- Sachsen-Klasse (1999)
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Fregatte Sachsen-Klasse
(Klasse 124)
Fregatte Sachsen (F 219)Geschichte Schiffsklasse: Fregatte Klasse 124 Typschiff: SACHSEN Einheiten: Sachsen (F 219)
Hamburg (F 220)
Hessen (F 221)Entwicklungs- Werften:
ARGE F124: Kiellegung: 1999 bis 2001 Stapellauf: 2001 bis 2005 Indienststellung: 2004 bis 2006 Heimathafen: Wilhelmshaven Daten Verdrängung: 5690 t Länge: 143 m Breite: 17,44 m Tiefgang: 5,0 m Antrieb:
1x General Electric LM 2500
Leistung: 23.500 kW
Diesel 2x MTU 1163 20V mit je 7.400kW 2 Wellen mit 5-Blatt-Verstellpropeller Geschwindigkeit: 29 Knoten Fahrtstrecke: > 4000 sm bei 18 Knoten Seeausdauer: 21 Tage Besatzung:
Bordhubschrauber
255 Mann, davon
11 Dienstpersonal
Bewaffnung Schiffsgeschütze 1 × Oto Melara 76/62 Compact 2 × MLG 27
Seezielflugkörper 2 × 4 AGM-84 Harpoon VLS Mk 41 32 Zellen für SM-2 und ESSM CIWS 2 × 21 Rolling Airframe Missile ECM 6 × 6 Mk 36 SRBOC Torpedorohre 2 × 3 für MU90 Torpedos Bordhubschrauber 2 × Sea Lynx Mk.88A Sensoren Tracking-Radar SMART-L Multifunkt.-Radar APAR Bug-Sonar DSQS-21B Mod. ECM/ESM FL 1800 S II Optronik MSP 500 F 124 ist die marineinterne Bezeichnung für die Fregatten der zweiten Sachsen-Klasse der Deutschen Marine. Typschiff ist die Fregatte Sachsen (F 219), die nach intensiver Erprobung Anfang November 2004 in Dienst gestellt wurde. Die Klasse umfasst noch die beiden Schwesterschiffe Hamburg (Indienststellung 13. Dezember 2004) und Hessen (Indienststellung 21. April 2006).
Inhaltsverzeichnis
Einsatzprofil
Die Sachsen-Klasse ersetzt die drei Zerstörer der Klasse 103 B, die bis 2003 außer Dienst gestellt worden sind.
Die Fregatten der Sachsen-Klasse sind als Mehrzweckfregatten konzipiert, die zum Geleitschutz und zur Gebietssicherung eingesetzt werden können sowie sehr effektiv feindliche Flugzeuge und Flugkörper abzuwehren vermögen. Die Sensoren und Effektoren dieser Schiffe sind auf Verbandsführung und Verbandsflugababwehr optimiert, welches die Hauptaufgaben dieses Fregattentyps darstellen. Zu diesem Zweck sind sie mit zusätzlichen Räumen und Unterkünften zur Aufnahme eines Stabes ausgestattet.
Entwicklung
Die Klasse F 124 wurde im Rahmen eines trilateralen Abkommens zur Entwicklung einer gemeinsamen Schiffsplattform zwischen der Bundesrepublik Deutschland, den Niederlanden und Spanien („Trilateral Frigate Cooperation“, TFC) entwickelt. In den Niederlanden wurde im Rahmen dieses Abkommens die LCF De Zeven Provinciën gebaut, in Spanien die Klasse F100 (Álvaro-de-Bazán-Klasse).
Technik
Antrieb
Als Antrieb dient eine Kombination aus 2 Dieselmotoren und einer Gasturbine (CODAG-Antrieb). Die 20-Zylinder-Dieselmotoren stammen von MTU und erreichen eine Leistung von je 7.400 Kilowatt (kW). Die Gasturbine vom Typ LM 2500 stammt von General Electric und hat eine Leistung von 23.500 kW. Somit wird eine Gesamtleistung 38.000 kW (51.600 shp) erreicht. Die Kraftübertragung erfolgt über zwei Wellen mit Fünfblatt-Verstellpropeller.
