- SA-Anwärter
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Die Sturmabteilung (kurz SA) war die paramilitärische Kampforganisation der NSDAP während der Weimarer Republik und spielte als Ordnertruppen eine entscheidende Rolle beim Aufstieg der Nationalsozialisten, indem sie deren Versammlungen vor Gruppen politischer Gegner mit Gewalt abschirmte, bzw. deren Veranstaltungen massiv behinderte. Nach der NS-Machtergreifung wurde die SA von Hermann Göring, dem Reichskommissar für das preußische Innenministerium und damit Dienstherr der preußischen Polizei, kurzzeitig auch als staatliche „Hilfspolizei“ eingesetzt. Nach dem Sommer 1934, als SS-Einheiten die SA-Führungsspitze ermordeten (siehe Röhm-Putsch), verlor sie in der weiteren Zeit des Nationalsozialismus sehr stark an Bedeutung. Nach der Kapitulation des Deutschen Reichs 1945 wurde sie wie NSDAP und SS mit dem Kontrollratsgesetz Nr. 2 verboten und aufgelöst.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Namenswandel
Die erste Ordnertruppe der NSDAP wurde als Saalschutz (kurz SS) zunehmend in Saalschlachten eingesetzt. Daraus entwickelte sich die neue Sturmabteilung (kurz SA) als Schlägertruppe für Zusammenstöße mit linksgerichteten Parteien in Straßenkämpfen. Gleichzeitig bildete die SA parteiinterne Ordnertruppen zur Durchsetzung der Ziele der Führungskader um Hitler in den lokalen Parteigliederungen. Nach Abspaltung der Gruppe Ehrhardt wurde eine neue Schutzstaffel (kurz SS) aufgestellt. Sie übernahm die Funktion der parteiinternen Ordnertruppe. Nach der sog. Machtergreifung 1933 waren nur noch die Kurzbezeichnungen (Akronyme) ’’SA’’ und ’’SS’’ in Gebrauch, die bis zur Ausschaltung der SA-Führung 1934 als nominell separate Organisationen bestanden.
Von den Anfängen in den Zwanzigerjahren bis zur Reichstagsbrandverordnung
Dank Ernst Röhms Kontakten zum bayerischen Militär stellten Angehörige der Minenwerfer-Kompanie 19 den ersten Saalschutz der Partei. Unter ihrem Kommandanten, Hauptmann Julius Schreck, knüppelten sie jeden erbarmungslos nieder, der es wagte, eine Parteiveranstaltung zu stören.
Aus dieser Kompanie bezog Röhm die ersten Mitglieder des parteieigenen Ordnungsdienstes, ihm fehlten aber erfahrene Kommandanten. Diese fand er in der ehemaligen Marine-Brigade Ehrhardt, die im April 1920 offiziell aufgelöst worden war.[1] Am 3. August 1921 wurde Hermann Ehrhardt von Röhm als erster Führer des NSDAP-Versammlungsschutzes eingesetzt, Ehrhardt delegierte diese Aufgabe jedoch am 8. August an den Leutnant Hans Ulrich Klintzsch.
Am 4. November 1921, anlässlich einer öffentlichen Großveranstaltung im Münchner Hofbräuhaus, die von den Nazis als „Saalschlacht“ bezeichnet wurde, bekam der NSDAP-Versammlungsschutz offiziell den Namen „Sturmabteilung“ verliehen. Die SA sollte nun die offiziellen Versammlungen der NSDAP schützen und überwachen; sie entwickelte sich aber auch zu einem Kampfverband zur Einschüchterung der politischen Gegner. Sie wurde militärisch durch die Bayerische Armee (insbesondere durch das Pionierbataillon 7 und das Infanterie-Regiment 19) ausgebildet, sah sich selbst als so genannten „Wehrverband“ und wurde auch von der bayerischen Regierung in eventuelle Mobilmachungspläne voll eingebunden.
