SA-22 Greyhound

SA-22 Greyhound
Panzir-S1
Panzir-S1
Panzir-S1
Grunddaten
Funktion Boden-Luft-Lenkwaffensystem
Hersteller KBP Instrument Design Bureau
Stückpreis 15 Mio. $
Entwicklung 1994
Weitere Leistungsmerkmale
Triebwerk
 Erste Stufe Feststoffrakete
Gefechtsgewicht 74,5 kg
Länge 3,2 m
Durchmesser 170 mm
Geschwindigkeit 1.300 m/s
Reichweite 1-20 km
Service ceiling 15.000 m
Gefechtskopf 20 kg FRAG-HE oder Continuous Rod
Zielerkennung Radarzielverfolgung mit Funkkommandolenkung

Panzir-S1 (russisch Панцирь-С1) ist ein modernes, russisches Kurzstrecken-Luftabwehrraketen-System. Der NATO-Codename lautet SA-22 Greyhound, der GRAU-Index 96K6. Das System ist der Nachfolger des Tunguska M-1-Komplexes.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das Panzir-S1-Flugabwehrsystem ist ein bodengestütztes Kurz- und Mittelstreckenflugabwehrsystem auf Rad, Kette oder stationär mit zwei oder drei Mann Bedienung. Das System ist mit zwei Maschinenkanonen und insgesamt zwölf Flugabwehrraketen ausgestattet, die sich in 2×6 Rohren links und rechts der Kanonen befinden. Die Ziellenkung erfolgt entweder per Radar oder optischer Zielzuweisung und Kommandolenkung. Das Panzir-S1 wird zur Verteidigung von zivilen und militärischen Punkt- und Flächenzielen, für motorisierte und mechanisierte Verbände bis auf Regimentsebene eingesetzt. Des Weiteren kann es zum Schutz von Langstrecken-Boden-Luft-Lenkwaffensystemen, wie den S-300- und S-400-Flugabwehrsystemen, eingesetzt werden. Bei Geschwindigkeiten von bis zu 1.000 Meter pro Sekunde können sämtliche Luftziele in Entfernungen von 0 bis 20.000 m und in Höhen von 0 bis 15.000 m effektiv bekämpft werden.

Geschichte

Die Entwicklung begann im Jahr 1990 unter der Bezeichnung Panzir-S1, welches das Nachfolgesystem des Flugabwehrkomplexes Tunguska M-1 werden sollte. 1994 wurde der erste Prototyp fertiggestellt und auf der Ausstellung MAKS-1995 vorgestellt. Aufgrund finanzieller Engpässe wurden die Entwicklungsarbeiten vorerst eingestellt.

Am 24. Mai 2000 kündigte Russland den Verkauf von 50 Panzir-S1-Flugabwehrsystemen an die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) an. Der russische Rüstungshersteller KBP aus Tula wurde beauftragt, umfangreiche Überarbeitungen und Verbesserungen durchzuführen. Die Kosten beliefen sich auf ca. 734 Millionen US-Dollar, von denen 30 % im Voraus bezahlt wurden, um die noch ausstehende Entwicklung finanzieren zu können. Dadurch wurde das Panzir-S1-Flugabwehrsystem zum ersten russischen Waffensystem, dessen Entwicklung zum Großteil vom Ausland finanziert wurde.

Durch die Wiederaufnahme wurde das Flugabwehrsystem noch einmal grundlegend überarbeitet, so dass de facto nur das Layout erhalten blieb. Alle wichtigen Komponenten des Systems wurden ausgetauscht. Das System hat zwei neue Radars mit vergrößerter Reichweite, die in der Lage sind, mehr Luft- und Bodenziele zu erfassen. Zudem wurde ein moderner Feuerleitrechner eingebaut, der die Reaktionszeit deutlich minimiert. Zudem konnte durch den Einsatz moderner platzsparender Elektronik 1/3 des ursprünglichen Volumens der Operator-Kabine eingespart und auch das Gesamtgewicht halbiert werden. Auch die Bewaffnung wurde modernisiert: So ist das System mit der Maschinenkanone 2A38M und den neueren Raketen 57E6-E ausgestattet. Von Juni 2006 bis Mai 2007 wurde das Panzir-S1-Flugabwehrsystem auf dem russischen Raketenschießplatz Kapustin Jar getestet. Weitere Tests folgen in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Technik

Fahrzeug

Der erste Prototyp des Panzir-S1-Flugabwehrsystems basierte auf einen Ural-5323-Lkw, was aber inzwischen nicht mehr ausreichen dürfte. Stattdessen gibt es diverse andere Optionen. Ein KAMAZ-6560 8×8 stellt die Basis des aktuellen Ausstellungs- und Testgeräts dar. Der KAMAZ-6560 kann bei einem Gesamtgewicht von 38 Tonnen eine Nutzlast von insgesamt 23 Tonnen aufnehmen. Dieser Lkw-Typ wird von einem 400-PS-starken Motor angetrieben. Des Weiteren ist es möglich, das Flugabwehrsystem auf den schweren MZKT-7930 mit einer Leistung von über 500 PS zu montieren.

