SRBOC

SRBOC
Zwei Mk 36 SRBOC an Bord des Schlachtschiffs USS Iowa

Das Mk 36 SRBOC (Super Rapid Bloom Offboard Countermeasures, dt. etwa: sehr schnell aufblühende, von Bord abgeschossene Gegenmaßnahmen) ist ein Täuschkörperwerfer-System für den maritimen Einsatz. Die vollständige Bezeichnung lautet Mk 36 Super Rapid Bloom Offboard Countermeasures (SRBOC) Chaff and Decoy Launching System, wird aber auch Mk 36 DLS (Decoy Launching System) oder Mk 36 Super-RBOC genannt.[1]

Das Mk 36 ist eine Weiterentwicklung des Mk 33 RBOC mit erweiterten Fähigkeiten.[2] Das System wird von mindestens 19 Marinen eingesetzt[1] und ist in verschiedenen Ausführungen und Weiterentwicklungen („Mods“) verfügbar. Das im Moment letzte Modell ist der Mk 36 Mod 12.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung und Aufbau

Das SRBOC wurde ursprünglich von United Defense, heute Teil der BAE Systems Land and Armaments, entwickelt und ist seit 1977 im operativen Einsatz. Bis zum Jahr 1999 wurden rund 848 Systeme produziert. Die geschätzten Kosten für ein Mk-36-System mit zwei Werfern lagen 1999 bei 500.000 USD, bei vier Werfern rund 800.000 USD.[3] Das Mk 36-System wird weiterhin auch neu beschafft.[4]

Das komplette Mk 36-System besteht aus mindestens zwei Mk 137 Werfern, je einer Mk 160 Mod 1 Stromversorgung und einem Mk 5 oder Mk 6 Munitionsmagazin pro Werfer, der Mk 158 Mod 1 oder 2 Abschußsteuerung in der Operationszentrale (Combat Information Centre, kurz CIC), die meist mit dem System zur elektronischen Kampfführung AN/SLQ-32 verbunden ist, der Mk 164 Mod 1 oder 2 Brückensteuerung, und einer Reihe von verschiedenen Munitionsarten.[5] Das SRBOC kann sowohl von der Brücke aus als auch vom CIC gesteuert werden.

Das SRBOC kommt meist bei größeren Überwassereinheiten zum Einsatz. So wird auf Schiffen bis 166 Meter Länge (500 ft) normalerweise ein Paar Werfer verwendet, bei größeren Einheiten entsprechend mehr.[3]

Die USS Tarawa feuert zwei Täuschkörper ab

Ein einzelner Mk 137 Werfer besteht aus sechs Werferrohren, die in zwei parallelen Reihen angeordnet sind. Der Werfer wird in zwei Ausführungen für den Einsatz Backbord und Steuerbord gebaut und wiegt ungeladen 207 Kilogramm.[6] Während bis einschließlich Mod 1 alle Rohre im 45-Grad-Winkel angeordnet waren, sind seit der Mod 2 die Rohre in Winkeln von 45 und 60 Grad ausgerichtet.[7] Aus jedem der mörserartigen Rohre werden die Täuschkörper im Kaliber 130 mm abgefeuert. Da die Werfer oder Werferrohre nicht richtbar sind und so die Munition in einem festen Seiten- und Höhenwinkel abgeschossen wird, muss das Schiff manövrieren, um die Werfer zum angestrebten Ziel auszurichten. Die Zündung der Treibladungen erfolgt über elektromagnetische Induktion.[8] Die Mündungsgeschwindigkeit der Täuschkörper liegt beim Mk 137 Werfer bei rund 75 Meter pro Sekunde.[7]

Die Mk 160 Stromversorgung wandelt den 440-Volt-Wechselstrom des Bordnetzes des Schiffes in den für den Betrieb der Werfer notwendigen Gleichstrom um. Der Betrieb erfolgt dann mit 28-V-Gleichstrom, kann im Notbetrieb über einen Zeitraum von fünf bis acht Stunden aber auch über die eingebauten Batterien mit 24-V-Gleichstrom erfolgen.[7]