Die Münchner SA umfasste bereits 1923 rund 1150 Mann und verfügte über Artilleriehundertschaften und Kavalleriezüge. Ihre Kommandanten legten sich ebenfalls militärische Bezeichnungen wie Gewehr- oder Geschützführer zu.[2]
Am 9. November 1923 beteiligten sich auch die rund 2000 Mitglieder[3] der SA unter ihrem militärischen Führer Hermann Göring am Hitler-Ludendorff-Putsch. Bei diesem Putschversuch wurden 16 NSDAP-Mitglieder (darunter fünf Stoßtrupp-Männer) von der Münchner Polizei und dem Militär erschossen; die Partei hatte damit ihre ersten „Blutzeugen“. Nach dem Putsch übertrug Friedrich Ebert dem Chef der Reichswehr – Hans von Seeckt – die vollziehende Gewalt. Dieser erließ am 23. November ein Verbot der NSDAP und auch der KPD. Zur Umgehung dieses Verbots wurde die SA von April 1924 bis Februar 1925 als Frontbann bezeichnet.
Nach der Neugründung der Partei im Februar 1925 wurde die SA unter Franz Pfeffer von Salomon wieder aufgestellt. Ernst Röhm fragte am 30. April bei Hitler an, ob die SA sich wieder als „Wehrverband“ der Partei sehen dürfte, erhielt jedoch vier Wochen später folgende Absage: Eine neue Wehrbewegung gedenkt Herr Hitler nicht aufzuziehen, wenn er es seinerzeit tat, so nur auf Veranlassung der Herren, die ihn nachher im Stich ließen. Heute braucht er lediglich einen Saalschutz, wie vor dem Jahre 1923.[4]
Die Hauptaufgaben der SA bestanden nun nach Hitlers Willen in Aufmärschen und „zivilen“ gewalttätigen Übergriffen gegen politische Gegner. Dazu gehörten in erster Linie Mitglieder der KPD und der SPD, die in Straßen- und Saalschlachten mit dem kommunistischen Roten Frontkämpferbund und dem sozialdemokratisch geprägten republikanischen Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold bekämpft wurden, aber auch Juden sowie christliche Gruppierungen wie die Kolpingjugend.
In der folgenden Zeit wurde die SA von Pfeffer von Salomon und Ernst Röhm (nach seiner Rückkehr 1930) zu einer schlagkräftigen und straff gegliederten Organisation geformt. Das Anwachsen der SA wurde durch Wirtschaftskrise und Wahlerfolge der NSDAP begünstigt. 1930 hatte die SA zeitweise 60.000 bis 80.000 Mitglieder und 1932 bereits etwa 220.000 eingetragene Mitglieder.
Ein wegen der Terrorwelle im April 1932 vom Reichskanzler Heinrich Brüning ausgesprochenes Verbot der SA wurde bereits im Juni von Brünings Nachfolger Franz von Papen wieder aufgehoben. Im Vorfeld der Reichstagswahl Juli 1932 gab es bürgerkriegsähnliche Zustände mit insgesamt etwa 300 Toten und über 1100 Verletzten, an deren Zustandekommen die SA maßgeblich beteiligt war.
Die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 feierte die inzwischen auf über 400.000 Mitglieder angewachsene SA mit einem nächtlichen Fackelzug vom Großen Stern in Berlin kommend durch das Brandenburger Tor zur Reichskanzlei in der Wilhelmstraße.
Viele SA-Männer erwarteten die sofortige Machtübernahme im Stile eines gewaltsamen Putsches. Bereits im Herbst 1931 waren die Boxheimer Dokumente mit Plänen für einen Staatsstreich der SA an die Öffentlichkeit gelangt.
Doch die Führung der Nationalsozialisten scheute die Option eines gewaltsamen Putsches der SA, der zu diesem Zeitpunkt einen Bürgerkrieg gegen den Roten Frontkämpferbund und das Reichsbanner mit unklarem Ausgang bedeutet hätte. Ob die Reichswehr und vor allem die preußische Polizei, die während der Weimarer Republik unter starkem sozialdemokratischen Einfluss gestanden hatte, sich geschlossen den Anweisungen der neuen Regierung fügen würden, war ebenfalls nicht sicher.