Daneben plant der Hersteller, das System auch auf dem gepanzerten Kettenfahrgestell GM-352M1E aus Weißrussland anzubieten. Dies hätte den Vorteil, dass die Maschinenkanonen und Lenkraketen auch während der Fahrt eingesetzt werden könnten. Allerdings gibt es für diese Konfiguration noch keine Kunden. Die Vereinigten Arabischen Emirate werden ihre Systeme auf Basis eines 8x8-Lkws des deutschen Herstellers MAN einsetzen.[1]

Weiterhin wurde eine Reihe von Unterstützungsfahrzeugen entwickelt, um die Einsatzmöglichkeiten zu erweitern:

  • Transporter-Lader - Ein Ladefahrzeug je zwei Kampffahrzeuge ermöglicht ein zeitnahes Nachladen bei Kampfeinsätzen
  • Wartungsfahrzeug - Übernimmt mit seinen Technikern Wartungs- und Reparaturarbeiten an der Mechanik.
  • Elektronik-Wartungsfahrzeug - Unterstützt Arbeiten an den Computer- und Elektroniksystemen.
  • Justierfahrzeug - Einrichtung von Waffen- und Meßsystemen.
  • Ersatzteilfahrzeug - Trägt einen Satz von Ersatzteilen und Spezialwerkzeugen für das System.
  • Mobiler Trainer - Hiermit können Besatzungen unter feldnahen Bedingungen geschult werden.

Radar

Das Panzir-S1 Feuerkontrollsystem umfasst Zielerfassungsradar und ein Doppelwellenbandradar, das im EHF- und UHF-Band funktioniert. Beide Radarsysteme nutzen das phased-array Verfahren, das durch elektronische Strahllenkung und -Fokussierung eine sehr hohe Genauigkeit ermöglicht.

Das Zielfolgeradar ist kreisrund und zwischen den Lafetten und Kanonenläufen montiert. Es wurde von KBP aus dem ursprünglichen Fazotron Tracking-Radar und einer ersten phased-array-Variante weiterentwickelt. Das Radar wird im Turm zusammen mit den Lafetten grob in Richtung des Ziels gerichtet und erfasst Ziele mit einer Geschwindigkeit bis zu 1.000 m/s (3.600 km/h), einem Radarquerschnitt bis hinunter zu 2 cm², in einem +/-45° Sektor horizontal und vom Boden bis +85° vertikal, auf Entfernungen von bis zu 28 Kilometer. Dabei können gleichzeitig 20 Ziele im 3D-Modus (Richtung, Höhe, Entfernung, Geschwindigkeit) erfasst werden. Im Automatikmodus erfolgt automatisch Priorisierung und Aufschaltung auf die drei wichtigsten Ziele. Simultan kann das Radar bis zu vier Raketen verfolgen und Daten für deren Kommandolenkung übertragen.

Als Rundsuchradar wird ein Phased-Array Gerät im UHF-Band verwendet, das Ziele in einem 360° Rundkreis auf bis zu 36 km Entfernung erfassen kann. Es spürt Kampfflugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper, sowie UAVs, vom Tiefflug bis zu einer Höhe von 15 Kilometern auf. Befindet sich das Panzir-S1-Flugabwehrsystem auf einem Kettenfahrgestell, kann es dabei in Bewegung bleiben und ist damit durch derartige Waffen selbst schwerer zu treffen.

Daneben steht im Feuerkontrollsystem auch ein elektronisch-optisches System mit Wärme- und Infrarotrichtungssucher zur Verfügung, das auf bis zu 26 km Ziel und Lenkflugkörper im 3-5-micron Band erfasst und automatisch verfolgt. Die digitale Signalaufbereitung und automatische Zielspurhaltung ist mit dem Radar integriert.

Es kann damit zwei Ziele gleichzeitig erfassen und anvisieren. Pro Minute können maximal 12 Ziele erfasst werden. Weiterhin ist ein Freund-Feind-Erkennungs-System (IFF) vorhanden. Die Reaktionszeit von der Zielerfassung durch das Rundsuchradar über die Aufschaltung des Zielfolgeradar bis zum Start der Lenkwaffe wird im Automatikmodus mit 4 bis 6 Sekunden angegeben.