Bewaffnung
Lenkflugkörper und Torpedos
Als Hauptbewaffnung ist das Vertical Launching System Mk. 41 mit 32 Zellen eingebaut. Dieses kann Flugabwehrraketen SM-2 und ESSM (im Quadpack, das heißt 4 Flugkörper in derselben Zelle) verschießen. So können 24 SM-2 und 32 ESSM mitgeführt werden.
Daneben sind noch zwei Vierfachstarter für AGM-84 Harpoon Seezielflugkörper und zwei Drillingssätze Torpedorohre für MU90 Torpedos vorhanden.
Zur Nahbereichsflugabwehr sind außerdem noch zwei RIM-116 RAM Starter mit je 21 Flugkörpern und zwei MLG 27 (Marineleichtgeschütze) eingerüstet.
Zusätzlich werden für die Bordhubschrauber noch Seezielflugkörper des Typs Sea Skua mitgeführt.
Bordhubschrauber
Ebenso wie bei den Fregatten der Bremen- und Brandenburg-Klasse dienen die zwei Bordhubschrauber der Bekämpfung von Seezielen, die außerhalb der Waffenreichweite der Fregatte selbst liegen und zur U-Boot-Jagd. Zurzeit werden Hubschrauber vom Typ Westland Lynx mitgeführt, jedoch sollen sie in absehbarer Zeit von NH90 abgelöst werden. Die Bordhubschrauber werden mit Hilfe einer Bordhubschrauber-Verfahranlage automatisch vom Landegrid in den Hangar und umgekehrt verfahren.
Geschütze
Als Hauptgeschütz ist ein 76-mm-Schiffsgeschütz (Typ: 76/62 Compact) von Oto Melara mit Kaliberlänge 62 eingebaut. Es kann gegen Ziele aller Art eingesetzt werden. Aufgrund des kleinen Kalibers ist das Geschütz jedoch nur eingeschränkt für den Landzielbeschuss geeignet. Diese Aufgabe wird in der aktuellen asymmetrischen Kriegführung als Schlüsselkompetenz angesehen, weswegen andere Marinen auf größere Kaliber setzen. Im Rahmen des MONARC-Konzeptes zur Erprobung der Möglichkeit der Einführung eines neuen Marine-Schiffsgeschützes wurde der Turm einer Panzerhaubitze 2000 auf einem im Bau befindlichen Schiff der Sachsen-Klasse getestet, das Konzept wurde allerdings aufgrund unterschätzter Probleme bei der Navalisierung aufgegeben.
Möglicherweise werden auf den Fregatten zu einem späteren Zeitpunkt die 76-mm-Geschütze durch die neuen 127/64 Lightweight-Geschütze mit Kaliber 127 mm ersetzt, die die effektive Kampfentfernung im Zusammenspiel mit der präzisionsgelenkten Vulcano-Munition auf 100 km steigern würde.
Zur Abwehr von Angriffen mit Speedbooten (siehe auch USS Cole (DDG-67)) oder anderen kleineren Einheiten sind noch zwei MLG-27-Maschinenkanonen von Rheinmetall (Kaliber 27 mm) integriert.
Elektronik
Das zentrale Element der Bordelektronik ist das CDS (Führungs- und Waffeneinsatzsystem). Es umfasst unter anderem das Combat System Netzwerk mit 17 Multifunktionskonsolen, einen Massenspeicher, vier separaten Großbildschirmen und neben weiteren Konsolen die Bus Interface Units zur Einbindung der Waffenmodule, Radaranlagen, Navigations- und Kommunikationsanlagen sowie der Schiffstechnik. Das bedeutet die Abkehr von der Zentralrechner-Architektur früherer Schiffsklassen zu einem vollintegrierten verteilten Netzwerk bei dem jede der Multifunktionskonsolen einen eigenen Rechnerkern mit der CDS-Software besitzt. Da jede Funktion innerhalb des Netzwerkes von jeder Multifunktionkonsole übernommen werden kann sind Systemausfälle einzelner Komponeneten erheblich besser zu kompensieren.
Die auffälligsten Elemente der Bordelektronik sind die beiden 3D Radaranlagen APAR und Smart-L. Das Multifunktionsradar APAR (active phased array radar), dessen Flächensensoren sich auf allen vier Seiten des Mastes befinden, erlaubt eine kontinuierliche Rundumbeobachung des See- und Luftraumes. Es dient dabei hauptsächlich als Feuerleitradar für die SM-2 und ESSM Flugkörper wobei zusätzliche separate Zielbeleuchter, wie beim vergleichbaren amerikanischen AN/SPY-1 für die Endanflugphase, hier nicht erforderlich sind.