Von einem Stillhalten der SA konnte jedoch keine Rede sein. Unmittelbar nach dem 30. Januar fielen dem Terror der SA – allein in Berlin – mehrere Menschen zum Opfer und viele wurden verletzt. SA-Trupps organisierten auf eigene Faust Hausdurchsuchungen und Verhaftungen.
Am 22. Februar 1933 wurde durch den kommissarischen preußischen Innenminister Hermann Göring die preußische Hilfspolizei gegründet. Sie rekrutierte sich vornehmlich aus den Reihen der SA, die damit in den staatlichen Machtapparat eingebunden wurde. Die SA konnte nun mit staatlicher Autorität und umfassenden Zuständigkeiten operieren, was einerseits ihr Handlungsbedürfnis befriedigte, es andererseits zugleich auch kanalisierte. Zusätzlich veranlasste die massive Präsenz der SA die regulären Polizeikräfte, sich den neuen Machthabern anzupassen. Es wird geschätzt, dass allein in Berlin etwa 3000 bis 5000 SA-Männer zu Hilfspolizisten ernannt wurden.
In diesem Zusammenhang trat die SA-Feldpolizei in Erscheinung. Während diese berüchtigte Sondereinheit der SA-Führung anfangs zur Verfolgung und Inhaftierung von Regimegegnern eingesetzt wurde, erhielt sie später zunehmend innerorganisatorische Ordnungsaufgaben, die sie unter ihrer neuen Bezeichnung SA-Feldjägerkorps bis 1935 ausübte. Die preußische Hilfspolizei wurde bereits Anfang August 1933 wieder aufgelöst.
Die „Reichstagsbrandverordnung“ wurde unmittelbar nach dem Reichstagsbrand in der Nacht auf den 28. Februar 1933, einige Tage vor der Reichstagswahl 1933 erlassen. Damit wurden die Grundrechte der Weimarer Verfassung praktisch außer Kraft gesetzt und der Weg freigeräumt für die legalisierte Verfolgung der politischen Gegner der NSDAP durch Polizei und SA.
Hitlers Doppelspiel
Für Hitler war die SA gerade wegen des Terrors, den sie ausübte, in der ersten Phase der Machtübernahme extrem nützlich. Einerseits konnte er mit ihrer Hilfe seine Gegner einschüchtern und terrorisieren, andererseits konnte er sich bei den Konservativen als die einzige Person darstellen, die in der Lage war, die SA zu bändigen. Je nach Umständen drohte er implizit damit, der SA wirklich freie Hand zu lassen, oder versprach, mäßigend auf sie einzuwirken. Mit dieser Taktik brachte er die Konservativen dazu, dem Terror zuzustimmen und ihn auch noch dafür zu belohnen, dass er den Terror auf einem „erträglichen Niveau“ hielt.
„Röhm-Putsch“ 1934
Hauptartikel: Röhm-Putsch
Nachdem Adolf Hitler auch dank der SA im Laufe des Jahres 1933 seine Macht immer weiter gesichert hatte, entzog er ihr im Sommer 1934 die Gunst. Am 30. Juni 1934 besuchte Hitler Röhm an dessen Urlaubsort Bad Wiessee. Er beschuldigte ihn, Putschpläne zu hegen, und machte ihm seine Homosexualität zum Vorwurf. In der Parteiführung war es ein offenes Geheimnis, dass Röhm und Teile seiner Umgebung homosexuelle Neigungen hatten. Zeitungen hatten diese Information auch schon vor 1933 verbreitet, wie z.B. Fritz Gerlichs „Der gerade Weg“. Das gespielte Entsetzen Hitlers über die erst nach dem „Röhm-Putsch“ offiziell bekannt gegebene Homosexualität Röhms kommentierte ein politischer Witz sinngemäß: „Wie entsetzt wird Hitler erst sein, wenn er merkt, dass Göring dick ist und Goebbels einen Klumpfuß hat?“ Röhm und seine engsten Gefolgsleute (wie auch andere unbequem gewordene Personen) wurden verhaftet und später ermordet. Es gibt bis heute keine Hinweise darauf, dass ein Putsch durch Röhm ernsthaft geplant war oder unmittelbar bevorstand. Ermordet wurden neben Röhm unter anderem SA-Obergruppenführer Heines, der vorherige Reichskanzler Kurt von Schleicher mit seiner Frau, Gustav von Kahr und Gregor Strasser.
