRAC, JCB Fastrac, CLAAS XERION (veränderbare Kabinenposition), bei denen der Arbeitsplatz des Fahrers weiter vorn oder mittig zwischen den Achsen positioniert ist, weichen von der herkömmlichen Standard-Bauweise ab. Eine andere vereinfachte kleine Schlepperform ist der handgeführte Einachsschlepper.

Der Trend zu immer stärkeren und schwereren Maschinen (höhere Zugkraft) hat als Folge auch eine höhere Bodenverdichtung und damit geringere Bodenerträge zur Folge. Dem kann mit dem Aufziehen von ballonartigen Niederdruckreifen (Terrareifen), die das Fahrzeuggewicht besser verteilen und durch den niedrigen Reifeninnendruck auch weniger Bodendruck verursachen, oder dem Einsatz von Zwillingsreifen (Montage eines zweiten, vollständigen Rades am eigentlichen Rad des Schleppers) entgegengewirkt werden.

Bedingt durch die steigenden Fahrgeschwindigkeiten von Traktoren (bis zu 80 km/h beim JCB Fastrac) und durch die geringe Dämpfung der großvolumigen Traktorreifen besitzt ein Großteil der heutigen Traktoren eine Federung zumindest der Vorderachse. Die Vorderachse wird meistens durch ein hydraulisches oder ein pneumatisches System gefedert. Traktoren mit Vollfederung sind bisher nur wenig verbreitet, obwohl sie Vorteile für den Fahrkomfort, die Fahrsicherheit und den Bodenschutz mit sich bringen.

Die häufigsten Unfälle mit Traktoren geschehen in bergigen Gegenden durch Umkippen. In Österreich müssen sie deshalb seit 1960, in Deutschland seit Anfang der 1970er Jahre, mit einem Überrollbügel ausgestattet werden. Im Zuge dessen wurden vermehrt überrollsichere Kabinen aufgebaut.

Anbaugeräte

Rückansicht eines modernen Fendt-Traktors mit Unterlenkern der Dreipunkthydraulik, Zapfwelle und Anschlüssen für externe Hydraulik- und Stromabnehmer
Trecker 1949 beim Pflügen
Renault-Traktor 2002 beim Pflügen mit einer Scheibenegge

Neben seiner Grundfunktion als Zugmaschine kann ein Traktor eine Vielzahl von Maschinen über seinen Nebenantrieb, die eingebaute Hydraulikanlage oder elektrischen Strom antreiben.

In der einfachsten Form dient der Traktor nur als Zugfahrzeug

Das Gerät wird gleichzeitig gezogen oder vom Traktor getragen und über die Zapfwelle oder hydraulisch angetrieben

Das Gerät wird über die Zapfwelle oder die Hydraulik angetrieben, während der Traktor steht

Hinsichtlich der Anbringung am Traktor wird bei diesen Geräten unterschieden zwischen

  • Anbaugeräten, die (flexibel) in die Dreipunkthydraulik eingehängt werden und
  • Aufbaugeräten, die (extrem belastbar) fest mit den Rahmen verbunden sind.

Aufbaugeräte finden sich z.B. bei Schleppern mit Forstausrüstung (schwere Doppeltrommel-Seilwinde mit Funkausrüstung, Polterschild, „Frontpolterteil“, Sicherheitskabine, Fensterschutzgitter, schwingungsgedämpftem Fahrersitz, Astabweisern, Schutzabdeckungen – u. a. Reifenventile, Unterboden – sowie verstärkten Reifen). Solche Traktoren stellen einen Übergang zu Spezialmaschinen dar (z. B. Forstspezialmaschinen mit Knicklenkung).

Gerade in der Landwirtschaft werden diese Geräte oft regional sehr unterschiedlich bezeichnet. Viele Geräte, die früher von einem Traktor angetrieben wurden, sind heute selbst so groß und speziell, dass sie eigenständige Maschinen sind, wie z. B. Mähdrescher, Häcksler oder Forstspezialmaschinen.

Neuere Entwicklungen sehen vor, dass Anbaugeräte über das Bussystem ISOBUS an den Traktor angeschlossen werden. Die Steuerung der Geräte erfolgt dabei einheitlich über ein in den Traktor integriertes Bus-Terminal. Das Nachrüsten von älteren Traktor-Modellen mit Bus-Terminals ist ebenfalls möglich.

Fahrerlaubnis

Die Führerscheinklassen zum Betrieb landwirtschaftlichen Gerätes sind in Europa national geregelt. Sie gelten nicht international.