Außerdem sind noch eine MSP 500 (Multi-Sensor-Plattform) von Rheinmetall mit optionalem Feuerleitmodul für das 76-mm-Schiffsgeschütz, ein DSQS-21B Mod. Sonar von Atlas Elektronik und eine ECM/ESM-Anlage FL 1800 S II zu der auch sechs Mk 36 SRBOC-Täuschkörperwerfer gehören eingerüstet.
Die umfangreiche Kommunikationsausrüstung umfasst unter anderem Link 11, Link 16, SATCOM und ein IMUS (System Integriertes Message Handling-und Steuerungssystem) inclusive Krypto-Geräte. Die elektronische Ausrüstung wird durch zwei Navigations-Radare, zwei GPS-Navigationsanlagen, zwei Inertiale Navigations-Plattformen MINS mit elektronischer Seekarte ECDIS und einer Wettersatelliten-Anlage abgerundet.
Signaturreduzierung
Wie schon bei ihren Vorgängern, den Fregatten der Brandenburg-Klasse, wurde bei der F 124 ein Design verwendet, das die Radarsignatur der Schiffe deutlich verringert. Diese Tarneigenschaft wurde, erstmals bei einem Schiff der Deutschen Marine, durch die „X-Bauweise“ realisiert. Dabei sind alle Seitenflächen des Rumpfes und der Aufbauten gegeneinander geneigt, um auftreffende Radarstrahlen weitgehend in andere Richtungen abzulenken.
Berichte über Fehler
Laut Informationen der Zeitung Schleswig-Holstein am Sonntag von 2006 sind die Fregatten angeblich wegen Softwarefehlern im Führungs- und Waffeneinsatzleitsystem nicht in der Lage, sich ausreichend gegen Angriffe durch Flugzeuge oder Raketen zu verteidigen. Die Fregatten können jedoch im Rahmen des UN-Libanon-Einsatzes eingesetzt werden. Der Befehlshaber der Flotte hat sich in seiner Abschlussrede zur 48. Historisch-Taktischen-Tagung der Flotte im Januar 2008 in Warnemünde dahingehend geäußert das mit dem Erreichen der „Full Operational Capability“ wahrscheinlich erst im ersten Halbjahr 2010 zu rechnen ist.
Schiffsliste
Schiffsnummer Name Rufzeichen Werft Kiellegung Stapellauf Auslieferung Indienststellung F 219 Sachsen DRAA Blohm + Voss GmbH, Hamburg 1. Februar 1999 20. Januar 2001 29. November 2002 4. November 2004 F 220 Hamburg DRAB Howaldtswerke-Deutsche Werft AG, Kiel 1. September 2000 16. August 2002 September 2004 13. Dezember 2004 F 221 Hessen DRAC Nordseewerke GmbH, Emden 14. September 2001 26. Juli 2003 7. Dezember 2005 21. April 2006 (F 222) Thüringen Nicht wahrgenommene Option Einheiten, Geschwader und Standorte
Die Schiffe der Sachsen-Klasse sind in Wilhelmshaven stationiert.
Die Schiffe erhielten Namen von Bundesländern, die teilweise schon Zerstörer der Hamburg-Klasse getragen hatten. Als Name für ein viertes Schiff soll Thüringen vorgesehen gewesen sein. Die Schiffe bildeten zunächst das 1. Fregattengeschwader und wurden im Januar 2006 mit den Fregatten der Klasse F123 zum 2. Fregattengeschwader zusammengefasst. Das 2. Fregattengeschwader gehört zur Einsatzflottille 2 (Wilhelmshaven), die wiederum dem Flottenkommando in Glücksburg untersteht.
Weblinks
- Fregatte der Sachsen-Klasse auf marine.de
- Fregatte Typ 124(marine-portrais.de private Webseite)
- MONARC-Projekt
- MSP 500 (Rheinmetall Defence)
- Notiz über die Softwareprobleme der Feuerleitung
- Sachsen Class (F124) Air Defense Frigates, Germany (Englisch)
Fregatten der Sachsen-Klasse (F 124)
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