Die Liquidierung hatte für Hitler mehrere Vorteile:
- Mit der Ruhigstellung der Sturmabteilung präsentierte er sich dem Ausland und dem deutschen Bürgertum als rechtschaffener Staatsmann.
- Mit der Beseitigung der paramilitärischen Konkurrenz verschaffte er sich das Vertrauen der Reichswehrgeneräle.
- Mit der Entmachtung der vornehmlich aus Arbeitslosen und Kleinbürgern bestehenden SA stieg Hitler in der Gunst der deutschen Groß- und Schwerindustrie weiter auf.
- Durch die Enthauptung der zwischenzeitlich auf 400.000 Mitglieder angewachsenen SA wurde eine potentiell gefährliche innerparteiliche Macht neutralisiert.
Die Kaltstellung der SA ermöglichte es dem Führer der SS, Heinrich Himmler, die ursprünglich als Leibwache Hitlers konzipierte SS von der Mutterorganisation SA zu emanzipieren und auch formal als eigenständige Organisation im Nationalsozialismus zu etablieren. In den folgenden Jahren konnte Himmler der SS, ihren Untergliederungen (z. B. SD, Waffen-SS) und damit auch sich selbst eine im NS-Staat fast beispiellose Machtfülle erarbeiten.[5]
Nach 1934
Nach der Ausschaltung Röhms und seiner Gefolgsleute – nach fundierten Schätzungen gab es etwa 130 Tote – wurde die SA nahezu bedeutungslos und diente allenfalls als Kaderreservoir für Partei und andere Organisationen.
Als Viktor Lutze zum neuen Stabschef ernannt wurde, schuf er innerhalb der SA eine SS-ähnliche Elite-Standarte. Diese trug den Namen SA-Standarte „Feldherrnhalle“. Sie war eine stehende und bewaffnete Einheit und galt als SA-Gegenstück zu den Verbänden der SS-Verfügungstruppe.
Zum landesweiten Einsatz kam die SA nochmals im November 1938 bei den Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung, die als „Reichskristallnacht“ in die Geschichte eingegangen sind. Auch wurde sie kurz vor Kriegsende als Reservoir für Kämpfer des Volkssturms genutzt, wobei SA-Angehörige häufig durch Gewalttaten an Kriegsgefangenen oder Kapitulationswilligen auffielen.
Hierarchischer Aufbau
Bis 1926 wurde der Kommandant der SA als „Oberster SA-Führer“ (OSAF) bezeichnet. Bis dahin galt die SA als eine von der NSDAP unabhängige nationalsozialistische Kampforganisation. Ab Herbst 1926 übernahm Adolf Hitler die Führung der SA, wurde also selbst Oberster SA-Führer. Für den bisherigen Amtsinhaber wurde der neue Titel SA-Reichsführer eingeführt; dieser stand von da an unter der Kontrolle der Partei. Mit der Schaffung des SA-Reichsführers wurde das Gegenstück des obersten SS-Kommandanten gebildet, der nun ebenfalls den Rang eines Reichsführers trug, aber formal weiterhin dem SA-Reichsführer unterstellt war.
Mit der Rückkehr Ernst Röhms in die SA wurde der Rang des Chef des SA-Stabes oder kurz SA-Stabschef eingeführt. Ernst Röhm war der bekannteste Inhaber diesen Ranges. Nach seinem Amtsantritt ging er auf Gegenkurs zu Hitler. Röhm wollte die SA-Kampforganisation erneut der Kontrolle der Partei entziehen. Nach der Machtergreifung (1933) forderte er die „2. Revolution“ und die Schaffung eines „NS-Volksheeres“, das die Reichswehr ablösen sollte. Deren Einheiten sollten sich der SA anschließen, in ihr aufgehen und so das „NS-Volksheer“ bilden.