Deutschland

In Deutschland ist zum Führen eines Traktors eine Fahrerlaubnis der Klasse L (mit 16 Jahren oder mit Sonderantrag mit 15) (früher Klasse 5) erforderlich. Ohne Anhänger darf man Maschinen mit einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit bis 32 km/h fahren. Die Mitführung eines zulassungsfreien Anhänger (25 km/h; grünes Wiederholkennzeichen) ist erlaubt. Zum Führen eines schnelleren Traktors ist Klasse T (wenn nicht vorhanden, dann in Abhängigkeit vom zGG entweder B, C1 oder C, bei Anhängerbetrieb mit "E"), erforderlich. Ab 16 Jahren bis 18 Jahren ist maximal 40 km/h erlaubt. Ab 18 Jahren kann der Landwirt dann Traktoren bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h fahren.

Österreich

Notwendig ist eine Lenkberechtigung bzw. Führerschein der Klasse F. Hat die Zugmaschine eine Bauartgeschwindigkeit von nicht mehr als 10 km/h (und damit kein Kennzeichen), so gilt die Zugmaschine als Fuhrwerk und es ist keine Lenkberechtigung notwendig. Mit der Lenkberechtigung der Klasse F dürfen alle Zugmaschinen gelenkt werden, deren Bauartgeschwindigkeit 50 km/h nicht übersteigt. Außerdem dürfen auch Anhänger über 750 kg Gesamtgewicht gezogen werden, ohne dass eine zusätzliche Lenkberechtigung benötigt wird.

Für Zugmaschinen mit höherer Bauartgeschwindigkeit als 50 km/h benötigt man entweder einen Führerschein der Klasse B (bei Zugmaschinen bis 3500 kg höchster zulässiger Gesamtmasse) oder Klasse C.

Die Lenkberechtigung der Klasse F gilt nur im Inland.

Traktorfreunde

Etwa seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts finden sich in Deutschland und Österreich verstärkt Traktorliebhaber, die alte Traktoren und die dazugehörigen Anbaugeräte restaurieren und wieder fahrfähig machen. Die Traktorliebhaber finden sich oft in Interessengemeinschaften oder eingetragenen Vereinen zusammen, die Traktortreffen mit diversen Vorführungen und Ausfahrten in den jeweiligen Regionen organisieren. Die Vereine nennen sich meist Traktorfreunde, Bulldogfreunde, Freunde alter Landmaschinen usw. und sind teils Markenbezogen (Lanz, Eicher, Hanomag, Deutz, FAHR, Fendt, Güldner, Porsche, McCormick, Unimog, Schlüter usw.) In Österreich gibt es Traditionsvereine, die speziell eines der ersten Modelle von Steyr den so genannten 15-er, der erstmals Ende der 1940er Jahre bis in die 1960er gebaut wurde, sammeln und pflegen.

Fachpresse

Die zunehmende Sammelleidenschaft für historische Landmaschinen in der Bevölkerung zog auch die Gründung diverser Fachzeitschriften nach sich, die nach langer Dominanz klassischer Vereinsnachrichten den Markt um professionelle journalistische Produkte bereicherten. Diese Publikationen sind meist im Bahnhofsbuchhandel erhältlich. Sie informieren im Zeitschriften-Format und in Farbe über interessante Restaurierungs-Projekte, Vereinsaktivitäten, Schleppertreffen und vieles mehr.

Führende Zeitschriften:

  • Schlepperpost (Verlag Klaus Rabe)
  • AgroClassic (Verlag Eugen Ulmer)
  • Oldtimer Traktor (VF Verlagsgesellschaft mbH)

Die drei Zeitschriften machen ihre Inhalte allerdings kaum im Internet verfügbar. In diese Bresche springen (vor allem im englischsprachigen Raum) unabhängige Journalisten die ihre Reportagen z. B. in Form von Blogs zugänglich machen.

Film

Siehe auch

Traktormarken

Sonstiges

Literatur

  • Nick Baldwin: Klassische Traktoren aus aller Welt. Das Bild-Lexikon der Marken und Modelle aus aller Welt. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-613-02572-8
  • Georg Bauer: Faszination Traktoren und Ernte. DLG-Verlag, Frankfurt/M. 2007, ISBN 978-3-7690-0691-9
  • Wolfgang H. Gebhardt: Deutsche Traktoren seit 1907. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-613-02620-1
  • E. L. Barger: Tractors and their power units. John Wiley & Sons, New York ca. 1952 (Digitalisat)
  • Harold E. Gulvin: Farm engines and tractors. McGraw-Hill, New York 1953 (Digitalisat)
  • H. J. Hine: Tractors on the farm. Use and maintenance. Farmer & Stock-Breeder, London 1947 (Digitalisat)

Weblinks

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