S69-Habicht

S69-Habicht
FRG Naval Ensign

S69 Habicht (P-6119) im Oktober 1985
Geschichte
Schiffsklasse: Klasse 143
Bauwerft: Lürssen-Werft
Kiellegung: 25. Januar 1974
Stapellauf: 5. Juni 1975
Indienststellung: 23.12.1977
Heimathafen: Schnellbootgeschwader Warnemünde
Außerdienststellung: 29. September 2005
Verbleib tunesische Marine als Hasdrubal
Daten
Verdrängung: 390 t
Länge: 57,6 m
Breite: 7,8 m
Tiefgang: 2,6 m
Antrieb: 4 MTU-Dieselmotoren mit

je 4.500 PS
bei 1575 U/min
4 E-Dieselmotoren mit 177 PS,
je Generator 135 kVA
4 Wellen, 2 Ruder

Höchstgeschwindigkeit: 42 Knoten
Besatzung: 40 Offiziere und Mannschaften
Sensoren Seeraumüberwachungsradar

Navigationsradar

MSP 500 (z.B. Wärmebild, Entfernungsmessung)

EloKa-Anlage Octopus

Täuschkörperwurfanlage „HOT DOG“
Düppelausstoßgerät DAG 2200 "WOLKE"

Bewaffnung
76-mm-Geschütze zwei OTO Melara

L/62 Typ CS 1 (Bug-Heck)
später austausch des Heckgeschützes gegen einen RAM-Flugabwehr-Flugkörperstarter mit 21 Zellen

Flugkörper vier MM38 Exocet
Torpedos zwei 533-mm-Torpedorohre für drahtgelenkte Torpedos DM2A

S69 Habicht (P6119) ist ein Flugkörperschnellboot der Albatros-Klasse (Klasse 143) der deutschen Marine.

Die Konstruktion und der Entwurf stammen von Lürssen, in Zusammenarbeit mit MTG Hamburg. Der Bauauftrag ging am 13. Juli 1972 an die Werft Kröger.

Konstruktion

Das Boot wurde in (Komposit-) Holz- und Stahlbau unter Verwendung von Leichtmetall für die Aufbauten erstellt und erreichte ein Verdrängung von 385 t. Vier Dieselmotoren mit zusammen 18.000 PS Höchstleistung verliehen dem Boot eine Geschwindigkeit von bis zu 42 kn.

Die Bewaffnung bestand aus zwei 76-mm-OTO-Melara-Geschützen L/62 Typ CS 1, vier Startern für Seezielflugkörper System MM 38 Exocet und zwei 533-mm-Torpedorohre (Schussrichtung achteraus) für drahtgelenkte Torpedos.

Zum Eigenschutz war S69 Habicht mit ABC-Schutz, dem elektronischen Kampfführungssystem Oktopus, Düppelwurfanlage WOLKE, einer Täuschkörperwurfanlage „HOT DOG“ sowie einem magnetischen Eigenschutz (MES) ausgestattet.

Zur Führung standen neben GPS und Radar das automatische Gefechts- und Informationssystem (AGIS) und S-Boote LINK 11 (Lagebildaustausch) zur Verfügung.

Als einziges Boot dieser Klasse wurde Habicht mit einem Schiff-Luft-Flugkörperstarter Rolling Airframe Missile nachgerüstet, wie er dann auf der Nachfolgeklasse Gepard-Klasse serienmäßig zum Einsatz kam.

Geschichte

Am 25. Januar 1974 erfolgte die Kiellegung von S69 Habicht, als vorletztes Schnellboot der Klasse 143, in der Krögerwerft in Rendsburg. Schon bei der Werfterprobungsfahrt nach dem Stapellauf am 5. Juni 1975 auf der Tegeler Platte wurde das Motto „Immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel“ aufgrund einer Grundberührung das erste Mal zunichte gemacht. Als Folge dieser Havarie erhielt das Boot den ungewollten Beinamen „Schnellstes Landungsboot der Marine“. Dadurch verzögerte sich die Indienststellung von S69, so dass diese verspätet in Bremen unter dem Kommando von KptLt Lagois, als letztes Boot des 2. S-Geschwaders, erfolgte. Mit dem Zulauf von S69 Habicht zum 2. Schnellbootgeschwader, im ehemaligen Heimathafen Olpenitz, endete die Umstellung von der veralteten Jaguar-Klasse auf die Flugkörperschnellboote der Albatros-Klasse 143. Die Integration von S69 Habicht in das 2. Schnellbootgeschwader erfolgte zügig. Dies machte sich unter anderem durch intensive Ausbildungsvorhaben im Einzel- und Geschwaderrahmen in heimischen sowie in ausländischen Gewässern bemerkbar, bei denen insbesondere Schadensabwehr- und Gefechtsausbildung, Waffeneinsatz und seemännische Handhabung des Bootes gedrillt wurden.

Erst im Dezember 1981 erhielten die Boote des 2. Schnellbootgeschwaders neben Ihrer „S“-Nummer, der Tradition der Marine folgend, die Namen von Greifvögeln, S69 wurde so zu S69 Habicht. Mit dem Rufzeichen „DRCC“. Auf seinen Reisen befuhr das Boot Ostseen, Nordsee, Mittelmeer und Nordmeer bis zum Polarkreis. Seine Kurse führten es nach und um England sowie in die Irische Republik. In den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Portugal gingen Besatzungsangehörige des Habicht als Botschafter in Blau an Land, unter dem Motto des 2. Schnellbootgeschwaders "F-H-G" (Fröhlich-Heiter-Gelassen).

Im November 1981 wurde der erste nasse Torpedoschuss von Bord S69 ausgelöst und im ersten Quartal 1983 wurde das Raketensystem RAM versuchsweise aufgebaut. Der Habicht war somit das einzige Boot der Klasse 143, das mit diesem Flugabwehrsystem die See befuhr. Von Bord des Bootes starteten Flugkörper und es wurden Luft- und Seezielschiessabschnitte bestritten. Im November 1994 verlegte S69 Habicht zusammen mit dem 2. Schnellbootgeschwader von seinen bisherigen Heimathafen Olpenitz zum mecklenburgischen Warnemünde.

Noch zwei weitere Male in der Dienstzeit von S69 Habicht fehlte die notwendige „Handbreit Wasser unter dem Kiel“, wodurch außerplanmäßige Werftliegezeiten erforderlich wurden und das Boot ungewollt für weitere Einsätze und Manöver unbrauchbar machte.

Mitte August 1995 machte ein Feuer im Motorenraum Abteilung VI eine neuerliche Werftpause notwendig. Trotz der professionellen und schnellen Arbeit der Schiffssicherungsgruppe sowie der Besonnenheit der Bootsführung, die im schnellen Löschen des Feuers resultierte, entstand ein Schaden, dessen schwere Folgen erst viel später ans Tageslicht kommen sollten. Eine komplette Neuverkabelung des Bootes wurde erforderlich, wodurch sich die Werft- und Arsenalliegezeit bis Juli 1997 hinauszögerte.

Seit der Verlegung der zehn Boote des 7. Schnellbootgeschwaders, ebenfalls nach Warnemünde, und einer 50/50-Vermischung der beiden Geschwader (2. und 7.) ist S69 Habicht jetzt dem 7. Schnellbootgeschwader zugehörig. Habicht und Kormoran waren die letzten beiden in Dienst befindlichen Schnellboote der Albatros-Klasse. Beide wurden Mitte Dezember des Jahres 2005 außer Dienst gestellt und anschließend nach Tunesien verkauft.


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