Hitler, der damals die Unterstützung der Reichswehr für seine zukünftigen Kriegspläne brauchte, ließ durch bewusst verfälschte und verbreitete Zitate Röhms den Eindruck verbreiten, Röhm wolle zu einem Aufstand anstiften. Bei 3,5 Millionen SA-Angehörigen hätte die Ordnungsmacht (Polizei oder/und Reichswehr) nicht viel dagegen unternehmen können. Röhm betonte mehrmals intern in Parteikreisen: „Bedenkt, fast vier Millionen Rabauken stehen hinter mir!“. Auch wenn es nur im Spaß gesagt war, klang das in den Ohren Hitlers und der Reichswehrführung sehr bedrohlich.
Verbreitet wurden diese „Revolutionsgerüchte“ vor allem durch das einstige SA-Oberhaupt Hermann Göring und den Reichsführer-SS Heinrich Himmler, der damals noch die Dienstgradabzeichen eines SS-Obergruppenführers trug.
Himmler versicherte Röhm schriftlich mehrmals die bedingungslose Treue seiner selbst und der SS. Ungeachtet dessen wurde die SA-Führung am 30. Juni/1. Juli 1934 durch Angehörige des – allgemein durch seine Brutalität gefürchteten – SS-Totenkopfwachsturmbannes „Oberbayern“ verhaftet und sofort durch ein Exekutionskommando der Leibstandarte-SS Adolf Hitler erschossen. Dieses aus den Angehörigen der ersten zwei Schützenkompanien der Leibstandarte gebildete Exekutionskommando stand unter dem Befehl Josef „Sepp“ Dietrichs.
Röhm selbst wurde am 1. Juli durch den Dachauer Kommandeur des Wachsturmbanns „Oberbayern“ Theodor Eicke und dessen Stellvertreter Michel Lippert in Röhms Zelle erschossen.
Röhms Nachfolger als Stabschef, Viktor Lutze, wurde im August 1934 als „Reichsleiter SA“ Adolf Hitler persönlich unterstellt. Er erhielt nun eigene Dienstgradabzeichen. Nach dem Unfalltod Lutzes im Jahre 1943 wurde Wilhelm Schepmann Stabschef.
Interne Gliederung (nach dem Stand von 1934)
Die SA gliederte sich in 21 Gruppen. Diese Anzahl ist im Verlaufe der folgenden Jahre im Zusammenhang mit administrativen Notwendigkeiten und der kriegsbedingten Eroberung neuer Gebiete verändert worden. Jede Gruppe bestand aus mehreren Brigaden. Die weiteren Untergliederungen (Einheiten und Untereinheiten) waren Standarte, Sturmbann, Sturm, Trupp und Schar. SA-Mann im weiteren Sinne war die Bezeichnung für alle Angehörigen der SA. Der SA-Mann kann im speziellen Sinne sein: SA-Führer (vom Sturmführer einschl. aufwärts), SA-Unterführer (vom Scharführer einschl. bis Obertruppführer einschl.) und SA-Mann (Rottenführer, Sturmmann, SA-Mann). Alle noch nicht endgültig eingereihten oder überführten Angehörigen der SA trugen die Bezeichnung SA-Anwärter. In der Gliederung der SA war die niedrigste Einheit der Sturm; Trupps und Scharen waren Untereinheiten.
Außer der aktiven SA sind als weitere Formationen zu erwähnen: SA-Reserve I und SA-Reserve II. Im Jahr 1938 wurde die Organisationsstruktur der SA nach rein militärischen Gesichtspunkten reorganisiert. Bei dieser Reorganisierung fielen die SA-Reserven I und II weg.