Die Bedienung des Feuerleitsystems erfolgt von drei Operatorplätzen aus. Hier werden erstmals bei russischen Fla-Systemen kompakte und voll computerbasierte Systeme eingesetzt, die via Flachbildschirmen und speziellen Bedienelementen gesteuert werden. Die Kabine ist klimatisiert, verfügt jedoch nicht über die ABC-Schutzeinrichtungen anderer russischer Systeme wie Tor M1.

Für den Export soll eine kostengünstigere Variante des Panzir-S1 speziell entwickelt werden, die nur mit einem elektronisch-optischen Kontrollsystem ausgestattet sein wird.

Bewaffnung

Der Panzir-S1 ist mit insgesamt zwölf Raketenstartbehältern ausgestattet, aus denen Boden-Luft-Raketen des Typs 57E6 bzw. 57E6-E verfeuert werden. Nach dem Start wird der Lenkflugkörper von einem Booster binnen zwei Sekunden auf 1.300 m/s beschleunigt. Danach fällt der Booster ab und ein Sustainer-Triebwerk sorgt für weiteren Schub, währenddessen die Rakete aber etwa 40 m/s pro Kilometer an Geschwindigkeit verliert - nach der Gesamtflugzeit von maximal 15 s beträgt die Endgeschwindigkeit somit nur noch 700 m/s.

Die Rakete wird vom Starterfahrzeug aus, das die Flugbahnen von Ziel und Rakete verfolgt, über zusätzliche Impulse im Signal des Feuerleitradars ferngesteuert. Der im neueren Modell 20 kg schwere FRAG-HE-Gefechtskopf (High Explosive Fragmentation) wird durch einen Radar-Näherungs- oder Aufschlagzünder gezündet. Die Rakete wiegt vor dem Start 74,5 kg und die Einsatzreichweite reicht von 1 bis 20 km.

Der Panzir-S1 ist zusätzlich mit zwei 30-mm-Maschinenkanonen des Typs 2A72 ausgestattet. Insgesamt stehen pro Geschütz 700 Schuss zur Verfügung. Die Besatzung kann zwischen verschiedenen Geschossarten wählen, je nachdem welches Ziel bekämpft werden soll. Die Kadenz liegt bei 2.500 Schuss pro Minute, die effektive Kampfreichweite bei 4000 m und die Zielhöhe bei maximal 3.000 m.

Einsatz

Mitte August 2007 erhielt Syrien die ersten zwölf Panzir-S1-Systeme von insgesamt 50 bestellten. Am 6. September 2007 starteten die Israelischen Luftstreitkräfte einen Luftangriff unter den Decknamen Operation Orchard durch. Der Angriff wurde mit acht Flugzeugen des 69. Geschwaders auf Nordsyrien durchgeführt, um den dort vermuteten Al-Kibar-Reaktor zu zerstören. Israelischen Medien zu Folge gelang es den israelischen Kampfflugzeugen, entweder den Flugabwehrraketen auszuweichen oder mittels elektronischer Gegenmaßnahmen das Radar außer Gefecht zu setzen. Russische Medien und Experten erklärten dagegen, dass das Panzir-S1-Flugabwehrsystem zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Betrieb war.[2]

Darüber hinaus ist das System nicht zur Abwehr größerer Luftschläge entwickelt worden, sondern zur Flugabwehr über dem Gefechtsfeld zum Schutz von Fahrzeugverbänden.[3]

Nutzerstaaten

Verweise

Interne Verweise

Weblinks

Einzelnachweise

  1. UAE must wait for Panzirs auf www.janes.com
  2. youtube: Russia Today: Russian Pantsir-S1
  3. Lessons from Israeli air raid spread far beyond Syria: Artikel in The Vancouver Sun vom 19. September 2007 des Autors Jonathan Manthorpe
  4. www.aviaport.ru: "Die ersten Muster ЗРПК "Panzir-S1" werden 2008 in die russische Luftwaffe eingeführt"
  5. In May 2000, a deal with the UAE to supply 50 Pantsir-S1 SAM worth 720 million USD was announced.
  6. Algeria could become Russia's main military partner
  7. the Syrians purchased between 36 to 50 Pantsir S-1 (SA-22) systems
  8. Iran is set to acquire at least 10 96K6 Pantsyr-S1E self-propelled short-range gun and missile air-defence systems auf www.janes.com

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