Weiterentwicklung

Inzwischen wurden die meisten SRBOC-Systeme so modifiziert, dass sie auch aktive Radarköder vom Typ Nulka einsetzen können. Die Bezeichnung lautet dann Mk 53 DLS.[5] Im Jahr 1994 wurde von der US Navy ein Auftrag zur Entwicklung eines akutischen Einweg-Täuschkörpers für Torpedos an Loral Hycor vergeben, der über das Mk 36 abgeschossen werden sollte.[2]

Täuschkörper

Zwei Starter für SRBOC auf der Wisconsin mit zwei Munitionsmagazinen

Als Täuschkörper können Aluminiumstreifen oder beschichtete Kohlefaser enthalten sein, um Flugkörpern mit Radar ein falsches Ziel zu bieten (sogenannte Düppel oder Chaff), oder brennendes Phosphor, Aluminium, Magnesium oder Kombinationen enthalten (sogenannte Hitzefackeln oder Flares), um Flugkörpern mit Infrarotsuchkopf ein falsches Ziel zu bieten.

Beim Mk 36 werden eingesetzt:[3]

  • Super Chaffstar (Radar)
  • Super Hiram III (Infrarot)
  • Super Hiram IV (Infrarot)
  • Super Gemini (Radar/Infrarot)
  • Super LOROC (Long-Range Offboard Chaff) raketenunterstütztes Chaff. Das Super LOROC kann den Täuschkörper auf eine Entfernung von bis zu 2,5 Kilometer vom Schiff bringen.
  • NATO Seagnat (Radar/Infrarot), in verschiedenen Ausführungen wie Mk 214, Mk 216, Giant Mk 245 (Infrarot)[9] oder TALOS[10] [11]. Bei Verwendung der Mk 214 und Mk 216 muss der Mk 137 Werfer nach jedem Schuss gereinigt werden, weil starke Verbrennungsrückstände in den Abschussrohren zurückbleiben.[5]
  • NULKA, eine aktive ECM-Ladung mit Raketenstabilisierung zur Flugdauerverlängerung (nur mit Modifikation des Werfers)

Technische Daten

Ausführung[7] Kapazität Täuschkörper Anzahl Werfer Ersatzmunition Anzahl Munitionsmagazine
Mod 1 und 5 12 2 40 2
Mod 2, 6 und 9 24 4 80 4
Mod 8 48 8 160 8
Mod 10 36 6 120 6
Mod 11 24 4 140 4
Mod 12 36 6 210 6
  • Rohrlänge: 62,23 cm
  • Gesamthöhe geladen: 152,4 cm
  • Mündungsgeschwindigkeit: 75 m/s
  • Feuerleitsystem: Mk 164 Brückensteuerung; Mk 158 Abschußsteuerung (Mod 1, 2 und 8) oder AN/SLQ-32-Konsole (Mod 5 und 6)

Verwender

Auswahl über die Marinen und Schiffsklassen auf denen das Mk 36 SRBOC verwendet wird:[2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Global-Security mit Daten zum Mk 36 (engl.)
  2. a b c Mk 36 auf MilitaryPeriscope (engl.)
  3. a b c Forecastinternational.com mit Beschreibung des SRBOC (engl.)
  4. FBO.gov mit Beschaffungsausschreibung zum SRBOC (engl.)
  5. a b c Information zur Mk36 SRBOC auf FAS.org (engl.)
  6. Angaben zur SRBOC auf der Webseite zum Zerstörer Mölders
  7. a b c d Datenblatt zum Mk 36 auf FAS.org (engl., pdf-Datei)
  8. Kurzinformation auf Janes.com zum SRBOC (engl.)
  9. Datenblatt zur Mk 245 auf ValleyAssociates (engl.)
  10. Webseite der britischen Streitkräfte mit Daten zur Seagnat (engl.)
  11. Information zum Seagnat auf Janes (engl.)

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