Äußeres, visuelles Auftreten
Uniformierung
Seit 1924 trugen die Angehörigen der „NS-Kampforganisationen“ das so genannte „Lettow-Hemd“, benannt nach dem Kommandeur der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika Lettow-Vorbeck. Zuvor wurden (1920–1923) die Uniformen getragen, mit denen ehemalige Soldaten in der SA ausgemustert waren. Mitglieder, die nicht ehemalige Soldaten waren, legten sich graue Windjacken als Uniformersatz zu.
Das auch später offiziell als „Braunhemd“ bezeichnete Parteihemd wurde nur durch Zufall eingeführt: Der Ende 1923 nach Österreich geflohene Freikorps- und SA-Führer Gerhard Roßbach konnte einen größeren Posten brauner Hemden erwerben. Diese waren ursprünglich für die deutsche Schutztruppe in Afrika unter Lettow-Vorbeck vorgesehen gewesen. Nach seiner Rückkehr führte Roßbach diese Hemden in der SA ein.[6]
In einem mündlichen Gespräch mit Georg Franz-Willing, der als Mitarbeiter des Institute for Historical Review und Holocaustleugner hervorgetreten ist, erklärte Roßbach hingegen, dass er einen bestimmenden Einfluss auf das Aussehen des Braunhemds gehabt habe.[7] Auch wird im so genannten „Ehrenbuch der SA“ von 1934 geschildert, dass das Braunhemd ursprünglich von den „Roßbachabteilungen“ der SA getragen worden sei und erstmalig am 5. April 1925 Verwendung fand[8]. Es ist somit auch durchaus denkbar, dass Roßbach sich mit seiner ursprünglichen Aussage einer „Zufallsentdeckung“ lediglich vom NS-Regime distanzieren wollte. Die Uniform musste von jedem SA-Mann selbst erworben werden, weswegen man auf (vor allem frühen) Bildern häufig unvollständig ausgerüstete SA-Mitglieder sieht.
Am linken Arm wurde die „Kampfbinde“, ein rotes Band mit schwarzem Hakenkreuz in einem weißen Kreis, getragen.
Über die propagandistische Wirkung der Braunhemden in der Öffentlichkeit waren sich die SA-Leute durchaus bewusst. Als im Jahre 1930 in Bayern und Preußen das öffentliche Tragen des Braunhemdes verboten wurde, wich die SA-Führung in einer Blitzaktion auf das Tragen von weißen Hemden aus, ohne sich ansonsten in ihren Aktivitäten weiter stören zu lassen, was die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die SA nur noch weiter verstärkte. Nach Ablauf des Verbotes kehrte man zum Tragen des Braunhemdes zurück.
1932 bekam die Firma Hugo Boss von der NSDAP-Parteileitung den Auftrag, standardisierte Uniformen für die NS-Organisationen zu entwerfen. Mit Ausnahme der SS wurden bei allen Parteiorganisationen Uniformen in diversen Brauntönen eingeführt.
Zum Braunhemd trugen die SA-Männer einen braunen Binder, braune Breecheshosen und Stiefel (in seltenen Fällen und vorwiegend durch höhere Führer zu festlichen Anlässen auch „normale lange Hosen“ und eine Uniformjacke in militärischem Schnitt, ebenfalls mit brauner Grundfarbe). Typisch war die SA-Mütze, eine Schaftmütze mit brauner Grundfarbe, ursprünglich weich und einfarbig braun mit Lederschirm und Sturmriemen. Ab August 1929 erhielt die SA-Mütze einen steifen Korpus, aus dessen oberem farbigen Besatz die territoriale Zugehörigkeit des SA-Mannes (Gau- und Gebietsgliederung) erkennbar war. Silberne Litzen in verschiedener Breite deuteten darüber hinaus auf die Dienststellung des Trägers hin.
Die Rangabzeichen wurden auf dem linken, vom Standartenführer aufwärts auf beiden Kragenspiegeln getragen, deren Grundfarbe mit dem farbigen Randbesatz der SA-Mütze übereinstimmte. Um den Kragen des Braunhemdes verlief bei diesen Rangstufen eine silberne, gedrehte Schnur. Die Nummern auf dem rechten Spiegel bezeichnen den SA-Sturm und die Standarte, z.B.: 1/5 bedeutet Sturm 1 der Standarte 5. Die Mitglieder vom Stab führten nur die Nummer der Standarte, z.B. 5 oder des Sturmbanns, z.B. III/5. Auf der rechten Schulter wurden Achselstücke getragen in Zweifarbenschnur, Silber und Gold. Sofern der SA-Mann auch Mitglied der NSDAP war (was zwar nicht selbstverständlich, bei höheren SA-Führern aber Voraussetzung für ihre Dienststellung war), wurde auf dem braunen Binder „auf der Höhe der Brustwarzen“ ein Parteiabzeichen der NSDAP getragen.
Zur Uniformierung gehörten weiterhin ein braunes Lederkoppel, an dem auf der linken Hüfte der SA-Dolch getragen wurde, mit Koppelschloss und ein Schulterriemen.
Fahnenkult
Von Anfang an spielte die Verwendung von Fahnen, vorwiegend mit dem Symbol des Hakenkreuzes, in der SA als Feldzeichen, aber auch in bloßer Anhäufung als Dekoration gegenüber der Öffentlichkeit eine bedeutsame Rolle.
Neben so genannten „Sturmfahnen“, die den jeweiligen „Sturmabteilungen“ übergeben wurden, führte jede Einheit eine – von Adolf Hitler im Jahr 1922 entworfene – „SA-Standarte“ als Feldzeichen, die sich in ihrer Gestaltung an alte römische Vorbilder und Vorbilder aus napoleonischer Zeit anlehnte und die Gegenstand eines ausgedehnten Fahnenkultes war. Die Standarten besaßen gegebenüber den „Sturmfahnen“ den Vorteil, dass ihr Abbild unabhängig von den Witterungsbedingungen immer sichtbar war. Die Aufschrift „DEUTSCHLAND ERWACHE“ entstammte dem Lied „Sturm, Sturm, Sturm“ von Dietrich Eckart. Die ersten vier Standarten wurden vom Münchener Goldschmied Gar angefertigt und im Januar 1923 auf dem Parteitag in Nürnberg feierlich übergeben. Die umfassende Einführung der SA-Standarten begann 1926 in Weimar, als Adolf Hitler „mit Treueversprechen“ und einem mystischen, ans Religiöse grenzenden Zeremoniell die SA-Standarten übergab.
Auf dem Parteitag 1927 in Nürnberg wurden weitere 12 SA-Standarten vor ihrer Übergabe an die Trägereinheiten „feierlich geweiht“. Zu diesem Zweck verwendete man das Hakenkreuzfahnentuch, das beim Hitlerputsch am 9. November 1923 in München beim Marsch auf die Feldherrnhalle als Fahne vorausgetragen worden war. Die Fahne wurde zur „Blutfahne“ erklärt, um die Verbindung mit den ersten „Blutzeugen“ der Bewegung zu demonstrieren. Ob das Fahnentuch bei dieser Gelegenheit tatsächlich mit dem Blut von verwundeten oder erschossenen Demonstranten „getränkt“ worden ist, wird widersprüchlich diskutiert. Mit einem Zipfel dieser „Blutfahne“ berührte Hitler im Verlauf der Fahnenweihe in dunkler Blut-und-Boden-Symbolik das Fahnentuch jeder neuen Standarte, um „die Kräfte der Märtyrer der Bewegung“ auf die Fahne und dadurch auch auf die von ihr geführte SA-Einheit zu übertragen.
Altgediente SA-Männer
Angehörige der SA, die in der Zeit vom 1. Januar 1925 bis einschließlich 30. Januar 1933 in die SA eingetreten waren, wurden als „Altgediente SA-Männer“ bezeichnet. Sie trugen am Ärmelaufschlag beider Unterärmel grausilberne Ärmelstreifen, deren Zahl und Breite nach dem Eintrittsjahr gegliedert verschieden war.
Absolventen der SA-Reichsführerschule bekamen seit den 1930er Jahren die Tyr-Rune verliehen.
Dienstränge
Gliederung, Abzeichen und Ränge der SA dienten als Vorbild für die Organisationsstruktur der SS sowie der anderen „NS-Kampforganisationen“ NSKK und NSFK.
Die Dienstränge (siehe dort tabellarischer Vergleich mit SS, Polizei und Wehrmacht) waren:
- SA-Anwärter
- 1 SA-Mann
- 2 SA-Sturmmann
- 3 SA-Obersturmmann (nicht im Bild rechts)
- 4 SA-Rottenführer
- 5 SA-Scharführer
- 6 SA-Oberscharführer
- 7 SA-Truppführer (Feldwebel)
- 8 SA-Obertruppführer
- 9 SA-Haupttruppführer (nicht im Bild rechts)
- 10 SA-Sturmführer (Leutnant)
- 11 SA-Obersturmführer
- 12/13 SA-Sturmhauptführer (ab Oktober 1934: SA-Hauptsturmführer)
- 14 SA-Sturmbannführer (Major)
- 15 SA-Obersturmbannführer
- 16 SA-Standartenführer
- 17 SA-Oberführer
- 18 SA-Brigadeführer (General)
- 19 SA-Gruppenführer
- 20 SA-Obergruppenführer
- 21 SA-Chef des Stabes
SA-Sportabzeichen
Das SA-Sportabzeichen wurde geschaffen, um auch in den Reihen der „unpolitischen“ Sportler eine engere Anknüpfung an das nationalsozialistische Gedankengut zu schaffen.
Presseorgan
Seit März 1928 erschien im Völkischen Beobachter eine monatliche Beilage unter dem Titel „Der SA-Mann“, die ab dem 5. Januar 1932 durch die Oberste SA-Führung als selbständiges Wochenblatt herausgegeben wurde. Chefredakteur der Zeitung, die sich in erster Linie mit militärischen Themen sowie internen Angelegenheiten von SA und NSDAP beschäftigte, war Joseph Berchtold.
Siehe auch
- Horst-Wessel-Lied, das Kampflied der SA
Literatur
- Bruce Campbell: The SA Generals and the Rise of Nazism, Lexington: Univ. Press of Kentucky 1998, ISBN 0-8131-2047-0
- Peter Longerich: Die braunen Bataillone. Geschichte der SA, München: C.H. Beck 1989, ISBN 3-406-33624-8
Weblinks
- LeMO: Die Sturmabteilung (SA)
- Shoa.de: SA – Die Sturmabteilung im Dritten Reich
- Martin Schuster: Die SA in der nationalsozialistischen »Machtergreifung« in Berlin und Brandenburg 1926–1934, Diss. Technische Universität Berlin, 2005. Elektronische Ressource 3,8 MB
- SA-Feldpolizei Gedenkstätte SA-Gefängnis Papestraße
- Bernhard Sauer: Goebbels »Rabauken«. Zur Geschichte der SA in Berlin-Brandenburg. (pdf, 6,5 MB) In: Jahrbuch des Landesarchivs Berlin, 2006
Einzelnachweise
- ↑ Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, S. 22
- ↑ Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf- Die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, S. 23
- ↑ Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, S.26
- ↑ Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf – Die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, S. 27
- ↑ siehe auch: Eugen Kogon: Der SS-Staat
- ↑ Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf – die Geschichte der SS, Weltbild-Verlag, S. 27
- ↑ Georg Franz-Willing: Ursprung der Hitler-Bewegung 1919–1922. 2., verbesserte Auflage. K.W.Schütz-Verlag, Preußisch-Oldendorf 1974,ISBN 3-87725-071-3 (formal falsche ISBN). S. 127
- ↑ Karl W. H. Koch: Das Ehrenbuch der SA. Fr. Floeder, Düsseldorf 1934. S. 48
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